Kostelka L. / 1981 |
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Vortrag, gehalten im Rahmen der Fachgruppentagung für Mineralogie und Geologie am 8. November 1980 Rohstoffprobleme Kärntens. Rückblicke und Ausblick Sehr geehrte Damen und Herren! Gestatten Sie mir eine persönliche Vorbemerkung zu diesem
Referat, das vom Anlaß her auf einen Vergleich des Bergbaues in Kärnten
im Geburtsjahr unseres Jubilars und achtzig Jahre danach ausgelegt ist. Es
war sehr einfach, Unterlagen für das Jahr 1900 zu bekommen, aber
schwierig, aktuelle Ergebnisse präsentieren zu können, da ich seit
einiger Zeit mit im Grunde geowissenschaftlichen, aber vorwiegend
organisatorischen Fragen befaßt bin, und in unserem Wissensgebiet
Fortschritte nur mit dem Hammer und Mikroskop erarbeitet werden können.
Aus diesem Dilemma habe ich einen einfachen Ausweg gefunden, indem ich
Kollegen ersuchte, mir ihre Meinungen bzw. ihre Ergebnisse zur Verfügung
zu stellen. Ich danke allen, die dies in so uneigennütziger Weise und so
ausführlich getan haben, daß ich nur wenige Beispiele aus der Fülle der
Ergebnisse der letzten Jahre herausgreifen konnte. Die wesentlichen Grundlagen für die Beurteilung der
Bergbausituation Kärntens im Jahre 1900 waren das, Jahrbuch 1901 des k.
u. k. Ackerbauministeriums", der Vorläufer des derzeitigen
"Montanhandbuches", weiters die "BBU-Nachrichten" und
"Die Mineralkohlen Österreichs", herausgegeben vom Komitee des
allgemeinen Bergbautages, Wien, 1903. Wenn wir bei unseren Vergleichen von West nach Ost fortschreiten, müssen wir zuerst den Goldbergbau "Fundkofel" im Doblgraben bei Zwickenberg erwähnen, der schon in einem Lehensbrief Maximilians I. genannt wird. Das Vorkommen wurde 1897 wieder in Betrieb genommen und weist im Jahre 1900 eine Erzeugung von 250 t Roherz bei drei Mann Belegschaft aus. Diese Produktion fiel bei den Gewältigungsarbeiten früherer Ausrichtungsstrecken der goldführenden Gänge an. Der Lagerstättenbereich Doblgraben, Strieden-Knappenstube
im Süden der Kreuzeckgruppe ist erst wieder seit 1978 Gegenstand
integrierter geowissenschaftlicher Untersuchungen mit dem Ziel, die
eventuelle Rohstoffkapazität dieses rund 1000 km2 umfassenden
Gebirgsstockes zwischen Drau- und Mölltal zu untersuchen. Die geophysikalischen Arbeiten wurden vom Institut für
angewandte Geologie der Freien Universität Berlin (Prof. Hans J.
SCHNEIDER, Prof. GIESE) im Einvernehmen mit den Österreichischen
Geophysikern im Jahre 1980 durchgeführt. Die Ergebnisse, auf die nur auszugsweise hingewiesen werden
soll, zeigen, daß es sich bei dieser Vererzung neben den goldhältigen Gängen
mit Sicherheit um eine schichtgebundene Kiesvererzung handelt. Abgesehen
von dieser interessanten lagerstättenkundlichen Feststellung ist durch
diese Beobachtung eventuell eine Hilfe zur Interpretation der Tektonik
gegeben, vorausgesetzt, es ist möglich, die Erzführung auf eine längere
Erstreckung nachzuweisen. Dies könnte einen echten Erkenntniszuwachs
bringen, auch dann, wenn keine wirtschaftlich verwertbaren Lagerstätten
lokalisiert werden können. Die wenig differenzierte Schichtfolge hätte
damit vielleicht einen Leithorizont, was alles allerdings -ohne Ortung
eines Erzvorkommens -ein ausschließlich wissenschaftlicher Erfolg wäre. Darüber hinaus kann ich auch auf Ergebnisse verweisen, die
die Gruppe um L. WEBER (BMHGI) weiter östlich im Bereich Lengholz
erarbeitet hat. Dort ist es gleichfalls gelungen, einen erzführenden
Horizont geologisch zu definieren, wobei der Faziesumschlag von
Paragneisen zu metamorphen Tuffen die Änderungen des Eh-Wertes im
ehemaligen Sediment und das Einsetzen von kalkiger Sedimentation die
erfolgte Änderung des pH-Wertes anzeigt. Mit diesen Vorgängen steht die
in eben diesen Schichten auftretende Vererzung im direkten Zusammenhang.
