Fritsch W. / 1962 |
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Geröllfunde vom Fuchsofen bei Klein St. Paul im Görtschitztal.Von Wolfgang FRITSCH (Lagerstättenuntersuchung der Österr. Alpine
Montangesellschaft) Dieses braune Erdreich, das naturgemäß um den Gipfel
herum recht dünn (um 30 cm) war, geht nach unten namentlich in den hier
vorkommenden kleineren Karsttaschen und in den klaffenden Klüften des eozänen
Nummulitenkalkes (Lutetien, PAPP 1955) in Roterde über. In manchen
Einmuldungen befinden sich nun in und über den obersten Roterden an der
Grenze zu den Braunerden Gerölllagen, deren Bestand eingehend
durchgesehen wurde. Die Gerölle haben Größen von wenigen m bis zu 20 cm. Sie
sind nicht besonders gut gerundet (etwa gleich wie die rezenten Görtschitzschotter)
und sind, obwohl Quarzgerölle aus Gangquarzen, die aus Quarzphylliten bis
Quarzglimmerschiefem stammen dürften, Überwiegen" nicht als
Quarzrestschotter aufzufassen. Dies auch aus dem Grund nicht, da sie, wenn
auch seltener, Ton- und Tuffschieferstückchen der Magdalensbergseiie
enthalten. An Häufigkeit folgen auf die Gangquarzgerölle solche von
teils gebleichten Grödener Sandsteinen. die auch die größten Gerölle
liefern, dann Gerölle von rötlich verfärbten bis unverfärbten Serizit
bis seltener Muskowitquarziten der Epi- und Mesozone, weiters
Quarzphyllite, Granatglimmerschiefer und seltene, aber bedeutungsvolle
typische Eklogite der Saualpe. Außerdem wurden je ein Pegmatit und ein
Serpentingeröll, ferner ein helles und ein dunkles Kieselschiefergeröll,
wie sie aus den devonischen Tonschiefern von STREHL (1962) bekannt gemacht
worden sind, sowie ein verkieseltes Nummulitenkalkgeröll und ein etwas
verkieseltes, gerundetes Brauneisenerzstückchen vom Typ Hüttenberger
Erzberg gefunden. Die beschriebene Geröllgesellschaft ist bezeichnend für
eine Herkunft von der Ostseite des Görtschitztales, während sie jetzt
auf der Westseite liegt. Es herrschen also bei Klein St. Paul gleiche Verhältnisse
wie beim Waitschacher Schotter bei Hüttenberg. Auch dieser überlagert
Roterden, zwar über Kristallin, doch an einer Stelle auch über Eozän (CLAR
& KAHLER 1953.) und enthält teils gerötete Gerölle meist von der
Ostseite des Görtschitztales. Nur handelt es sich beim Fuchsofenvorkommen
um winzige Reste einer wahrscheinlich mächtigen Schotterbedeckung, wie
sie südlich von Waitschach noch gut erhalten ist. Erst weiter westlich,
gegen das Krappfeld hin, geht auch solchen vereinzelten Kleinstvorkommen
die geschlossene Schotterfläche des Dobranberges hervor. Die Geröllgesellschaft
des Dobranbergschotters ähnelt sehr der oben beschriebenen und der der südlichen
Waitschacher Schotter aus der Gegend vom Schelmberg, nur haben die
durchschnittlichen Geröllgrößen etwas abgenommen. Gegenüber den
rezenten Görtschitzschottern fällt der größere Reichtum an Geröllen
aus den Grödener Schichten aus der Magdalensbergserie, der Epi-, schon
weniger der Mesozone und das Zurücktreten von Katazonen-Gesteinen auf. Da aus all diesen Vorkomme bisher noch keine Leitfossilien
bekannt geworden sind, ist es auch um die Altersbestimmung recht schlecht
bestellt. H. BECK ( 1931) schied auf seiner Karte alle diese Schotter als
Altquartär aus und dachte dabei an eine von Süden gebrachte Moräne des
Draugletschers einer der Altvereisungen. Dagegen spricht aber Verschiedenes : Erstens handelt es sich dabei um kreuzgeschichtete, noch
lockere Fluviatilsedimente. Zweitens stammen die Gerölle meist ganz klar
von der anderen Seite des Görtschitztales und nicht vom Süden, woher nur
die Grödener Sandsteine und die Gerölle der Magaalensbergserie kommen könnten.
