Niedermayr G. / 1991 |
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Mineraldokumentation
und mineralparagenetische Forschung in Kärnten heute.
Von Gerhard NIEDERMAYR EINLEITUNG
Dieser Artikel soll in besonderem Maße unserem Jubilar, Herrn Hofrat Prof. Dr. Franz KAHLER, zugeeignet sein, da er es war, der ganz entscheidend mitgeholfen hat, jene erdwissenschaftlichen Grundlagen in Kärnten aufzubauen, auf denen viele der jüngeren Fachkollegen erst weiterarbeiten konnten. Was damit gemeint ist, wird klar, wenn man z. B. an die vielen Publikationen H. MEIXNER'S in der Carinthia II oder im Karinthin denkt, die nicht selten die Formulierungen enthalten "durch Freund Kahler aufmerksam gemacht" oder "erhielt ich über Vermittlung Freund Kahlers eine interessante Mineralstufe". Man spürt hier in vielen Sätzen die Faszination einer Zusammenarbeit unter befreundeten Wissenschaftern, die in unserer schnellebigen und auf persönlichen Erfolg ausgerichteten Zeit immer weniger geschätzt und gepflogen wird. Den intensiven Bemühungen KAHLER'S war es z. B. auch zu verdanken, daß die in historischer Hinsicht für Kärnten so wertvolle Sammlung der Grafen THURN VALSASSINA für das Kärntner Landesmuseum seinerzeit erworben werden konnte, die MEIXNER dann später historisch eingehend aufgearbeitet hat. Für diese stimulierende Wirkung für die mineralogische Forschung in Kärnten müssen wir, und ich glaube hier ganz besonders auch unsere Sammler, dem Jubilar sehr, sehr dankbar sein. MINERALDOKUMENTATION
IN KÄRNTEN
Wenn wir uns mit der Mineraltopographie Kärntens beschäftigen,
so ist die Grundlage dazu jeder Arbeit auch heute noch der 1. Teil der von
MEIXNER (1957) verfaßten Landesmineralogie "Die Minerale Kärntens".
Der damals für später angekündigte 2. Teil über die Mineralparagenesen
Kärntens ist leider nie erschienen. Allerdings ist das gerade jenes
Gebiet, auf dem in den letzten Jahren -bedingt durch neue
Untersuchungsmethoden und die große Zahl der mittlerweile in Kärnten
aktiven privaten Mineraliensammler, die immerfort neues
Beobachtungsmaterial zusammentragen die meisten Fortschritte erzielt
werden konnten. Bis heute ist diese Parageneseforschung nicht zum
Stillstand gekommen, wird aber wohl auch nie, in der Gesamtheit gesehen,
eine abschließende Zusammenschau gestatten. Zu vieles ist davon von
Zufallsfunden und neuen Mineralnachweisen beeinflußt. Gerade anhand der
vielen Arbeiten MEIXNER'S, dieses unermüdlichen Mentors der Kärntner
Mineraliensammler, können wir die Entwicklung der mineralogischen
Untersuchungstechnik ausgezeichnet verfolgen. Waren es früher umständliche
Goniometermessungen, Dichte- und Lichtbrechungsbestimmungen, die in
Kombination aller verfügbaren Daten oft erst eine eindeutige Zuordnung
eines Neufundes erlaubten, so sind die heutigen röntgenographischen
Methoden in den meisten Fällen nicht nur zweifelsfrei, sondern gestatten
auch die Abfassung wesentlich kürzerer Berichte. Darüber hinaus geben
heute auch ambitionierte private Sammler auf eigene Kosten Röntgenbestimmungen
bei entsprechenden Firmen in Auftrag und entlasten solcherart auch die
Fachkollegen an den Universitäten und Museen. Die vielen privaten Sammler
sind es aber auch, denen bei der Mineraldokumentation Kärntens eine sehr
wichtige Funktion zukommt. Als eines der spektakulärsten Beispiele mag in
diesem Zusammenhang der Erstnachweis von Spodumen im Bereich des Brandrückens-Brandgrabens
zu werten sein, der auf den ambitionierten Lavanttaler Sammler
Schuldirektor Valentin LEITNER zurückgeht und dessen Fund dann MEIXNER
(1966) mitgeteilt hat. Viele Jahre später war dieser Hinweis zusammen mit
anderen geologischen Informationen ausschlaggebend für den Start der
Spodumenprospektion im Gebiet der Weinebene. Darüber hinaus sind private
und öffentliche Mineraliensammlungen an sich bereits eines jener
Instrumente, mit dessen Hilfe der Mineralreichtum einer Region belegt,
dokumentiert wird. Dokumentation bedeutet aber auch für die Nachwelt
erhalten, Mineralnachweise und deren Besonderheiten schriftlich zu präzisieren.
