Komposch W. / 1961 Textauszug |
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Die Miegersenke östlich von Klagenfurt.Eine glazial-geologische Studie.Von Wilhelm Komposch Die Miegersenke, etwa 10 km SE von Klagenfurt, liegt in
N-S-Richtung in der E-W-streichenden Sattnitztafel eingebettet. Sie
entstand durch ein grabenbruchartiges Störungssystem. Ähnlich der
Hollenburger Senke, der Störung von Stemeritsch und dem Draudurchbruch
von Möchling ist sie eine Querstörung, die senkrecht zum System der großen
Störungslinien entlang der Sattnitzplatte steht. Bei der Hebung des
Grundgebirges zerbrach die ihm auflagernde Konglomeratplatte sowohl nach
den E-W verlaufenden Hauptbruchlinien als auch nach den NNE-streichenden
Querstörungen, die mechanisch durch Zerrungsvorgänge entstanden und die
Platte in mehrere Großblöcke zerlegten. Die Störungen sind in der
Miegersenke nicht aufgeschlossen, sondern spiegeln sich nur in der
Tiefenfurche dieses Quertales wider. Die Miegersenke trennt so die flache
Hochtafel des Radsberges im Westen (ungefähr 750 m Höhe) von der etwa
gleich hohen, etwas unruhiger profilierten Konglomeratscholle des Ostendes
der Sattnitz (Skarbintafel) .Sie ist in ihrer durchschnittlichen Breite
von 1 km und einer Länge von rund 3 km mit glazialen Alblagerungen ausgefüllt,
welche die ursprünglich tektonisch angelegte Talung überdecken. Beiderseits der Miegerstörung baut sich das
Sattnitzkonglomerat auf. Es ist eine jungtertiäre Bildung (KAHLER 1953,
PAPP 1957) mit einem größeren Anteil an südalpinen Kalkgeröllen und
einem kleineren an kristallinen Geröllen, mit roten Grödener
Sandsteinen, Glimmerschiefern, Gneisen u. a., während Grüngesteine meist
fehlen. Es unterscheidet sich von dem im Süden liegenden Bärentalkonglomerat
besonders durch seinen Kristallinanteil. Besonders bemerkenswert sind die
"hohlen Gerölle" (HÖFER 1880), die so häufig auftreten, daß
man sie für das Sattnitzkonglomerat als typisch bezeichnen könnte. Sie
stellen Hohlformen von Geröllen dar, die im feinsandigen Bindemittel
eingebettet liegen. Die Durchmesser der Hohlformen wechseln von etwa 3 cm
bis zu einigen Millimetern seltener treten auch größere Hohlformen auf.
Manchmal sind diese durch zarte Kalzitdrusen inkrustiert, oder es blieb
ein Dolomitkristallgerüst übrig, während das Kalzium als Bikarbonat in
Lösung ging. So kann man diese "hohlen Gerölle" als eine
Erscheinung der Kohlensäureverwitterung deuten, bei der nach HÖFER
teilweise auch der Alkaligehalt der Glimmerund Feldspaibestandteile des
Bindemittels und der jahreszeitlich bedingte Rhythmus der umgehenden
kohlensäurehältigen Wässer eine Rolle spielen. Das zementartige
Bindemittel des Sattnitzkonglomerates besteht aus einem glimmerreichen
Feinsand und ist so widerstandsfähig, daß unter. dem Hammer Gerölle und
Zement gleich hart brechen. Generell ist festzuhalten, daß die Ausräumung der
Miegerfurche entlang von zwei Hauptkluftscharungen vor sich gegangen ist:
nach NNW und NNE. Die Verschnittpunkte dieser Hauptscharungen liegen genau
in der Talfurche (siehe Karte). Im Westen heben sich die prachtvollen Steilwände des
Radsberges heraus, die durch die genannten Hauptkluftrichtungen herauspräpariert
worden sind. Im nördlichen Anteile schälten sich die Wände nach einer
NNW-, im Osten nach einer NNE-Fläche ab. Im stumpfen Verschnittwinkel
beider Systeme wurde die wallartige Bastion nordöstlich des Radsberges
herausmodelliert. Östlich der Ortschaft Radsberg wird die NNE-Fläche von
drei NNW-streichenden Fiederkluftscharen geschnitten. Im genannten Bereich
zeigt die Konglomeratplatte tiefeingeschnittene Rinnen mit steilen
Wandbildungen. Im südlichen Bereich vom Anwesen Raukounig bedingte die
NE-Störungsfläche die dortigen Steilabstürze nach Süden der NNE-Störung
(verdeckt durch umgelagertes Moränenmaterial im Bereich westlich Haber).
