Niedermayr G. & R. Göd / 1992 |
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Das
Spodumenvorkommen auf der Weinebene und seine Mineralien.
Von
Gerhard NIEDERMAYR und Richard GÖD EINLEITUNG
Spodumen
-ein Lithium führender Klinopyroxen mit einem Lithiumgehalt von etwa 5-8
Gew.-% Li2O (vgl. auch DEER et al., 1963) -ist heute ein für
verschiedene Zwecke gesuchter Rohstoff. Dabei ist es derzeit aus
aufarbeitungstechnischen Gründen weniger der Lithiumgehalt des Spodumens,
der genutzt wird, sondern der Spodumen findet vor allem in der
Keramikindustrie Verwendung. Aus Kostengründen wird Lithium (in Form von
Lithiumkarbonat) hingegen heute hauptsächlich aus bestimmten lithiumhältigen
Solen (z. B. in Chile und Nevada) gewonnen. Die Aluminiumindustrie ist der
größte Verbraucher von Lithiumkarbonat (als Flußmittel bei der
Al-Erzeugung). Weitere Anwendungsbereiche von Lithium liegen heute in der
Schmierfettindustrie, in der chemischen Industrie, bei der Herstellung von
Spezialgläsern, Glasuren und Emaillen sowie in der chemischen und
nuklearen Energietechnik. 'Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung von
Lithium, von Lithiumkarbonat bzw. von Spodumen wurde im vergangenen
Jahrzehnt der Aufsuchung wirtschaftlich nutzbarer Vorkommen (von Spodumen)
auch in Österreich gewisses Augenmerk geschenkt (z. B. GÖD, 1978 und
1989a und b, KOLLER et al., 1983). Die erste Erwähnung von Spodumen im
Bereich des Brandrückens auf der Weinebene stammt von MEIXNER (1966) und
geht auf einen Fund des sehr ambitionierten Kärntner Mineraliensammlers
Schuldirektor V. LEITNER, St. Michael, zurück. Doch hat bereits
BECK-MANNAGETTA (1951) im bezeichneten Gebiet einen "Diopsidaplit"
beschrieben. Diese Informationen waren Ausgangspunkt für die in den
Jahren 1981 bis 1988 durchgeführten Untersuchungen der Firma Minerex,
Mineral-Explorationsgesellschaft mbH. Eine lagerstättenkundliche
Bearbeitung der gegenständlichen Spodumenpegmatite wurde jüngst
publiziert (GÖD, 1989a und b). Technische Daten zur Lagerstätte, zum
Abbauverfahren und eine Wirtschaftlichkeitsprüfung von seiten des
seinerzeitigen Projektbetreibers, der Bleiberger Bergwerks Union,
Rohstoffgewinnungsgesellschaft m.b.H., wurden kürzlich von CERNY et al.
