Papp A. / 1974 |
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Beobachtungen am Profil des Seekopfsockels am Wolayersee in den zentralen Karnischen Alpen. Von Adolf Papp Die Anregung, das Profil am Seekopfsockel neuerlich zu
begehen, wurde von Prof. Dr. F. KAHLER, Klagenfurt, gegeben, dem der
Verfasser auch an dieser Stelle für seine Anteilnahme und Unterstützung
herzlichst danken möchte. Der Seekopfsockel wurde bereits mehrfach
eingehend untersucht (STACHE 1884, GAYER 1903, VINASSA DE REGNY 1908,
1914, SPITZ 1909 SCHWINNER.1925, GORTANI 1926, GAERTNER 1931), eine
zusammenfassende Darstellung und kritische Sichtung der erzielten
Ergebnisse erfolgte durch HERITSCH in HERITSCH & KÜHN, I. Bd., 1943
(siehe auch HERITSCH & KÜHN in SCHAFFER 1951, S. 238). Eine Neubegehung konnte sich nur die Aufgabe stellen, das Profil zu vermessen und zu versuchen, neue Fossilaufsammlungen vorzunehmen. Der Fossilreichtum der Schichtenfolge, ihre instruktive tektonische ,; Lagerung in Verbindung mit günstigen Aufschlußverhältnissen, inmitten hochalpiner Landschaft macht das Profil am Seekopfsockel immer, wieder anziehend. Der Verfasser führte Exkursionen in den Jahren 1955, 1959, 1960 und 1961 durch. Allen Kollegen" die an diesen Begehungen teilgenommen haben, ist der Verfasser zu Dank verpflichtet. Besonderer Dank möge Herrn Prof. Dr. H. K. ERBEN, Bonn, für die Bestimmung von Fossilien abgestattet werden. Die. Schichtfolge 1. Am Westufer des Sees, die Basis des Profils bildend,
steht ein Komplex von grauen bis schwarzen Tonschiefern an, die nach oben
zunehmend Einlagerungen von Sandsteinen zeigen. Die Schichtflächen dieser
Sandsteinbänke zeigen häufiger Lebensspuren. In einer Mittelpartie
treten Grauwacken-Konglomerate auf. GORTANI erwähnt aus Sandsteinen Reste
von Calamiten. Diese Funde konnten leider nicht wiederholt werden. Die größte
Mächtigkeit dieser Serie dürfte etwa 150 m betragen. 2. Eine massige Bank grauer, hell anwitternder Kalke bildet
mit ihren steilen Wänden und einer Mächtigkeit von 15 m das markanteste
Schichtglied im Profil des Seekopfsockels. Dieses zeigt auch den
geschlossenen Bau einer Antiklinale, deren Südflanke steil abfällt (
vgl. Abb. 1).Die Kalkbank zeigt in ihrem oberen Teil stellenweise
reichere: Krinoidenführung. Bei Punkt F 1 auf Abb. 1, also in dem
obersten Teil einer kleinen Schlucht, in den höchsten Partien der
massigen Kalkbank, , gelang es, ein reiches Vorkommen von Trilobiten zu
finden, womit wie im folgenden noch auszuführen ist., das Alter dieses
Schichtgliedes bestimmt werden konnte. Die massige Bank fällt gegen den Paß ab. Ganz unten, wo
die Östlichen Ausläufer dieser Bank aus dem Hangschutt aufragen, ist
bereits das nächste Schichtglied, graue, bräunlich verwitternde Kalke
mit reichem Vorkommen von Orthoceras, dem Kalk der massigen Bank an bzw.
