Nowy W. / 1971 Textauszug |
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VI. Gefügekundliche
Analyse der Gesteine des Stollensystems im Botanischen Garten am
Kreuzbergl in Klagenfurt. Von Walter Nowy ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Arbeit hat eine detaillierte Aufnahme des
tektonischen Inventars der durch den Luftschutzstollenbau am Kreuzbergl
(Klagenfurt) aufgeschlossenen Grünschiefer und Glimmerschiefer zum Thema.
Das tektonische Bild ist durch die tektonische Überprägung
entlang WNW-ESE streichender rekristallisierter B-Achsen, mit dazugehörigen
B-Achsen und Kluft- und Störungssystemen, gekennzeichnet. Diese ältere
Haupttektonik, begleitet von der progressiven Metamorphose, war so
dominierend, daß die jüngere Tektonik von den älteren Anisotropien sehr
stark beeinflußt und gelenkt wurde. Der jüngeren geringen
Pressungstektonik ist das mylonitisierte homoachsiale h0l-Scherflächensystem
zuzuordnen. Die kataklastische N-S-Achse (deren h0l-Scherflächen als
Zerrung in E-W ausgebildet sind) interferiert mit den älteren Systemen.
Bei den nachträglichen Beanspruchungen folgen die hauptsächlichen
Bewegungen den vorhandenen Fugensystemen. Entgegen früheren Ansichten handelt es sich nicht um
Diaphthorite ehemals hochmetamorpher Gesteine, sondern um eine im
wesentlichen zum Teil mehrphasig durchbewegte, progressiv metamorphe,
sandig-tonig und karbonatisch sedimentäre und vulkanogene Abfolge. Die in diesem Gebiet erarbeiteten Ergebnisse bestätigen
und ergänzen die aus der Literatur bekannten Vorstellungen über den großtektonischen
Bau (KAHLER 1952, CLAR -KAHLER 1953, CLAR – MEIXNER 1953, FRITSCH 1962,
CLAR -FRITSCH -MEIXNER -PILGER SCHÖNENBERG 1963, FRITSCH 1969). VOR
WORT UND AUFGABENSTELLUNG
Voranstellend möchte im den Herren des Geologischen
Institutes, Prof. Dr. CLAR und Dr. FRANK, den Herren Dr. FRITSCH und Dr.
RIEHL-HERWISCH, Herrn Gartenarchitekt F. MÜLLER und dem Personal des
Botanischen Gartens für deren Entgegenkommen danken. Für die Gelegenheit
zur Veröffentlichung und die Subvention der Kärntner Landesregierung
danke im Herrn Prof. Dr. KAHLER. Aufgabe meiner Arbeit war es, eine gefügekundliche Analyse
im Luftschutzstollensystem am Kreuzbergl bei Klagenfurt durchzuführen. Zur Verfügung stand eine Aufnahmekarte des Stollens im Maßstab
1:200. Die in der Karte verwendete Darstellung entspricht dem Anblick des
Stollens im Grundriß, mit in die Ebene der Firste hochgeklappten Ulmen.
Die Stollenaufnahme wurde durch eine Grundrißdarstellung des ehemaligen
Steinbruches im zugehörigen Bereim ergänzt. HISTORISCHER
RÜCKBLICK
Der Steinbruch liegt am Ostfuße des Kreuzbergls,
nordwestlich des Klagenfurter Zentrums, unmittelbar nördlich an die
Kalvarienberg-Anlage anschließend. Er wurde im Jahre 1518 für den Ausbau
Klagenfurts zur neuen Landeshauptstadt angelegt. Bis in die Anfangsjahrzehnte unseres Jahrhunderts spielte
dieses bekannte Gesteinsvorkommen eine große Rolle in der Baugeschichte Kärntens.
Später wurde durch forciertes Sprengen von Baublöcken und die Anlage
eines Luftschutzstollens während des zweiten Weltkrieges der altberühmte
Abbau entwertet (KIESLINGER, 1956). Der heutige Ausbau zu einem
botanischen Garten ist eine gelungene Umwandlung einer ehemals ökonomischen
zu einer ästhetischen Anlage. J. STINY gab
1925 einen Einblick in die Hauptstörungsrichtungen und brachte den
geologischen Bau der Umgebung damit in Zusammenhang. 1931 widmete F.