(1989) vorgestellt. Im Zuge eines Versuchsabbaues wurde schon vor längerer
Zeit Spodumenerz aus den beiden deutlich unterschiedlich entwickelten
Teilbereichen des Vorkommens auf Halde gelegt. Im Haldenmaterial sind dann
sowohl durch Sammler aus Kärnten und der Steiermark als auch von Angehörigen
des Landesmuseums Joanneum in Graz und des Naturhistorischen Museums in
Wien verschiedene, zum Teil für Österreich neue Mineralarten
aufgesammelt und bekannt gemacht worden (NIEDERMAYR et al., 1987,1988,1989
und 1990). Durch WALTER et al. (1990) konnte vor kurzem auch ein weltweit
neues Mineral, das Ca-Be-Phosphat Weinebenit, beschrieben werden. Weitere
Mineralnachweise sind NIEDERMAYR et al. (in diesem Band, S. 115-122) zu
entnehmen. ZUR
GEOLOGIE DES SPODUMENVORKOMMENS
Das Spodumenvorkommen der Weinebene liegt im mittelostalpinen (nach FRANK, 1987, oberostalpinen) Kristallin der Koralpe und ist Teil des ostalpinen Altkristallins, das in diesem Bereich aus mesobis katazonalen Metamorphiten, bestehend aus verschiedenen Paragneisen, Glimmerschiefern, Marmoren, Amphiboliten und auch eklogitischen Gesteinen, aufgebaut wird (TOLLMANN, 1977, und BECK-MANNAGETTA, 1980a, 1980 b ). Die die Gesteine hauptsächlich prägende Metamorphose ist dem variszischen Zyklus zuzuordnen. Eine jüngere alpidische (frühalpidisch; FRANK et al., 1987, und FRANK, 1987) Metamorphose, die in den tieferen Anteilen Amphibolitfazies erreicht, überprägt den Gesteinsbestand. Diese frühalpidische Metamorphose der Gesteine wird durch Isotopendaten an Glimmern von etwa 80 Millionen Jahren (MORAUF, 1981) und aus dem geologischen Befund (WIMMER-FREY, 1984) interpretiert. Die Gesteinsserie im Bereich des Spodumenvorkommens selbst umfaßt nach GÖD (1989b) mehr oder weniger quarzitische, lokal auch Kyanit führende Glimmerschiefer und eklogitische Amphibolite. Die Gesteine streichen WNW-ESE und fallen mit etwa 60° nach NNE ein. Die Amphibolite bestehen aus Amphibol, Plagioklas, etwas Granat und sehr untergeordnet Quarz; Calcit als primäre Komponente ist bereichsweise häufiger. Lagenweise von Dezimetern bis einigen Metern Mächtigkeit auftretende eklogitische Amphibolite zeigen symplektitische Pyroxene. Die Pyroxene werden größtenteils von Hornblende verdrängt und zeigen solcherart eine retrograde metamorphe Überprägung an. schichtgebundener Scheelit ist im tektonisch Liegenden der Pegmatite als akzessorischer Gemengteil in den Amphiboliten zu beobachten; in den Spodumenpegmatiten konnte hingegen kein Scheelit festgestellt werden. Die Glimmerschiefer zeigen einen Mineralbestand von Muskovit, Quarz, Granat und Biotit sowie etwas Plagioklas; Kyanit-Paramorphosen nach Andalusit können einige Zentimeter Länge erreichen ("Paramorphosenschiefer"). Sowohl die eklogitischen Amphibolite als auch die Glimmerschiefer führen gelegentlich Graphit. Mehrere Meter mächtige Glimmerschiefer sind den Amphiboliten zwischengeschaltet. Diese Glimmerschiefer-Zwischenlagen, der Gehalt an Graphit, die primäre Karbonatführung in den Amphiboliten sowie auch untergeordnete geringmächtige Marmorlagen deuten auf eine sedimentäre Herkunft der Amphibolite. Spodumen ist im bezeichneten Bereich ausschließlich an Pegmatite gebunden, die im wesentlichen unzonierte, schieferungsparallele, gangförmige Körper in eklogitischen Amphiboliten sowie in Kyanit und Granat führenden Glimmerschiefern bilden. Die Platznahme der Pegmatite erfolgte mit großer Wahrscheinlichkeit im spätorogenen Stadium der variszischen Gebirgsbildung. Die Pegmatite intrudierten somit in einer Spätphase jener Metamorphose, die die eklogitischen Amphibolite und Kyanit führenden Glimmerschiefer formte (GÖD, 1989b). DIE
