Puttner M. / 1991 |
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Gediegen Gold
und seltene Arsenate aus der Umrahmung des Hüttenberger Erzberges, Kärnten.
Von Manfred PUTTNER Kurzfassung: Vom Hüttenberger Erzberg und von den kleineren Eisenerzlagerstätten, die zum Teil seine Umrahmung bilden, sind im Laufe des langjährigen Bergbaubetriebes über 150 Mineralarten nachgewiesen worden. Manche davon, zum Beispiel Arsenopyrit, Pharmakosiderit, gediegen Schwefel, Skorodit und Symplesit, aber auch gediegen Gold, traten nur sehr selten auf. -In der nördlichen Umrahmung des Erzberges entdeckte der Autor bei seinen Nachforschungen, daß eine unter anderem Arsenopyrit führende Paragenese, die nun untersucht worden ist, nicht nur die oben erwähnten Oxidationsminerale, sondern auch gediegen Gold enthält. Das Zusammenvorkommen von Arsenopyrit und gediegen Gold in der Hüttenberger Lagerstätte kannte man bisher noch nicht! Das für Kärnten neue Mineral Parasymplesit erhöht den wissenschaftlichen Wert dieses Fundes. Summary : In the course of many years of mining more than 150
mineral species were proved at Hüttenberger Erzberg and at smaller
deposits of iron ore, which part I y form its surroundings. Some of them,
e. g. arsenopyrite, pharmakosiderite, native sulfur, scorodi te and
symplesite, but also native gold, occured on I y rarely. Making his
enquiries, the author discovered in the northern surrounding area of the Hüttenberger
Erzberg, that a paragenesis consisting among others of arsenopyrite, which
now was investigated, not on I y contains the above mentioned oxidation
minerals, but also native gold. The common occurence of arsenopyrite and
native gold at the Hüttenberger deposit hasn't been recognized till now!
The new mineral for Carinthia parasymplesite raises the scientific value
of this discovery. .' "
EINLEITUNG
Der Erzberg bei Hüttenberg wurde von alters her "Haupteisenwurzen" genannt. Bereits während des norischen Königreiches wurden
hier manganreiche Siderite gewonnen und verhüttet. Nach einträchtiger
Nachbarschaft setzte 15 v. Chr. ein friedfertiges Eindringen Roms ein, und
mit der Provinzialisierung Noricums (45 n. Chr.) gingen die Eisen werke in
das Eigentum des Kaisers über. Votivinschriften aus dieser Epoche
berichten uns über die Pächter der norischen Eisensteuer und die
Verwaltungsformen des Eisenwesens. In literarischen Quellen aus der Ära
kurz vor der Zeitenwende bis in die Spätantike wird der norische Stahl ob
seiner Güte gerühmt und als ferrum Noricum bezeichnet. Archäologisch
ist er bisher seit der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr.
nachweisbar (PICCOTTINI, 1981). Da unter der Römerherrschaft das Land dem
freien Handelsverkehr noch mehr geöffnet war, stieg der Bedarf an Eisen
erheblich. Aus der Umgebung von Noreia und Candalicae (Hüttenberg)
gelangten norischen Eisen und roher Stahl auf den Heeresstraßen nach Süden
in die römischen Eisenfabriken. Lebhafter Bergwerksbetrieb und
Eisenhandel währten bis zum Beginn der Völkerwanderung. Das und die späteren
Ereignisse lehrt uns MÜNICHSDORFER'S "Geschichte des Hüttenberger
Erzberges" (1870), ein reichhaltiges Quellenwerk zur Historie des
hiesigen Eisenwesens. Der 1989 ausgeführte Nachdruck der Urfassung
dokumentiert mit Ergänzungen (samt Registern) auch die Entwicklung der
Eisenwerke und des Bergbaues nach 1870 bis zur Grubenschließung. Der
Erzberg beschließt einen vom Saualpenhauptkamm nach Westen herabziehenden