Dies ist für Kärnten in Form der Publikationen in der Carinthia II, im
Karinthin (mittlerweile aus organisatorischen und finanziellen Gründen
eingestellt) und verstreut in diversen Fachzeitschriften und
Sammlerjournalen garantiert. Es ist dabei wünschenswert, möglichst viel
mineralogisches Datenmaterial zu erfassen auch wenn dies manchmal noch so
banal erscheint, da oft die Bedeutung eines Mineralnachweises erst lange
nach dem Fund selbst erfaßt werden mag. In diesem Zusammenhang muß
besonders betont werden, daß durch das Mineraliensammeln nicht nur immer
neue Beobachtungen mitgeteilt werden können, die über die
Mineralvergesellschaftung einer Region Auskunft geben, sondern aus dem
gesammelten Gut auch bisweilen Aussagen möglich werden, die auch in einem
größeren Rahmen von gewisser Bedeutung sein können. Als Beispiel möchte
ich hier die Funde von Quarz und Baryt in den Klüften permo-triadischer
Serien der Lienzer Dolomiten, der Gailtaler Alpen und der Karawanken anführen,
deren Untersuchung Rückschlüsse auf die geologische Entwicklung dieser
Serien erlaubte (NIEDERMAYR et al. 1984, NIEDERMAYR und MÖRTL 1989). Die
an Uraninit von Laas (NIEDERMAYR et al. 1987) und Pyrochlor vom Brandrücken-Explorationsstollen
auf der Weinebene (NIEDERMAYR et al. 1990) ermittelten U-Pb-Zerfallsalter
sind ebenfalls Daten, mit welchen sich der Geologe auseinandersetzen
sollte. Aufgrund der vielen Neufunde und der weitgestreuten PublikationsmÖglichkeiten
ist die Informationsdichte für den einzelnen heute beinahe unüberschaubar
geworden. Hier gibt uns aber die moderne Computertechnologie jene
Hilfsmittel in die Hand, die wir in Zukunft in immer stärkerem Maße für
die reine mineraltopographische Landesaufnahme und auch für die
Rohstoffsuche brauchen werden. Es ist daher sehr lobenswert, daß der
Naturwissenschaftliche Verein für Kärnten vor zwei Jahren ein
Forschungsprojekt ermöglicht hat, das eine computergestützte Mineral-
und
Fossilfundstellendokumentation Kärntens zum Ziele hat. Herr Dr. G.
KANDUTSCH, Arriach, hat diese Dokumentation begonnen und zunächst die im
seinerzeitigen Fachblatt der Fachgruppe, dem Karinthin, mitgeteilten
mineraltopographischen Daten computermäßig erfaßt. Natürlich ist dies
nur der erste Schritt der dringend notwendigen gebietsspezifischen
Mineraldokumentation, und es wäre daher sehr zu wünschen, daß diese
Arbeit unter Berücksichtigung aller Kärnten betreffenden
Literaturunterlagen weiter ausgebaut und letztendlich vervollständigt
werden kann. Erst dann wird eine umfassende Überschau über den
ungeheuren Mineralreichtum Kärntens möglich sein und die Arbeit unserer
Vorgänger, von Wissenschaftern und von Sammlern, ihre entsprechende Würdigung
erfahren. MINERALPARAGENESEN
IN KÄRNTEN
Obwohl der Bergbau in Kärnten auf eine jahrhundertealte
Tradition zurückblickt und Kärnten zweifellos dabei als eines der an
Mineralarten reichsten Bundesländer Österreichs gelten kann, werden hier
auch heute noch Jahr für Jahr neue und auch genetisch interessante
Mineralfunde gemacht. Einige Beispiele möchte ich hier vorstellen. Grundsätzlich
müssen wir dabei zwischen Paragenesen in Erzlagerstätten, von Pegmatiten
-deren es sehr viele in Kärnten gibt -und alpinen Kluftmineralparagenesen
unterscheiden. Beinahe allen Paragenesen gemeinsam ist eine mehr oder
weniger deutlich erkennbare Überprägung durch ein oft mehrphasiges
Metamorphosegeschehen, das die jeweils umgebenden Gesteine und damit auch
die primären Paragenesen beeinflußt hat. Dazu kommen noch die auf die
Wirkung von mehr oder weniger tiefgreifenden Verwitterungslösungen zurückzuführenden
Sekundärbildungen, wegen ihrer Vielfalt bei Sammlern sehr begehrt und
manchmal auch einziger Hinweis auf die primäre Mineralvergesellschaftung.
