Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1993

 

904. Adular, Allanit-(Ce), Anatas, Ankerit, Aragonit, Calcit, Chalkopyrit, Dolomit, Galenit, Lanthanit, Pyrit, Pyrrhotin, Sphalerit und andere Mineralien aus dem Falkenbergtunnel in Klagenfurt, Kärnten.

  Im Zuge des Ausbaues der Autobahnumfahrung von Klagenfurt wurde auch der nordwestlich des Stadtzentrums gelegene Falkenberg untertunnelt. Nach den uns vorliegenden Gesteinsproben wurden dabei Überwiegend quarzitische Glimmerschiefer, seltener graphitreiche Schiefer, Biotitschiefer und auch Amphibolite des ostalpinen Altkristallins durchädert. Der aufmerksamen Beobachtung verschiedener Sammler, allen voran unseres verdienstvollen Prof. Ferdinand STEFAN, OSR. Fritz LITSCHER und Michael KOSCH, alle Klagenfurt, sowie Engelbert TRIEBELNIG und Martin LEUTE, beide Wölfnitz, sind im Aushubmaterial verschiedene Mineralbildungen aufgefunden worden. Über das Vorkommen von Allanit-(Ce) wurde bereits kurz von NIEDERMAYR und STEFAN (1992) berichtet. Eine quantitative EDS-Analyse (KEVEX-System) ergab, daß der Allanit neben Ce (ca. 11 Gew.-% Ce2O3) einen signifikant hohen La-Gehalt (ca. 9 Gew.-% La2O3) aufweist. Der Allanit-(Ce) tritt in maximal 2 mm großen, leistenfärmigen, hochglänzenden nelkenbraunen Kriställchen neben milchig-trübem bis farblosem Quarz und Adular auf (Abb. 1). Die langtafeligen Kriställchen sind teils in Quarz und Feldspat eingewachsen, teils aber auch in ehemals mit Calcit gefüllten Kluftrissen frei aufgewachsen. Es konnten dominierend {100} und {010} sowie untergeordnet auch {001}, {101} und {011} beobachtet werden. Die interessante Mineralisation wurde durch Wegätzen des Calcits erhalten. Neben Allanit-(Ce) sind in der gleichen Paragenese noch Rasen gelblichbrauner, leistenförmiger Kriställchen, die bisher noch nicht zugeordnet werden konnten, zu beobachten, und OSR. Fritz Litscher, Klagenfurt, legte darüber hinaus mehrere Stufen mit Einzelindividuen und bis 2 mm großen Aggregaten dünntafeliger, deutlich rosa gefärbter, typisch perlmuttglänzender Kriställchen vor, die wir mittels EDS als Lanthanit, ein wasserhaltiges La-(Ce)- Karbonat, bestimmen konnten. Die nach (001) tafeligen Kriställchen lassen die Formen {001}, {010}, {100} und {101} sowie {121} erkennen und zeigen Zwillingsbildung nach (010). Die Spaltbarkeit nach (001) ist ausgezeichnet (vgl. Abb. 2). Begleitet wird der Lanthanit von Quarz, Adular, pulvrigem Goethit und feinschuppigem Gips. Lanthanit ist ein 'Erstnachweis für Kärnten und Österreich. Er ist gleichzeitig neben Allanit-(Ce) auch die zweite Mineralphase mit einem bedeutenden Anteil an Seltenen Erden in der Mineralisation aus dem Falkenbergtunnel. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in dieser Paragenese noch andere Seltene Erden-Mineralien nachzuweisen sein werden. Bereichsweise sind auch auffällig angereichert winzigste hochglänzende, spitz-dipyramidale Kriställchen von graubraunem bis bläulichschwarzem Anatas zu beobachten. Außer dieser üblichen Trachtvariante des Anatas sind aber in manchen Klüftchen auch winzige, auffällig blau gefärbte, tafelige und flächenreiche Anatase zur Ausbildung gekommen. Neben den Formen {100}, {001} und {101} sind hier auch mehrere stumpfere tetragonale Dipyramiden II. Stellung, wie etwa {103}, {106} und {107}, festzustellen. Adular zeigt teilweise Anlösungserscheinungen und ist üblicherweise trübweiß; der in diesen kleinen Klüftchen auskristallisierte Quarz ist meist sehr klein, erreicht nu): in