Gebirgsrücken. Seine engste Umgrenzung ist der Mo sinzbach im Norden, der
Globitschkogel im Osten, der Löllinger Graben im Süden und das Görtschitztal
im Westen. Mit dem Hüttenberger Erzberg ist mineralogisch dessen
Umrahmung innig verbunden: der Felixbau bei Hüttenberg; die Baue bei
Waitschach, im Rattein und Urtlgraben, in der Schottenau, bei Heft und
Zosen (z. T. als Reviere) sowie die Lehmlagerstätte bei Lölling und der
Marmorbruch in der Stelzing (MEIXNER, 1981). GRUNDLEGENDERÜBERBLICK
Die mineralogische, geologische und lagerstättenkundliche
Erforschung dieses traditionsreichen Bergbaues hat in unserem Jahrhundert
vor allem H. MEIXNER als sein besonderes Anliegen betrachtet. Die
Ergebnisse der jahrelangen Untersuchungen und auch die genetischen Zusammenhänge für die Mineralentstehung dieser Region sind
ausführlich dargelegt. Rund 150 Spezies sind aufgereiht; übersichtlich
genetisch gegliedert nach dem Altbestand an Gesteinen und Mineralien, der
Eisenspatvererzung, der Oxidationszone und der rezenten Verwitterung. Es
handelt sich um die mineralartenreichste Lagerstätte Österreichs, die
durch das Auftreten z. B. von Löllingit und gediegen Wismut wie deren
Oxidationsbildungen, von Uraninit und Kahlerit, weiters von gediegen
Silber und gediegen Gold einen besonderen Status besitzt. Seitdem der
Abbau ruht, müssen sich der Mineralogie Zugeneigte mehr oder weniger auf
das Durchmustern der Halden bescheiden. Erfolge stellten sich mit den
Erstfunden des Pb-Phosphates Pyromorphit auf Halden oberhalb des
Felixbaues (PUTTNER, 1985) -Hüttenberg lieferte, so MEIXNER (1953), in
der Oxidationszone nur Arsenate, nie Phosphate! : und von Rosasit aus dem
Revier Waitschach (NIEDERMAYR et al., 1986) ern. Die nördliche Umrahmung
des Hüttenberger Erzberges gehört geologisch der Schiefergneisgruppe an
(Geolog. Karte Saualpe-Nord). Der Gesteinsinhalt besteht größtenteils
aus Schiefergneisen und Disthenflasergneisen. Der oberste Schiefergneis,
der auch als injizierter Glimmer schiefer bezeichnet wurde, erreicht nördlich
des Mosinzgrabens eine Mächtigkeit von rund 300 Metern. Die
"injizierten Glimmerschiefer" bilden darin nur kleine Areale.
Die Schiefergneise selbst führen reichlich Hellglimmer, aber relativ
wenig Feldspat. Die besten Aufschlüsse für den oberen
Disthenflasergneiskörper, der etwa die gleiche Mächtigkeit hat und sehr
typisch ausgebildet ist, liegen zwischen Zosen und Heft (WEISSENBACH,
1989). Größere und kleinere Störungssysteme verschiedener Richtungen
durch ziehen die nördliche Erzbergumrahmung. Eine dieser Störungen zeigt
im Aufschluß einen kiesführenden Gangquarz, in welchem der Autor schon
vor längerer Zeit eine sehr beachtenswerte Mineralisation aufdeckte. Sie
hat für die Analysen genügend Objekte abgegeben: Arsenopyrit mit Gips,
Parasymplesit, Pharmakosiderit, gediegen Schwefel, Skorodit, Symplesit und
schließlich gediegen Gold. Die Arsenopyrit-Paragenese, bezogen auf die
Lokalität Hüttenberg, ist somit um Parasymplesit und gediegen Gold
bereichert. Nach Meinung des Autors sollte diese Gold fundstelle nicht
explizit angegeben werden, um ausgedehnte Grabungen zu vermeiden und Natur
und Grundbesitz zu schonen. Es ist nicht das erstemal, daß im Bereich des
Hüttenberger Erzberges seltene Arsenate aufgefunden wurden. Im Jahre 1858
trat im Wolfsbau er Sideritlager, dem tiefsten des Margarethenbaues im
" vorderen Erz berg", eine Gruppe paragenetisch interessanter
Minerale auf. Damals, als dem vielseitigen Wissenschaftler F. SEELAND die