aufgelagert, zu beobachten. 3. Im unteren Teil läßt sich die Anlagerung einer gering
mächtigen Lage der Kalke mit Orthoceras verfolgen. An der Grenze gegen
den massigen Kalk sind an einigen Stellen deutliche Vererzungen
beobachtbar ( Bereich F 2 auf Abb. 1). Diese sind wahrscheinlich im
unteren Teil abgetragen, stellen also nur einen Erosionsrest dar. Sie
nehmen nach oben an Mächtigkeit zu, um am Scheitel, unter den Netzkalken,
eine Mächtigkeit von 10 m zu: erreichen. Hier sind auch stellenweise
dunkelgraue fossilführende Kalke entwickelt (schwarze Plattenkalke K bei
SCHWINNER), die tiefer bei der Stelle F 3 auf Abb. 1 nicht so deutlich
erkennbar sind. 4.-6. Im 1-Iangenden folgen graugelbe graue und blaßrötliche
Kalke und Kalkmergel mit flasriger Struktur bzw. die sogenannten
"Netzkalke" oder "Flaserkalke". Diese Schichtserie
wurde von verschiedenen Autoren gegliedert. Wir fassen diese Serie der
"Netzkalke" 'in ein Schichtglied zusammen. Aus der tieferen
Partie waren bereits Goniatiten bekannt (? "Tornoceras(() .In der
Obersten Bank am Grerizgrat bei dem alten Betonbunker (F 4 auf Abb. 1 und
2) konnte nun neuerlich ein Goniatit gefunden werden. Wir halten daher die
60 m mächtige; Serie der Netzkalke für eine stratigraphische und
lithologische Einheit. Bei Punkt F 3 auf Abb. 1; unter einem charakteristischen
Felskopf, welcher den Fundpunkt F 1 etwas überragt, ist auf dem südschauenden
Hang der Übergang von Orthocerenkalk in Netzkalke am besten
aufgeschlossen. Vom Liegenden zum Hangenden finden sich. Es braucht nicht betont zu werden, daß diese Abfolge nur
die hier lokal zu beobachtenden Gesteine charakterisieren soll. Wesentlich
bleibt die Tatsache, daß diese Serie keine scharfe Grenze zeigt bzw. daß
man eine gleitende Veränderung des Gesteinscharakters anzunehmen geneigt
ist. Aus diesem Grunde wurden von Herrn Dr. E. DEDE von dieser Stelle
Proben in Meterabständen entnommen und auf ihre Conodontenführung
untersucht. Die Netzkalke bilden am Grenzgrat eine charakteristische
Felsspitze. Der Grenzgrat sinkt zu einem kleinen Sattel mit Betonbunkern
aus dem Ersten Weltkrieg ab (F 4 auf Abb. 2). Hier befinden sich in den höchsten
Partien der Netzkalke vereinzelt Breccien-Lagen rötlicher und heller
Kalke. Wir halten sie für eine tektonische Breccie, wie sie, an den
sekundären Schubflächen, bei Gleitbrettektonik vorkommen kann. Vom Bunker bis zum Einstiegsturm des Seekopf-Nordostgrates,
mit einer in den Fels eingelassenen Tafel zur Grenzmarkierung, zieht der
Grenzgrat. Hier ist in einem "Kammprofil" der obere Teil des
Profils am Seekopfsockel am leichtesten begehbar ( vgl. Abb. 2). 7. Von dem schon erwähnten Bunker entlang dem Grenzgrat
folgen 45 m sandige Tonschiefer mit quarzitischen Sandsteinbänken. Diese
Obere Tonschieferserie hat ihre Fortsetzung in den süd- und nordschauenden
Flanken des Grenzgrates. Auf der Südflanke, etwa in der gleichen Höhe
wie F 3 auf Abb. 1, ist eine Felsrippe mit Grauwacken Konglomeraten
bemerkenswert. Die Komponenten sind verschiedenartig und mangelhaft
sortiert. Neben gerundeten weißen Quarzen treten Lydite auf. Stellenweise
herrschen kantige Komponenten vor. Bemerkenswert sind weißliche
Hornsteine, die kleine kugelförmige Einschlüsse zeigen, und blaugraue
durchscheinende Hornst6ine mit Radiolarien (vgl. S. 87). In den An und Dünnschliffen
ist zu sehen, daß die kleinen Komponenten meist keine Abrollung zeigen.