Schöne Beispiele dafür sind die Erzmineralisationen des Hemma-Stollens
bei Friesach, von Meiselding, des Erlacher Bocks im Nockgebiet und vom
Roten Mann im Kleinen Fleißtal. ERZMINERALISATIONEN
Aus dem beinahe in Vergessenheit geratenen "Hemma-Loch"
in Schwall, zwischen Friesach-Olsa und Zeltschach, sind bis heute folgende
Mineralarten nachgewiesen worden: Allophan, Azurit, Baryt, Bindheimit,
Bournonit, Calcit, Cerussit, Corkit, Dundasit, Limonit (Goethit),
Malachit, Manganomelan, Mimetesit, Pyromorphit, Quarz und Wulfenit. Primärerz
ist hier nachgewiesenermaßen Bournonit, doch ist mit Sicherheit auch das
Vorkommen von Arsenopyrit und Galenit anzunehmen. Intensive Wechselwirkung
mit dem Nebengestein zeigen die Sekundärprodukte Allophan und Dundasit
(Al-Gehalt!) sowie die Phosphate Corkit und Pyromorphit an (akzessorischer
Apatit der umgebenden Gesteine!). Die bereits im Mittelalter gebaute
Silberlagerstätte von Meiselding umfaßt nach unserem derzeitigen
Kenntnisstand folgende Mineralphasen: Allophan, Anglesit, Argentit (?),
Aurichalcit, Cerussit, Chalkopyrit, Cuprit, Galenit, Gips, Hemimorphit,
Hydrozinkit, ged. Kupfer, Limonit (Goethit), Linarit, Malachit, Posnjakit,
ged. Schwefel, Serpierit, Siderit, Smithsonit und Sphalerit. Die Primärparagenese
besteht in diesem Fall aus Galenit, Chalkopyrit und Sphalerit; der hohe
Silbergehalt der Meiseldinger Lagerstätte wurde auf feinverteilten
Argentit zurückgeführt. Ein moderner erzmikroskopischer Nachweis dafür
steht aber noch aus. Auch im Falle dieser Erzmineralisation ist eine
intensive Wechselwirkung der eigentlichen Erzparagenese mit dem umgebenden
Gesteinsbestand anzunehmen (wie z. B. Allophan und Hemimorphit belegen).
Aus der unterostalpinen Trias des Nockgebietes sind in den letzten Jahren
ebenfalls verschiedene Vererzungen (mit Galenit und Sphalerit) und
Fluoritmineralisationen bekannt geworden (freundliche mündliche Hinweise
Dr. J. MÖRTL, Klagenfurt). Diese Mineralisationen sind zweifellos im
Hinblick auf ihre Einbindung in zeitgleiche Bildungen des übrigen
Ostalpenraumes von besonderer Bedeutung. Eine detaillierte Bearbeitung der
Mineralisation im Bereich des Erlacher Bockes (Zunderwand) hat bisher
folgende Mineralphasen ergeben: Azurit, Baryt, Calcit, Cerussit, Dolomit,
Fahlerz, Fluorit, Galenit, Hemimorphit, Hydrozinkit, Malachit, Quarz,
Smithsonit, Sphalerit und Wulfenit. Sind die vorhin genannten
Erzmineralisationen im Altkristallin und im Unterostalpin angelegt, so
liegt das Erzvorkommen vom Roten Mann in penninischen Gesteinen und ist
nach Auskunft des Finders an eine alpine Kluft gebunden. Zweifellos
handelt es sich aber dabei um eine Mobilisation von Erzsubstanz aus dem
ungebundenen Gesteinsverband. Spätere hydrothermale Umlagerung der
Erzmittel, Wechselwirkung mit dem Nebengestein und zum Teil sicher auch
Verwitterungsagentien sind für die interessante Sekundärparagenese maßgeblich
gewesen. Bekannt sind bis jetzt: Cerussit, Citrin, Cotunnit, Galenit,
Limonit (Goethit), Mimetesit, Smithsonit, Sphalerit und Wulfenit. Das
Vorkommen von Mimetesit legt auch die Anwesenheit von Arsenopyrit nahe.