Die Lokalisierung der Vererzung, darunter einer bisher unbekannten, aber
wirtschaftlich nicht uninteressanten Antimonitlagerstätte, kann als
Erfolg angesprochen werden. Es ist daher nicht von der Hand zu weisen, daß
in der südlichen Kreuzeckgruppe ein für die Erzführung bevorzugtes
Schichtpaket ausgeschieden werden kann, obwohl es derzeit noch nicht möglich
ist, Zusammenhänge zwischen Strieden im Westen und Lengholz im Osten des
Massivs nachzuweisen. Vielleicht gelingt es bei weiterer konsequenter
Fortführung der Arbeiten, die geologischen Lagerstättenverhältnisse zu
klären und die in diesem Raum durchaus möglichen Rohstoffvorkommen
abzugrenzen und ihre wirtschaftlichen Voraussetzungen zu klären. Die in jeder Hinsicht eingehende Definition der erzhöffig
erkannten geologischen Einheiten (Gänge oder Schichtpakete) ist nicht nur
für die derzeit laufenden Bemühungen um neue Rohstoffvorkommen wichtig,
sondern darüber hinaus eine überaus wesentliche Vorarbeit für
vielleicht wirtschaftlich entscheidende Erfolge in der Zukunft. Denn mit
dem Stand der gegenwärtig angewendeten Methoden werden unsere Nachfolger
die Lagerstätten der Zukunft nicht finden können, insbesondere, wenn es
sich um sogenannte blinde Vorkommen handelt, d. h. um solche, die nicht
bis an die Oberfläche reichen. Die Ermittlung kennzeichnender Daten erzführender
geologischer Einheiten in jeder Hinsicht ist daher auch dann kein Aufwand
"a fond perdu", wenn sich Erfolge nicht unmittelbar einstellen. Von diesem Standpunkt stellt die 1978 angelaufene
Rohstoffsuche in Österreich ein Programm dar, das teilweise kurzfristig
Erfolge erwarten ist, wie dies auch bereits mehrfach eingetreten ist, zum
anderen Teil sich aber auf lange Sicht vielleicht als noch wichtiger
erweisen wird. Dieses erste, auf fundierter geowissenschaftlicher
Grundlage ablaufende, integrierte Prospektierungsprogramm in Österreich
ist im Hinblick auf die weltwirtschaftliche Situation ebenso vernünftig,
wie das erste Ziel im Hinblick auf die verschiedenen Interessensüberschneidungen,
nämlich das Bundesgebiet auf Basis des heutigen Erkenntnisstandes unter
Anwendung aller in den letzten 20 Jahren entwickelten Methoden nach
Rohstoffvorkommen abzuklopfen. Es handelt sich dabei um ein zwischen dem
Bund, den Bundesländern und fallweise mit Unternehmungen koordiniertes
Programm. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Bundes, im wesentlichen
über das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung bzw. über das
Bundesministerium für Handel, Gewerbe und Industrie, hinsichtlich von
Apparaturen auch über das Bundesministerium für Bauten und Technik. Die
Bundesländer beteiligen sich an Projekten, die in ihrem jeweiligen
Territorium durchgeführt werden und die in ihrer Kompetenz gelegen sind.