Leitung der Gruben anvertraut und J. L. CANAVAL Kustos am
Naturhistorischen Landesmuse um für Kärnten war, nahm einer der besten
Mineralogen jener Zeit, V. Ritter von ZEPHAROVICH, Beobachtungen an diesem
Material vor. Das Resultat dieser sorgfältigen Arbeit ist in der
hervorragenden Studie "Der Löllingit und seine Begleiter"
niedergelegt. Demzufolge waren in Löllingit-Linsen und -Knollen gediegen
Wismut, "Chloanthit" und zersetzter Siderit; in schwarzen
Hornstein-Knollen Arsenopyrit, Rammelsbergit, Bournonit sowie Siderit und
als Sekundärbildungen nach Löllingit und Arsenopyrit noch Pitticit,
Symplesit, Skorodit, Pharmakosiderit und Gips nachweisbar (ZEPHAROVICH,
1867). Auf solchen ganz alten Stücken aus den Teilen der Lagerstätte,
die seit dem vergangenen Jahrhundert abgebaut sind, konnte MEIXNER im
Jahre 1939 zusätzlich Arseniosiderit und 1953, als neue Spezies, Kahlerit
bestimmen. Nur wenige Sammlungen besitzen Exponate aus dem alten Fund. In
den Museen in Hütten berg, Klagenfurt, Wien und Graz sind etliche getreu
bewahrt. DIE
MINERALISATION
Gediegen
Gold Au
Hinweise auf das Vorhandensein dieses Edelmetalls am Hüttenberger
Erzberg finden wir zunächst bei WIESZNER (1950), wo verlautet wird, daß
man in der Grube "Im Winkel" im Jahre 1548 aufgoldhältige Erze
gestoßen war. Eine reiche Erzstufe wurde damals widerrechtlich außer
Landes gebracht und eingeschmolzen. Die Metallgewinnung in diesem Bau war
aber bald beendet, denn die Erze keilten aus. Zwanzig Jahre danach, 1568,
baute man "zu Hiettenberg neben der Hintlerin" auf Gold und
Silbermetall. Auch Schnittstücke des Uraninit führenden gediegen
Wismut-Fundes von 1949 enthalten im Siderit bis gegen 1 Millimeter große
Goldkörnchen (MEIXNER, 1957). Weitere Goldfunde fanden um 1968, abermals
in der Bi-Paragenese, statt. Nun wird kund, daß wieder gediegen Gold
gefunden worden ist. Die Gangart ist Quarz. Das Freigold ist in den durch
die Oxidation im Gangquarz ausgeätzten Grübchen verblieben oder in
intakten Arsenopyrit-Kristallstöcken eingewachsen. Das bei Hüttenberg
dieses Sulfid zusammen mit Gold auftritt, war uns zuvor fremd. Beim
Durchsehen der Gangproben unter dem Binokular sie sind bereichsweise mit
feinkristallinern Skorodit überzogen -fällt das goldgelbe Edelmetall
durch seinen lebhaften Glanz sogleich auf. Die Goldkriställchen sind
kristallographisch nicht besonders gut begrenzt, doch hat man manchmal
auch dreieckige, glatte Flächen vor sich. Die Aggregate solcher eckiger
Kristalle sehen dendritisch aus. Am häufigsten sind aber ,dünne gebogene
Bleche, Körnchen, Platten und Goldflitter. Das Ausmaß der Körner wie
auch der Kristallgruppen beträgt bis zu 1 Millimeter. Das Gold ist sehr
geschmeidig und dehnbar; es läßt sich mit der Nadelleicht verformen. Die
Behandlung eines Goldkorns mit konzentrierter Salpetersäure rief am
Objekt keine Veränderungen hervor. In aquaregia (Königswasser) war es löslich.
Der Goldnachweis erfolgte qualitativ mit einem Atomic-Absorption
Spectrophotometer (Mod. Zeeman/3030). Bei dieser Arsenopyrit-Gold
Vererzung handelt es sich um ein den bei St. Martin am Silberberg
gelegenen Gängen analoges Vorkommen. Denn dort nur 4 Kilometer Luftlinie
entfernt -haben, wie CANAVAL (1924) angibt, die Alten zu Beginn des 16.
Jahrhunderts goldführende Arsenopyrit-Gänge in den oberen Partien der
Sideritlagerstätten abgebaut. Arsenopyrit
FeAsS
Auffallenderweise ist Arsenopyrit in der Lagerstätte Hüttenberg
wesentlich seltener als der ihm genetisch und strukturell ähnliche Löllingit.
