Niedermayr G. / 1981 |
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Zur Sonderausstellung "Hüttenberger Erzbergbau und
seine Minerale" auf der Börse der diesjährigen Heidelberger
Wintertagung hat uns der langjährige Bearbeiter und beste Kenner der
Minerale der Hüttenberger Lagerstätte, Univ. Prof. Dr. Heinz MEIXNER,
den folgenden Beitrag zur Verfügung gestellt. Wir finden darin erstmals
die genetischen Zusammenhänge für die Mineralbildungen dieses Gebietes
dargelegt. Von
Heinz MEIXNER Der Hüttenberger Erzberg enthält mit seiner engen Umrahmung gut 150 Mineralarten und ist damit sicher die artenreichste Lagerstätte in Österreich. Doch hinkt jeder Vergleich mit den wirklich großen und bedeutenden Weltlagerstätten, etwa Tsumeb/ Südwestafrika, Langban/Schweden oder Franklin Mine/New Jersey, denn überall dort wurden zahlreiche, ganz neue, für diese Lagerstätten spezifische Minerale entdeckt -und dies hält auch noch gegenwärtig an! Die große Zahl an Mineralen am Hüttenberger Erzberg fußt jedoch sehr wesentlich am Reichtum von an sich gewöhnlichen Mineralen im vielfältigen Gesteinsuntergrund, der ganz besonders z. B. Tsumeb fehlt. Nur Löllingit (W. HAIDINGER 1845, S. 559) und Kahlerit (MEIXNER 1953) sind Erstfunde des Hüttenberger Erzberges, die die Systematik bereicherten. "Seelandit" (A. BRUNLECHNER & J. MITTEREGGER 1891) mußte nach H. MEIXNER (1939) als ident mit Epsomit wieder gestrichen werden. Die engste Umgrenzung des Hüttenberger Erzberges (vgl.
Abb. 1), verläuft von Hüttenberg durchs Görtschitztal nach Mösel,
durch den Löllinggraben über Lölling bis etwa zum Bayerbauer, hinauf
auf den Globitschkogel, nach dem Mosinzbach über Plaggowitz -Mosinz nach
Heft und entlang des Mosinzbaches nach Hüttenberg. Innig verbunden sind aber teilweise als "Reviere"
die Waitschacher Baue bis Ratteingraben und Urtlgraben, die Lehmlagerstätte
und ihr Untergrund beim Unteren Grabner (Purkart) bei Lölling, der
Marmorbruch der Stelzing, die Baue der Schottenau, von Heft und Zosen wie
der Felixbau bei Hüttenberg. F. SEELAND (1876) hat zum "Hüttenberger Erzberg und
seiner nächsten Umgebung" das Gertrusk und damit so ziemlich die
ganze Saualpe dazu gerechnet. Das ist aber auf jeden Fall zu viel des
Guten! Von zusammenfassenden Werken zur Mineralogie vom Hüttenberger
Erzberg sind v. a. zu nennen (vgl. Schrifttumsverzeichnis): B. HACQUET (1781) S. 99-149; F. MÜNICHSDORFER (1859); F.
