Ucik H. / 1969

 

Der Josefistollen bei Kolbnitz im Rahmen der Talkvorkommen im untern Mölltal zwischen Mühldorf und dem Zwenbergergraben.

Von Friedrich Hans UCIK.

Im unteren Mölltal zwischen Mühldorf und dem Zwenbergergraben treten auf den SW-Abhängen der Reißeck-Gruppe als schichtparallele Einschaltungen innerhalb der Tauernschieferhülle verbreitet Talklagen von unterschiedlicher Mächtigkeit auf. Zu Beginn der Zwanzigerjahre unseres Jahrhunderts waren diese Talkvorkommen Gegenstand bergbaulicher Tätigkeit, deren Zentrum in der unmittelbaren Umgebung von Kolbnitz lag. Obwohl seit dieser Zeit erst wenige Jahrzehnte vergangen sind, ist dieser Bergbaubetrieb fast völlig in Vergessenheit geraten, und es waren bisher außer einigen kurzen Hinweisen und Notizen keinerlei Veröffentlichungen vorhanden. Die an mehreren Orten festgestellten Talkvorkommen wurden mittels mehrerer größerer oder kleinerer Stollen sowie Schurfröschen näher untersucht; zu nennen sind: der Josefi- und der Munitionsstollen bei Kolbnitz, der Hubertus und der Andreasstollen bei Hattelberg oberhalb Kolbnitz, der Glück-Auf-Stollen auf der Bugl östlich Kolbnitz (südlich des Burgstallberges) sowie 2 Schurfstollen im Riekengraben NW des Gehöftes Stocker. Der bedeutendste unter allen Stollen, der auch als einziger über das Stadium reiner Schurftätigkeit hinausgelangte, war der Josefistollen in Zandlach/Kolbnitz. Dieser Stollen, dessen Hauptstrecke derzeit noch auf rund 150 m Länge befahrbar ist, war auch ein Hauptgegenstand der vorliegenden Untersuchung. Die weitere Fortsetzung der Hauptstrecke ist mit normalen Mitteln heute unbefahrbar, da sie hinter einem Verbruch bis an die Firste unter Wasser steht. Auch die Querschläge und Aufbrüche sind mit Ausnahme eines kurzen Querschlages unzugänglich. Von mineralogischer Seite ist erwähnenswert, daß in Verbindung mit dem meist stark verunreinigten, qualitativ eher minderwertigen Talk verbreitet Strahlstein und gelegentlich auch Asbest vorkommen; was auch für alle übrigen Stollen gilt. Interessant ist ein im rückwärtigen Teil des Josefistollens in größeren Mengen auftretender Eisenockerschlamm, in dem sich zahlreiche Eisenbakterien fanden.

Die von mehreren Seiten zur Verfügung gestellten unveröffentlichten Unterlagen (Briefe, Gutamten etc.) ermöglichten auch eine weitgehende Rekonstruktion der historischen Entwicklung dieses Bergbaues, was den zweiten Hauptpunkt der vorliegenden Arbeit darstellt. Die ersten Aufschlußarbeiten wurden von einem Ing. Josef LORBEER durchgeführt, Josefi-, Andreas- und Hubertusstollen wurden 1920 angeschlagen. 1920 wurde auch die "Mölltaler Bergbaugesellschaft" gegründet, deren Eigentümer vermutlich neben Lorbeer der Rechtsanwalt Dr. J. GHON aus Villach und der Gutsbesitzer M. ROTTAUER aus Kellerberg bei Paternion-Feistritz waren. Der Betrieb, der sich vorderhand auf den verkehrstechnisch günstig gelegenen Josefistollen konzentrierte, entwickelte sich zunächst recht günstig. Bis Ende 1920 Anfang 1921 waren nicht nur weitere Stollen vorgetrieben worden (Glück-Auf-Stollen, 2 Stollen im Riekengraben), sondern es waren auch auf einem unterhalb des Mundloches des Josefistollens liegenden Grundstück, wohin das Material mittels Seilbahn transportiert wurde, bereits verschiedene Baulichkeiten errichtet worden. Ab 1. 3. 1921 waren GHON und ROTTAUER Alleinbesitzer des Unternehmens. Nach den anfänglichen Erfolgen traten ab dem Frühjahr 1921 laufend Schwierigkeiten auf, die schließlich den Betrieb zunächst zu einem Spekulationsobjekt machten, schließlich aber zu seiner Einstellung führten (Versiegen von Quellen in der Umgebung durch Wassereinbrüche im Josefistollen: der Talk erwies sich als von unbefriedigender, schlecht bezahlter Qualität; in der Folge gerieten die Arbeiten verrnutlich duch schlechte Betriebsführung ins Stocken). 1923 wurde die Mölltaler Bergbaugesellschaft an die Schurfvereinigung Carl SCHREIBER-Alfred BRAUN/Wien verkauft, die offiziell die Gründung einer "Kärntner Bergwerke-AG." planten, in Wirklichkeit jedoch rein spekulative Ziele verfolgten. Nach einer letzten Abbauperiode im Josefistollen wurde der Bergbaubetrieb noch 1923 eingestellt. schon 1925 wurden die Freischürfe der Kärntner Bergwerke AG. gelöscht. Während des 2. Weltkrieges führten die Talkumwerke Naintsch in den Jahren 1941 -Jänner 1945 verschiedene Aufschließungsarbeiten durch, doch kam es zu keinem eigentlichen Abbau. Derzeit wird das Wasser aus dem Josefistollen für verschiedene Wasserversorgungen ausgenützt.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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