Einzelheiten über den "Mispickel", wie das Eisenarsensulfid früher
ein mal auch hieß, haben wir zuerst von ZEPHAROVICH (1867) erfahren. Das
wenige Material bestand damals aus kleinen Stücken silberweißer zarter
Nadeln, kranzförmigen Gruppen, dreiseitig begrenzten größeren Partien
sowie schaligen Kugelfragmenten in und auf schwarzgrünem Hornstein. In späterer
Folge fand man ab und zu kleinnadelige Kristalle oder feinfaserige Massen
im Siderit, Chalcedon oder Quarz. Bei manchen Meldungen über Arsenopyrit
handelte es sich wohl nur um Verwechslungen mit dem Löllingit. Allerdings
gibt es, wie erzmikroskopische Untersuchungen an Anschliffen bewiesen
haben, auch zonare Fortwachsungen von Arsenopyrit als Saum an Löllingit-Aggregaten
(MEIXNER, 1951). Die konkrete Arsenopyrit V ererzung im Gangquarz tritt
uns in Form von schmalen lagigen Einschaltungen aus Kornansammlungen,
weiters von eingewachsenen Kristallstöcken, die bis 2 Zentimeter
Durchmesser haben können, sowie von Einzelkriställchen und
Zwillingsbildungen entgegen. Idiomorphe Arsenopyrite sind kurzsäulig oder
auch langsäulig, mit maximal 2 Millimeter Längserstreckung. An
unversehrten Kriställchen sind die Flächen {101} und {230} erkennbar. In
unmittelbarer Nachbarschaft des Gangquarzes gab es im Erdreich unterhalb
der Humusschicht auch faustgroße, außen braune Quarzknollen mit
Arsenopyrit-Nestern. Der Arsenopyrit wurde röntgenographisch bestätigt.
-Fremdelemente dieses Erzes sind hauptsächlich Co und Ni (Fe:Co:Ni =
10.000:78:18); Spurenelemente: Bi > Al > Cd > Zn > Sb > Cu
> Cr >Au >Ag > Pb > Mn
(ICP-/AAS-Analysen). .,; Von massivem, weißem Quarz umgebene
Arsenopyrit-Gruppen zeigen zinnweise Kristalle mit metallischem Hochglanz.
Bei nicht derart oxidationsgeschützten Arsenopyriten künden gelbe und
blaue Anlauffarben die beginnende Oxidation an, die fortschreitend dann
Risse in den Kristallen verursacht und diese schließlich nur mehr
rudimentär zurück läßt. Beim Aufschlagen einiger Quarzmugeln rieselte
aus den Verwitterungsräumen Erzgrus hervor. Sukzessive bildeten sich
sekundär dunkel braune schillernde Krusten, gelbe Beläge, Skorodit,
Pharmakosiderit, Symplesit, Parasymplesit, gediegen Schwefel und Gips. In
den Arsenopyrit-Butzen ist auch Freigold eingeschlossen. Gips CaSO4·2H2O
Das wasserhältige Calciumsulfat bildete Kristalle mit
tafeligem Habitus, die gruppenweise direkt auf den
Arsenopyrit-Butzenlagern. Auch Faser gips hat sich darauf abgesetzt. Die
Aggregate sind bis 8 Millimeter groß und wirken glattflächig und klar.