Vorhaben, an deren Durchführung Firmen interessiert sind, werden auch von
den Unternehmungen mitfinanziert. Von dem Gesamtforschungsprogramm, das nicht nur Grund- und
mineralische Rohstoffe, sondern auch die Energieforschung zum Gegenstand
hat, stellen die geowissenschaftlichen Projekte nur einen Teil dar. Die
Durchführung der geowissenschaftlichen Basisarbeit liegt im wesentlichen
bei der Geologischen Bundesanstalt. Diese Hinweise auf dieses Gesamtprogramm schienen nur
wesentlich, da dieses, gewissermaßen die geringe Ausdehnung unseres
Staatsgebietes ausnutzend, eine moderne Inventur der gegebenen Möglichkeiten
erfassen soll. Aber fahren wir fort in unserem Vergleich zwischen dem Jahr
1900 und 1980. Zumindest für mich war es überraschend, daß sich bei der
Lektüre des k. u. k. Jahrbuches 1901 herausstellte, daß im Jahre 1900
der Bergbau Fragant nicht betrieben wurde, aber der Kupferschurf von
Schwabegg im Aufschlußstadium, mit einem Mann belegt, ausgewiesen wird. Heute ist dieses Vorkommen Schwabegg unter den Stau des
Draukraftwerkes geraten. Wie mir aber der Jubilar freundlicherweise
mitteilte, liegt der größte Teil dieser Lagerstätte in Form von Handstücken,
die er zum Teil selbst zusammentrug, im Landesmuseum für Kärnten. Damit
ist die Größe der Lagerstätte charakterisiert und gleichzeitig
dokumentiert, so daß die gegenwärtige Unzugänglichkeit keinen
wirtschaftlichen Verlust darstellt. Es ist daher eher ein Zufall denn ein
kennzeichnendes Merkmal, daß dieser Bergbau, der bereits im 13.
Jahrhundert als Silberbergbau erwähnt ist, im Bericht des Jahres 1900
aufscheint. Von den Bergbauen auf Eisenerze waren im Jahre 1900 drei in
Betrieb: der Bergbau Hüttenberg, Waldenstein und der Magnetitbergbau
Schaumboden bei St. Veit an der Glan. Während Waldenstein heute noch den
Rohstoff für eine exportorientierte Pigmenterzeugung liefert, sind die
beiden anderen Vorkommen stillgelegt. Die Einstellung von Hüttenberg liegt erst wenige Jahre zurück
und ist noch allgemein in Erinnerung. Der ehemalige Magnetitbergbau
Schaumboden : bei dem -dem k. u. k. Jahrbuch entsprechend –im Jahre 1900
noch 330 Arbeiter beschäftigt gewesen sein sollen, ist jedoch gänzlich
in Vergessenheit geraten. Die Statistik scheint allerdings auch schon im Geburtsjahr
unseres Jubilars einige Tücken aufgewiesen haben, denn eine Grubenkarte
des Magnetitbergbaues Schaumboden aus dem Jahre 1914 zeigt keine Veränderungen
in den Grubenräumen gegenüber dem Stand von 1874, also während 40
Jahren, wobei beide Pläne vom gleichen Markscheider, Heinrich SCHEUN,
stammen. Da dies aber auch bei Handbetrieb nicht möglich ist, ist zu
vermuten, daß sich der Mannschaftsstand von 330 Mann auf Hüttenberg
bezieht, das im Jahre 1900 eine Erzeugung von 44.369 t Roherz aufweist, i
denn bergmännische Arbeiten, auch ohne Maschinen, die durch 40 Jahre von
annähernd 300 Mann durchgeführt worden wären, müßten sich in den
Grubenplänen des Bergbaues Schaumboden ausgewirkt haben. Wo allerdings
dann die 4410 Zentner Magnetiteisenstein abgebaut wurden, die das k. u. k.
