Friedrich O. M. / 1955 Textauszug |
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IV. Schürfe auf Zinnober bei Kerschdorf
im Gailtal.
(von O. M. Friedrich) Südlich der Drauzugtrias liegt etwa in der Mittagslinie
der Stockenboier Zinnoberlagerstätte ein weiteres Vorkommen bei
Kerschdorf im Gailtal. Lage: Aufschlüsse: Der Zinnober tritt im dicht verquarzten grünem Schiefer in
feinen Flecken auf und ist hier verhälthismäßig arm, anscheinend ganz
unbauwürdig. Die Gehalte werden auf höchstens 0,1 bis 0,3% Hg geschätzt.
Die Durchtränkung läßt sich auf die ganze etwa ein Meter mächtige
Erstreckung des Härtlings verfolgen. Weitere 150 bis 200 Meter bachabwärts gelangt man zu einer
auffallenden, etwa 8 Meter hohen Felsnase am rechten Bachufer. In ihr ist
der Jakobistollen eingetrieben. Die Felswand zeigt eine spärliche, aber
immerhin anhaltende Zinnoberdurchtränkung, die nach Süden zu, also
bachabwärts, etwas reichlicher wird, trotzdem aber nicht als
untersuchungswürdig angesprochen werden kann. Der Jakobistollen durchfährt diese Zone mit verhältnismäßig
reichlicher Zinnoberführung etwa 10 Meter lang. Ein nach SW angesetzter
Schlag geht sehr spitzwinkelig ins Hangende, von der Erzführung ab und
erschloß taube, graue Phyllite, mit einem durch kleinere Störungen
verstellten etwa spannenmächtigen Quarz-Karbonatband. Der mit Zinnober durchtränkte Erzschiefer ist von
zahlreichen Milchquarzadern durchzogen und liegt als sehr flacher Sattel
ohne deutliche Kluft, aber mit scharfem Salband, auf dunkelgrauen
Phylliten, in denen nicht einmal Zinnoberspuren auffindbar waren. Der
graue Phyllit enthält im Gegensatz zum Milchquarz des Erzschiefers Linsen
und Schwielen von .Fettquarz. In der Felsnase streicht der Erzschiefer
nach 80° und fällt mir etwa 40° nach Süden. Im gegenüberliegenden Hang steht wenig über dem Bach nur
erzfreier grauer Phyllit an. Darüber fehlen Aufschlüsse. Etwa 20 Meter
bachabwärts vom Jakobistollen war früher, etwa um 1920, angeblich ein
weiterer Ausbiß entblößt. Er soll freies Quecksilber geführt haben,
ist aber seither vom Bach verschüttet worden. Der Aufschlußstollen von 1908, der etwa 170 Meter weiter
bachabwärts am linken Ufer angeschlagen war, ist ganz verbrochen und
seine Lage nur mehr guten Ortskennern gegenwärtig. Gegenüber der
Bacherbachmündung war früher ebenfalls ein jetzt nicht mehr zugänglicher
Ausbiss vorhanden. Dem Bachergraben aufwärts folgend, gelangt man bald zu dem
am rechten (West-) Hang gelegenen, kurzen, Fundstollen LI. Dieser zeigt in
seinem vorderen Teil schwache Zinnoberdurchtränkung, der man mit einem
derzeit ersoffenen Schächtchen in die Tiefe folgte. Der hintere
Stollenteil ist wegen des Wassers im Schacht unfahrbar. So weit man aber
hinleuchten konnte, steht Erzschiefer an. Gegenüber, am östlichen Hang, ist ein geschrämtes
Schurfgesenk mit etwa 60° Einfallen und unbekannter Teufe angeschlagen.
Es steht voll Wasser und ist daher unfahrbar. Bei seinem Mundloch sieht
man den Erzschiefer als flachen Sattel mit scharfer Grenze über verknüllte
graue Schiefer liegen. Die Zinnobergehalte sind in diesem Aufschluß
mittelmäßig bis arm. Im Bachergraben aufwärts liegt am östlichen Hang schließlich
noch der Lorezistollen, welcher wegen seines mit Wasser gefüllten Schächtchens
ebenfalls nur in seinem vorderen Teil fahrbar ist, da'" hinter aber
noch offen steht. Vom Mundloch hinein ist zunächst arme, in einem nördlichen
Schlag etwas reichere Zinnoberführung festzustellen, hier, ähnlich wie
im Jakobistollen, allenthalben von gediegenem Quecksilber in kleinen
Tropfen begleitet. Die Erzführung soll nach Angabe des seinerzeitigen Schürfers
(Krenn) und eines Einheimischen, der die Instandhaltung der Stollen
besorgte, im drei Meter tiefen Schächtchen gut angehalten haben. Die gegenseitige Lage dieser Ausbisse und Schürfungen ist
zwar in einer vorhandenen Übersichtskarte ersichtlich. Es läßt sich aus
ihr aber nicht auf die Streichrichtung der Erzführung schließen. Weitere
Schurfarbeiten müßten nachweisen, ob und wie die derzeit noch
vereinzelten Fundpunkte zusammenhängen. Die früheren Schurfarbeiten
gingen von der Annahme einiger paralleler Lager aus, die in etwa OW bzw.
WSW-, ONO-Richtung durchstreichen. Meines Erachtens reichen die derzeit
zugänglichen Aufschlüsse nicht hin, darauf ein Schurfprogramm
aufzustellen, so das ich den Ansatz des 1902 auf angeblich 105 Meter
vorgetriebenen Annastollens und des bei der Tschmelmühle geplanten
Unterbaustollens noch nicht befürworten könnte. Es wäre der Raum
Lorenzistollen-Fundstollen-altes Gesenke und oberster Ausbiß des
Jakobistollens zuvor genau zu begehen; dabei müßten alle Fundpunkte
anstehenden Gesteins und dgl. in eine Karte eingetragen werden, aus der
auch die Höhen ersichtlich sind. Der Erzschiefer wäre röschenartig zu
verfolgen. Vorläufig erweckt der Aufschluß beim alten Gesenk den
Eindruck eines gegen Osten absinkenden, etwa NS-streichenden Rückens
(Sattels), während im Jakobistollen das Anhalten der Vererzung ebenfalls
in NS-Richtung verfolgt werden könnte. Alle diese Arbeiten sind jedoch
erst dann zweckmäßig, wenn durch die Analysen der entnommenen Muster
eine einigermaßen befriedigende Schurfwürdigkeit nachgewiesen ist, denn
bei den jetzigen Aufschlüssen kann eine solche kaum angenommen werden.
Wenn aber Lipold 1874 angibt, er habe überhaupt keinen Zinnober auf
finden können, so ist das zu pessimistisch, denn feine Zinnoberanflüge
lassen sich recht allgemein finden. Eine von Schürfen mehrfach
angenommene Verbindung unter das Gebirge zur Stockenboier Lagerstätte ist
durch nichts begründet. Schriftenverzeichnis:
Böhm, A., Das Zinnobervorkommen in Kerschdorf. Bericht, 1
Seite, Lagerstr. Archiv. Min. Inst. Leoben. Friedrich, O. M.. Bericht über eine Begehung des
Zinnobervorkommens bei Ketschdorf im Gailtal. 1940. 3 Seiten, mit Karte
und Ortsbildern. Lagerst. Archiv. Min. Inst. Leoben. Lipold, V. M., Beschreibung einiger Quecksilbervorkommen in
Kärnten und Krain. - Österr. Zeitschr. f. d. Berg.- und Hüttenwesen, 22,
1874, 302.
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