Mimetesit wie auch das paragenetisch interessante Pb-Chlorid Cotunnit
weisen auf eine an Chlorid reiche fluide Phase hin, wobei wir uns hier
daran erinnern sollten, daß aufgrund von Fluideinschlußstudien an
alpinen Zerrkluftquarzen und anderen alpinen Kluftmineralien der
NaCl-Gehalt der fluiden Phase in den alpinen Klüften zeitweise recht beträchtlich
gewesen ist. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung sind die
Blei-Zinkerz-Vorkommen in der Mitteltrias des Drauzuges besonders gut
untersucht. Zusammenfassende Darstellungen sind in der letzten Zeit vor
allem über den Blei-Zink-Bergbau Bleiberg-Kreuth erschienen. Die
verschiedenen genetischen Vorstellungen über diese Lagerstätten, wobei
Bleiberg als Typusvorkommen anzusehen ist, sind in den letzten Jahrzehnten
sehr heftig diskutiert worden. Heute besteht kein Zweifel mehr, daß die
ursprüngliche Erzanlagerung syngenetisch, mehr oder weniger zeitgleich
mit den umgebenden Sedimenten, erfolgte und diese primären schichtigen
Erze dann später zu verschiedenen Zeiten durch hydrothermale Wässer
teilweise in Gänge mobilisiert worden sind. Eine diesen durch viel
Datenmaterial auch einwandfrei abgesicherten Vorstellungen widersprechende
Deutung wurde kürzlich durch HEPPNER (1990) bekannt gemacht. Trotz dem überzeugten
Auftreten dieses Autors entbehrt seine Darstellung aber auf weiten
Strecken jedweder Grundlage. Tatsache ist, daß im gegenständlichen
Gesteinsverband beachtlich hoch temperierte Lösungen (von 200 Grad
Celsius und darüber) zirkuliert haben müssen, wie wir z. B. aus
FluideinschluGstudien an Kluftquarzen unterlagernder permo-skythischer
Serien wissen, und diese zweifellos sehr wesentlich an der Umlagerung primärer
Erzsubstanz über einen vergleichsweise langen Zeitraum hinweg beteiligt
gewesen sind. Auf eine kleinräumige, aber meiner Meinung nach von der
geologischen Konsequenz sehr wichtige Kiesvererzung sei hier noch
hingewiesen, die in der Konglomeratfolge der Pölland-Gruppe (vgl. KODSI
und FLÜGEL 1970) des Nötscher Karbons aufsetzt. Im Bereich eines
Forstweges, der von der Windischen Höhe nach Osten, Richtung Vizala, führt,
wurden schmale, meist nur wenige Zentimeter mächtige, größtenteils
intensiv limonitisierte Sideritgänge angetroffen, die Chalkopyrit als
primäres Erzmineral führen. Die Paragenese umfaßt: Azurit, Baryt,
Chalkopyrit, Limonit (Goethit), Malachit, Pyrit und Quarz. PEGMATITE
Pegmatite sind im Altkristallin Kärntens weit verbreitet.
Sie finden sich sowohl im Bereich der Koralpe und Saualpe im Osten als
auch in der Kreuzeckgruppe im Westen, und sogar in der tektonisch sehr
stark geprägten Lesachtal-Lamelle konnte ein Turmalinpegmatit
nachgewiesen werden. Generell führen die Pegmatite neben Quarz, Feldspäten
und Glimmern häufig auch Turmalin (Schörl) und bisweilen auch etwas
Granat. Einige Pegmatite weisen aber auch Beryll (z. B. Spittal a. d.
Drau, Laas bei Fresach, Markogel, St. Leonhard/Saualpe und Weinebene) und
mehr oder weniger bedeutende Anteile an primären Phosphaten, wie z. B.