Im Süden wird sie durch eine NE-verlaufende Störung nach W versetzt und
hat ihre Fortsetzung erst 1 km westlich Rottenstein, wo sie den E-Abbruch
des Konglomeratklotzes, Kote 711, bildet. Zwischen dem SW-Ende dieser Störung und der NNE-Störung
durchschneiden zwei E-W-Bruchlinien die Südabstürze von Kote 816, und an
ihnen prägte sich eine Talfurohe morphologisch aus. Diese Störungslinien
sind Parallelstörungen zur Rosentalhauptstörung, die am Südrand des
Abbruches von Kote 711 knapp nördlich der Drau verläuft. Die
morphologisch weniger ausgeprägte Ostseite der Miegerfurche weist keine
so klaren Kluftscharungen wie die Westseite auf, jedoch können auf Grund
der Oberflächengestaltung diesbezügliche Aussagen gemacht werden. Im Norden wird der Sporn des Rinnwaldes wiederum von zwei
NNE-Kluftscharen abgeschnitten. Eine dieser parallel verlaufenden Störungslinien
bindet auf der anderen Talseite auf der Radsberg-Ostseite ein. Gegen Süden
wird die NNE-Störungssohar durch eine NE-Störung um mindestens 1 km
versetzt und an ihr bildeten sich vermutlich die Steilwände östlich von
Obermieger. Das NE-streichende Kluftsystem von Stippich kann nicht genau
fixiert werden, weil eine starke Glazialüberdeckung in der Muldung
vorliegt. Eine weitere Parallelstörung, unter Glazial verdeckt, scheint
östlich Haber in die Konglomeratwände einzubinden. Sie könnte mit der
vom Bereich Raukounig zusammenhängen. Im Süden der Ortschaft Obitschach
folgt im Sattnitzkonglomerat wieder ein NNW gerichtetes Fiederkluftsystem,
bezogen auf die Hauptstörung nach NNE, welches teilweise in das System östlich
der Ortschaft Radsberg einbindet und hier den Rand der Konglomeratplatte
staffelbruchartig in vier Terrassenleisten zum Gehöft Pantschitz abtreppt.
Die NNE-Richtung ist im Süden nirgends mehr erkennbar; die
NNW-Bruchverwerferenden wiederum an der Rosentalstörung. In der
Miegersenke selbst ist das Sattnitzkonglomerat nirgends auf-geschlossen
und dürfte überall tief unter der jetzigen Talsohle verlaufen. Am
NE-Hang des Radsberges ist das Konglomerat erstmalig bei 480 m anstehend,
während es am Gegenhange (Rinnwald) in einem Hohlweg bei ungefähr 465 m
in einer kleinen Stufe SE des Gehöftes Mastnik ansteht. Der Verlauf des
anstehenden Sattnitzkonglomerates im Bereich der Miegersenke ist aus der
geologischen Skizze ersichtlich. Auf sedimeptpetrographische
Besonderheiten des Konglomerates wird in dieser Arbeit nicht eingegangen. In der gesamten Länge der Miegerfurche läßt sich nur auf
der Ostseite ein jüngeres Konglomerat verfolgen, das in 508 m Höhe beim
Gehöft Pantschitz im Süden beginnt, nördlich des Gehöftes Haber und
unterhalb der Ortschaft Obermieger nach Norden fortsetzend, bis zum
Rinnwald sich hinzieht und dort auf ungefähr 470 m Höhe in einer übersinterten
Steilwand ausklingt. Während es sich in seinem nördlichen Drittel nur in