Die Gesteine, die wir hier als mangelhaft sortierte
Grauwacken-Konglomerate bezeichnen wollen, tragen alle Merkmale von
Sedimenten, die bei subaquatischen Gleitungen entstehen. Die genannte Felsrippe liegt etwa 10 m über dem Netzkalk,
konnte jedoch nicht bis auf den Grenzgrat verfolgt werden. Auf dem
Grenzgrat sind dunkle, dünnplattige Tonschiefer entwickelt, in die
verschieden mächtige quarzitische Sandsteine in mehrmaligem Wechsel
eingelagert sind. Die Gesteinsfolge erinnert sehr an eine flyschartige
Fazies. Dieser Eindruck wird noch durch das Auftreten von wulstförmigen
Lebensspuren auf der Schicht-Unterseite rhythmisch gebänderter
Feinstsandsteine verstärkt. Eine der auffälligsten Lebensspuren in den Mergelpartien
des Flyschs sind die geführten Mäander bzw. Helminthoideen. Typische
Helminthoiden konnten auch auf den Schichtflächen der Tonschiefer
beobachtet werden, wodurch der flyschartige Charakter der Gesteine
abermals betont wird. Mit der Charakteristik dieser Gesteine als "flyschartig"
wird allerdings auch eine gewisse Aussage über den Ablagerungsraum
gemacht. Es handelt sich jedenfalls um keine Bildungen geringer
Wassertiefe des Littoralbereiches. Ihre Entstehung setzt größere, wenn
nicht bedeutende, Tiefen voraus. Wesentlich ist auch die Tatsache, daß der Materialbestand
der gleiche ist wie in dem durch Fossilien belegten
"Hochwipfelkarbon". GORTANI. (bzw. VINASSA -1914) erwähnt aus
dieser Serie Calamiten. Leider war es nicht möglich, diese Funde zu
wiederholen. Der Charakter der Serie mit Lebensspuren, fast. schwarzen
sandigen Tonschiefern, quarzitischen Sandsteinen und den erwähnten
Grauwacken-Konglomeraten würde jedoch eine Altersstellung in das Karbon
nur bestätigen. 8. Am Kammprofil bei F 5, Abb. 2, 45 m vom Bunker entfernt,
stehen bräunlich verwitternde Schiefer mit Einlagerung kalkiger Schlieren
an. Hier konnte eine Fauna mit Brachiopoden, Echinodermen und Gastropoden
gefunden werden. Dieser Bereich konnte in die Nordwand des Seekopfsockels
bis unter den Einstiegsturm des Nordostgrates verfolgt werden. Hier waren
die Aufschlußverhältnisse besser als am Grenzgrat. Das Profil (Abb. 3)
zeigt eine geschlossene Serie, in der die Kalkführung vom Liegenden zum
Hangenden zunimmt. Bezeichnend für die ganze Serie ist das Vorhandensein
eines gewissen Kalkgehaltes. In den kalkreichen Partien sind die spatigen
Körper von Echinodermenresten bei allen Schliffen zu beobachten. Die
Fossilien lassen eine Ablagerung in Landnähe bzw. bei geringer
Wassertiefe vermuten. Dies stellt einen scharfen Gegensatz zu der Serie im
Liegenden dar, wo wir den flyschartigen Charakter betonten. Obwohl bei Punkt F 5 der Unterschied der beiden Serien
nicht sehr auffällig ist und keine tektonische Linie im Gelände
hervortritt, so ist die Beschaffenheit, der Ablagerungsraum und das Alter
der Gesteine different. 9. Im Bereich 80-100 m Entfernung vom Bunker (F 6 auf Abb.
2) befinden sich organogene, dunkelrote, gelb verwitternde, gebankte
Kalke, reich an Echinodermen und Brachiopoden des Ordovic. Es besteht
wenig Zweifel, daß die Serie vom Punkt F 5 bis zu dem kleinen Turm am
Grenzgrat einer Serie das Ordovic entspricht. 10. Der kleine Turm am Grenzgrat trägt graue splittrige
Crinoidenkalke. Diese dürften von GORTANI als Fortsetzung der Schichten
mit Septatrypa megaera gedeutet worden sein. Wir konnten jedoch hier (
ebenso wie SCHWINNER) keine Septatrypa megaera finden. Unmittelbar an dem
Abfall des kleinen Turmes (F 7) zu einem ebenen Gratstück, das zum
Einstieg des Seekopf-Ostgrates führt, befinden sich dunkle Kalke mit
Echinodermen, die -eine spezielle Bearbeitung des Materials war leider
nicht möglich -einer Zuordnung zum Ordovic nicht widersprechen würden.
