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Höhlenkundliche
Arbeiten im Gebiet des Sattnitzkonglomerates (Kärnten)
Von Harald LANGER und Harald MIXANIG
Mit 5 Abbildungen
Zusammenfassung: Das bearbeitete Gebiet liegt südlich von Klagenfurt in
den stark bewaldeten, steilen Schutthalden und geradlinigen Steilwänden
des Höhenzuges der Sattnitz, welche schon einige Male mit Höhlen und
Höhlenbildungen in Verbindung gebracht wurde. Diese Reihe von Höhlen
konnte jetzt durch die Arbeit der Fachgruppe für Karst- d Höhlenforschung
im Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten um die Sattnitzhöhle
Kat.-Nr. 2723/3 erweitert werden.
Zur Geologie (Abb. 1): Eine Konglomeratplate, welche vom Faaker See bis
südlich von Völkermarkt reicht, trägt den Namen des Höhenzuges des
Sattnitzberges. Konglomerat ist ein durch ein Bindemittel verfestigter
Schotter. Das Sattnitzkonglomerat setzt sich aus einem größeren Anteil an
Kalkgeröllen und einem kleineren Anteil an kristallinen Geröllen zusammen.
Die Grundmasse des Sartnitzkonglomerates ist durch karbonatische
Bindemittel verkittet und ist so widerstandsfähig, daß unter dem Hammer
Gerölle und Zement gleich hart brechen (KOPOSCH 1961). Es unterscheidet
sich von dem im Süden liegenden Bärentalkonglomerat besonders durch seinen
Kristallinanteil und die "hohlen Gerölle" (HOFER 1880), die so häufig
auftreten, daß man sie für das Sattnitzkonglomerat als typisch bezeichnen
kann. Die Durchmesser der hohlen Gerölle wechseln von einigen Millimetern
bis einigen Zentimetern. Selten treten größere Hohlformen auf.
In der Volksdeutung, manchmal auch in Zeitschriften und sogar in
Schulbüchern wird das Sattnitzkonglomerat als verfestigte Moräne
bezeichnet dies trifft jedoch nicht zu (KAHLER 1962). Es ist in
Wirklichkeit eine verkittete Flußablagerung.
Die Sattnitzkonglomeratplatte wird im Norden von einer Ost-West-Störung
begrenzt. Entlang dieser Störung kommt es zu Bergzerreißungen, zum
Abgleiten von Gesteinskörpern und Blöcken, wie z. B. südlich von
Grafenstein (Kurathöhle), bei Gurnitz sowie südlich der Sattnitzsiedlung (Sattnitzhöhle)
und in den Nordabstürzen des Wurdachwaldes (Beringer Höhle).
Schon 1931 erwähnte STINY, daß sich dieses Konglomerat gegen über Wasser
wie Kalkstein verhält. Das Sattnitzkonglomerat an sich ist dicht, und das
Wasser durchdringt diese Gesteinsschicht nur an vorhandenen Klüften und
Störungen.
Es liegen auch alle derzeit bekannten Höhlen und Karsterscheinungen auf
Störungslinien im Konglomerat. Die Sattnitzhöhle Kat.-Nr. 2723/3 liegt
ebenfalls auf der Ost-West-Störung südlich von Klagenfurt in einer nicht
sehr auffälligen Bergzerreißung in einer Seehöhe von 580 Metern.
Beschreibung der Höhle: Die Sattnitzhöhle weist eine Horizontalerstreckung
von 30 Metern und eine Vertikalerstreckung von 18 Metern auf(Abb. 2). Sie
ist eine aktive Wasserhöhle. Aus Sicherheitsgründen sollte man ein 20 m
langes Sicherungsseil verwenden, um die Schachtstufe, bei Meßpunkt 4,
gefahrloser bewältigen zu können.
Die ersten Meter legt man am Bauch kriechend zurück. Der Boden ist mit
feuchtem Humus und Laub bedeckt. Die Wände und Decken werden von losen
Konglomeratblöcken gebildet. Wurzeln hängen von der Decke herab. Die
Schachtstufe ist fast griff- und trittlos und sehr glitschig. Die Höhle
ist hier am geräumigsten. Den Boden bilden lose Gerölle, die
Konglomeratwände sind teilweise versintert. Die chemische Verwitterung in
der Höhle laugt einerseits aus, andererseits überzieht sie durch
Ausscheidung die Wände und festigt damit das Konglomerat. Folgt man der
Kluft nach Osten, so gelangt man in den stark wasserführenden und
vollkommen versinterten Teil der Höhle. Stalakmiten und bizarre
Wandversinterungen (Abb. 3,4) lösen einander ab. Man kann kein Steinchen
bewegen, alles ist mit Sinter überzogen und bildet eine einheitliche, nur
von den Rundungen des Gerölles unterbrochene Fläche. Man bewegt sich
ständig in einem Regenschleier (Abb. 5). Man bewegt sich -"ist eine gute
Bezeichnung"! Man zwängt sich durch die Kluft, bis man die Sinterkammer
erreicht.
Weitere Teile konnten bis jetzt noch nicht gefunden werden.
Fauna: In der Höhle wurden bis jetzt noch keine ausgesprochenen
Spaltenbewohner (Höhlentiere) gefunden, jedoch ist die Arbeit über die
Fauna noch nicht abgeschlossen. Nachfolgend aufgezählte Tiere können auch
außerhalb der Höhle gefunden werden: Laufkäfer: Antisphodrus (Laemostenus)
schreibersi KÜSTER, 1946. Sein Lebensraum liegt in Spaltensystemen von
Blockhalden. Man findet ihn sehr oft in H5hlen, er hat hier günstige
Lebensbedingungen.
Zackeneule: Scoliopteryx libatris LINNE, 1758, ist in ganz Mitteleuropa
verbreitet. Die Tiere sitzen im Eingangsbereich an den feuchten Wänden, im
Winter auch im Bereich der Frostgrenze, und sind oft mit
Kondenswassertr5pfchen bedeckt.
Wegdornspanner: Triphosa dubitata LINNE, 1758, ist in Mittel- und
Osteuropa verbreitet. Er meidet die Kälte und ist auch in den tiefen
Höhlenteilen zu finden
Spinne: Meta menardi ist im Eingangsbereich sehr zahlreich. In den
Sommermonaten konnten auch drei Stück Fledermäuse, "Kleine Hufeisennase",
Rhinolophus hipposiderus, BECHSTEIN, 1800, beobachtet werden.
LITERATUR:
HÖLZEL, E. (1958): Die Hafner- und die Hundhöhle am Rabenberg in den
Karawanken und die Kurathöhle in der Sattnitz mit ihren tierischen
Bewohnern. - Carinthia II, 148./68.: 24-25.
KAHLER, F., u. Mitarbeiter (1962): Geologische Karte der Umgebung von
Klagenfurt. Geologische Bundesanstalt Wien, 1:50.000.
KOMPOSCH, W. (1961): Die Miegersenke östlich von Klagenfurt. – Carinthia
II, 51./71.:59-66.
UCIK, F. H. (1983): Höhlen- und Karst in Kärnten. - Carinthia II,
173./93.:7-18.
WEISS, E. H. (1963): Geologische Merkmale an neu erkundeten Kärntner
Höhlen. Carinthia II, 153./73.:91-115.
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