Jahrbuch für 1900 ausweist, bleibt unklar. Wie dies im Detail auch gewesen sein mag, heute muß man
schon sehr sorgfältig beobachten, wenn man z. B. anläßlich einer
Wanderung zu der einzigen Holzkirche Kärntens, der Kirche zur
"Heiligen Dreifaltigkeit am Gray", die ein interessantes
Tonnengewölbe aufweist, erstaunt feststellt, daß in der Umgebung früher
ein Bergbau betrieben wurde. Die barocke Barbaraskulptur in dieser Kirche
deutet darauf hin, daß die Errichtung dieses einmaligen Bauwerkes sehr
eng mit dem ehemaligen Bergbau in Zusammenhang gestanden hat. Es ist kaum anzunehmen, daß für Lagerstätten vom Typus
Schaumboden oder auch Hüttenberg trotz aller Überlegungen in letzter
Zeit, die z. T. rückschreitend wieder in Richtung kleinerer Erzeugungsgrößen
gehen, die Chance für eine Wiederbelebung besteht. Die Eisenerzvorräte auf der Erde sind überaus groß, und
bei dem hohen Stand der heutigen Transportsysteme und den daher
vergleichsweise niedrigen Beforderungskosten spielen Platzvorteile im
allgemeinen keine für den Bergbau entscheidende Rolle. Dies macht eine
Wiederaufnahme der Bergbaubetriebe Schaumboden und Hüttenberg in
absehbarer Zeit unwahrscheinlich. Hüttenberg allerdings existiert als Österreichisches
Zentrum für praktische geologische Ausbildung unter dem Namen
"Geozentrum" dank der Initiative von Dr. RIEHL-HERWIRSCH weiter.
Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine auch oder besser
gerade für den Eisenerzbergbau geltende allgemeine Bemerkung. Steht doch
die Rohstoffindustrie weltweit miteinander im Wettbewerb und für den
Bereich der Massenrohstoffe, zu denen das Eisen gehört, ist auch das in
letzter Zeit diskutierte Prinzip des "small scale-mining" nicht
sinnvoll anwendbar. Wie überhaupt dieses Prinzip des Bergbaues mit
kleinen Produktionsgroßen auf Grund der damit zwangsläufig verbundenen
technischen Einschränkungen vor allem für Länder mit niedrigem
Lohnniveau, also für Entwicklungsländer, interessant ist, da der zusätzliche
Bedarf an ungeschulten bzw. angelernten Arbeitskräften geeignet ist, das
Beschäftigungsproblem dieser Länder positiv zu beeinflussen, ohne die
Gestehungskosten in undiskutable Hohen zu treiben. Auch in den Industrieländern
hat die Bergbauindustrie im Laufe ihrer Entwicklung diese Phase
durchlaufen. Nun noch kurz zu dem Bergbau, der sowohl 1900 in Betrieb
war als auch 1980 in Produktion steht, dem Hämatitbergbau Waldenstein. Es war tatsächlich im Jahre 1900, als die Produktion von
Waldenstein vom "Eisenerzerzeugenden" Bergbau auf die Produktion
von "Eisenglimmer" umgestellt wurde. Dieser Maßnahme bzw. der
frühen Erkenntnis der besonderen Eigenschaften des "glimmerigen
Eisenoxydes", wie der Rohstoff im Englischen heißt, ist es zu
danken, daß dieser Betrieb überlebt hat, weil dieses Mineral in dieser
Form zu selten auf der Welt vorkommt, um in den Strudel der
Massenproduktion zu geraten. Es war eine alte Erfahrung, daß der Eisenglimmer in
Waldenstein anscheinend gesetzmäßig an eine Marmorbank gebunden -in der
mesozonal metamorphen Abfolge auftritt. Neuere Untersuchungen und Bohrungen haben das überraschende
Ergebnis gebracht, daß es durchaus abbauwürdige, größere Erzkörper
-tektonisch begrenzt -auch in den Gneisen gibt. Bei den hohen
Anforderungen an die physikalischen und mineralogischen Eigenschaften, die
von diesem Rohstoff als Pigment verlangt werden, ist es einigermaßen
naheliegend, die einmalige Qualität des Waldensteiner Eisenglimmers
vielleicht als Funktion dieser "tektonischen Beanspruchung" zu
erklären. Wie mir der geowissenschaftliche Bearbeiter dieser Probleme,
Herr Prof. Dr. POHL von der Montanuniversität Leoben, und der
Betriebsleiter Herr Dipl.-lng. PRUGGER mitteilten, sieht man sich mit der
