Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1994

 

937. Albit, Analcim, Anatas, Calcit, Dolomit, Ferrierit, Heulandit, Klinozoisit, Millerit, Mordenit, Opal, Quarz, Siderit und verschiedene sulfidische Erze vom Ehrentaler Berg in Klagenfurt, Kärnten.

  Im Zuge der Tunnelbauten bei der Anlage der Autobahnumfahrung von Klagenfurt war mit einigen interessanten Mineralfunden in dem mineralogisch nur wenig bekannten Bereich um Klagenfurt zu rechnen. Schon die Auffahrung des Falkenbergtunnels, nordwestlich des Stadtzentrums, hat einige bedeutendere Mineralnachweise ermöglicht (vgl. NIEDERMAYR et al. 1993). Bemerkenswert war dabei vor allem der Nachweis von Allanit-(Ce), von Lanthanit und von verschiedenen Zeolithen, insbesondere Mordenit. Die genannten Bildungen treten in schmalen, meist mit Karbonat mehr oder weniger vollständig ausgefüllten, altalpidisch angelegten Kluftrissen altkristalliner Gesteine auf.

Ein weiteres Tunnelprojekt, durch den Ehrentaler Berg (Abb. 2), unmittelbar; nördlich des Stadtzentrums von Klagenfurt, ließ zunächst nicht so interessante Mineralfunde erwarten, da hier nach den vorliegenden geologischen Karten (z. B. KAHLER 1962) nur leicht metamorph geprägte Gesteine der altpaläozoischen Magdalensbergserie zu erwarten waren. Die im Aushubmaterial anzutreffenden Gesteine zeigen aber, daß die geologischen Verhältnisse in diesem Bereich doch komplexer sind, als aufgrund der Obertageaufschlüsse erwartet werden konnte. So wurde offensichtlich im Zuge der Bauarbeiten zum Teil auch der tektonisch geprägte Grenzbereich zwischen oberostalpiner Gurktaler Decke mit Gesteinen der Magdalensbergserie und deren altkristalliner Unterlage durchfahren. Dem Vernehmen nach sollen die speziellen geologischen Verhältnisse insbesondere die Anlage einer der beiden Tunnelröhren durch den Ehrentaler Berg erheblich behindert haben. Im Aushubmaterial ließen sich einerseits mit Quarzmobilisaten durchsetzte graphitische Phyllite bis quarzitische Glimmerschiefer, Chloritschiefer und auch teils stärker verquarzte, meist dolomitische bzw. ankeritische und zum Teil auch reichlich Biogene führende Karbonatgesteine feststellen. Das dieser Mitteilung zugrunde liegende Untersuchungsmaterial stammt dabei in erster Linie von OSR Fritz LITSCHER und Prof. Ferdinand STEFAN, beide sehr verdienstvolle Klagenfurter Sammler, die durch ihre besondere Beobachtungsgabe schon für eine Reihe interessanter Mineralnachweise von Kärntner Fundstellen gesorgt haben, sowie vom jungen, ambitionierten Studenten Martin LEUTE, Klagenfurt, und eigenen Aufsammlungen. Die Karbonate führen eine disperse sulfidische Vererzung, überwiegend mit Pyrit und Markasit, seltener aber auch mit Chalkopyrit, etwas Pyrrhotin und Millerit. Millerit ist auf schmalen Kluftrissen auch in Form wenige Millimeter großer, metallisch grünlichgrauer Aggregate aufgewachsen (Abb.3). In größeren Kavernen sind Rasen farbloser, flach-linsenförmiger Dolomitkristalle und bereichsweise Rasen rhomboedrischer Calcite zu beobachten. Calcit wird teils von Belägen seidig-glänzender, grauweißer, büschelig-garbenförmig aggregierter Ferrierite dicht überwachsen (Abb.4 und 5). Bis maximal 1 mm große Pyritkristalle, in Hexaedern oder in Kombination von Hexaeder und Oktaeder ausgebildet, vervollständigen diese Paragenese. Darüber hinaus sind diese Hohlräume von einer hellbeige gefärbten, feinstkörnigen Masse aus Lizardit zum Teil vollständig ausgefüllt. In feinkristallinen Calcitmassen eingewachsene, grünlichbraune Turmalinstengel haben sich als Dravit erwiesen. Dickstengelige, gelblichbraune, in derbem Quarz eingewachsene Kristalle konnten röntgenographisch als Klinozoisit bestimmt werden.

In schmalen Klüften auf Chloritschiefern waren dagegen dichte Rasen einer bemerkenswerten Zeolithparagenese zu beobachten. Nachzuweisen waren Heulandit, Ferrierit, Mordenit und Analcim. Heulandit bildet grobblockige, stark glänzende Kristalle mit den Formen {010}, {011} und {100}. Im Gegensatz zu den vorhin erwähnten Ferrieritrasen in den Karbonatgesteinsklüften tritt Ferrierit in dieser Paragenese nur in isolierten, wirrstrahlig-feinfilzigen Gebilden auf. Er ist immer jünger als Heulandit, der über dünnen Opalkrusten zur Auskristallisation gekommen ist (Abb.6); die Mineralabfolge ist somit mit Opal-Heulandit-Ferrierit anzugeben. In manchen Klüften dieser Chloritschiefer, die meist mit Calcit vollständig ausgefüllt sind, ließen sich aber auch radialstrahlig-büschelige Aggregate und wirrstrahlige Massen perlweißer, seidig glänzender, feinnadeliger Kristalle von Mordenit und Analcim nachweisen. Der Analcim bildet wasserklare, bis 1 mm große Kristalle, mit der Form {211}; nur selten ist auch {100} zu beobachten. Wachsartig durchscheinender Opal, langtafelige, bis 5 mm große Albite, in typischer Verzwillingung, Quarz und tafeliger, hochglänzender Anatas sowie gelegentlich nelkenbrauner Titanit sind ebenfalls zu erwähnen. Vor allem die Zeolithparagenese weist Parallelen zu jener auf, die vom Falkenbergtunnel schon bekannt ist. Ferrierit und Mordenit sind ungewöhnlich reichlich und auch gut ausgebildet -ein schöner Neufund für Kärnten, in einem Gebiet, in dem man einen derartigen Mineralnachweis nicht erwartet hätte. Herrn Dr. Olaf MEDENBACH, Bochum, möchten wir an dieser Stelle sehr herzlich für seine Unterstützung bei der Identifizierung einiger der hier mitgeteilten Mineralphasen danken. (NIEDERMAYR, BRANDSTÄTTER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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