KAHLER dem Gebiet südlich des Wörthersees eine ausführliche Arbeit, in
deren Verlauf es ihm gelang, eine erste Gliederung des Kristallins
aufzustellen. Von A. KIESLINGER wurde 1932 eine Beschreibung des
ehemaligen Baugesteins durchgeführt und der früher abgebaute Grünschiefer
als Amphibolitdiaphthorit bezeichnet. 1953 faßte KAHLER seine Ergebnisse
nochmals in einem großen Rahmen zusammen. 1962 erschien die geologische
Karte der Umgebung Klagenfurts von F. KAHLER und zahlreichen weiteren
Mitarbeitern, worin seine Ergebnisse von 1931 bis 1962 zur Darstellung
kamen und der betreffende Bereich nach KIESLINGER als Diaphthorit
ausgeschieden wurde. TEKTONISCHE
ANALYSE
Die Aufschlußgüte des Stollens: Sie schwankt im Stollenbereich von sicher bestimmbarer
Petrographie des Gesteins und des gesamten tektonischen Inventars bis zur
unsicheren Bestimmung der Ortstreue des betrachteten Gesteins. Bedingt
sind diese Differenzierungen der Aufschlußgüte durch den relativ stark
bergfeuchten Zustand, Sinter- und Schmandbelag. Makroskopische
Erfassung der linearen
Elemente (Faltungs-, Feinfältelungsachsen und Runzelungen)
Für die Einheitlichkeit der Genese des betrachteten
Bereiches spricht die gleichartige tektonische Oberprägung
gleichgerichteter NW-SE streichender B-Achsen mit dazugehörigen B'
-1B-Achsen. Diese dominierende Haupttektonik bewirkte, daß die jüngere
Tektonik von den älteren Anisotropien sehr stark beeinflußt und gelenkt
wurde, wodurch nur wenig neue Richtungen geprägt wurden. Der
Verformungsstil ist gekennzeichnet durch Faltungs-, Feinfältelungsachsen,
Scherungsachsen, feingefältelte Partien im Zentimeterbereich und s-Flächen.
Die B-Achsenwerte der orientiert entnommenen Handstücke und der
Stollenaufnahme (B1 max. = 300/20) streuen in einem Bereich,
der durch die Inhomogenität des Gesteins und der nachfolgenden Tektonik
bedingt ist. Aus dieser B-Achsenlage ergibt sich, daß die Bewegungs- und
Beanspruchungsrichtungen für diese B-Achse auf einer NNE-SSW (N30E/70E)
streichenden, steilosteinfallenden Deformationsebene liegen müssen. Jene
Formungs- und Symmetrieebene ac des Formungsaktes für die B1-Achse
fällt mit dem π1-Kreis (s-Polpunktzonenkreis) zusammen.
Daher sind die Achsenprägung und s-Flächenanlage für die B-Achsen
erzeugende Formung syntektonisch. Die B1-Achse wurde im Korngefüge
kontrolliert und bestätigt (ac Gürtel der Glimmerachsen auf der
Lagenkugel). Bei B'2 max. (211/09), durch Runzelungen und
flache Fältelungen an Handstücken nachgewiesen, handelt es sich um
Stauchungen parallel B1, als Folge verhinderter Ausdehnung bei
der B1-Achsen erzeugenden Formung. Die kataklastischen B-Achsen (B3 max. ungefähr 300/20) übernehmen
die anisotrop angelegten Störungs- und Kluftsysteme und hol-Flächen des B1-Formungsaktes.