spärliohen Spuren an einer kaum merklichen Talleiste des Rinnwaldes unter
Waldhumus verfolgen läßt, ist es am W-Rande der Terrasse von Obermieger
in prachtvollen Steilwänden mit Höhlungen in einer Mächtigkeit von 40
bis 50 m -aufgeschlossen. Bemerkenswert ist die Höhenlage, in der es
auftritt; es unter oder Überschreitet die Höhenstufe zwischen 470 und
520 m nie! Diese Konglomeratplatte (Nagelfluh) wird in ihren Steilwänden
im Westen und Norden, aber auch sonst nicht von tektonischen Störungslinien
geschnitten, sondern ist als jüngerer nagelfluhartig verkitteter Schotter
während einer der letzten Zwischeneiszeiten in der schon ausgeprägten
Furche von Mieger abgesetzt worden. Die einseitige Ausbildung der
Nagelfluh läßt den Schluß zu, daß während der Schotterausstreuung
innerhalb der Senke noch Toteiskörper vorhanden waren. Die Gerölle
bestehen aus durchschnittlich nuß- bis faustgroßen hellen bis dunklen
Kalken mit guter Rundung und eingestreutem Quarz, Grödener Sandstein und
Raibler Porphyr. Vereinzelte Biotitgneise sind zu morschem Grus
verwittert. "Hohle Gerölle" kommen vor, jedoch spärlicher als
im Sattnitzkonglomerat. Das Bindemittel besteht aus grobem Kalksand, der
in gewissen Lagen oft nur noch in "Hohlkörnern" vorhanden ist.
In den Hohlräumen treten selten Kalzitkristalle auf. Manche Geröllbänke
haben einen gelblichen Lehm eingeschlemmt, der besonders bei feuchtem
Wetter gut sichtbar wird. Es besteht jedoch keine Ähnlichkeit mit dem
Straschitzkonglomerat in der Nähe der Sattnitzsprungschanze (PASCHINGER
1930). Die Geröllbindung ist verschieden hart; an angewitterten Bänken
lassen sich Gerölle ohne Bruch mit dem Hammer herausschlagen; tritt diese
Nagelfluh an der Terrassenoberfläche durch die Humusrinde aus, so ist sie
sehr hart und weist Eisschliffrillen mit NNE-Richtung auf, was auf eine
zwischeneiszeitliche Bildung schließen läßt. Die Steilwände der
Nagelfluh bestehen aus gröberen und feineren Konglomeratbänken
verschiedener Mächtigkeit, im Gegensatz zum einheitlicher gelagerten
Sattnitzkonglomerat (siehe PASCHINGER !), härtere Bänke entwickeln
Gesimse, weichere sind verstürzt, ausgekolkt und neigen zu Höhenbildungen.
Nördlich von Untermieger wurzelt ein sanftgeformtes
glaziales Tälchen, das in Richtung NW den Rand der Nagelfluhplatte steil
in seiner ganzen Mächtigkeit durchfeilte und kolkartig aushöhlte. Man
erreicht diese Stelle an der ersten Wegkehre des Fahrweges nach Obermieger
oberhalb des Gehöftes Wres2. Auch westlich von Untermieger durchschnitt
ein kleines Rinnsal die Nagelfluhplatte. Soweit die spärlichen Aufschlüsse Beobachtungen zulassen,
lagert die Nagelfluhplatte am östlichen Rande der Miegersenke direkt auf
Sattnitzkonglomerat, am Westrande jedoch zeigen uns Wasseraustritte,
Quellen und Rinnsale an, daß sie auf wasserstauendem, sehr fest
gelagertem Bänderschluff aufliegt. Man kann diese Nagelfluh sowohl in fazieller als auch