Apatit, Ferrisicklerit und Triphylin, auf. Da die Pegmatite mehrphasig
geprägten altkristallinen Serien eingeschaltet sind, ist es nicht
verwunderlich, daß sich hier oft auch typische alpine Kluftmineralvergesellschaftungen mit Albit, Adular, Quarz und Glimmern
und Chlorit sowie zum Teil auch Zeolithen nachweisen haben lassen. Schöne
Beispiele dafür stellen die Spodumenpegmatite des Brandrückens und die
Pegmatite des Millstätter Seenrückens dar. Die Mineralisationen der
Spodumenpegmatite der Weinebene sind einer eigenen Arbeit in dieser
Zeitschrift vorbehalten und sollen daher hier nicht näher behandelt
werden (NIEDERMAYR und GÖD, in Vorbereitung). Insgesamt sind jedenfalls
bereits mehr als 50 Mineralarten von hier bekannt, darunter einige für Österreich
und Kärnten sehr seltene bis einzigartige Mineralphasen (wie z. B.
Fairfieldit-Messelit, Ferrisicklerit, Hydroxyl-Herderit, Ludlamit,
Roscherit und Uralolith).*) Ein geringmächtiger Turmalinpegmatit im
Bereich der Waldrast/Koralpe ergab den Nachweis von Chrys9beryll, was für
die Pegmatite des ostalpinen Altkristallins eine Novität darstellte.
Leider handelte es sich dabei nur um einen Einzelfund. Eine Neubearbeitung
des Markogel-Pegmatits, durch das Entgegenkommen von Herrn D. MÖHLER,
Graz, ermöglicht, der umfangreiches, noch von Arthur NIEDERBACHER
gesammeltes Material zur Verfügung stellte, erbrachte: Albit, Apatit,
Beryll, Biotit, Fluorit, Gadolinit, Granat, Löllingit, Mikroklin,
Muskovit, Pyrochlor (Mikrolith), Quarz, Turmalin und Zirkon. Auch die
Pegmatite des Millstätter Seenrückens haben einige Überraschungen in
den letzten Jahren geliefert. Besonders bemerkenswert ist das Auftreten
beachtlich großer Berylle in einem mächtigen Pegmatit von Laas bei
Fresach sowie im gleichen Pegmatit auch das Vorkommen von Zirkon, Uraninit
und verschiedenen sekundären Uranmineralien. Aus dem Steinbruch von Laas
sind bisher nachgewiesen: Adular, Anatas, Apatit, Beryll, Bournonit,
Brookit, Chalkopyrit, Chlorit, Granat, Hyalith, Malachit, Metatorbernit,
Millerit, Orthit, Phurcalith, Quarz, Siderit, Sphalerit, Staurolith,
Synchisit, Turmalin, Uraninit, Uranophan, Weeksit und Zirkon. Wesentlichst
dabei, daß hier verschiedene Paragenesen auftreten, die sich auch zum
Teil überlagern. So sind Apatit, Beryll, Turmalin, Uraninit, Zirkon und
die sekundären Uranmineralien an einen mächtigen Pegmatit gebunden.
Staurolith und Granat treten im Glimmerschiefer und in durchschlagenden
Quarzmobilisationen auf. In Klüften ist eine typische alpine
Zerrkluftmineralisation mit Adular, Apatit, Anatas, Chlorit, Quarz,
Siderit und Synchisit u. a. zu beobachten. Der nicht allzu weit davon
entfernte Laggerhof-Pegmatit, am Südufer des Millstätter Sees gelegen,
ist durch seine ungewöhnliche Phosphatparagenese bekannt, die auch einige
für Kärnten und Österreich neue Mineralarten umfaßt: Adular, Albit,
Apatit, Augelith, Childrenit, Gormanit, Heterosit, Kaolinit, Limonit
(Goethit), Muskovit, Quarz, Siderit, Souzalith, Triphylin, Wardit und
Whiteit sind von hier nachgewiesen. KLUFTMINERALISATIONEN
Durch die intensive Sammlertätigkeit sind in den letzten
Jahren auch viele typische alpine Kluftmineralisationen sowohl aus dem
Pennin als auch aus dem Altkristallin in Kärnten bekannt geworden. Ich
meine damit nicht so sehr die spektakulären Neufunde, wie z. B. Fluorit
und Rauchquarz vom Hocharn, die großen Bergkristalle vom Fuscherkarkopf,
die Titanite aus dem Teischnitztal oder die Amethyste aus der Zirknitz,
als vielmehr die vielen anderen, z. T. paragenetisch recht aufschlußreichen