11, Das ebene, etwa 10 m lange Gratstück (Abb. 2) zeigt
steil gestellte, gut gebankte Kalke, in welchen leider keine Fossilien
gefunden werden konnten, Sie werden von HERITSCH: als e-gamma Plattenkalke
geführt und leiten zu der mächtigen Kalkformation des Devons, die das
Massiv des Seekopfs aufbaut, über. Stratigraphie und Tektonik
1. Der Tonschiefer-Komplex im Liegenden des Profils enthält,
wie auch durch Vergleiche mit dem ähnlichen Komplex 7 am Grenzgrat
hervorgeht, Anteile des Karbons, Ob das gesamte Schichtglied dem Karbon
angehört, oder ob in seinen oberen Partien Anteile des Ordovic vertreten
sind, konnte nicht entschieden werden. Auf die Möglichkeit muß jedoch
hingewiesen werden. 2. Die massige Bank lieferte aus ihren Hangendpartien (F 1)
eine reiche Trilobitenfauna. Prof. H. K. ERBEN verdanken wir die vorläufige
Bestimmung folgender Formen: Aulacopleura sp. (sehr häufig) Encrinurus sp. Odontopleura sp. Somit erscheint das silurische Alter der absolut
einheitlichen massigen Bank gesichert. Dem kommt insoferne eine gewisse
Bedeutung zu, als GORTANI 1915 von hier eine Fauna des Devons anführte.
Auf die Tatsache, daß hier jedoch Otarion burmeisteri (Cyphospis)
gefunden wurde (HERITSCH 1929), wird auch von HERITSCH 1943, S. 41"
hingewiesen und der Widerspruch zu GORTANI hervorgehoben. Es besteht nun
die Möglichkeit, daß die Reichweiten von Brachiopoden die Grenze Devon
-Silur nach unten überschreiten. Die neu gefundenen Trilobiten
unterstreichen jedenfalls das silurische Alter der Kalke in der massigen
Bank. Je nach der Altersstellung der Tonschiefer im oberen Anteil
liegt nun die Schuppengrenze entweder an der Basis der massigen Bank
(Silur über Karbon) oder innerhalb des Tonschieferkomplexes. An der
Tektonik als solcher besteht kein Zweifel, da der Tonschieferkomplex auf
dem Ostufer des Wolayersees von rötlichen, grau verwitternden Netzkalken
des Devons mit Goniatiten unterlagert wird. 3. Die Kalke mit Orthoceras "Kalke mit 0. potens“
wurden allgemein in das Silur gestellt. Der Übergang von Kalken mit
Orthoceras in die Netzkalke bietet keine tektonische Grenze an. 4.-6. Die Netzkalke sind durch das Vorkommen von Goniatiten
als Devon belegt. Bei F 4, also in den allerobersten Netzkalken, konnte
neuerlich ein Goniatit gefunden werden. Herr Prof. Dr. H. K. ERBEN hatte
die Liebenswürdigkeit, die Bestimmung zu übernehmen. Wir zitieren seine
Ausführungen wörtlich: "Das Stück ist schlecht, erhalten, nämlich
lediglich im Längsschnitt. Glücklicherweise aber zeigt dieser, daß die
Form eine Nabellücke besitzt. Dieser Umstand, zugleich mit der relativ
schnellen Zunahme an Windungshöhe und der Wahrscheinlichkeit, daß sich
die Windungen umfassen, deutet darauf hin, daß es sich wohl um einen
Vertreter von Convoluticeras ERBEN oder von Mimagoniatites EICHENBERG
handelt. Beide Gattungen kommen sowohl im Unterdevon als auch im
Mitteldevon vor. Convoluticeras ist bekannt vom Oberemsium bis in das
tiefere Eiflium, Mimagoniatites vom oberen Siegenium bis in das Eiflium.
Mehr läßt sich aus dem Stück leider nicht herausholen, so interessant
sein Vorkommen am Seekopfsockel an sich ist. Daraus ergibt sich, daß in dem Schichtglied der Netzkalke
nicht das ganze Devon vertreten sein kann, zumindest das Ober-Devon fehlt.