Aufgabe konfrontiert, genetisch zwei Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen
bzw. miteinander zu verbinden. Derzeit sprechen -wie vorhin kurz erwähnt
-einige Beobachtungen für eine synchrone Phase, andere für ein
epigenetisches Konzept, wobei die erkennbare Bedeutung der zwei
Charakteristiken sehr unterschiedlich sein kann. Die wissenschaftlichen
Arbeiten zielen auf eine Klärung dieser Frage, um eine fundierte
Prospektierungsstrategie entwickeln zu können. Es wird in Zukunft außerordentlich
intensiver Arbeit bedürfen, wobei auch für die Prospektierung neue
Vorstellungen und für das einmalige Material speziell adaptierte Methoden
zu entwickeln sein werden, um die Rohstoffbasis dieses Betriebes auf weite
Sicht zu sichern. Die Vorkommen der Metalle Blei und Zink sind seit langem für
die südlicheren Einheiten des Ostalpenkörpers charakteristisch, galt
doch schon zu Zeiten Maria Theresias der Spruch: "Karntner lei-lei,
hast an Herrgott aus Blei....". Von den zwei Bergbauen auf diese Metalle ist das Vorkommen
Bleiberg-Kreuth während der 80 Jahre unseres Betrachtungsintervalls
nahezu ohne Unterbrechung in Produktion gestanden. Das zweite Vorkommen,
das im Jahre 1900 ausgewiesen wird, Rudnig, östlich des Faaker Sees,
liegt seit rund 70 Jahren still. Der Grund: Zu wenig Roherze und
Schwierigkeiten durch großen Wasserzufluß. Dieser Bergbau hatte im Jahre
1900 eine Roherzerzeugung von nur mehr 22 Zentnern. Die Produktion Bleibergs betrug im Jahre 1900 34.407
Zentner Bleischlich und 32.000 Zentner Zinkerze sowie 372 Zentner
Gelbbleierze. Die Erzeugung von Eisenkappel und Rudnig war unbedeutend, im
Bergbau Windisch Bleiberg wurden die Vorbereitungen für das Abteufen des
Katharinenschachtes getroffen. Erzeugung weist dieser Bergbau nicht aus. Wie man der Erzeugungsstatistik entnehmen kann, hatte
Bleiberg damals noch zu Recht den Metallnamen Blei in seiner
Ortsbezeichnung getragen. Heute überwiegt in der Produktion das Zink um
etwa das Vierfache. Nachdenklich wird man, wenn man aus diesem k. u. k.
Jahrbuch erfährt, daß in den Pb/Zn-Bergbauen Kärntens, allerdings
einschließlich der Blei-Zink-Erzbergbaue Raibl und Mieß, im Jahre 1900
2071 Männer, 568 Weiber und noch 16 Kinder beschäftigt waren. In welcher
Art diese Kinder beschäftigt gewesen sind, ist nicht bekannt.
Wahrscheinlich waren sie mit dem Sammeln von Bleistufen, Galmei und
Wulfenitkristallaggregaten (ich habe für die Seufzer der
Mineraliensammler Verständnis ) auf den Halden beschäftigt. Jedenfalls
wirft dieser offizielle Hinweis auf Kinderarbeit ein Schlaglicht auf den
Wandel der gesellschaftlichen Vorstellungen in den letzten 80 Jahren.
Andererseits sorgten die Unternehmungen für ihre Belegschaften in
vorbildlicher Weise. So scheint mit der Milch bereits im Jahre 1900
einiges vorgekommen zu sein, denn einer Mitteilung der BBU an das
Ministerium ist zu entnehmen, daß "zur Versorgung der Arbeiter mit
billiger und unverfälschter Milch eine eigene Werkstallung mit vorläufig
zehn Kühen eingerichtet wurde". Da die Besitzrechte in Bleiberg-Kreuth, insbesondere in der
Grube Antoni, im Jahre 1900 noch nicht eindeutig geklärt waren, gab es
trotz der damals recht guten Bleipreise Schwierigkeiten. Erst 1902 wurde
der Kaufvertrag der BBU mit der Baronin LANG, der Erbin der Wodleyschen
Gewerkschaft, abgeschlossen und damit ein wesentliches Hindernis für die
Inangriffnahme eines einheitlichen Bergbau-Konzeptes seitens der Union
beseitigt. Der Franz-Josef-Erbstollen, der 1894 aufgeschlagen worden war,
stand 1900 im Vortrieb, nachdem die schwierige Frage seiner Höhenlage gelöst
worden war. Es war im Jahre 1900, genau am 17.Juli, an welchem Tag der
Vortrieb dieses Erbstollens auf maschinelles Bohren umgestellt worden ist.