Diese tektonische Beanspruchung greift bis ins Korngefüge durch und zeigt
intensive Feinfältelungen und bis ins Mikrogefüge angelegte s-Flächen. B4 max. (184/05) ist nur selten als Feinfältelungsachse
festgestellt worden, aber die ß-Schnittpunkte der zuzuordnenden s-Flächen
zeigen eine deutliche Anhäufung um eine N-S-Achse, die mit den
vorhergehenden B-Achsen interferiert. Makroskopische
Erfassung der flächigen Elemente
Scherflächen Das tektonische Bild ist durch das
Vorherrschen von Scherbewegungen gekennzeichnet. Das synoptische Diagramm
(Dia. 17) aller dieser Pole tektonischer Flächen ist durch das
Vorhandensein der drei bzw. vier Verformungspläne charakterisiert. Zuordnung der s-Flächen zu den einzelnen Verformungsakten
Die zwei Scharen der vorherrschenden s-Flächen mit einem südeinfallenden
Hauptmaximum (223/60) und einem nordeinfallenden Nebenmaximum (020/60),
sowie deren Streuungen, bilden durch ihre gemeinsame Schnittgerade ein
Scherungs-B, welches mit dem im Aufschluß und im Handstück gemessenen
Feinfältelungs-B und Scherungs-B = 300/20 zusammenfällt. Diese
Feststellung läßt die Aussage zu, daß Flächenanlage und B-Achsenprägung
ein und derselbe Vorgang sind (Dia. 15). Die Ausbildung des B' L B-Gefüges dürfte doch so eine
starke Intensität gehabt haben, daß es zu einer vereinzelten Anlage von
hol-Scherflächen gekommen sein könnte, bzw. ein anisotropes Feld für
weitere Beanspruchungen geschaffen wurde. Dem B max. entspräche die
eventuelle Formungsebene von N60W/81N (Dia. 15). Die dem dritten Formungsakt entsprechende B3-Achse (300/20)
ist charakterisiert durch Aktivierung der dominierenden, früher
angelegten, WNW-Achse (BJ -auf Grund der vorliegenden Anisotropien durch
die ehemals angelegten hol-Scherflächen. Diese Beanspruchung wurde durch
Feinfältelungsachsen, Scherungs-B, ßs3-s4 und im
Korngefüge nachgewiesen (Dia. 15). Diesem Verformungsplan mit zugehöriger kataklastischer B4Achse (B max. = 184/05) entsprechen flach osteinfallende (075/35) und mittelsteil westeinfallende (285/50) hol-Scherflächen. Jene auf eine Dehnungsbeanspruchung rückführbare Verformung dürfte einer der jüngsten Akte angehören, bewiesen durch die Lagepersistenz und die Ausbildungsart der Scherflächen (Dia. 16 ). Klüfte und Störungen Die Deutung basiert auf dem Vergleich zwischen B-Achsenplänen
und den gemessenen Kluftwerten. Dem synoptischen Diagramm zufolge ergibt
sich ein verwaschenes Maximum von Klüften, die als ac-Flächen der
Hauptachse 300/20 zuzuordnen wären. Ihre Streuung dürfte die jüngere
Tektonik hervorgerufen haben, analog die der B-Achsen. Diesem Formungsakt
(1) können auch okl-Flächen (285/50) zugeordnet sein, mit entsprechendem
Nebenmaximum ungefähr 130/30 (Dia. 4" & Dia. 5"). Eine Zuordnung von ac-Klüften zu dem B-Formungsplan wäre
auf Grund des Intensitätsgrades möglich (Dia. 17). Ebenso wäre eine
hol-Scherflächenanlage denkbar (Formungsebene 2, Dia. 15). Für die
beiden jungen Akte (3 & 4) ergeben sich bezüglich der ac-Kluftbildung
dieselben Deutungsmöglichkeiten, die jedoch nicht zwingend sind. Ausbildung von ss-Flächen Oft ist das ursprüngliche Sedimentations-s noch erkennbar,
besonders an den scharfen Gesteinsgrenzen der Grünschiefer-Glimmerschiefer-Wechsellagerung.