SPODUMENPEGMATITE Die
Spodumenpegmatite sind im Verlauf der Explorationsarbeiten ober Tage über
eine streichende Länge von rund 1,5 Kilometern nachgewiesen worden. Durch
Bohrarbeiten konnten die Pegmatite im Einfallen bei gleichbleibender
Zusammensetzung bis in eine Teufe von 450 Metern nachgewiesen werden. Die
durchschnittliche Mächtigkeit der Pegmatite beträgt etwa 2 Meter, die
maximale 5,5 Meter. GÖD (1989b) unterscheidet zwischen
AH-(amphibolite-hosted, früher "Erztyp 1", z. B. NIEDERMAYR et
al., 1989) und MH-(micaschist-hosted, früher "Erztyp
2")Pegmatiten. Die AH-Pegmatite zeigen eine einheitliche
Internstruktur (vgl. auch Abb. 4,6): Auf einen aplitischen Randsaum von
etwa 10 cm Mächtigkeit folgt ein unzonierter, grobkörniger
Zentralbereich mit subparallel eingeregelten Spodumenkristallen. Die
eigentliche Kontaktzone zu den Amphiboliten wird durch eine Biotitisierung
Letzterer im dm-Bereich sowie durch die Bildung von Holmquistit
charakterisiert. Biotit-und Holmquistitbildung werden von GOD (1989b) als
primäre Kontaktbildung im Verlaufe der Intrusion der Pegmatite
interpretiert. Grobstrahlige, grauviolett gefärbte sonnenf6rmige
Holmquistitaggregate, die bis jetzt lediglich in obertägigem Blockwerk
aufgefunden wurden, niemals jedoch untertägig, erreichen bis 20 cm
Durchmesser. Die zum Teil durchscheinend bis durchsichtigen, stengeligen
Kristalle zählen weltweit zu den besten Individuen dieser Mineralart
(vgl. auch WALTER und WALITZI, 1985, WALTER et al., 1989). Ob die
wesentlich häufiger zu beobachtenden feinfilzig-wirrstrahligen
Holmquistitbeläge ebenfalls so zu deuten sind, ist allerdings nach
Meinung des Erstautors fraglich. Ihre Vergesellschaftung mit stengeligem
Skapolith und, oft rosa gefärbtem, Klinozoisit sowie die deutliche
tektonische Überprägung dieser Kontaktbereiche würde auch eine Bildung
im Zuge einer Metamorphose nicht ausschließen. Schwarzer Turmalin ist
hier ebenfalls in dickstengeligen, häufig aber zerbrochenen Individuen
angereichert und auch hell- bis graugrüner, xenomorph bis subidiomorph
entwickelter Apatit kann hier reichlich beobachtet werden. Die bis
handtellergroßen Spodumene sind in der aus Quarz und Feldspat (sowohl
Albit als auch stellenweise Mikroklin) bestehenden Kernzone dieser
Pegmatite auskristallisiert. Zusätzliche primäre Pegmatitkomponenten
umfassen Muskovit, hellblauen Beryll, schwarzen Turmalin, schwarzgrünen
Apatit und Akzessorien (Graphit, Kassiterit, Triphylin, Ferrisicklerit,
Pyrochlor und Zirkon). Der Pyrochlor wurde
mittelsElektronenstrahlmikrosonde analysiert und ist als Mikrolith zu
definieren. Unter der Annahme, daß das gemessene Gesamtblei radiogenen
Ursprungs ist, errechnet sich aus den U-, Th-und Pb-Gehalten des
Pyrochlors ein "Zerfallsalter" von etwa 80 bis 100 Mio. Jahren
-dies könnte einem altalpidischen Metamorphoseereignis entsprechen. Da
der Pyrochlor zum primären Mineralbestand zu rechnen ist, kann das
errechnete Alter kaum als Bildungsalter der Pegmatite aufgefaßt werden,
da diese als variszisch angesehen werden (vgl. GOD, 1989b). Eine spätere
Umkristallisation des Pyrochlors während der altalpidischen Überprägung
müßte daher angenommen werden. Beryll tritt teils in xenomorphen bis
subidiomorphen Putzen, teils aber auch in morphologisch gut ausgebildeten,
charakteristisch nach der c-Achse plattig entwickelten Kristallen auf.