morphologischer Hinsicht der Hollenburger Nagelfluh (V. PASCHINGERs)'
gleichsetzen. Auch die Höhenlage ihrer basalen Schichten stimmt mit ,
470, bzw. mit 480 m gut überein, nur reicht die Hollenburger Nagelfluh in
größerer Mächtigkeit bis zu 660 m empor (w. Köttmansdorf), während
die Nagelfluh von Mieger nirgends 520 m überschreitet. Dieser von der Nagelfluh überlagerte Bänderschluff ist
dunkelgrau, sehr zähe, kompakt und vom schluffigen Bindemittel der
horizontmäßig höher gelegenen Moräne bei Obermieger wohl zu
unterscheiden. Dieser Schluff braust in verdünnter Salzsäure stark auf,
was auf großen Karbonatgehalt schließen läßt. Geschiebe und
Kritzerlinge konnte ich in den spärlichen Schluffaufschlüssen nicht
finden. Auch über seine Mächtigkeit läßt sich nichts aussagen. In
einem fast ungangbaren, tief eingeschnittenen Gerinne südlich vom Gehöft
Mastnik liegt er direkt auf dem Sattnitzkonglomerat auf. Seiner Lagerung
nach zu schließen, ist er älter als die ihn überlagernde Nagelfluh und
stellt wohl eine Stauseeablagerung dar und eine eisrandnahe Bildung an der
Südseite des Wörtherseegletschers. Die Ortschaft Obermieger ( Höhe 550 m) liegt auf dem Rande
einer 20 m über der Nagelfluh gelegenen Terrasse. Gegen N schmiegt sich
diese auf 500 m Länge an den Ostrahmen der Miegersenke. Auch Untermieger
liegt auf ihr (Höhe 558 m), und im Süden erstreckt sich die Terrasse bis
an den geschwungenen E-Rand des Sattnitzkonglomerates. Gegen Westen fällt
sie sanft bis zum Steilrand der Nagelfluhplatte ab. Die Oberfläche dieser
durch kleinere Schottergruben aufgeschlossenen Terrasse ist besonders im
Norden so unruhig gestaltet, als hätten die Schotterströme hier nicht
mehr ausgereicht, die Terrasse vollständig auszubilden. Vielleicht
bedingte Toteis diese Erscheinung. Eine Schottergrube knapp hinter dem östlichen
Gehöft von Obermieger gibt Aufschluß über das Material dieser Terrasse.
Die 3 m mächtigen, locker gelagerten Gerölle sind gut gerundet, nuß-
bis
apfelgroß und wechsellagern in Kreuzschichtung mit Sandbänken. Hangend
folgt ein etwa 50 cm mächtiges Grundmoränenmaterial, das in seinem
schluffigen Bindemittel -stark von Humus durchsetzt -Geschiebe
verschiedener Gesteine und Größe einschließt, unter ihnen zahlreiche
gekritzte Geschiebe. Dort, wo sich Moränenmaterial, von SE abgeschwemmt,
über die Schotterfläche ausbreitet, dringt schluffiges Material in die
Schotterablagerungen ein, und oft werden im oberen Teile der
Schotterprofile solche schmierige Anteile vorgefunden, die auch
wasserstauend wirken. So führt diese Terrasse in Mulden seichtes
Grundwasser, welches in mehreren Ziehbrunnen, Zisternen und Wasserlöchern
meist nur bis 2 m Tiefe genutzt wird und mittels Widderpumpen die Anwesen
versorgt. Beim Haberanwesen tritt 20 bis 30 m höher die letzte
Terrasse auf und steigt sanft gegen Obitschach ( Schule) und Drobiunig an.