SEELAND (1876); H. HABERFELNER (1928); E. CLAR & H. MEIXNER (1953) und
die bisher vollständigste Aufzählung von H. MEIXNER (1975) S. 210-213. Nähere
Angaben über viele Hüttenberger Minerale, samt Literatur sind der
letzten Kärntner Landesmineralogie von H. MEIXNER (1957) zu entnehmen. Der Erzabbau verlief am Hüttenberger Erzberg durch rund 2
Jahrtausende ziemlich lückenlos. Die 1979 verfügte Schließung des
Bergbaues ist ein enormer Verlust auch für alle Forschungsmöglichkeiten
in dieser Lagerstätte, deren Tiefenuntersuchung unter Niveau Bahnhof Hüttenberg
noch fehlte! Den Reichtum an besonderen und z. T. auch schönen
Mineralen repräsentieren das "Bergbaumuseum in Hüttenberg",
das "Historische Bergbaumuseum (Grubenhaus mit Schaubergwerk) in
Knappenberg", das "Landesmuseum für Kärnten in
Klagenfurt" und das" Geozentrum in Knappenberg" teils in
Schaustellungen, teils in den Belegsammlungen. Die mit dem geologischen Untergrund, dem "Altbestand"
an Gesteinen verbundenen Mineralisationen , die vielfach noch gefunden und
gesammelt werden können, sind folgenden Veröffentlichungen zu entnehmen:
N. WEISSENBACH, A. PILGER et al. (1978): Geologische Karte
der Saualpe, Nord, 1:25000 E. CLAR & H. MEIXNER (1953): Darin geol. Karte 1:10000,
sowie den Plankogel-Exkursionsbeschreibungen von F. ANGEL, E. CLAR und H.
MEIXNER (1952) und W. FRITSCH & H. MEIXNER (1964). Die Lage der alten Einbaue im Raume des Hüttenberger
Erzberges hat E. CLAR (1957) verzeichnet. Mineralfunde in uralten und alten (voriges Jahrhundert)
Bergbaubereichen sind jetzt sehr begrenzt: Mengen von Limonit, auch als
Brauner Glaskopf, in dem öfters Nadeleisenerz (Goethit) und Rubinglimmer
(Lepidokrokit) gut voneinander trennbar sind, etwas sekundäre
Manganoxide" Wad" und Baryt, manchmal mit Spuren von Kupferkies
und Bournonit, sekundär damit Malachit -siehe z. B. das Titelbild -und
Bindheimit. Die letztgenannte Mineralisation, auch mit Brochantit u. dgl.
war noch 1950 kurzzeitig auch obertags im Gossener Revier zu finden (jetzt
Bruchgebiet und der Zutritt gesperrt!). Etwas reicher an Oxidationsmineralen sind die Halden des jüngst
erfolgten, letzten Fuchsbau-Aufschlusses, oberhalb vom Knappenberger
Tennisplatz nächst Wilhelm-Grubenhaus: Limonit, sek. Baryt-xx,
Aragonit-und Kalzit-xx sowie ged. Schwefel. Gute Stufen der Oxidationszone
liefern zur. Zeit noch die Halden von alten und neueren Einbauen in
Waitschach! Für Funde des neueren Erzbergbaues aus dem Hüttenberger
Erzberg taugen allein die unter dem Albertstollen gelegenen Halden, sowie
die beim Hüttenberger Unterbaustollen. Obwohl enorm abgesucht, lassen
sich die Haupterzminerale wie ihre Gangarten dort noch immer sammeln:
Eisenspat, Ankerit, Dolomit, Kalzit, Pyrit, Markasit, Baryt und auch Cölestin-xx
sowie Phlogopit-Tremolit-Uvit-xx u. a. im Marmor. Besondere Glückspilze Nebenstehende Abb. 1: Situationsskizze des Raumes "Hüttenberger
Erzberg". M = Martisbau, F = Felixbau, Sch = Schottenauer Graben, W =
Waitschacher Baue, B = Bayerbauer Stbr., St = Stelzing Stbr. u. J. H., UG
= Unterer Grabner (Purkart). finden ab und zu auch noch Löllingit, ged.