Hinzu treten noch Skorodit, gelbe Beläge und Parasymplesit. Der Vollständigkeit
halber wird ein Zitat von ZEPHAROVICH (1867) gebracht, der auf Klüften
der Hornsteinmasse zarte nadelige Gipsanflüge vorfand: "Jüngster
Entstehung ist der Gyps auf unserer Lagerstätte
hier wohl eine besondere Seltenheit." Parasymplesit Fe3+2(AsO4)2•8H2O
Im Gegensatz zum triklinen Symplesit kristallisiert
Parasymplesit monoklin. Der für Kärnten erstmalig nachgewiesene
Parasymplesit stimmt in den Merkmalen mit dem im Jahre 1858 geborgenen und
später von ZEPHAROVICH
beschriebenen Löllinger Symplesit gut überein. Eine Ungereimtheit findet
sich bei MEIXNER (1957) insofern, als für "Symplesit, Hüttenberg"
das monokline Kristallsystem angegeben wird. Mehrere Röntgendiffraktometeraufnahmen
der nun vorliegenden Proben ergaben Parasymplesit, der in
unterschiedlichen Aggregatformen zur Geltung kommt: Geschlossene Kugeln
sind mehr oder minder deformiert, da ihr Wachstum in den schmalen Quarzklüften
nur in der Kluftebene möglich war. Geöffnete radialstrahlige Aggregate
haben eine vollständige Raumerfüllung mit asbestähnlichen, graugrünen
biegsamen Fasern. Sie zeigen auf den Spaltflächen Perlglanz. Die see-oder
auch schwarzgrünen Kugeln, mit einem Durchmesser bis zu 2 Millimeter,
sitzen auf feinstkristallinem Skorodit, der seinerseits im Quarz lagig
eingewachsenen Arsenopyrit überzieht (Abb. 1). In Arsenopyrit-Höhlungen
sind unzählige himmelblaue Parasymplesite -das ist eine neue Färbung für
dieses Mineral -ungeordnet angehäuft. Sie sehen langtafeligen Gips-xx ähnlich.
Die ebenfalls bis zu 2 Millimeter großen Kristalle glänzen glasig auf
den Prismenflächen, und an den Kristallenden zeichnet sich deutlich die
monokline Symmetrie ab. Aus winzigen Nadeln zusammengesetzte Schichten
(Spaltenfüllungen) wirken schaumig und schimmern seidig (Abb. 2). Die
Arsenopyrite befinden sich zwar in Verwitterung, haben ihre Kristallformen
aber zum Teil beibehalten. Zugegen sind auch noch Pharmakosiderit, weißer,
pulveriger Skorodit und eine röntgenamorphe, eigelbe Substanz. Andere
Hohlräume, die auf ein fortgeschrittenes Oxidationsstadium des Erzes zurückgehen,
machen einer weiteren Form von Kristallansammlungen Platz, und zwar
radialstrahlig zusammengefügten langprismatischen Einzelkriställchen,
die einander nur zum Zentrum hin berühren. Das monokline Kristallsystem
ist auch da erkennbar. Das Innere der Kavernen sind Skorodit-Kristallrasen,
Pharmakosiderit und zersetzter Arsenopyrit. Pharmakosiderit KFe 4+3 (ASO4)3(OH)4•6
7H2O
Auf einer der alten Stufen der Sammlung des Kärntner
Landesmuseums gewahrte MEIXNER, daß ". ..auch Pharmakosiderit
(kleine grasgrüne Würfel, schwach doppelbrechend mit ganz
charakteristischer Zwillings lamellierung) zugegen ist, den J. L. CANAVAL
als ganz große Seltenheit einst von Lölling bekanntmachte; mir war in
diesem Zusammenhang das Mineral vordem noch nicht untergekommen."
(MEIXNER, 1940) "Die zwei Exemplare meiner Sammlung. ..zeigen bis 2 Mm.
grosse Krystalle ." (SEELAND, 1876) Auch darauffolgende, vereinzelte
Pharmakosiderit-Funde, beispielsweise vom ehemaligen Eisenerzbergbau
Benedikt in der Wölch/Lavanttal, dann (Auffindungen durch den Autor:) vom
Tennantit-Aufschluß im Rijavitza-Graben bei Eisenkappel und kürzlich mit
Skorodit im Siderit vom Römerbau bei St. Martin am Silberberg können
hier als Ausnahmen gelten. Das jetzige Pharmakosiderit Vorkommen ist
beeindruckend und über trifft die Erwartungen. Rund ein Dutzend
ausgezeichneter Handstücke konnte geborgen werden; dann war dieser
Bestand erschöpft. Braune Anflüge außen auf dem Gangquarz setzen sich,
ständig stärker und zu dunkelbraunen schillernden Krusten werdend, zu
den Drusenräumen fort. Hier ist das wasserhältige Eisenarsenat
Pharmakosiderit, das aus der genannten krustigen Substanz hervorgegangen
