Walter F./ 2007

 

1483) Cleusonit, PbUFe2(Ti,Fe)18(O,OH)38 aus der zweiten Tunnelröhre des Katschbergtunnels, Kärnten/Salzburg.

Während der Bauarbeiten zur ersten Tunnelröhre des Autobahntunnels durch den Katschberg konnten zahlreiche Mineralfunde dokumentiert werden (vgl. MEIXNER 1973 und 1975a). Beim Bau der zweiten Tunnelröhre waren die Mineralfunde auf den Deponien sowohl beim Nordportal als auch beim Südportal eher rar und erbrachten nicht die bereits bekannten Kluftmineralisationen mit Galenit, Sphalerit, Tetraedrit, Chalkopyrit, Pyrit, Millerit und blauen Coelestinkristallen, um nur einige hier zu nennen.
Auf der Halde der zweiten Tunnelröhre beim Südportal in Rennweg sammelte Herr Pater Alexander Puchberger, Villach, eine Derbquarzprobe mit Einschlüssen von im Bruch pechschwarz glänzenden. Mineralkörnern, die von einem roten Hof, ähnlich einem durch Radioaktivität erzeugten Strahlungshof, umgeben sind. Bei einem ersten Test mit einem Geiger-Müller-Zählrohr erkannte er die starke Radioaktivität und vermutete das Vorliegen von Pechblende (Uraninit).
Eine Überprüfung seiner Vermutung erbrachte aber ein überraschendes Ergebnis: Mittels einer EDS-Analyse mit dem Rasterelektronenmikroskop konnten die Elemente Pb, U, Ti, Fe und O als Hauptelemente bestimmt werden. Eine anschließende Untersuchung einer Pulverprobe mit dem Röntgendifftaktometer zeigte, dass dieses Mineral bereits röntgenamorph ist, was auf die intensive radioaktive Strahlung beim Uran-Zerfall zurückzuführen ist. Erst die Temperaturbehandlung dieser Probe (Glühen bei 1000 ac über 12 Stunden, danach langsames Abkühlen der Probe) führte zu ihrer Rekristallisation. Ein danach angefertigtes Röntgendiagramm ergab scharfe Röntgenreflexe und die Zuordnung zu Cleusonit. Der Cleusonit aus dem Katschbergtunnel[a = 10.393(6) Å und c = 20.90(2) Å] bildet bis zu 8 Millimeter große, isometrisch ausgebildete Kristalle, die im Derbquarz eingewachsen sind. Auffallend sind die aus den Kristallflächen herausragenden den Vizinalpyramiden ähnlichen Fortwachsungen und der intensiv rot gefärbte Hof, der den großen Kristall völlig umhüllt (Abb. 6).
Cleusonit ist ein Neufund für Österreich, doch es ist nicht klar, aus welchem Vortriebsbereich (Kärnten oder Salzburg) diese Probe stammt. Cleusonit wurde im Jahr 2005 erstmals aus Grünschiefer-faziellen metamorphen Gesteinen von Valais, Schweiz, beschrieben und wurde nach dem dortigen Fundort benannt (WÜLSER et al. 2005). Auch der Cleusonit aus dem Katschbergtunnel kommt paragenetisch in niedrig metamorphen Gesteinen vor.
Aus dem Steinbruch "Kaiserer" in der Rauris, Salzburg, berichten NIEDERMAYR et al. (2003) über Uran-haltige Senaitkristalle im Derbquarz, die abgesehen von einem geringfügig unterschiedlichen Chemismus, morphologisch dem Cleusonit vom Katschberg sehr ähnlich sind (vgl. dazu auch den Bericht über Senait aus dem Bereich der "Pramleiten", S Schellgaden im Lungau, in dieser Folge der "Neuen Mineralfunde", Beitrag Nr. 1497). (Walter
)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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