Ein 8 m mächtiger Aufschluß SE vom Gehöft Haber zeigt Deltaschüttung,
darunter Schotter der südalpinen Geröllgesellschaft; die aus dem
abschmelzenden Draugletscher aufbereitet und hier abgesetzt wurden. Die
Gerölle von 3 bis 30 cm Durchmesser setzen sich zusammen aus hellen bis
dunklen Kalken, Dolomit, gemischt mit Grödener Sandsteinen, Gneisen,
Hochwipfelschichten, Lyditgeröllen, Serpentinen, Porphyren, Muschelkalk
und in Gesellschaft von gelben Quarzen Eozängerölle und Tarviser Breccie;
Die Schotter sind nur mit spärlichem Humus überdeckt. Östlich des Gehöftes Wresnig lagern wieder Bänderschluffe,
die von Konglomeratwänden zirkusartig begrenzt sind. Gegen Süden enden
sie an der Steilwand der Sattnitztafel. Dies sind Ablagerungen eines durch
den höheren Draugletscher gestauten Eisrandsees. Der N-Rand dieser Bänderschluffe
ist etwa 3 m mächtig und von teilweise stark verkitteten Deltaschottern
überlagert; der hängende Südteil ist entwässert und kultiviert. Der Südeingang zur Miegersenke liegt nach der letzten
Vereisung rund 100 m höher als der nördliche. Der Fahrweg überwindet in
steilen Kehren, von der Ortschaft Rottenstein kommend, die auf der
Niederterrasse der Drau liegt, einen noch erkennbaren Eisrand des
Draugletschers, der rund 80 m über der Drauterrasse liegt. Die Lagerung
der eiszeitlichen Lockermassen kann man im Südeingang nicht erkennen. Mögliche
Haltestände des rasch abschmelzenden Draugletschers und seines in die
Miegerfurche gerichteten Lappens sind durch das Chaos der abgekrochenen
Moränen, der abstürzenden Konglomeratblöcke, der Schotterströme und
durch die Einwirkungen der Solifluktion nicht erkennbar. Der Eisrückzug zum Nordausgang der Miegersenke vollzog
sich im Schatten der hohen Radsbergwände langsamer als bei den
niederschmelzenden Eislappen von Obermieger und von Rottenstein. Hier im
Norden war es der Eislappen der Wörtherseefurche, der sich in drei
Haltestadien zurückzog. über den Ostrand der Miegersenke sind nach zwei
NE-Störungslinien im Sattnitzkonglomerat zwei Moränen, die nördliche
von Stippich und die südlich gelegene vom Graben östlich Haber,
abgekrochen, wobei der nördliche Moränenschutt die Nagelfluhterrasse bei
Obermieger noch teilweise überdeckt hat. Im östlichen Anteil der
Miegersenke können wir folgende drei Eisrandniveaus nachweisen. 1. In 580 m Höhe südlich Haber wurden in einer S-förmig
an das Gelände angepaßten Vortiefe des damaligen Eisrandes grobe
Geschiebe und Schotter gestreut. 2. Beim mittleren Eisstand in Höhe 550 m nördlich von Obermieger wurde in gleicher Art vor dem Eisrand nur feineres Moränenmaterial
und Schluff abgesetzt, die dabei die alte Nagelfluhterrasse überdeckten. 3. per unterste Stand ist ein Moränenwall, der bei 430 m Höhe
sichelförmig das Nordtor der Miegersenke abschließt. Diesem Wall ist nördlich
noch eine Niederterrasse der Gurk vorgelagert, die sich in einem steilen
Rain etwa 6 m zur Gurk absenkt. Der Aushub am Hochspannungsmast schließt
gelbgrauen lehmigen Feinsand auf. Zusammenfassend kann man feststellen, daß der Raum der
Miegersenke tektonisch voreiszeitlich schon durch Bruchstörungen
abgeschlossen war, die dem großen System der Störungslinien des
Klagenfurter Beckens folgen ( vgl. KAHLER 1953) .Jüngste,
nacheisieitliche Störungen lassen sich nicht nachweisen. Während einer der würmeiszeitlichen Stadien wurde die
Querfurche sowohl von Süden durch den Rosentalgletscher als auch von
Norden durch den Wörtherseegletscher von Seitenzungen ausgefüllt. Die
beiden Zungen dürften sich an der heutigen Wasserscheide, etwa in der
Gegend des Wirtshauses westlich Haber berührt haben. Hinweisende Merkmale
existieren leider nicht, weil vom Westen her einströmendes Moränenschuttgut