Ausnahmefällen etwa bis 1 cm Größe, ist oft wasserklar und zeigt normal-rhomboedrischen Habitus. Weitere Begleiter des Allanits und des Lanthanits sind verschiedene Erzphasen, wie Pyrit, Pyrrhotin, Chalkopyrit und Sphalerit. Die Erze sind aber auch in berbquarzlagen und -knauern, teils auch als Imprägnationen in Scherzonen und parallel der Schieferung der quarzreichen Gesteine zu beobachten. Pyrit, Pyrrhotin und Sphalerit bilden in den schmalen Kluftrissen, die Quarz, Adular und Allanit-(Ce) führen, kleine, oft ausgezeichnet entwickelte Kriställchen. Pyrit zeigt dabei überwiegend das Hexaeder, z. T. aber auch das Oktaeder bzw. eine Kombination aus beiden Formen; das Pentagondodekaeder tritt dagegen sehr stark zurück. Pyritbeläge in Scherzonen weisen z. T. auch charakteristisch bunt schillernde Anlauffarben auf. Der schwarzbraune, Fe-reiche Sphalerit ist dagegen meist in flächenreichen Kristallen mit verschiedenen Kombinationen aus {111}, {100}, {110}, {010} und {311} ausgebildet und zeigt auch polysynthetische Viellingsbildung; häufig ist auch das Tetraeder zu beobachten. Pyrrhotin ist in typisch tombakbraunen Derberzmassen, bisweilen aber auch in schönen, dick- bis dünntafeligen Kristallen von einigen Millimetern Größe entwickelt und zeigt dann das Prisma {1010} und die Basis {0001} sowie hexagonale Dipyrlimiden. Im Gegensatz zu den genannten Erzen ist Chalkopyrit nur schlecht kristallisiert und bildet meist unregelmäßige Erzbutzen aus; nur andeutungsweise sind (111) und (111) bzw. Kombinationen aus diesen beiden Formen zu erkennen. Galenit ist bisher nur in geringsten Spuren nachzuweisen gewesen und dann meist mit Sphalerit vergesellschaftet. Außer den genannten Erzen ist hier noch Ilmenit zu erwähnen, der in mehrere Zentimeter großen, dünnen und meist mehr oder weniger verdrückten Tafeln in Derbquarz eingewachsen festgestellt werden konnte. Derbquarzmassen führen gelegentlich auch reichlicher schwarzbraune und teils transparente Säulchen von Turmalin, z. T. begleitet von Pyritimprägnationen. Grobblättriger Calcit füllt die mineralisierten Kavernen und Kluftrisse meist vollständig aus. Gelegentlich bildet er aber auch schöne Kristallrasen kleiner rhomboedrischer Individuen; selten sind auch extrem kurzprismatisch entwickelte farblose Kristalle mit dominierend {0112} und {1010} zu beobachten. Perlweißer, flachrhomboedrischer, aus Subindividuen aufgebauter Dolomit ist als weiteres Karbonat hier zu erwähnen. Auch typisch sattelförmig gekrümmte, oft extrem "dünntafelig" ausgebildete Dolomite konnten beobachtet werden. Darüber hinaus konnten auch Beläge winziger, auffallend fettig glänzender rhomboedrischer Ankerite neben nierigtraubigem Chlorit festgestellt werden. Radialstrahlige Aggregate feinnadeliger Aragonite sind über bräunlich anwitterndem Dolomit auskristallisiert. Graphitische Beläge in tektonisch durchbewegten Scherzonen sollen , hier noch ergänzend genannt werden. Weitere, meist sehr kleine Mineralphasen sind derzeit noch in Bearbeitung, so daß die Mineralliste dieses Vorkommens zweifellos noch eine Ergänzung erfahren wird. Allen Sammlern, die an der Vervollständigung der Paragenese durch ihre Beobachtungen beigetragen haben, sei hier herzlichst gedankt. Das Aushubmaterial war und ist nur kurzzeitig der Beobachtung zugänglich, und somit ist eine genaue Besammlung nur in einem sehr engen Zeitraum möglich. (NIEDERMAYR/BRANDSTÄTTER)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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