Die statistische Auswertung der ss zeigt ansetzende tautozonale Flächenlagen,
mit einer Gürtelbildung von N30E/70E, also eine Übereinstimmung mit dem
sich durch s-Flächenpole ergebenden Jt1-Kreis. Aus dieser Feststellung
resultiert die Annahme, daß Flächenverstellung gleich Achsenprägung (BJ
wäre. Ein eventueller Beweis der gleichzeitigen Anlage des B' mit dem Bi
könnte, wegen des schwachen Ansatzes zu einer Gürtelbildung im
synoptischen Flächenpolpunktdiagramm in EW, angenommen werden. Ausbildungsart
der Klüfte
Bedingt durch die Differenzierung in der Ausbildungsart der
Klüfte konnte die Annahme mehrphasiger Beanspruchungspläne untermauert
werden. Die dem Beanspruchungsakt 1 entsprechenden hol-Scherflächen sind
zum Teil mit Kalzit verheilt. Ebenso zeigen Flächen, die dem Maximum
285/50 angehören, Kalzitverheilung, was als Hinweis auf die Zugehörigkeit
als okl-Fläche zum Akt 1 gewertet wird (Diagramm 4" & 5").
Die den kataklastischen Verformungsakten 3 und 4 zugehörigen hol-Scherflächen
und Klüfte sind z. T. durch Mylonitbildungen gekennzeichnet, die auf jüngere
Beanspruchungsakte hinweisen. Es läßt sich somit die Mehrzahl der gemessenen Klüfte
und Störungen genetisch zuordnen, und zwar mit Sicherheit den B1,
B3 und B4 entsprechend erzeugenden Formungsakten. Auswertung
der Bewegungslinearen
Ausbildung der Bewegungslinearen Die Flächenbeschaffenheit
der Störungen ist zum Teil durch Rutschstreifen, Abrißkanten oder durch
Abrisse von ausgewalztem, feinem Gesteinsmaterial sowie durch
Schleifspuren und Eindrücke kleinerer Gesteinspartikelchen
gekennzeichnet. Jene linearen tektonischen Bewegungselemente erlauben;
ebenso wie Schleppungserscheinungen, Aussagen über den Relativsinn der Störungsbewegungen.
Die hierzu gemessenen und ausgewerteten linearen Elemente
aus dem gesamten Bereim sind in einem synoptischen Diagramm zusammengefaßt
worden. Eine Zuordnung der Bewegungslinearen zu den entsprechenden Flächenbündeln
wurde, um eine genetische Deutung machen zu können, in den Diagrammen
10-14 durchgeführt. Auswertung der Bewegungslinearen des synoptischen
Diagrammes Die zunehmende Häufung der linearen Elemente nach der
Peripherie demonstriert, daß sich die Mehrzahl der Bewegungen in
horizontaler bis leicht geneigter Richtung vollzogen hat. Es handelt sich
hierbei um die dem Störungssystem mit der Max.-Bildung 020/60 &
285/50 zuzuordnenden Bewegungen, die zum Teil als Blattverschiebungen bzw.
als flachhorizontale Abschiebungen zu deuten sind (Dia. 10 & 12 bzw.
synoptisches Diagramm der Bewegungslineationen). Die Häufung im
Mittelfeld der Projektion zeigt steiler geneigte Bewegungseinrichtungen.
Bei diesen handelt es sich um die auf bzw. abschiebenden Bewegungslinearen
der den Verformungsakten 1, 3 & 4 zuzuordnenden hol-Flächen (Dia.