An der Oberkante der Netzkalke dürfte eine sekundäre Schubbahn liegen,
an der die Netzkalke abgeschert und stellenweise zu tektonischen Breccien
verformt wurden. 7. über den Netzkalken folgt die obere Tonschieferserie
mit quarzitischen Sandsteinen und Grauwacken-Konglomeraten, aus welchen
Gerölle blaugrauer Hornsteine mit Radiolarien bereits erwähnt wurden. Im
Bruch waren von den als Radiolarien anzusprechenden Fossilien nur dunkle
Querschnitte erkennbar. Durch die von Dr. W. STÜRMER, Erlangen, dem auch
an dieser Stelle für die aufgewendete Mühe und die mitgeteilten
stratigraphischen Daten herzlich gedankt werden soll, durchgeführte Präparation
wurden Primärstrukturen erkennbar. Es handelt sich bei den Radiolarien um mittelgroße
kugelige Formen mit Innenskelett. Die Poren sind klein und regelmäßig
serial angeordnet. Somit handelt es sich um Radiolarien-Baupläne, wie sie
bei den jüngeren Formen auftreten. Die älteren Radiolarien ( Silur) haben nach den von W. STÜRMER
geführten umfangreichen Studien ein unregelmäßiges Oberflächenskelett,
die Poren sind groß und unregelmäßig maschenförmig. Die jüngeren
Formen treten nach der Mitteilung von W. STÜRMER ab dem Unterkarbon bzw.
Kulm auf. Seine Diagnose lautet in brieflicher Mitteilung: "Die
Formen, die ich bis jetzt in den Splittern blaugrauer Hornsteine gesehen
habe, und die Häufigkeitsverteilung deuten sehr stark auf kulmischen
Ursprung hin; mit Sicherheit kann man sagen, daß sie nicht in das Silur
gehören. Damit dürfte ein weiterer guter paläontologischer Beleg für
das karbonische Alter der oberen Tonschieferserie erbracht sein. Die
Bildung der Hornsteine selbst erfolgte im Unterkarbon, ihre Verfestigung
und Umlagerung ist ebenfalls karbonischen Alters. 8. Bei Punkt F 5 folgen Schiefer mit nach oben zunehmendem
Kalkgehalt und schließlich dunkelrote gelb verwitternde Echinodermenkalke
des Ordovic. Die Schuppengrenze muß daher nahe dem Punkt F 5 verlaufen
(Karbon unter Ordovic), obwohl man diese Schubbahn im Profil nicht
deutlich ausgeprägt findet. Daß sich im Hangenden eine Bank des Silurs ("Megaera-Bank")
befindet, konnten wir nicht bestätigen. Aber auch im positiven Fall wäre
der Bereich des Obersilurs nur auf maximal 5 m beschränkt. Wir neigen
heute jedoch eher zur Annahme, daß in diesem Profil das ganze Silur von
dem massigen Kalkmassiv des Seekopfs abgeschert wurde und nur Reste des
e-gamma-Kalkes erhalten blieben, worauf die Kalkfazies des Devons in großer
Mächtigkeit folgt. Aus dem geht hervor, daß im Bereich zwischen dem
letzten kleinen Gratturm und den e-gamma-Kalken ebenfalls eine sekundäre
tektonische Gleitbahn liegt, die das Silur zum größten Teil, oder gänzlich,
abscherte. Zusammenfassend ist also festzustellen, daß nach den hier
geschilderten Beobachtungen das von HERITSCH entworfene Bild über
Stratigraphie und Tektonik des Profils am Seekopfsockel vollinhaltlich zu
bestätigen ist, daß hier ein Schuppenbau vorliegt, wie er in seiner
Einprägsamkeit wenige Parallelen in den Ostalpen hat. Vergleiche mit dem Profil am Valentintörl Das Profil am Valentintörl steht in seiner Bedeutung dem
am Seekopfsockel zweifellos nicht nach. Im Gegenteil, hier ist die Serie
des Silurs im oberen Profilabschnitt gut entwickelt, die ja, wie erwähnt,
am Seekopfsockel fehlt. Auch dieses Profil hat eine reiche
Erforschungsgeschichte. Es sei in diesem Zusammenhang nur auf die
Darlegungen von HERITSCH, S. 45 bis 58 in HERITSCH & KÜHN 1943, Bd.