Wismut, Stibarsen, Antimonit und Bournonit in Baryt. Die insgesamt doch beachtliche Zahl von selteneren primären
und sekundären Erzmineralen und ihren Begleitern in der Hüttenberger
Lagerstätte, an deren Aufbau etwa 35 chemische Elemente wesentlich
beteiligt sind, aus den letzten 200 Jahren, stammt meist aus nur ganz
gelegentlich, kurzfristig gewinnbaren, z. T. sogar einmaligen Funden. Und
dies war nur in den Zeiten der Fall, in denen mineralsammlerisch
interessierte Bergleute in der Lagerstätte tätig waren. In den gegebenen, knappen Rahmen paßt weder eine
alphabetische, noch eine mineralsystematische Aufzählung der bisher
nachgewiesenen Mineralarten. Wesentlich mehr -in Obereinstimmung mit der
Großeinteilung im "Hüttenberger Bergbaumuseum" bringt eine
genetische Gliederung: I. Der Altbestand
an Gesteinen und Mineralbildungen, der bei der wahrscheinlich variszischen,
demnach etwa 340 Mill. Jahre zurückliegenden, regionalen Metamorphose
unter mittelgradig bis hochgradigen (mesobis katazonalen) Ternperatur- und
Druckbedingungen geprägt worden ist. Wie die geologischen Karten zeigen,
wird der Träger der Erzlagerstätten, der Hüttenberger Marmor samt
seiner typisch mesozonalen Gesteinsbegleitung, von katazonalen Gesteinen
unterlagert. II. Die Eisenspatvererzung,
die größtenteils an den Marmor gebunden ist, übernimmt im Großen wie
im Kleinen, Teile des metamorphen Altbestandes, ist somit postmetamorph
und an die alpidische Bruchtektonik (Wende Erdmittelalter/Tertiär) geknüpft.
Hydrothermale Fe- und andere Metallzufuhren unbekannter Herkunft erzeugten
eindeutig metasomatische Produkte neben Kluftabsätzen. Mit den Zufuhren
sind aber auch Teile des Altbestandes aufgearbeitet und zur Bildung neuer
Mineralisationen verwendet worden. III. Oxidationszone und rezente Verwitterung
. Die bis 300m mächtige Oxidationszone betraf sowohl die Vererzung, als
den damit verbundenen Altbestand; sie lieferte unter gewaltigen
Ummineralisationen zahlreiche Neubildungen, wodurch die Mineralartenzahl
im Hüttenberger Erzberg weiterhin stark angestiegen ist. Viel geringere
Bedeutung hat die rezente Verwitterung im Grubenbau, an Tagaufschlüssen
und auf Halden erlangt. Nach dieser Großgliederung werden im Folgenden alle
Minerale aufgeführt, die bei den Gesteinen und Vererzungen gefunden
worden sind. Dabei wurden makroskopisch noch sichtbare Minerale (> als
0,1 bis 0,2 mm) durch x nach dem Mineralnamen, von den noch kleineren,
praktisch nur in Dünn-und Anschliffen erkannten, unterschieden. Selbst
viele der gut freiäugig sichtbaren Gesteinsund Erzkomponenten sind keine
Sammlungsobjekte, sie erlangen aber oft Bedeutung bei der Gesteinsund
Erzbezeichnung, wie auch für genetische Feststellungen. Und dies gilt
ebenso für bloß mikroskopisch erfaßbare Mineralarten. Deshalb dürfen
sie hier nicht weggelassen werden! Bei einigen wenigen Mineralen, die nicht im engeren Raum
des Hüttenberger Erzberges, sondern nur knapp außerhalb aufgetreten
sind, ist die Fundstätte in ( ) angegeben worden; dabei bedeuten: W = Waitschacher Baue; F = Felixbau; St., B. = Stelzing und