ist, typisch würfelig auskristallisiert Mitunter sind die Realkristalle
Quader. Auch die Kombination von Würfel {001} und Tetraeder {111} ist an
mehreren Individuen eindeutig vorhanden. Die Kantenlänge der Würfel kann
in Sonderfallen 2 Millimeter erreichen. Das " Würfelerz" tritt
einzeln oder ungeordnet gruppiert auf. In den rundlichen Vertiefungen des
Quarzes haben sich krustige und rasenbildende Überzüge abgesetzt oder
Kristallaggregate aufgetürmt. Die Mehr zahl der Würfel ist
durchscheinend; sie haben gleichmäßige Farbverteilung und starken
Glasglanz. Gelegentlich sind auch matt aussehende Sechsflächner da. Mit
den Intensitäten der Farbtöne (teils bis zum Maximum) der gelben,
lichtsmaragdgrünen, tief-seegrünen, olivgrünen und rot und dunkel
braunen Hexaeder ist eine Vielfalt sondergleichen gegeben. lm Kaltlicht
spiegeln die vielen glatten quadratischen Flächen. Braun schwarze,
intensiv schillernde Drusen geben mit ihrem kristallinen In halt ein prächtiges
Bild: Auf dem glatten Untergrund sind aus zahllosen Würfelchen
freistehende, dünne gewölbte Wände entstanden. Gleiche Raumteilungen
sind fallweise auch aus winzigen Skoroditen aufgebaut, auf denen dann
einzelne Pharmakosiderite haften. Mitunter sind die Pharmakosiderite den
Parasymplesit-Kugeln aufgewachsen. Anzumerken ist, daß hier
Pharmakosiderit meist mit Skorodit vergesell schaftet und auf
feinstkristallinern Skorodit oder kleinen Skorodit-xx aufgewachsen ist.
Dies ist ein Unterschied zum äußerst raren Löllinger Pharmakosiderit,
den ZEPHAROVICH (1867) nur auf zwei Exemplaren in Begleitung des Skorodits
sichtete. Ebenso fehlt neben den vom Bergbau Wölch bekannten
Pharmakosiderit-xx der Skorodit, was auch vom Verfasser anhand eines
dortigen Eigenfundes feststellbar war. ICP-Analysen am Pharmakosiderit
belegen, daß die Elemente Na, Ba und Al nur in Spuren existent sind (Na
> Al > Ba). Die Mineraldiagnose erfolgte auf röntgenographischem
Wege. Gediegen
Schwefel S
Dieses Umsetzungsprodukt ist dem verwitternden Arsenopyrit
in kleinen, mitunter sphenoiden Kriställchen aufgewachsen. Sie sind
hellgelb, mit Diamantglanz, und ihnen hat sich immer Skorodit beigesellt. Skorodit Fe +3 ASO4•2H2O
Schon seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ist
Skorodit aus dem Löllinger Erzrevier als Seltenheit bekannt, und er kam
auch nach dem Fund um 1858 am Erzberg nur sporadisch vor. Bei der gegenständlichen
Mineralisation ist diese Spezies das häufigste Oxidationsprodukt nach
Arsenopyrit und beinahe auf jedem Stück anwesend. Sechs Röntgenaufnahmen
ergaben in den Diagrammen Skorodit. Die vielfältigen Ausbildungen und
Eigenheiten des Skorodits werden folgendermaßen dargestellt: -Blaugrüne Skorodit-Schichten um und auch Rißfüllungen
im Arsenopyrit gleichen optisch dem Chalcedon. Sie stehen im Quarz als
glatte Gehäuse oder haben eine traubige Oberfläche. -Sehr oft ist die hier geschilderte Mineralphase in Form
feinkristalliner Beläge auf Quarz und Arsenopyrit vorhanden. -Über den Skorodit-Krusten haben sich viele winzige
Kristalle zu zierlichen Verästelungen aneinandergereiht. Die Abb. 3
veranschaulicht eine Druse, in der die hochglänzenden Skorodite fadenförmig
verwoben sind. -In geringer Anzahl waren auch Proben mit graugrünen
Einzelkristallen zu finden, die bis zu 2 Millimeter hoch sind, sich
manchmal aber auch zu Skorodit-Gruppen zusammenfügen. -Auf einer Skorodit-Druse sind, als zweite Generation,
dipyramidal entwickelte orange Skorodite aufgewachsen. Die harzglänzenden
glatten Kristallflächen reflektieren das Licht recht stark. -Hellgrüne derbe, zum Teil poröse Skorodit-Massen sind im
Ganggestein reichlich eingelagert. -Pulveriger, kreideweißer Skorodit hat sich an den vielen
kleinen Grubenwänden des Quarzes festgesetzt. -Bei vollständigen Raumauskleidungen mit graugrünen oder
hellgelben Kriställchen sind makroskopisch die Kristallspitzen erkennbar.