Kluftmineralisationen. Dazu gehören etwa die Mineralisationen von der
Gjaidtroghöhe, aus dem "Nellystollen" im Maltatal, aus den
Steinbrüchen bei Pflüglhof, von der Moosalm und aus dem Mühldorfer
Graben in der Reißeckgruppe, vom Scharnik in der Kreuzeckgruppe, von Laas
bei Fresach, vom Brandrücken-Explorationsstollen und von vielen anderen
Lokalitäten. Gute Zusammenstellungen neueren Datenmaterials geben MÖRTL
(1984) und MÖRTL (1988). Ohne auf Details hier eingehen zu können, ist
allen Kluftmineralisationen gemeinsam, daß die beobachtbaren
Mineralabfolgen ein deutliches Temperatur-Druck-Gefälle, entsprechend dem
die Gesteine prägenden retrograden Metamorphosegeschehen, erkennen
lassen. Besonders deutlich wird dies bei Zeolithe führenden Paragenesen,
die häufig über Prehnit eine gesetzmäßige Abfolge von Laumontit
-Heulandit -Stilbit Chabasit erkennen lassen. Da sich solche Abfolgen
sowohl in Klüften des Pennins als auch in jenen des Altkristallins
finden, die letzte wesentliche metamorphe Prägung im Pennin aber
jungalpidisch, im Altkristallin hingegen altalpidisch erfolgt ist, muß
die Kluftmineralbildung in den beiden geologischen Einheiten zwar sehr ähnlich
abgelaufen, doch zu verschiedenen Zeiten erfolgt sein. Auch der
Temperatur-Druck-Verlauf der retrograden Metamorphose ist aufgrund der
sehr ähnlichen Mineralabfolge in den Klüften als weitgehend ident
anzunehmen. Die geologischen Konsequenzen dieses aus den
Kluftmineralparagenesen ableitbaren Sachverhaltes haben meines Erachtens
bisher zu wenig Beachtung gefunden. Jedenfalls kann die genaue Beobachtung
der alpinen Kluftmineralisationen im Pennin und im Altkristallin Kärntens
als eine sehr wichtige und interessante Aufgabe für unsere Sammler
angesehen werden. Abschließend glaube ich, feststellen zu können, daß
im Vergleich zu anderen Teilen Österreichs der mineralogischen
Durchforschung Kärntens vor allem aufgrund der vielen engagierten
Privatsammler auch heute noch ein besonderer Stellenwert zukommt. Wir
sollen und dürfen dabei aber nicht vergessen, daß die Motivation dieser
vielen freiwilligen Helfer sehr wesentlich auf jenen engen Kreis von
Fachkollegen zurückgeht, dem auch unser Jubilar, Herr Hofrat KAHLER,
angehört hat. In diesem Sinne sollten die Mineraldokumentation und die
mineralparagenetische Forschung in Kärnten uns weiter oberste
Verpflichtung sein. LITERATUR:
HEPPNER, S. (1990): Der Naturfreund und Mineralsucher in
den Südostalpen, Heft 2. Reutlingen: Eigenverlag des Autors, 62 S. KODSI, M. G., und H. W. FLÜGEL (1970): Lithofazies und
Gliederung des Karbons von Nötsch. - Carinthia 11,160./80.:7-17. MEIXNER, H. (1957): Die Minerale Kärntens. I. Teil.
Systematische Übersicht und Fundorte. - Carinthia II, Sh. 21:147 S. MEIXNER, H. (1966): Neue Mineralfunde in den österreichischen
Alpen. XXI. - Carinthia II, 156./76.:97-108. MÖRTL, J. (1984): Mineralfunde in den Hohen Tauern Kärntens
(1974-1983; eine Zusammenstellung). - Aufschluß 35:317-330. MÖRTL, J. (1988): Koralpen-Mineralogie (Kärntner Anteil).
- Mitt. Österr. Miner. Ges., 133:103-111. NIEDERMAYR, G., F. BRANDSTÄTTER, KANDUTSCH, E.
KIRCHNER, B. MOSER und W. POSTL (1990): Neue Mineralfunde aus Österreich
XXXIX. - Carinthia II, 180./100.:245-288. NIEDERMAYR, G., und J. MÖRTL (1989): Kärntner Perm-Gespräche
1987. - Carinthia II, 177./97.:365-370. NIEDERMAYR, G., J. MULLIS, E. SCHERIAU-NIEDERMAYR und J. M.
SCHRAMM (1984): Zur Anchimetamorphose permo-skythischer Sedimentgesteine
im westlichen Drauzug, Kärnten-Osttirol (Osterreich). - Geol. Rundschau,
73:207-221.
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