Ein Spaziergang durch Bad Bleiberg und Kreuth läßt es
kaum glaubhaft erscheinen, daß bis 1906 in Kreuth noch Bleiöfen
betrieben wurden. Erst in diesem Jahr wurde der Bleihüttenbetrieb zur Gänze
nach Arnoldstein verlegt und damit eine Voraussetzung dafür geschaffen,
daß das bleibende Geschenk des Bergbaues an das Bleiberger Hochtal, die
warme Heilwasserquelle, die 1951 bei einem Stollenvortrieb 600 Meter unter
der Talsohle angebohrt wurde, in einem Bade -und Kurbetrieb genutzt werden
kann. Fremdenverkehr und Bergbau stellen keine Alternativen dar, beide
Zweige vermögen unter gewissen Bedingungen durchaus nebeneinander zu
bestehen. Es ist bekannt, welch unerhörten Aufschwung der Bergbau
Bleiberg-Kreuth nach dem zweiten Weltkrieg genommen hat. Mit der steil
angestiegenen Produktion auf Basis von Erzkörpern mit jeweils mehreren
Millionen Tonnen Roherzinhalt ergaben sich Probleme in bisher nicht
bekannten Dimensionen, für deren Erkennung und Beherrschung jede
Erfahrung fehlte. Die schwierige Erzlagerstätte Bleiberg birgt -wie schon
oft in der Geschichte des Bergbaues berichtet wurde -Überraschungen nach
beiden Richtungen. Überlegungen im Zusammenhang mit der modernen Platten
-und Mikroplattentheorie lassen durchaus erwarten, daß noch bedeutende
Metallmengen in Bleiberg und seiner Umgebung, insbesondere gegen Westen,
vorhanden waren bzw. noch zu erwarten sind. Erkenntnisse, die die heutige
Geologengeneration, insbesondere Herr Dr. CERNY, hier erarbeitet hat,
lassen diesen Optimismus bereits Gestalt annehmen. Es wäre
empfehlenswert, auf Grund der bisherigen Feststellungen gezielte Versuche
mit kombinierten geochemischen und geophysikalischen Untersuchungen am
Boden durchzuführen, um Anhaltspunkte über die wesentlichen Parameter
des erzführenden Schichtpaketes und die Kontraste zu den Werten der
anderen Schichten der Abfolge zu erhalten. Dadurch könnte für eine
eventuell schon für 1981 in Aussicht genommene -Helikopter-Geophysik
wertvollste Vorarbeit geleistet werden. Bleiberg ist nicht nur ein
Bergbaubetrieb, es ist das Musterbeispiel eines Lagerstättentyps, der
weltweit bekannt ist. Diese Art von Blei-Zink-Vererzungen in Kalken und
Dolomiten repräsentiert gegenwärtig einen Anteil von rund 25% der
Weltproduktion. Vieles hat sich beim Bergbau Bleiberg-Kreuth in den letzten
80 Jahren geändert. Zwei Dinge sind gleich geblieben. Einerseits die
Schwierigkeiten, die sich aus den Schwankungen der Metallpreise und den
Gestehungskosten ergeben, anderseits die komplexen Probleme, die mit der
Lagerst1itte den Geologen und Bergleuten vorgegeben sind. Diesen negativen, unbeeinflußbaren Momenten stand und
steht sicher auch in Zukunft ein positiver Aspekt gegenüber, nämlich das
Können und die Verbissenheit, mit der sich die Bleiberger, hier meine ich
das gesamte Unternehmen, um die Existenz ihres Betriebes bemühen. Doch genug vom Erz, vergessen wir nicht, daß von den
vielen in Kärnten bekannten Kohlenvorkommen im Jahre 1900 zwei Vorkommen
in Betrieb waren; St. Stefan und Wiesenau im Lavanttal. Beide Lokalitäten
werden gegenwärtig wieder beschürft. Es war im Jahre 1900, als die Arbeiten an der ersten
Gewinnungsstelle der Kohle im unteren Lavanttal am Rothkogel eingestellt
