Niedermayr G. / 1985

 

595. Doppelendige Quarze, Dolomit, Palygorskit und organische Substanz vom Mlincasattel in den Karawanken, Kärnten.

  Von Herrn H. KAPONIG, Tallach, erhielt ich schon vor längerer Zeit eine Suite von Gesteinsund Mineralproben aus dem Bereich des Mlincasattels im hinteren Ardesicagraben in den Karawanken. Im Sommer 1984 konnte ich die Fundstelle unter Führung von Herrn KAPONIG auch selbst besammeln.

Im Bereich der Fundstelle treten hornsteinführende, hell- bis dunkelgraue, z. T. bituminöse und mehr oder weniger dolomitische, gebankte bis massige Plattenkalke der Obertrias auf (Hornsteinkalk, SEELMAIER 1940). In diesen Kalken sind Lösungshohlräume weit verbreitet, wobei die Hohlräume in der Regel von dichten Rasen bis zu 1 cm großer Dolomitrhomboeder ausgekleidet sind. Nur in jenen Gesteinspartien, in welchen Hornsteinlagen auftreten und das Gestein gleichzeitig auch einen gewissen Bitumengehalt aufweist, finden sich in den Lösungshohlräumen neben Dolomit (und fallweise auch Calcit) Quarz, größtenteils doppelendig ausgebildet, Palygorskit; Kaolinit und reichlich organische Substanz.

Die Quarze erreichen dabei bis zu 4 cm Größe und sind größtenteils klar bis durchsichtig. In der Regel sind sie lose in der bituminösen, asphaltähnlichen Substanz eingebettet und wittern leicht aus. Sie entsprechen in der Ausbildung vollkommen jenen Quarzen, die wir unter der Bezeichnung "Marmaroser Diamanten", "Herkimer Diamanten" etc. kennen. Bisweilen sind die Quarze zu Gruppen aggregiert. Die Formenarmut der Quarze ist besonders hervorzuheben. Bisher wurden neben dem Prisma I. Stellung {1010} nur die beiden Hauptrhomboeder {1011} und {0111} beobachtet, wobei kurzprismatische Kristalle überwiegen; selten kann das Prisma auch fehlen bzw. stark zurücktreten, so daß -ähnlich dem hexagonal-trapezoedrischen Hoch-Quarz ausgebildete -Dihexaeder vorliegen.

Außer Einschlüssen von organischer Substanz können in den Quarzen auch Karbonatrhomboeder, Flüssigkeitsfahnen und sehr charakteristisch ausgebildete Zweiphaseneinschlüsse, die derzeit von Herrn Dr. J. MULLIS, Fribourg, untersucht werden, beobachtet werden.

Die Quarze sind sehr oft in eine asphaltähnliche, schwarze Masse eingebettet und sind damit dem Vorkommen vom Lumkofel (siehe Beitrag im gleichen Heft) sehr ähnlich. Interessant ist, daß sowohl das Vorkommen vom Lumkofel als auch jenes Mlincasattel in obertriadischen Plattenkalken liegt. Von der Karawanken-Südseite werden ähnlich gebildete "wasserhelle Krystalle mit Dolomit-Krystallen in Begleitung von Asphalt in dolomitischem Kalk im Johannis-Stollen bei Raibl", (HINTZE 1915 ) beschrieben, und in der Sammlung der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien finden sich lose, doppelendig ausgebildete Quarz-Kristalle, die auch Bitumeneinschlüsse führen, unter der Fundortangabe "Dammerde bei Zirknitz" (Krain, siehe HINTZE 1915, S. 1378).

Bisweilen sind die Quarze von einer perlmutterweißen, feinschuppigen bis feinfilzigen Masse überkrustet. Das feinkristallin~ Material konnte röntgenographisch als Kaolinit bestimmt werden; die feinfilzigen, dünnblättrigen Aggregate sind dagegen Palygorskit. Palygorskit tritt in den Nebengesteinen dieser Mineralisation auch in bis handtellergroßen, papierdünnen Massen in Klüften und entlang von Schichtfugen auf. Die idiomorphen Quarze vom Mlincasattel sind im Vergleich zu den Quarzen alpiner Klüfte klein, hinsichtlich ihrer Ausbildung zählen sie aber zu den ästhetisch schönsten Individuen dieser Mineralien in Osterreich (nicht umsonst wurden ähnlich ausgebildete Quarze anderer Fundstellen als "Diamanten" bezeichnet). Hinzuweisen ist hier allerdings, daß die Fundstelle in schwer begehbarem Gelände und außerdem in Nähe der Staatsgrenze liegt und Sammler mit Schwierigkeiten durch Zollbehörden und Grundeigentümer zu rechnen haben. Im gegenständlichen Fall ist anzunehmen, daß die Quarze sich durch Lösungsumsetzungen im Zuge einer metamorphen Prüfung der Nebengesteine gebildet haben.  NIEDERMAYR

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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