-Hellgelbe, kleinsteprismatische Kristalle bilden Rosetten
und linsenförmige Wärzchen auf Skorodit-Belag. -In den Fließrichtungen haben sich die Skorodit-Lösungen
als zartkristalline, dünne rundwandige Gerüste abgesetzt, die ::1:
parallel bogenförmig von einem Drusenraum zum anderen reichen. -Das vielfarbige Schillern mancher Kriställchen hat seine
Ursache in der dunkelbraunen krustigen Unterlage. -Bei Assoziation von Skorodit mit Pharmakosiderit ist oft,
aber nicht immer, der Pharmakosiderit dem Skorodit aufgewachsen. Symplesit Fe 3+2(AsO4)2·8H2O
Feinfaserige Sphärolithe, die auf weißem, erdigem
Skorodit haften, sind lauchgrün gefärbt. Im Querschnitt dieser Aggregate
sieht man, daß etliche in der Kernzone hohl sind. Die röntgenographische
Analyse einer Probe erbrachte Symplesit und Skorodit. Gelbbraune
Beläge und radialstrahlige Aggregate
Eigelbe und bräunliche erdige Beläge sowie Hohlraumfüllungen
erwiesen sich als röntgenamorph. Um ihre chemische Beschaffenheit zu er
gründen, wurde eine Analyse vorgenommen. Wie in der Tabelle lange führt
ist, besteht diese Substanz fast ausschließlich aus As und Fe. In den
zuvor mitgeteilten Belägen eingewachsen -überdies auch in den Kavernen
des dem Chalcedon im Aussehen ähnlichen Skorodits -, treten cremefarbene
und bräunliche geschlossene Kugeln auf. Sie sind von einer dünnen
farblosen Schicht, die transparent ist und schillert, umgeben Tab. 1: ICP-/AAS-Analysen* (in mg) As
30,000 (3) Fe
10,700 (1) K 0,040
(1) Al
0,060 (1) Na
0,165 (1) B
0,010 (1) Ba
0,009 {1) Cr
0,007 (1) Zn
0,003 (1) Cu
0,003 (1) Cd
0,001 (1) Co
0,001 (1) Ni
0,001 (2) Summe
41,000 undefiniert
0,700
Diese Aggregate sind radial aus langtafelig-blättrigen
oder aber auch aus feinfaserigen Kristallen, welche seidig glänzen,
aufgebaut (Abb. 4). Dieses Material wurde röntgenographisch überprüft,
doch konnte seine Identität nicht geklärt werden. Auf mehreren Stücken
wurden dann noch ockergelbe Krusten, die im Bruch feinfaserigen Aufbau
zeigen, beobachtet; ferner schuppige, rötlich-braune Blättchen, die büschelig
aggregiert sind und starken samtigen Schimmer haben. Nach den Merkmalen könnte
hier Arseniosiderit -Ca3Fe4+3(ASO4)4(OH)6·3H20
-vorliegen, der in dieser Paragenese durchaus zu erwarten gewesen wäre.
Die für die röntgenographische Bestimmung eingereichte Probenmenge war,
nach Auslesen von Verunreinigungen, für eine Aufnahme nicht ausreichend.
Mehr Material war nicht verfügbar. Abschließend zu einigen Mineralarten,
die nicht zur Arsenopyrit-Parage nese gehören, die aber im Gangquarz
vorkommen: Einzelne Rutile sind darin eingewachsen und in Klüften aus
metallglänzenden nadeligen Kristallen Sagenitgitter entstanden.