Bayerbauer; M = Martisbau im Ratteingraben; U. G. = Unterer Grabner (Purkart)
beL Lölling; Sch. = Schottenauer Graben. I. Zum Altbestand des Hüttenberger Raumes gehören die
folgenden Gesteine: 1. Eklogite mit OmphazitX, GranatX,
Karinthinx, KlinozoisitX, ZoisitX, CyanitX, Ilmenit, Rutil, Magnetkies und
Kupferkies. 2. Disthenflasergneise und Schiefergneise mit
Disthenx z. T. paramorph nach Andalusit, Quarzx, KalifeldspatX,
Andesin-Oligoklas-Oligoalbit, BiotitX, MuskovitX, Orthit, Apatit. 3. Kalksilikatfels mit BiotitX, Anorthit, Bytownit,
Labradorit, Mikroklin, Disthen, Korundx, ZoisitX, SkapolithX, SalitX,
AndraditX, GraphitX, Magnetkies, Pyrit. 4. Pegmatite mit Mikroklinx, OligoalbitX,
Quarzx ( auch Bergkristallex und Rauchquarz-xxX), Turmalin x (als Schörl),
MuskovitX, BiotitX, GranatX (als Mn-haltiger Almandin), Spodumenx, ApatitX,
Zirkon. 5. Marmore. z. T. pegmatitisch injiziert mit
PhlogopitX, MuskovitX, FuchsitX, ForsteritX, TremolitX, Diopsidx,
SkapolithX (als Mizzonit), ZoisitX, Turmalin x (als Uvit), TitanitX,
GraphitX, PyritX, Zirkon. 6. Granaglimmerschiefer mit Almandinx,
StaurolithX, Disthenx, BiotitX, MuskovitX, Chloritoidx, ProchloritX,
Klinochlorx, Quarzx, ±Feldspaten, Zirkon, Orthit. 7. Quarzite mit ZoisitX, PseudozoisitX,
TremolitX, Diopsidx, KalzitX; örtlich mit Mn-Mineralen: SpessartinX,
RhodonitX, pyroxmangitX, DannemoritX, RhodochrositX, Kutnahoritx. 8. Amphibolite mit gern. grüner Hornblendex,
GranatX, EpidotX, KlinozoisitX, OligoklasX, BiotitX, ProchloritX, Apatit,
BergkristallX, Albit-xx, RutilX, Bytownit-xxx (U.G.), Magnetit. 9. Aus
Duniten und Harzburgiten gebildete Antigoritserpentine und zugehörige
Serpentin -Hofgesteine : Olivin, Enstatit, AntigoritX, AnthophyllitX,
TremolitX, AktinolithX, Talkx, LeuchtenbergitX, Penninx, FuchsitX,
ParagonitX, MargaritX, MagnesitX , Korundx, IlmenitX, MagnetitX, Chromit,
PleonastX (U.G.), ApatitX, Turmalinx, Kupferkies (U.G.), Bornit (U.G.),
Pentlandit, Valleriit oder Mackinawit, Rotnickelkies. II. Die Eisenspatvererzung
enhält: SideritX-SideroplesitX, AnkeritX, BraunspatX, DolomitX, KalzitX,
Magnetkiesx, PyritX, MarkasitX, Quarzx (Bergkristalle und Amethyst),
Chalcedonx, Opalx, BarytX, CölestinX, StrontianitX, AnatasX, RutilX,
BrookitX, MagnetitX, HämatitX, Zinkblendex, Kupferkiesx, Zinnkiesx,
HydromuskovitX, ChloritX, Pseudomorphosen von Chalcedon nach Fluorit-xxx. IIa. Dazu vorwiegend im Ostund Mittelteil der Lagerstätte
mit As-, Sb-, Bi-, Ni-, Co-, Au-, Ag-, U-und Mo-Erzen: ged. Arsenx (u. bes. St.), Stibarsenx, LöllingitX, Arsenkiesx,
Realgar (St., B.), ged. WismutX, WismutglanzX, AntimonitX, KermesitX,
JamesonitX (u. bes. Sch.), BournonitX, ChloanthitX, Skutterudit,
RammelsbergitX, ParaRammelsbergit, Linneit, Bravoit, Kobaltin, ged. Goldx,
ged. Silberx, ArgentitX, Akanthit, Silberkies? , Pyrargyrit, Polybasit,
Stephanit, Stibioluzonit, Bleiglanz, MolybdänglanzX, Uranpecherz,
CoffinitX, Branneritx. IIb. Vorwiegend im Mittelund Westteil, stets mit
barytischer Gangart Cu-, Pb-, SbErze: BarytX, BournonitX (u. bes. F. und
W.), BoulangeritX, TetraedritX, JamesonitX (u. bes. Sch.), StibioluzonitX,