10-14). Auswertung und Deutung der Einzeldiagramme Die dem ersten Verformungsakt zuzuordnenden Scherflächen
mit 020/60 und 223/60 zeigen Bewegungslinearen, die auf eine
Hauptdruckrichtung von N28E hinweist, analog dem des dritten
Beanspruchungsplanes. Unterstützt wird diese Aussage durch das Auftreten
von Rollfalten und Stauchungshorizonten. Eine Differenzierung zwischen den
Einengungsphasen des Formungsaktes 1 bzw. 3 konnte auf Grund der
Lineationen nicht durchgeführt werden. Dem Verformungsplan 4 zuzuordnende Bewegungslinearen zeigen
ein eindeutiges Zerrungsbild in E-W. Die teilweise Überprägung von linearen Elementen auf den
Störungsflächenmaxima 020/60, 075/35 und 285/50 lassen sich z. T. als
Ausgleichsbewegungen früherer Beanspruchungsakte bzw. einer Druckbewegung
von Süden, bei Wiederbetätigung der alten Fugensysteme, deuten. Mikroskopisch-tektonische
Auswertung der Dünnschliffe
Aus orientiert entnommenen Handstücken wurden senkrecht B1
bzw. B3-Schliffe angefertigt, wodurch eindeutig der Beweis einer
mehrphasigen Beanspruchung erbracht werden konnte. Das tektonische Verhalten der Glimmer ist im wesentlichen
charakterisiert durch Knickfältelung bzw. Feinfältelung im mm-Bereich
und -durch Scherflächenbildung, die bis ins Mikrogefüge reicht. Im
Gegensatz dazu liegen aber auch flachgefaltete, polygonale Anordnungen von
Serizit- und Chloritzügen vor. Zusätzlich treten hol Querglimmer auf, die
teils frisch erhalten, teils durch die Feinfältelung bzw. beginnende
Scherung verschleppt und deformiert sind. Es ergibt sich für das Bewegungsbild eine intensive,
wahrscheinlich lang anhaltende Beanspruchung, von parakristallinem
charakter, die mehrphasig verlief und eine eindeutige Trennung der Phasen
nicht ermöglicht. Auswertung und Deutung zu einem Bewegungsbild
Der primär vorherrschende Formungsplan mit
Formungssymmetrieebene N30E/70E ist durch die rekristallisierte B1-Achse
= 300/20 gegeben. Sie ist charakterisiert durch eine zweischarige,
ungleichscharige Scherung, mit einer dominierenden südeinfallenden s1
Flächenlage (max. 223/60) und einem nordfallenden Nebenmaximum von s2
(max. 020/60). Ihre Schnittgerade, das Lot auf die Formungsebene, ist als
Faltenachse, Feinfältelungs-B, ßss, ßs1s2, Ss1ss
und Ss2ss konstruiert, unter den B-Achsen gleichfalls
vorherrschend (Dia. 15). Das ß-Häufungen zugleich B-Häufungen sind,
erklärt, daß die zugehörigen tautozonalen Flächenbündel im selben
symmetriekonstanten Formungsakt syntektonisch entstanden sind. Diese Achse
variiert etwas im Streichen und Fallen. Bei den Streichrichtungsänderungen
scheint es sich um primäre Inhomogenitäten und sekundär um eine Folge
der jungen Bruchschollentektonik zu handeln. Bei den Fallrichtungsänderungen
dürfte dagegen die Ursache nur in den jüngeren tektonischen Vorgängen
zu suchen sein. Die Winkeldistanz zwischen Si und S2 beträgt ungefähr
1200. Sie weist in Einklang der Bewegungslinearen auf eine
Hauptdruckrichtung von ungefähr N28E hin. Ursache für die geringe Häufigkeit
der ac-Klüfte und der solcher in 0kl-Stellung ist durch eine geringe
Ausweichmöglichkeit in Bi bedingt. Weitaus bessere Ausweichmöglichkeiten
bestanden senkrecht Bi. Die Bewegungsbeträge senkrecht B1 sind
auffallend gering, die Beanspruchung aber bis ins Feingefüge
durchgreifend. Das Auftreten der Querglimmer läßt den Schluß zu, daß
die Kristallisation die tektonische Bewegung überdauerte. Diesem ersten erkennbaren Verformungsakt wahrscheinlich
zugehörige B' dürfte ein anisotropes Gefüge geschaffen haben. Eine
Zuordnung vereinzelter Anlagen von h0l-Scherflächen bzw. ac-Klüften könnte
auf Grund des Intensivitätsgrades möglich sein. Der kataklastische Verformungsakt 3 ist als homoachsiale Überprägung
des Verformungsaktes 1 zu definieren, seine zeitliche Differenzierung stützt
sich auf die Unterscheidbarkeit der Ausbildungsart der benützten
Scherungsflächen und die Dünnschliffaussage. Diese, bis ins Korngefüge
durchdringende Pressungsbeanspruchung benützt die ehemals entlang des
π1-Kreises angelegten hol-Flächen des Aktes 1. Die nicht
persistente Lage der entlang des π1-Kreises angeordneten
s-Flächen sowie Rollfaltenbildung und das Auftreten von
Stauchungshorizonten läßt auf wälzende Beanspruchung schließen. Die
Beziehung zu den ac-Klüften und okl-Klüften sind analog Formungsakt 1
(Dia. 15). Die N-S-Achse (Maximalbildung 184/05), belegt durch Feinfältelungsachse,
Scherungs-B und ßs4s5 konstruktiv, benützt nicht
das anisotrope Feld vorhergehender Verformungsakte. Dieser Achse
entspricht die ungefähre Formungsebene von EW /865. Es dominiert das
Zergleiten nach flach osteinfallenden (075/35) und mittelsteil
westeinfallenden (285/50) Scherflächen. Letztere zeigen wohl ein
dominierendes Maximum, welches auf das junge Alter dieser Phase hinweist,
aber auch bereits früher angelegte okl-Flächen des Formungsaktes 1 bzw.