I, verwiesen. Im folgenden wäre nur auf einen Vergleich der
Schichtenfolge in beiden Profilen einzugehen. Am Ostufer des Wolayersees, ebenso wie am Valentintörl,
fallen Netzkalke des Devons unter eine Tonschiefer-Sandsteinserie (
"Hochwipfel-Karbon") ein. Im Bereich des nördlichen Valentintörls befinden sich die
karbonische Tonschiefer-Sandsteinserie mit eingeschuppten Lyditen und noch
im Bereiche des Törls graugrüne Schiefer des Caradoc, welche die Basis
der Schuppe des Törlkopfes bilden. Dies entspricht weitgehend der
Schichtgruppe 1 am Seekopfsockel. Es folgt der massige Kalk der "Hellen Bank", den
Aufschwung des Törlkopfes bildend, mit einer Fauna des Silurs (HERITSCH
1932), ähnlich der massigen Bank am Seekopfsockel. Es folgen rötliche Orthoceraskalke mit Vererzung und
dunkle plattige Orthoceraskalke, welche am Seekopfsockel ein
entspreohendes, allerdings gering mächtiges, Schichtglied haben (
Schichte 3). Äquivalente der schwarzen Krinoidenkalke mit Septatrypa
megaera (3 m mächtig.) konnten am Seekopfsockel vom Verfasser nicht
abgegliedert werden. Ihre Äquivalente können nur in dem Übergangsprofil
(S. 81) vertreten sein. Für die Plattenkalke des e-gamma ( 45 m mächtig)
fehlt am Seekopfsockel ein Äquivalent. Übereinstimmend in beiden Profilen ist das Vorkommen rötlicher
Netzkalke des Devons in Rauchkofelfazies. Es folgen, im Bereich des südlichen Törls,
Hochwipfelschichten, welche der gleichen Formation am Grenzgrat
entsprechen. Die Fortsetzung des Profils ist westlich des südlichen
Valentintörls aufgeschlossen (vgl. auch GAERTNER: 1931). Es folgen grünliche
Schiefer und Grauwacken des Caradoc bzw .Schichten des Ordovic ähnlich
wie im oberen Teil des Profils im Seekopfsockel. Ihre Basis ist in beiden
Fällen die Schuppengrenze. Die folgerden Schichtglieder scheinen im Profil des
Seekopfsockels einschließlich der Kalke mit Septatrypa megaera tektonisch
abgeschert bzw. sehr stark reduziert zu sein. Die wesentlichen Gesteinsserien, Hochwipfelschichten im
Sinne des Hochwipfelkarbons, Netzkalke des Devons~ helle bzw. massige Bank
und Orthoceraskalke des Silurs, grünliche Schiefer und Kalke des Ordovic
sind in den beiden Profilen in vergleichbarer Position vorhanden. Die
Differenzen in der Schichtfolge sind gering, abgesehen vom obersten
Profilstück. Daraus ergibt sich die Vorstellung, daß der am
Seekopfsockel aufgeschlossene Schuppenbau unter das Massiv der Seewarte
einschwingt. Hier ist er durch das Kalkmassiv der Seewarte verdrängt bzw.
der Beobachtung entzogen, zumal weite Schutt- und Schneefelder den Fuß der
Nordwände der Seewarte überdecken. Erst im Bereich des Valentintörls
wird er wieder sichtbar. Gegenüberstellung der Schichtfolge am Seekopfsockel und am
Valentintörl 10 Reste
der e-gamma-Plattenkalke
e-gamma-Plattenkalke
Tektonische Abscherung Schichtenserie des Silurs 9 Kalke
des Ordovic 8 Kalkschiefer
des Ordovic
Kalke und Schiefer des Ordovic
Schuppengrenze Schuppengrenze 7
Tonschiefer-Sandstein-Serie
Tonschiefer-Sandstein-Serie
"Hochwipfelkarbon"
"Hochwipfelkarbon "
lokale tektonische Abscherung 4 Netzkalke
des Unter-? bis
Netzkalke des Devons
Mittel-Devons
?