Kupferkiesx, BleiglanzX, KupferglanzX, Digenit, Covellin, Ullmannitx. Zwischen IIa und IIb traten, wenn auch selten
Oberschneidungen auf, so einst Löllingit-Arsenkies mit Bournonit und
Ullmannit und in letzter Zeit Löllingit mit Stibarsen, Antimonit und
Kermesit. IIc. Nur in tieferen Teilen des Gossener Reviers:
Gipsund Cölestin -Me tasomatose : mit Gipsx, CölestinX, selten auch
Strontianitx. III. Oxidationszone und rezente Bildungen:
Nach I/5: SepiolithX (als Bergleder), Vermiculitisierung von Phlogopit. Nach I/7: sekundäre MnO2-Minerale, die nie näher
untersucht worden sind, nach den Manganerzen. Nach II: GoethitX ( = Nadeleisenerz, Samtblende ),
LepidokrokitX ( = Rubinglimmer), HämatitX, ManganitX, PyrolusitX,
Kryptomelanx, TodorokitX, RancieitX, Quarz-xxx, Quarzinx, Chalcedonx,
KalzitX, AragonitX (auch Eisenblüte, zuletzt F.), BarytX, Gipsx, EpsomitX
( = "Seelandit"), MelanteritX, CopiapitX, JarositX (auch F.),
ged. Schwefelx, Vermiculitx. Nach IIa: ValentinitX, ArsenolithX, SkoroditX,
SymplesitX, FerrisymplesitX, PittizitX, PharmakosideritX, ArseniosideritX,
AnnabergitX, KahleritX, Zippeit, Uranophyllit, Uranophan, BismitX,
Bismutit?x. Nach IIb: Covellin, MalachitX (bes. W. und F.),
AzuritX, LinaritX, CaledonitX, BrochantitX (bes. F., W.), CerussitX,
AnglesitX, BindheimitX, HemimorphitX (W.), Ps. von Malachit n. Cuprit-xx
(W.), Zinnoberx (M.), CupritX (M.), SmithsonitX (M.), HydrozinkitX (M.),
GreenockitX (M.), DundasitX (M.), Allophanx (M.). Nach dieser trockenen Dokumentation der Minerale des Hüttenberger
Erzberges, in die nur die paragenetische Anordnung etwas Leben bringt soll
anschließend auf die mineralogischen Besonderheiten der Lagerstätte kurz
eingegangen werden. Der Hüttenberger Erzberg war bereits zu Ende des 18.
Jahrhunderts eine bekannte Minerallagerstätte, wovon die Beschreibung von
B. HACQUET (1781) Zeugnis ablegt. Die mächtige und reichliche
Oxidationszone lieferte bis etwas über das vorige Jahrhundert hinaus
Brauneisenste in (nieriger, traubiger und stalaktitischer Brauner
Glaskopf, Samtblende) mit Manganoxiden (Pyrolusit, Psilomelan;, Wad). Dazu
ansehnliche Aragonit -xx (auch schöne Eisenblüten), Kaizit -xx,
Bergkristall und traubigen Chalcedon. Mineralogischen Auftrieb bekam die Lagerstätte durch die
Entdeckung von F. MOHS (1822/24) vom "Axotomen Arsenik-Kies" ( =
Löllingit, W. HAIDINGER 1845) und ged. W i sm u t. Diese Erze lieferten
in der Oxidationszone zahlreiche seltene und interessante
Oxidationsminerale. Um die Aufsammlung hat sich v. a. der Hüttenberger
Bergdirektor F. SEELAND verdient gemacht. Das reiche Untersuchungsergebnis
hat V. von ZEPHAROVICH (1867) vorgelegt, mit Beiträgen über Löllingit,
Chloanthit, Rammelsbergit, Arsenkies, Bournonit, Pittizit, Symplesit,
Skorodit, Pharmakosiderit und Gips. An solch altem Material konnte der
Verf. 1939 (MEIXNER 1939a) noch Arseniosiderit und 1953 mit dem neuen
Mineral Kahlerit Ergänzungen durchführen. Vom Felixbau bei Hüttenberg
gab es im vorigen Jahrhundert schon ganz prächtige große Bournonit -xx,
die äußerlich von "Antimonocker" bedeckt waren; eine
Neuuntersuchung des "Ockers" durch den Verf. ergab, daß