3 beinhaltet. Dieser Formungsakt 4 zeigt eindeutig den Charakter einer
Dehnungsbeanspruchung in E-W. Weiters wird die Aussage einer jungen Phase
dadurch untermauert, daß trotz geringster Versetzungsbeträge
festgestellt werden konnte, daß das Störungssystem von 075/35 nie,
dagegen alle anderen mehr oder weniger, wenn auch nur um geringe Beträge,
versetzt wurden. Als letzte Phase könnte eine mögliche Druckbeanspruchung
von Süden die Klärung der auftretenden leimt horizontal geneigten
Bewegungslinearen bedeuten. PETROGRAPHISCHEAUSWERTUNG
Bis jetzt wurden die in meinem Arbeitsbereich auftretenden
Gesteine als Amphibolitdiaphtorite, also ehemalig höher metamorphe (katamesozonal),
und dann durch rückschreitende Umbildung zu Grünschiefer bzw.
Glimmerschiefer degradierte Gesteine angesehen (KIESLINGER 1932, 1956;
KAHLER 1953, 1962). FRITSCH †
äußerte aber bereits die später dargestellte, von der bisherigen
Ansicht abweichende Meinung. Im Stollen herrscht eine Wechsellagerung der
Grünschiefer und Glimmerschiefer senkrecht zum Schichtstreichen vor. Das dunkelgrüne, vorwiegend dickbankige und massig
ausgebildete Gestein der Grünschiefer ist im Aufbau bereits makroskopisch
durch die erkennbare Anordnung der eingeregelten Lagen von Chlorit, Epidot
und den großen Feldspäten marakteristisch ausgebildet. An den
Quarzquerflächen zeigen sich Ausbildungen von Pyrit und
Kupferkieskristallen. Die in der Karte als Chlorit-Serizit-Schiefer
ausgeschiedenen Gesteine unterscheiden sich makroskopisch durch die
wechselartigen Quarzeinlagen und die Inhomogenität des tektonischen
Inventars. Die feingefältelten und geschieferten Glimmerschiefer sind
marakterisiert durch ihre dunkelgraue bis dunkelgrüne Farbe und ihrer
mittleren Korngröße. Sie sind Metamorphite mit Paralleltextur und mit in
seingeregelten Glimmerschüppchen. Die Untersuchungen der Dünnschliffe erbrachten keine
Hinweise auf retrometamorphe Umwandlung, sondern der Gesteinscharakter der
Grünschiefer ist durch frisch wirkende vulkanogene Relikte gekennzeichnet
(FRITSCH, FRANK, RIEHL). Ob die Glimmerschiefer schwacher Diaphtorese
unterworfen waren, wäre noch zu klären. Zusammenfassend kann man sagen,
daß die Schiefer aus sandigen bis tonigen Meeressedimenten, mit Mergel-
und Kalkeinlagerungen und mit vulkanischem Material entstanden und
heute epimorph sind (FRITSCH, mündlich). Grünschiefer Hauptgemengteile: Feldspäte (vorwiegend Plagioklas),
Quarz, Chlorit und Epidot. Nebengemengteile: Serizit, Apatit, Amphibol, Leukoxen,
Biotit und opake Minerale (Pyrit, Kupferkies). Das frische Aussehen der Minerale und besonders der Feldspäte
lassen eine spätere Diaphthorese (von ehemals katazonalen bzw.