diese Nahtstelle Überdeckte. entlang der Radsbergwand erstreckte sich längere Zeit im
Schatten der Wände ein langgezogener Toteiskörper, der die gesamte nach
Norden entwässernde Rinne vor einer Einschotterung schützte. Nach seinem
Abschmelzen kam morphologisch der jetzige Kontrast zustande : Hochgelegene
Schotterterrassen und Nagelfluhalbbrüche, tiefe, wannenartige Rinnen mit
Hochmoor. Die Rinne bildet den Quellhorizont der gesamten Entwässerung
des Nordteiles der Miegersenke und hat so im Laufe der Zeit die untere
dritte Moräne durchschnitten. Undeutliche Gletscherschliffspuren auf der
Nagelflulhterrasse nördlich Obermieger weisen eine Eisstromrichtung nach
SSW auf, die durch einen hocheiszeitlichen Vorstoß erfolgte. Während des
Hochstandes der letzten Vereisung war auch die Hochfläche der
Sattnitztafel mächtig vom vereinigten Gletschereis überlagert (siehe
PASCHINGER, SRBIK, BOBEK) und die dazugehörige Eisstromrichtung am
Radsberg kann man an vielen Schliffspuren, W-E gerichtet, ablesen. Lokale
Abweichungen führten zu Schliffrichtungen gegen NE. Das Einsinken und der Rückzug der Gletscher erfolgte von
den; Höhen der Sattnitztafel aus (PASCHINGER, SRBIK, BOBEK), die zuerst
eisfrei wurden. Durch den höheren Temperaturstand in den südlichen
Sonnenhängen gegen das Rosental bildete sich im Anschluß eine eisfreie
Rinne, in welche die Schmelzwässer von der Höhe her große Anteile von
Moränenmaterial abschwemmten und gegen die Drauniederung, oft in Deltaschüttung,
ablagerten. Darüber hinaus kroch in jüngerer Zeit vom Steilhange des
Radsberges noch Grundmoränenmaterial, so daß gegen Süden zur
Drauterrassse von Rottenstein nur mehr ein Eisrand erkennbar ist. Gegen Norden erfolgte der Eisrückgang im Schatten der
Sattnitznordabbrüche langsamer und hinterließ seine Spuren in zwei Eisrändern
und in einem Moränenwall. Zu einer zeitlichen Einordnung in das Rückzugsystem nach
BOBEK fehlen infolge der kleinen Ausdehnung des begangenen Raumes
umfassende Vergleichsmöglichkeiten, doch ist anzunehmen, daß zwischen
dem Zusammensinken und Abschmelzen des Eises auf der Sattnitztafel und dem
Schwinden des letzten Toteiskörpers in der Miegerfurche eine längere
Zeitspanne liegt, die mehreren Rückzugstadien nach BOBEK entsprechen dürfte.
Die Nagelfluhterrasse ist eine ältere,
zwischeneiszeitliche Bildung. Sie wird mit der Hollenburger Nagelfluh
gleichgesetzt. Es ist wahrscheinlich, daß frühere Eiszeiten einen ähnlichen
Rhythmus zwischen Wachstum und Vergehen aufwiesen, doch fehlen hier prägnante
Aufschlüsse, wie sie durch Bahn, Straße, Ziegeleien, in vielen Anbrüchen,
in der Hollenburger Senke vorhanden sind. Unser Bereich gewährt nur einen
beschränkten Einblick in die Tiefe und in die kausalen Zusammenhänge des
glazial so komplizierten Untergrundes und der Morphologie. Ich möchte am Schlusse dieses Berichtes Herrn Dr. E. H.
WEISS für seine freundliche Hilfe im Felde und bei der Ausarbeitung
herzlichst danken Literaturnachweis: H. BOBEK: Der Eisrückzug im östlichen Klagenfurter Becken.
- Mitt. d. Geogr. Ges., 101, Wien 1959. Hier die ältere Literatur. H. HOFER: Die hohlen Gerölle und Geschiebeeindrücke des
Sattnitzkonglomerates bei Klagenfurt. - Min. u. petr. Mitteilungen, Wien
1880. F. KAHLER: Der Bau der Karawanken und des Klagenfurter
Beckens. - Carinthia II, 16. Sonderheft, Klagenfurt 1953. E. LICHTENBERGER, Der Rückzug des Würmgletschers im
mittleren Klagenfurter Becken und Krappfeld. - Mitteilungen d. Österr.
Geogr. Ges., 101, i Wien 1959. A. PAPP: Landschnecken aus dem limnischen Tertiär
Kärntens. - Carinthia II, ;. 67, Klagenfurt 1957. V. PASCHINGER: Die glaziale Verbauung der Sattnitzsenke in
Kärnten. - Zs. f. Gletscherkde., Leipzig 1930.
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