Bindheimit vorlag. 1948 wurde der Felixbau übrigens wiedergewältigt und
dabei auch gleichschöne Bournonit-xx wie einst und auch herrliche Eisenblüten
angetroffen. Was jetzt in Sammlungen zu sehen ist, betrifft meist den
Neufund von 1948/50! Die oft mehrere cm großen Eisenspat-xx der
Oxidationszone waren recht dunkel gefärbt und eben mehr oder minder stark
oxidiert, oft bis zur völligen Pseudomorphosierung in Limonit
umgewandelt. In unserem Jahrhundert betraf die Nachfrage natürlich
immer wieder die gelegentlichen Löllingit -und ged. Wismut -Funde, sehr
auch die nun frischeren, hell bräunlichen Siderit -xx, traubigen und
grauweißen Chalcedon und begehrt waren Bergkristall- und Amethyst -Drusen.
Sehr gesucht war zeitweise der hellblaue Chalcedon, der zu ansehnlichen
Schmuckstücken verschliffen werden konnte. Dies war übrigens bereits B.
HACQUET (1781) bekannt! Auffallend und in unseren Fünfzigerjahren massenhaft
vorhanden, waren die natürlich bunten, in allen Farben schillernden Pyrit
-Drusen, stets auf rekalzitisiertern Siderit sitzend, aus riesigen Kracken
des Gossener Reviers. Die Entdeckung von bläulich gefärbten C öle s tin -xx
hat auch bei Sammlern Aufsehen und Anklang gefunden. Nicht vergessen dürfen die schönen Malachit-xx-Drusen
werden, die bei der Wiederauffahrung des Waitschacher Wilhelmstollens
zutage getreten sind. Die Gier nach diesem Material hat mehrmals zu
gewaltsamem Eindringen in den versperrten Stollen geführt! Die wissenschaftliche Forschung war durch andere Funde mehr
beeindruckt: Zu Löllingit, ged. Wismut und den Ni-, Co-Erzen kamen
Stibarsen, Antimonit, Kermesit, kamen ged. Silber und Silberglanz) kamen
ged. Gold, Uranpecherz, Brannerit und Coffinit; die U-Minerale mit in
Schliffen prächtigen, pleochroitischen Höfen im Eisenspat, hinzu, vgl.
Abb. 6. Von besonderem Interesse waren mineralogische Beobachtungen
zur Lagerstättengenese. Die die Eisenspatlagerstätten tragenden Marmore
gehören eindeutig zum mesozonalen Gesteinsaltbestand der wahrscheinlich
variszischen Metamorphose der Saualpe. Teils dicht, teils bänderig sind
die Marmore in diesem Kristallin praktisch gleichartig in weiten Teilen Kärntens
wie der Steiermark vorhanden, mit einem sehr charakteristischen, fast
Fe-freien Mineralbestand, wie unter I/5 schon aufgezählt. In teils
dichten, teils bänderigen Eisenspaterzen finden wir die meisten dieser
Minerale als eindeutige "Relikte" wieder auf, womit seit
Jahrzehnten die teilweise metasomatische Entstehung der Vererzung als
erwiesen gilt. Nicht gefunden wurde in Eisenspat- und Ankerit-Erzen der
Titanit; dieser vertrug offenbar das Lösungsmilieu der Vererzung nicht,
sondern er wandelte sich in Pseudomophosen von An at a s um, wozu selten
auch eine Brooki tund Rutil-Neubildung hinzukam. Die Umwandlung von
Titanit zu Anatas hat O. FRIEDRICH (1929) bereits für die ähnliche
Spatvererzung von Waldenstein, Kärnten hervorgehoben. Zu diesen "Relikten" von Mineralen im Handstück,
im Dünn- und Anschliff, kommen aber auch "Großrelikte" (Längen
in Zehnermetern mit mehreren Metern Mächtigkeit) von Gesteinsaltbestand.
