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1483) Cleusonit, PbUFe2(Ti,Fe)18(O,OH)38 aus
der zweiten Tunnelröhre des Katschbergtunnels, Kärnten/Salzburg.
Während der Bauarbeiten zur ersten Tunnelröhre des Autobahntunnels durch den
Katschberg konnten zahlreiche Mineralfunde dokumentiert werden (vgl. MEIXNER
1973 und 1975a). Beim Bau der zweiten Tunnelröhre waren die Mineralfunde auf
den Deponien sowohl beim Nordportal als auch beim Südportal eher rar und
erbrachten nicht die bereits bekannten Kluftmineralisationen mit Galenit,
Sphalerit, Tetraedrit, Chalkopyrit, Pyrit, Millerit und blauen
Coelestinkristallen, um nur einige hier zu nennen.
Auf der Halde der zweiten Tunnelröhre beim Südportal in Rennweg sammelte
Herr Pater Alexander Puchberger, Villach, eine Derbquarzprobe mit
Einschlüssen von im Bruch pechschwarz glänzenden. Mineralkörnern, die von
einem roten Hof, ähnlich einem durch Radioaktivität erzeugten Strahlungshof,
umgeben sind. Bei einem ersten Test mit einem Geiger-Müller-Zählrohr
erkannte er die starke Radioaktivität und vermutete das Vorliegen von
Pechblende (Uraninit).
Eine Überprüfung seiner Vermutung erbrachte aber ein überraschendes
Ergebnis: Mittels einer EDS-Analyse mit dem Rasterelektronenmikroskop
konnten die Elemente Pb, U, Ti, Fe und O als Hauptelemente bestimmt werden.
Eine anschließende Untersuchung einer Pulverprobe mit dem
Röntgendifftaktometer zeigte, dass dieses Mineral bereits röntgenamorph ist,
was auf die intensive radioaktive Strahlung beim Uran-Zerfall zurückzuführen
ist. Erst die Temperaturbehandlung dieser Probe (Glühen bei 1000 ac über 12
Stunden, danach langsames Abkühlen der Probe) führte zu ihrer
Rekristallisation. Ein danach angefertigtes Röntgendiagramm ergab scharfe
Röntgenreflexe und die Zuordnung zu Cleusonit. Der Cleusonit aus dem
Katschbergtunnel[a = 10.393(6) Å und c = 20.90(2) Å] bildet bis zu 8
Millimeter große, isometrisch ausgebildete Kristalle, die im Derbquarz
eingewachsen sind. Auffallend sind die aus den Kristallflächen
herausragenden den Vizinalpyramiden ähnlichen Fortwachsungen und der
intensiv rot gefärbte Hof, der den großen Kristall völlig umhüllt (Abb. 6).
Cleusonit ist ein Neufund für Österreich, doch es ist nicht klar, aus
welchem Vortriebsbereich (Kärnten oder Salzburg) diese Probe stammt.
Cleusonit wurde im Jahr 2005 erstmals aus Grünschiefer-faziellen metamorphen
Gesteinen von Valais, Schweiz, beschrieben und wurde nach dem dortigen
Fundort benannt (WÜLSER et al. 2005). Auch der Cleusonit aus dem
Katschbergtunnel kommt paragenetisch in niedrig metamorphen Gesteinen vor.
Aus dem Steinbruch "Kaiserer" in der Rauris, Salzburg, berichten NIEDERMAYR
et al. (2003) über Uran-haltige Senaitkristalle im Derbquarz, die abgesehen
von einem geringfügig unterschiedlichen Chemismus, morphologisch dem
Cleusonit vom Katschberg sehr ähnlich sind (vgl. dazu auch den Bericht über
Senait aus dem Bereich der "Pramleiten", S Schellgaden im Lungau, in dieser
Folge der "Neuen Mineralfunde", Beitrag Nr. 1497). (Walter)
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