Solcherart atypisch ausgebildete, extrem kurzprismatisch bis tafelige
Berylle sind in Spodumenpegmatiten nicht ungewöhnlich (BEUS, 1966). Die
an die Glimmerschiefer gebundenen Spodumenpegmatite (MH-Pegmatite) zeigen
ein vollkommen anderes Erscheinungsbild. Es sind feinkörnige, straff
geschieferte, leicht gelblichgrüne Gesteine, die dieselben Gefügemerkmale
wie die sie umgebenden quarzitis.chen Glimmerschiefer aufweisen. Das
Gestein könnte als aplitischer Gneis angesprochen werden, da es durch die
vollkommene Umkristallisierung seinen usprünglichen pegmatitischen
Habitus völlig eingebüßt hat. Erst der mikroskopische Befund läßt die
pegmatitische Ausgangszusammensetzung erkennen. Die MH-Pegmatite zeigen
keine aplitischen Randzonen und ihr Kontakt zum Nebengestein ist scharf.
Die Spodumene sind nur selten in größeren ( = einige mm)
Kristallfragmenten erkennbar. Interessant ist, daß gegenüber den
AH-Pegmatiten der Anteil an Spodumen in diesem zweiten Pegmatittyp
signifikant niedriger liegt und nur etwa 15 Vol.-% Spodumen beträgt (GÖD,
1989b). Der übrige Mineralbestand ist dagegen weitgehend identisch. An
Schieferungsflächen und vor allem entlang der Klüftung der MH-Pegmatite
ist eine sehr artenreiche tertiäre Mineralisation zur Ausbildung gekommen
(vgl. Tab. 1). Die weitaus massigeren und tektonisch weniger stark überprägten
AH-Pegmatite zeigen nur untergeordnet Klüftung und sind auch nur selten
von LösungshoWräumen, meist um Apatit, Triphylin und Ferrisicklerit,
durchsetzt. Nur in diesen Lösungshohlräumen ist es analog zu den Klüften
der MH-Pegmatite zur Ausbildung tertiärer Mineralphasen, vor allem von
Fairfieldit-Messelit, Ludlamit, ~Uranophan und Heterosit-Purpurit
gekommen. Abgesehen von diesen makroskopischen Unterschieden weisen die
beiden Pegmatitarten auch Unterschiede im Chemismus auf. Am deutlichsten
ist der signifikant höhere Li2O-Gehalt von etwa 1,6 Gew.-% Li2O der AH-Pegmatite gegenüber einem solchen von etwa 1,3 Gew.-% Li2O
in den MH-Pegmatiten (eine eingehendere Diskussion der geochemischen
Unterschiede der Pegmatite erfolgt in GÖD, 1989b). Wie GÖD (1989b)
wahrscheinlich machen konnte, gehören die Spodumenpegmatite der Weinebene
zum Albit-SpodumenTyp der RE-Granitpegmatite ("rare element
pegmatites"). Ihr Alter wird als variszisch gedeutet, wobei die
Platznahme nach dem thermischen Höhepunkt einer mittelgradigen, Kyanit
und Pyroxen erzeugenden Metamorphose erfolgt ist. GÖD (1989b) vertritt
die Ansicht, daß das unterschiedliche Erscheinungsbild der beiden
Pegmatittypen auf die unterschiedliche Beeinflussung der pegmatitischen
Ausgangsschmelze durch die jeweiligen Nebengesteine zurückzuführen ist.