e-gamma-Kalke
Megaera-Kalke
dunkle plattige Kalke 3 Orthoceras-Kalke
(Silur)
Orthoceras-Kalke 2 Massige
Bank (Silur)
Helle Bank (Silur)
? Oberer Teil der graugrüne Schiefer des Caradoc
Tonschiefer-Serie
Schuppengrenze Schuppengrenze 1
Tonschiefer-Sandstein-Serie Tonschiefer-Sandstein-Serie
"Hochwipfelkarbon"
"Hochwipfelkarbon"
Netzkalke des Devons in
Netzkalke des Devons
Rauchkofelfazies am Ostufer
in Rauchkofelfazies
des Wolayersees Zusammenfassung
ln vorliegender Studie werden die Ergebnisse neuer
Begehungen am Seekopfsockel mitgeteilt. Es ergab sich eine weitgehende
Bestätigung der Stratigraphie und Tektonik, die bereits von HERITSCH 1943
zusammenfassend dargelegt wurde. Die als Hochwipfelschichten bzw. "Hochwipfelcarbon"
bezeichnete Serie wurde genauer beschrieben und der flyschartige Charakter
betont. Durch Radiolarien, die in Komponenten umgelagerter
Kieselschiefergerölle gefunden wurden, konnte das karbonische Alter
belegt werden. Diese Serie unterscheidet sich nach den Sedimenten und dem
paläoptologischen Inhalt von den Kalkschiefern des Ordovic im Hangenden.
Damit gelang es, die Überschiebung genauer zu fixieren. Ein Vergleich mit dem Profil am Valentintörl zeigt eine ähnliche
Folge der markanten Schichtglieder und bestätigt den homologen
Schuppenbau mit Ausnahme des höchsten Profilanteils, der am Seekopfsockel
fehlt bzw. abgeschert ist. Schrifttum: GAERTNER, H. R. 1931: Geologie der zentralkarnischen Alpen.
- Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.- naturw. Kl. 102, Wien. GAERTNER, H. R. 1931: Silurische und tiefunterdevonische
Trilobiten und Brachiopoden aus den zentralkarnischen Alpen. - Jb. Preuß.
geol. Landes-Anst. So, Berlin. GEYER, G. 1903: Exkursionsführer in die Karnischen Alpen.
IX. Int. Geol. Kongr. Wien. GORTANI, M. 1915: Revisione deI
rilevamento geol. nel nucleo centrale Carnico. - Boll. Com. geol. Italia
44. GORTANI, M. 1926: Le condizioni
geol. della Conca di Volaia. Rend. della sessioni Acad. de Sci. dell'
Istituto Bologna. HERITSCH, F. 1929: Faunen aus dem Silur der Ostalpen. -
Abh.
geol. B. A. Wien 28 / 2 Wien. HERITSCH, F. in HERITSCH, F. & KÜHN, O. 1943: Die
Stratigraphie der geologischen Formationen der Ostalpen, 1. Bd. Das Paläozoikum.
- Verl. Gebr. Borntraeger, Berlin. HABERFELLNER, E. & HERITSCH, F. 1932: Obersilurische
Lydite im nördlichen Valentintörl. - Verh. Geol. B. A, Wien. HERITSCH, F. 1932: Versteinerungen aus der hellen Bank des
nördlichen Valentintörls. - Verh. Geol. B. A. Wien. SCHOUPPE, A. 1939: Die Coelenteratenfauna des e-gamma der
Karnischen Alpen. - Anz. öst. Akad. Wiss., math.- naturw. Kl. SCHOUPPE, A. 1941: Ein Vertreter der Siegener fauna im höheren
e-gamma der Karnischen Alpen. - Centralbl. Min. etc. SCHWINNER, R. 1925 in SCHWINNER, R. & HERITSCH, F.: Zur
Geologie der Karnischen Alpen. - I. Schwinner: Profile durch die
Schuppenzone des Wolayer Gebietes. - II. Heritsch: Aus dem Wolayer Gebiete.
- Jahrb. geol. B. A. Wien. SPITZ, A. 1909: Geologische Studien in den zentralen
Karnischen Alpen. - Mitt. geol. Ges. Wien, 2, Wien. STACHE, G. 1884: Elemente der Silurgliederung der Alpen. -
Verh. geol. R. A. Wien. VINASSA DE REGNY, P. &
GORTANI, M. 1908: Nuovo ricerche geol. sul nucleo centrale Carnico. - Proc.
verbali Soc. Toscana di Sci. nat. Pisa.
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