-Schwarze, fettglänzende Blättchen im Quarz sind laut Röntgenbefund
Graphit .-In Quarzklüftchen kam es zur Ausscheidung von milchigen Quarz
-und klaren Berg kristallen .Der Calcit in den Zwickeln des Quarzes ist
durch Schwefelsäureeinwirkung stark angelöst. -Erwähnenswert sind noch
Gruppen seidig glänzender Schichtpakete von Muskovit mit markanter sechs
seitiger Begrenzung. Muskovit unter Oxidationseinfluß ist mit einem weißen
Skorodit-Überzug versehen worden. DANKSAGUNGEN
Für die röntgenographische Mineraldiagnose wurde der
gewerbliche Analysedienst in Saarbrücken in Anspruch genommen. Herrn
Dipl.-Mineralogen Dr. Gerhard MÜLLER wird für seine Bemühungen Dank
ausgesprochen! -Hinblicklich einer Reihe von Analysen mit
ICF-Emission-Spectrometer und Atomic-Absorption-Spectrophotometer, die in
der Abteilung 15 Umweltschutz -des Amtes der Kärntner Landesregierung,
Klagen furt (Vorstand: Herr Univ.-Prof. Doz. Dr. Hans SAMPL),
freundlicherweise von Frau Ing. Eva-Maria WAGNER ausgeführt.wurden, ist
der Verfasser Dank schuldig. Besondere Dankbarkeit gebührt dem Jubilar,
Herrn Dr. Gerhard NIEDERMAYR, der den Autor bei allen seinen Arbeiten zur
mineraltopographischen Erforschung -im Geiste des Naturwissenschaftlichen
Vereines für Kärnten erstellt -mit fachwissenschaftlicher Unterweisung
und Ermunterung bestens unterstützt hat. LITERATUR:
CANAVAL, R. (1924): Das Goldfeld der österreichischen
Alpen und seine Bedeutung für die Gegenwart. - Berg u. hüttenm. Jb. d. Mont. Hochschule Leoben, Bd. 72, H.
2:43. MEIXNER, H. (1940): Neue Mineralfunde aus der Ostmark XI. -
Carinthia II, Klagenfurt, 130./50.:62. -(1951): Kurzbericht über neue Minerale und
Mineralfundorte V. - Der Karinthin (Beibl. zur Carinthia II), Klagenfurt,
F. 13.:25-29. -(1953): Kahlerit, ein neues Mineral der Uranglimmergruppe,
aus der Hüttenberger Lagerstätte, Kärnten. - Der Karinthin (Beibl. zur
Carinthia II), Klagenfurt, F. 23.:277-280. –(1957): Die Minerale Kärntens. I., Systematische Übersicht
und Fundorte. - Carinthia II, Klagenfurt, 21. Sh.:1-147. -(1981): Die Minerale des Hüttenberger Erzberges in Kärnten,
einschließlich seiner Umrahmung. - Der Aufschluss, Heidelberg, 32.:85-97. MÜNICHSDORPER, F. (1870): Geschichte des Hüttenberger
Erzberges. - Druck Joh. & Fried. Leon, Klagenfurt. -(1989): Nachdruck der Originalausgabe 1870 mit Ergänzungen.
- Carinthia II, Klagenfurt, 48. Sh. NIEDERMAYR G., B. MOSER, W. POSTL und F. WALTER (1986):
Neue Mineralfunde aus Österreich XXXV. -Carinthia II, Klagenfurt,
176./96.:521-547. PICCOTTINI, G. (1981): Antike Zeugnisse für das "ferrum
Noricum", 2500 Jahre Eisen aus Hüttenberg. Eine montanhistorische
Monografie. - Kärntner Museumsschriften, Klagenfurt, 68.:70-75. PUTTNER, M. (1985): Neufund von Pyromorphit-xx vom Hüttenberger
Erzberg. - Carinthia II, Klagenfurt, 175./95.:253-255. SEELAND, F. (1876): Der Hüttenberger Erzberg und seine nächste
Umgebung. - Jb. k.k. Geolog. Reichsanstalt, Wien:1-64. WEISSENBACH, N. (1989): Geologie der
Schiefergneisgruppe.des ÖK-Blattes 186 St. Veit/ Glan. Arbeitstagung der
Geologischen Bundesanstalt in Klein St. Faul, 1989. - Ver. GBA,
Wien.:175-183. WIESZNER, H. (1950): Geschichte des Kärntner Bergbaues.
I., Geschichte des Kärntner Edelmetallbergbaues. - Arch. f. vaterl. Gesch.
u. Topogr., Klagenfurt, 32.:1-301.
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