mesozonalen Gesteinen) ausschließen. Die Schliffe der tektonisch mehr beanspruchten Zonen zeigen
Epidot- und quarzreichere Lagen mit größerer Kristallbildung. Die Glimmerschiefer Bei den Glimmerschiefern war eine Zuordnung zu der
Chlorit-Serizit-Schiefergruppe möglich (Symposion 1962). Hauptgemengteile: Serizit, Chlorit, Quarz. Nebengemengteile: Opake Minerale, Apatit, Turmalin, Zirkon
(Pyrit und Kupferkies makroskopisch erkennbar). LITERATUR:
CLAR, E., & KAHLER, F. (1953): Begleitworte zur
geologischen Übersichtskarte von Kärnten 1:500.000. - Carinthia II, 63,
18-22, Klagenfurt. CLAR, E. (1960): Gebirgsbau und Geomechanik. - Geol. und
Bauw., 25, H. 2/3, 186-190, Wien. -(1963): Gefüge und Verhalten von Felskörpern in
geologischer Sicht. - Geol. und Bauw., 28, H. 2, 4-15,6 Abb., Wien. CLAR, E., FRITSCH, W., MEIXNER, H., PILGER, A., SCHÖNENBERG,
R. (1963): Die geologische Neuaufnahme des Saualpenkristallins (Kärnten),
VI. - Carinthia II, 73, 23-51, 7 Abb., Klagenfurt. FRITSCH, W. (1962) : Erläuterungen zu einer neuen
geologischen Übersichtskarte von Kärnten (1:500.000). - Carinthia II, 72,
14-20, 1 Kart., Klagenfurt. -(1969): Zur Geologie des Gebietes nördlich von St. Veit
an der Glan, Kärnten, und zur Tektonik des Krappfeldbeckens. - Carinthia
II, 79, 12-27, 3 Abb., Klagenfurt. FRITSCH, W., MEIXNER, H., WIESENEDER, H. (1967): Zur
quantitativen Klassifikation der kristallinen Schiefer: - N. Jb. Miner.
Mh., 12, 364-376, 6 Abb., Stuttgart. KAHLER, F. (1931): Zwischen Wörthersee und Karawanken. -
Mitt. Nat. Ver. Stmk., 68; 1 Kart., 1 Abb., 1 Taf., Graz. -(1953) : Der Bau der Karawanken und des Klagenfurter
Beckens. - Carinthia II, 79, 16. Sonderheft, 77 S., Klagenfurt. -(1962) : Der Werksteinbruch des 16. Jahrhunderts. -
Carinthia II, 152/72, 140-143, als Beitrag IV in der 2. Folge: Aus dem
neuen Botanischen Garten in Klagenfurt, Klagenfurt. KIESLINGER, A. (1956): Die nutzbaren Gesteine Kärntens. -
Carinthia II, 17. Sonderheft, 348 S., 72 Abb., Klagenfurt. -(1932): Zerstörungen an Steinbauten, ihre Ursamen und
ihre Abwehr. 346 S., 13 Taf., 291 Abb., Leipzig & Wien (Deuticke). METZ, K. (1967): Lehrbuffi der tektonischen Geologie. -357
S., 231 Abb., Stuttgart (Enke). MÜLLER, L. (1963): Der Felsbau. 1: Theoretischer Teil,
Felsbau über Tage, 1. Teil. -624 S., 22 Taf., 307 Abb., Stuttgart (Enke).
STINY, J. (1925): Gesteinsklüfte und alpine
Aufnahmsgeologie. - J. G. B. A., 75,97-127, Wien.
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