In diesem Sinne interpretiert er Turmalin, Apatit und Holmquistit, die im
Randbereich der AH-Pegmatite zum umgebenden Amphibolit bevorzugt
auftreten, als durch Wechselwirkung von Pegmatit und Amphibolit
entstanden. Demgegenüber glaubt der erstgenannte Autor, daß es sich bei
Holmquistit, Klinozoisit, Skapolith und zum Teil auch bei Granat, Apatit
und Turmalin, sofern diese im unmittelbaren Kontaktbereich selbst
auftreten, um Rekristallisate im Zuge metamorpher Überprägungen und
metasomatischer Stoffverschiebungen handelt. Da der stoffliche Unterschied
zum Nebengestein bei den AH-Pegmatiten sehr ausgeprägt ist, scheint es
nicht nur bei der Intrusion dieser Pegmatite zu Stoffverschiebungen und
Kontaktbildungen gekommen zu sein (z. B. aplitischer Randsaum,
Biotitisierung des Amphibolits), sondern hat auch bei der späteren
metamorphen Überprägung eine Umkristallisierung in der Kontaktzone
stattgefunden (möglicherweise Bildung von feinfilzigem Holmquistit, von
Skapolith und Klinozoisit). Bei den MH-Pegmatiten sind demgegenüber keine
vergleichbaren Kontaktbildungen zu beobachten, die metamorphe Überprägung
hat hier aber den ursprünglichen pegmatitischen Habitus, wie erwähnt,
beinahe vollkommen ausgelöscht. DIE
MINERALIEN
Entsprechend
der Mehrphasigkeit der geologischen Entwicklung des die Spodumenpegmatite
führenden Gesteinsstapels werden im Bereich des Spodumenvorkommens auf
der Weinebene mehrere mineralbildende Stadien unterschieden: 1)
Primärer, pegmatitischer Altbestand 2) Metamorphosebedingte Mineralien (sekundäres Stadium) 3a) An die Pegmatite gebundene Kluftmineralisationen (tertiäres
Stadium) 3b) Alpine Zerrkluftparagenese in den Nebengesteinen Diese
auch zeitlich deutlich voneinander getrennten Mineralisierungsphasen sind
durch bestimmte Paragenesen gekennzeichnet. An dieser Stelle sei nochmals
ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Autoren dieser Arbeit
hinsichtlich der Zuordnung der beobachtbaren Mineralarten zu den
verschiedenen Mineralisierungsphasen etwas unterschiedliche Auffassungen
vertreten, die hier bewußt zur Diskussion gestellt werden sollen.
1) Primärer, pegmatitischer Altbestand (primäres Stadium) Der primäre
Mineralbestand umfaßt neben Spodumen natürlich Quarz, Feldspäte (überwiegend
Albit, seltener Mikroklin) und Muskovit als Hauptkomponenten. Wichtige
akzessorische Gemengteile der Pegmatite sind dunkelgrüner Apatit, hell-
bis
grünlichblauer Beryll (Aquamarin) und schwarzer Turmalin. Seltenere
Akzessorien des primären Stadiums sind Galenit, Kassiterit, Pyrochlor,
Sphalerit, Ti-reicher Ferrocolumbit (CERNY et al., 1989), Triphylin,
Ferrisicklerit, Graphit und Zirkon. Nach GÖD (1989b ) verursacht die
syntektonische Platznahme der Pegmatite die mehr oder weniger subparallele
Regelung der Spodumene und die klar metamorphe Textur der aplitischen
Randsäume der Spodumenpegmatite. Derselbe Autor rechnet auch die
Biotitisierung am Kontakt der Pegmatite zu den umgebenden Amphiboliten
sowie die hier auch zu beobachtenden Anreicherungen von Granat, Beryll,
Turmalin und Apatit und auch den feinfilzigen Holmquistit zum primären,
pegmatitischen Altbestand.
2) Metamorphosebedingte Mineralphasen (sekundäres Stadium) Im Zuge
der metamorphen Überprägung der Pegmatite kam es nicht . nur zu einer
teilweisen, im Falle der AH-Pegmatite untergeordneten, im Falle der
MH-Pegmatite nahezu vollständigen Umkristallisation der
Quarz-Feldspat-Spodumen-Matrix, sondern nach Meinung des Erstautors (G.