Es kann daher damals das Görtschitztal als Trennfurche noch nicht
bestanden haben. Drittens bestehen keinerlei Anhaltspunkte für die
ehemalige Existenzirgendeines Gletschers hier, worüber sich die
Glazialforscher einig sind. Viertens werden die Dobranbergschotter von
einer sandig bis tonigen Schichtfolge mit Lignitkohlenschmitzen und
Heliciden (HABERFELNER 1933 ), die allerdings von BECK (1927) als
diluviale Seeablagerungen gedeutet wurden, bei Silberegg am
Krappfeld-Ostrand überlagert. Fünftens liegen die Schotter lateritischen
Roterden auf, enthalten selbst viele rotverfärbte Gerölle und dürften
daher doch noch aus einer Periode mit Roterdeverwitterung stammen. lm
Pleistozän Kärntens kennen wir eine solche bisher nicht. Sechstens
unterscheidet sich die Geröllgesellschaft ( siehe S. 75) doch sehr stark
von einer rezenten dieser Gegend; Das ist nur durch eine entschieden
andere Verteilung der Gesteine an der Erdoberfläche zu erklären und läßt
bei der mehr steilen Lagerung um die Görtschitztalstörung auf eine größere
Zeitspanne schließen. Aus den ersten bis vierten Gründen lehnte E. HABERFELNER
(1933) die Einstufung voll H. BECK ab und ersetzte sie durch eine
Parallelisierung mit den Radlkonglomeraten der Südsteiermark und mit den
Basiskonglomeraten der übrigen steirischen miozänen, Kohlenbecken. Dazu
bestimmten ihn außerdem die Funde der Heliciden, aber auch die Ähnlichkeit
der Geröllvölker, in denen er Erzgerölle von Typus Hüttenberg sowohl
im Waitschacher Schotter( vom Verfasser bestätigt ) als auch in den
Basiskonglomeraten des Kohlentertiärs von Wiesenau im oberen Lavanttal
fand. Leider ist auch das Alter dieser Kohlen noch nicht eindeutig
bestimmbar. Die Vermutungen schwanken zwischen Helvet und Sarmat (ZAPFE
1956). Ähnlicher Ansicht wie HABERFELNER ist nach mündlicher
Aussprache auch P. BECK-MANNAGETTA, der die Dobranberg und Waitschacher
Schotter den Granitztalschottern des Lavanttales gleichstellen möchte. In
diesen Fällen läge ein helvetisches beziehungsweise untertortones Alter
vor. Es gibt aber auch noch andere Wege, um zu einer
Altersdeutung zu gelangen. Der ein~ führt über die Betrachtung und
Deutung der Verebnungsflächen und deren Zuordnung zu den Schottern, nach
den Untersuchungen von WINKLER-HERMADEN (1940,1951) über die Morphologie
an der Ostabdachung der Alpen, zu einem pliozänen ( pannonischen) Alter.
In diesem Fall wären unsere Schotter etwa gleich alt wie die seit je für
pannonisch gehaltenen echten Quarzrestschotter der östlichen Gurktaler
Alpen, die sich in Höhen um 900 m um das Gurktal herum befinden. Nun
kommen aber auf den über 1000 m hoch liegenden Verebnungsflächen des
Sonntags- und Kraigerberges (FRITSCH 1957) merkwürdige Einzelgerölle mit
eindeutigen Saualpeneklogiten vor. Auch aus der Gegend des Längsees
erhielt F. KAHLER Gerölle von Distheneklogiten der Saualpe. Diese
soriderbaren Einzelfunde können am ehesten als Reste einer weit
verbreiteten Schotterbedeckung dieser Waitschacher-Dobranberger
Schotterflur gedeutet werden. Im Pannon müßte man dann eine etwa
gleichzeitige Ablagerung von Schottern aus verschiedenen Einzugsgebieten
annehmen. Der andere Weg bedient sich des Faktums der Bruchtektonik
in den Ostalpen. Der grobschotterige Charakter mit bis über m3 großen Blöcken
in Teilen der Waitschacher Konglomerate spricht für Wildbachablagerungen,
die aber nur bei einem kräftigen Oberflächenrelief auftreten können.