wurden. Dort hatte bereits 1830 Baron Herbert mit dem Abbau des Hangendflözes begonnen, dessen Gewinnung jedoch zu unsystematisch
betrieben worden war, so , daß HENCKEL-DONNERSMARCK nach Übernahme der
Bergrechte die Produktion stillegen und in das Zentralrevier verlagern mußte. Der Bergbau Wiesenau wurde -wie St. Stefan auch -nach dem
zweiten 1. Weltkrieg bzw. im Zusammenhang mit der vorübergehenden
Kohlenkrise, in den sechzigerjahren eingestellt. Wie kurz liegen doch die
Wendepunkte j im Bergbau bzw. im Begriff Wirtschaftlichkeit beieinander. Die steigende Bedeutung eigener Energiequellen ließ den
Jubilar und mich bereits 1976/1977 eine Untersuchung der Lavanttaler
Hauptmulde vorschlagen. Die Konzeption war es zuerst,
refraktionsseismische Untersuchungen durchzuführen und abh1ingig von
deren Ergebnis eventuell Tiefbohrungen anzusetzen. Dieser Vorschlag stieß
z. T. auf heftige Widersprüche, wurde aber dann doch durchgeführt. Die
Arbeiten wurden geowissenschaftlich vom Team HERZOG -HOLZER -POHL -SIEGL
und der VÖEST-ALPINE beziehungsweise GKB betreut und z. T. aus Bundes
bzw. Landesmitteln und Firmenbeiträgen finanziert. Die zuerst geäußerten Gegenmeinungen verstummten, nachdem
die erste der beiden Bohrungen rund zehn Meter Kohle durchstoßen hatte,
allerdings in einer Tiefe, die beim heutigen Energiepreis eine Gewinnung
ausschließt. Da die Kohle aber schräg gelagert ist, ist beabsichtigt,
mit Bohrungen nachzuweisen, ob in den Bereichen, in denen die Kohle auf
Grund dieser Schräglage in geringeren Tiefen zu erwarten ist, die Mächtigkeit
und die Qualität die Basis für eine baldige Aufnahme eines
wirtschaftlichen Abbaubetriebes darstellen könnten. Noch eine Anleihe an
den Ergebnissen anderer: Mein Freund SIEGL hat in den Schliffen der
erbohrten Kohlekerne sehr stark reflektierende, nichtpflanzliche Figuren
festgestellt, bei denen es sich um Koksflocken handeln dürfte, die, durch
einen Brand entstanden, in das Kohlenmoor oder den Kohlensumpf geweht
wurden. Zweifellos ein interessanter Nachweis eines lange zurückliegenden
Waldbrandes in unserem Gebiet. Aber auch im oberen Lavanttal, in Wiesenau, läuft ein
Bohrprogramm, dessen Ergebnisse abzuwarten sind, bevor Schlüsse über das
weitere Vorgehen gezogen werden können. Die Mittel wurden z. T. aus Öffentlichen
Fonds, z. T. von privater Seite aufgebracht. Es wäre zwar im Zuge der Nostalgie unserer Zeit gelegen, würde
man das Jahr 1900 herausstreichen, aber zwischen 1900 und 1980 sind
Bergbaubetriebe nicht nur stillgelegt, sondern andere auch eröffnet
worden. Der Magnesitbergbau Radenthein, mit seinen angeschlossenen
Fabrikationseinheiten der größte industrielle Arbeitgeber unseres
Bundeslandes, nahm in der Zwischenzeit seinen Betrieb auf. Magnesit, das
Ausgangsmaterial für die Erzeugung hochfeuerfester Steine für die
Metallhütten, wurde erst ein begehrter Rohstoff, als der Bedarf dafür
vorhanden war. Aber nicht nur der Magnesitbergbau hat sich in den letzten
achtjahrzehnten entwickelt, auch die Feldspatgewinnung bei Spittal/Drau
wurde aufgenommen und auch wieder stillgelegt. Das gleiche ist auch vom
Antimonbergbau am Rabant bei Oberdrauburg zu berichten. Eisenkappel,