NIEOERMAYR) auch im Kontaktbereich der AH-Pegmatite zum Nebengestein zur
Bildung von feinfilzig-schilfigem Holmquistit, von Klinozoisit, Skapolith
und Turmalin, zum Teil auch von Granat, Staurolith, Apatit und
verschiedenen sulfidischen Erzen. R. Gbo rechnet einen Teil dieser
Mineralphasen -in erster Linie aber Apatit, Beryll, Granat und Turmalin
-zum primären Mineralbestand der AH-Pegmatite, die somit von der
altalpidischen Metamorphose seiner Meinung nach nur untergeordnet überprägt
worden sind. 3a) An die Spodumen-Pegmatite gebundene Kluftmineralisationen
(tertiäres Stadium) Metamorphe Prozesse führten nicht nur zu einer
gewissen Mobilisierung und Rekristallisation des pegmatitischen
Altbestandes, die besonders in den MH-Pegmatiten bedeutende Umbildungen
bewirkten, sondern verursachten auch in den im Gesteinsverband
zirkulierenden hydrothermalen Wässern eine erhebliche Mineralisierung.
Aus diesen mehr oder weniger stark mineralisierten Lösungen haben sich
dann im Zuge retrograder Metamorphoseereignisse bei fallendem Druck und
fallender Temperatur im von StreB bedingten Kluftnetz eine Reihe tertiärer
Mineralphasen ausgeschieden (der Begriff "tertiär" ist hier
nicht mit dem geologischen Zeitalter des Tertiärs zu verwechseln!). Diese
Mineralisation ist vergleichbar jenen Mineralabfolgen, die wir in alpinen
Klüften der Ostalpen immer wieder beobachten können (vgl. NIEDERMAYR,
1980.), doch entscheidend durch den ungewöhnlichen Chemismus des
spodumenführenden, pegmatitischen Muttergesteins geprägt. Diese
Mineralparagenesen umfassen jedenfalls neben Quarz, Muskovit und Adular
sowie verschiedenen Zeolithen vor allem eine Reihe von Phosphaten.
Prinzipiell sind beide dargestellten Pegmatittypen in dieser Art und Weise
mineralisiert, doch sind es hier vor allem die MH-Pegmatite, die diese
artenreiche Mineralparagenesen enthalten. Grob schematisiert kann aufgrund
des bisher vorliegenden Datenmaterials die Mineralabfolge in den Klüften
der MH-Pegmatite angegeben werden mit: Quarz-. Adular-. Muskovit-.
Zeolithe-. Phosphate. Der Stoffbestand der Phosphate kann im wesentlichen
auf die primären Pegmatitakzessorien Apatit, Triphylin, Ferrisicklerit
und Beryll bezogen werden. Auffällig ist dabei der relativ hohe
Mangangehalt der Phosphate (NIEDERMAYR et al., 1988).
3b) Alpine Zerrkluftparagenesen in den Nebengesteinen der
Spodumenpegmatite Wie in den Pegmatiten ist es zur gleichen Zeit auch in
deren Nebengesteinen zu einer Mineralisierung in typischen alpinen Klüften
gekommen. Es sind vor allem die Amphibolite, die derartige Kluftbildungen
zeigen. Die Mineralvergesellschaftungen in diesen Klüften sind dabei
durchaus vergleichbar jenen, die wir in den Amphiboliten und anderen
hornblendeführenden Gesteinen des Pennins und des Altkristallins
beobachten können. Quarz, Aktinolith, Epidot, Calcit, Ilmenit, Adular,
Prehnit und verschiedene Zeolithe sind hier in erster Linie zu erwähnen.
Die Mineralabfolgen lauten grob vereinfacht: Aktinolith-Albit-Quarz-Calcit,
Ilmenit- Albit- Epidot-Calcit- Chlorit- Zeolithe
Viel seltener finden sich Klüfte in den Glimmerschiefern dieses
Gebietes. Hier sind vor allem Quarz und Adular zu beobachten.