Starkes Oberflächenrelief bedeutet zu den in Frage kommenden Zeiten am
Alpenostrand im wesentlichen Blockverstellungen an Störungen. In unserem
Fall muß man an eine Heraushebung der Saualpe entlang der Görtschitztalstörung
denken. Es beginnen die meisten inneralpinen Jungtertiärbecken mit
Grobschottern, denen feinere Sedimente auflagern, und es folgen bei den mächtigeren
Vorkommen mehrere solche Sedimentationszyklen (BECK-MANNAGETTA 1952,
WINKLER-HERMADEN 1940) hintereinander. Jeder dieser Zyklen deutet eitle
Reliefbelebung all. Bei einer der stärksten Zerrungsphasen der
jungalpidischen Tektonik muß nun, nach den Grubenaufschlüssen von Hüttenberg
zu schließen, das Eindringen der Erzlösungen mit der Vererzung erfolgt
sein. Die stärkste Zerrungstektonik war jedenfalls vom Burdigal bis ins
Torton (savische und steirische Phase) , bei der es auch zu den
dazitischen und andesitischen Vulkanausbrüchen vom Bachern und etwa auch
von Gleichenberg kam. Aber frühestens im nächsten Zyklus, der dann im
Obertorton begann, können Vererzungsprodukte vom Hüttenberger Typ in das
Abtragungsmaterial gelangt sein. So würden also diese Überlegungen auf
ein obertortonigches oder mittelsarmatisches Alter für unsere Schotter
hinweisen. Als sicheres Ergebnis bleibt leider nur die Tatsache, daß es
sich bei diesen klastischen Ablagerungen auf den Bergen; zwischen dem
Krappfeld und dem Görtschitztal um jungtertiäre Gebilde handelt, da im
Quartär ein Transport quer über die Görtschitztalfurche bereits
ausgeschlossen war. Es bleibt aber die Hoffnung, daß es doch bald gelingen möge,
die Tone von Silberegg oder die Kohle von Wiesenau genauer zu datieren. In weiterer Sicht zeichnet sich für die geologische
Vergangenheit in Ostkärnten das Bild ab, daß die Reliefversteilung im
Jungtertiär im wesentlichen in einer Heraushebung des
Saualpen-Koralpen-Blockes bestand. Schrifttum: BECK, H.: 1927, Aufnahmen auf Blatt Hüttenberg-Eberstein.
- Verh. GBA., Wien. BECK, H.: 1931, Blatt Hüttenberg-Eberstein, 1:75.000,
GBA., Wien. BECK-MANNAGETTA, P.: 1952, Zur Geologie und Paläontologie
des Tertiärs des unteren Lavanttales, .Jb. GBA., 95/I, Wien, 1-102. CLAR, E., u. KAHLER, F.: 1953, Ein neues Vorkommen von Eozän
nördlich von Guttaring, Der Karinthin, 21, Knappenberg, 219-222. FRITSCH, W.: 1957, Aufnahmsbericht über die geol.
Neukartierung des Sonntags und Kraigerberges bei St. Veit a. d. Glan, Der
Karinthin, 34/35. Knappenberg,211-217. HABERFELNER, E.: 1933, Das Alter der Vererzung am Hüttenberger
Erzberg. - Anz. Ak. Wiss. Wien, m.-n. Kl., Abt. I, 1-2. PAPP, A.: 1955, Die Foraminiferenfauna von Guttaring und
Klein St. Paul. - Sb. Ak. Wiss., Wien, m.-n. Kl., Abt. 1,164/6, 7,317-334; STREHL, E.: 1962, Die geol. Neuaufnahme des
Saualpenkristallins IV, Carinthia II, 152, Klagenfurt. WINKLER-HERMADEN, A.: 1940, Die jungtertiäre
Entwicklungsgeschichte der Ostabdachung der Alpen; Zentralbl. f. Min.
etc., Abt. B, 217-231. WINKLER-HERMADEN, A.: 1951, Zum Entstehungsproblem und zur
Altersfrage der ostalpinen Oberflächenformen, Mitt. Geogr. Ges. Wien,
171-190.
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