Windisch Bleiberg, Dellach im Drautal und Stockenboi sind seit langem
bekannte Erzvorkommen, die während des zweiten Weltkrieges für kurze
Zeit betrieben wurden. Während für den Antimonbergbau am Rabant kaum Chancen für
eine Wiederaufnahme erkennbar sind, kann ich mir durchaus vorstellen, daß
wie Dr. UOK meint -der oder die Pegmatitkörper bei Spittal wesentlich großer
sind, als früher vermutet wurde. Damit wäre die Möglichkeit gegeben,
eine Basis für eine weitere Feldspatproduktion zu erschließen. Zum Schluß möchte ich auf noch einen Rohstoff hinweisen,
die Mineral- und Thermalwässer Kärntens, denen eine ausführliche Arbeit
unseres Jubilars gewidmet ist. Seine Erfolge, die er zusammen mit dem
Geophysiker Dr. JANSCHEK -insbesondere in Bad Kleinkirchheim und in Bad
St. Leonhard erzielt hat, beweisen die echten Chancen solcher Vorhaben.
Gegenwärtig folgen auch andere Bundesländer diesem Beispiel, da der
Fremdenverkehr durch die Nutzungsmöglichkeit der Rohstoffe dieser Art
positiv beeinflußt wird. Wenn man aus dem Gesagten die Bilanz zieht, wie dies einer
der beruflichen Qualifikationen des bilanzsicheren Bankkaufmannes Dr.
KAHLER entspricht, kann man resümieren, daß die Rohstoffvoraussetzungen
in diesem, auch vom geologischen Standpunkt so faszinierenden Bundesland Kärnten
durchaus günstig sind. Es sei hier abschließend auf drei der bisher nicht
bekannten Rohstoffvorkommen in Kärnten hingewiesen, die durch die vorhin
erwähnten Aktivitäten in den letzten drei Jahren entdeckt wurden: Das Antimonvorkommen in der südlichen Kreuzeckgruppe, die
Ausdehnung der Kuchlerflöze in der Lavanttaler Hauptmulde und das
vorwiegend Zink führende Schichtpaket westlich von Bleiberg. Ich bin davon überzeugt, daß der Bergbau auch nach dem so
oft zitierten -Jahre 2000 in Kärnten eine entsprechende wirtschaftliche
Rolle spielen wird, wenn jeder einzelne und wenn alle damit befaßten
Stellen sich voll engagieren und alle Anstrengungen unternehmen, um die
Probleme zu lösen. Es sollen keine Wunder erwartet werden, und es ist eher
unwahrscheinlich, daß Lagerstätten von weltweiter Bedeutung bei uns im
Verborgenen liegen, sehr wohl aber Vorkommen, die der eigenen
wirtschaftlichen Versorgung mit Rohstoffen dienen können. Denn es ist zu
vermuten, daß die verborgenen Lagerstätten durch die gleichen
Charakteristiken geprägt werden, die auch für die bekannten Vorkommen
bestimmend waren. Die größten Anteile an der Weltproduktion
mineralischer Rohstoffe tragen immer entsprechend bevorzugte Gebiete der
Erdkruste. Bei dem rasch steigenden Kapitalbedarf für die Erschließung
neuer Vorkommen auch in diesen Bereichen wird der notwendige
Kapitalaufwand immer großer und der mögliche Kapitalrückfluß immer
unsicherer. Dadurch ergeben sich zwangsläufig Möglichkeiten, Lagerstätten
auch untermittelgroßen Ausmaßes in Ländern mit ausgebauter
Infrastruktur wirtschaftlich betreiben zu können. Gerade in diesen Großenordnungen
liegen aber die Chancen des Österreichischen und damit des Kärntner
Bergbaues, weil die anderwärts gegebenen Unsicherheiten hier wegfallen.
Daher wünsche ich nicht nur dem Kärntner Bergbau, sondern auch unserem
Jubilar aus vollem Herzen und mit Überzeugung
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