Die dem
Mineralbestand nach doch sehr unterschiedliche Mineralisierung der Klüfte
in den Pegmatiten einerseits und in den Nebengesteinen der
Spodumenpegmatite andererseits belegt die sehr starke Abhängigkeit der
Mineralisierung vom Chemismus des jeweiligen Nebengesteins, zeigt aber
auch, daß der Stofftransport in die Klüfte nur sehr ortsgebunden erfolgt
ist. Hinweise auf das gleiche Temperaturgeschehen in den Klüften der
Pegmatite und jener der Nebengesteine in den späten
Mineralisieruqgsstadien ergeben sich aus den identen Zeolithparagenesen,
die -in der Reihenfolge ihrer Ausscheidung -hauptsächlich Laumontit,
Stilbit und Heulandit umfassen. Die Kluftmineralisationen im Bereich der
Weinebene sind damit zum Teil durchaus vergleichbar jenen in der übrigen
Koralpe (vgl. MÖRTL, 1988, NIEDERMAYR, 1990); die etwas abweichend
zusammengesetzte Mineralvergesellschaftung in den Klüften der
Spodumenpegmatite ist hingegen auf den extremen Chemismus des
unmittelbaren Nebengesteins zurückzuführen. ZUSAMMENFASSUNG: Das
Spodumenvorkommen auf der Weinebene/Koralpe ist in den letzten Jahren
nicht nur als potentieller Rohstofflieferant in den Blickpunkt der Öffentlichkeit
getreten, sondern hat auch eine Reihe von für Kärnten und auch für
Osterreich neue Mineralien geliefert. Für das Ca-Be-Phosphat Uralolith
ist die Weinebene die dritte Fundstelle auf der Welt (nach dem Ural und
der Dunton Gern Mine, Newry in Maine, USA) und überdies sind die
Uralolithkristalle hier so ausgezeichnet entwickelt, daß auch eine
Strukturbestimmung dieses sonst nur sehr schlecht kristallisierten
Minerals möglich sein wird (frdl. mündl. Mitteilung Doz. Dr. K. MEREITER,
Wien). Ein weiteres Ca-Be-Phosphat, der Weinebenit, konnte erstmals von
hier beschrieben werden. Aus dem hier mitgeteilten Datenmaterialläßtsich
somit folgendes ableiten:
1) Die Spodumenpegmatite der Weinebene zeigen einen, je nach Typ
variierenden, primären Mineralbestand, der dem Albit-SpodumenTyp der
RE-Granitpegmatite entspricht. Bei den stofflich zum Nebengestein
kontrastierenden AH-Pegmatiten kommt es im Zuge der Intrusion der
Pegmatite zur Ausbildung aplitischer, an Spodumen freier Randzonen, zur
Biotitisierung der Amphibolite im Bereich des Kontaktes und möglicherweise
auch zur Bildung von Holmquistit. 2) Eine metamorphe Überprägung des primären Mineralbestandes,
die teils zu einer Umkristallisation geführt (MH-Pegmatite) undteils
metasomatische Veränderungen der Pegmatit-Randzonen zum umgebenden
Nebengestein (AH-Pegmatite) bewirkt hat.
3) Im Verlauf retrograder Metamorphoseereignisse wurde ein Teil des
Stoffbestandes in die Klüfte der Spodumenpegmatite mobilisiert. Dies führte
in diesen Klüften zur Bildung einer ungewöhnlich artenreichen, tertiären
Mineralisation. In dieser tertiären Mineralisation paust sich auch eine
gebietsspezifische, altkristalline Kluftmineralvergesellschaftung durch
(z. B. Zeolithe). Dies weist auf ein identes Temperaturgeschehen bei der
Bildung der Kluftmineralisationen in den Pegmatiten und in deren
Nebengesteinen hin. Insgesamt sind aus dem unmittelbaren Bereich des
Spodumenvorkommens bisher etwas mehr als 50 Mineralien bekannt geworden,
und somit zählt diese Fundstelle zu den artenreichsten Minerallagerstätten
Kärntens. LITERATUR:
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