Ursprünglich im Marmor liegende Schollen von Granatglimmerschiefer oder
von Pegmatit wurden durch die Vererzung des Marmors darin eingeschlossen
und dabei verschiedenartig verändert. Die bis 2 cm großen
AlmandinGranate der Glimmerschiefer wurden oft ganz, manchmal auch bloß
teilweise in Muskovit-Chlorit-Gemenge pseudomophosiert, von Siderit
umrandet und durchzogen. In Bohrkernen hat dies einen wertvollen
Vererzungsindikator ergeben. Besondere Bedeutung hat die totale Zersetzung jedes
Pegmatits, dabei insbesondere von dessen Feldspäten, innerhalb der
Eisenspatvererzung erlangt. Das beobachtete bereits B. BAUMGÄRTEL (1902),
bloß vereinzelte Schörl- und Quarz-Relikte schwimmen in einer
"tonigen Schmiere", die er als "Kaolin" deutete. In
zehnermeterlangen, wasserdurchflossenen Kracken ist dieser zersetzte
Pegmatit manchmal auf natürlichem Wege geschlämmt worden und an
einzelnen Stellen als reiner Ton ("Kaolin"), wie neuerdings
erkannt wurde, als Hydromuskovit abgesetzt worden. Bei der
Pegmatitzersetzung durch die Erzlösungen wurden große Mengen an SiO2
frei, wodurch die nur im Hüttenberger Erzberg reiche, nachsideritische
und nachbarytische Quarz -Ausscheidung (Bergkristall, Amethyst, Chalcedon,
Opal) ihre Erklärung findet. Granatglimmerschiefer und Pegmatite mit den
angeführten Veränderungen sind außerhalb der Lagerstätten im ganzen
Altkristallin der Ostalpen unbekannt. Sensationell, der Ausdruck ist hier wirklich angebracht,
war die Auffindung und der Nachweis von z. T. umfangreichen Gips- und Cölestin-Metasomatosen
nach Kalkmarmoren in tiefen Teilen des Hüttenberger Erzberges. In
gleicher Weise wie in den metasomatischen Sideriten wurden auch in
Gips-und Cölestinmarmor zahlreiche typische Reliktminerale gefunden, die
nur zur Mineralisation der Metamorphose des Altbestandes gehören können.
Aus mineralogischer Sicht sind also
"Metamorphose" und " Vererzung" eindeutig zu trennen,
wie in gleicher Weise es die geologisch-tektonische Analyse der Lagerstätte
durch E. CLAR (1953) und später, bezeugt. Aufschlußreich waren Untersuchungen in der Lagerstätte über
"Polymetasomatosen", vor- und rückläufige Metasomatosen, unter
denen besonders starke "Rekalzitisierung" sich beim Abbau recht
ungünstig ausgewirkt hat. Leider besitzt der Serpentin am Plankogel bei Hüttenberg
keinerlei Steinbruchaufschlüsse, so daß sein Verhältnis zu den Hüttenberger
Lagerstätten nicht untersucht werden konnte. Für den Serpentin vom Grießerhof
bei Hirt, aus dessen nächster Nähe Eisenspatvererzungen bekannt sind,
sind jedoch höchst eigentümliche Beziehungen bekannt geworden. Dieser
Serpentin ist teilweise stark dolomitisiert worden, wobei offensichtlich
Ca-Zufuhren aus der nahen Eisenspatmetasomatose und Mg-Ausfuhren in diese
Lagerstätten eine Rolle spielen. Allein der Hirter Serpentin enthält in
Klüften ganz charakteristische Mineralisationen aus dem Eisenspatbereich:
Dolomit, Ankerit, Markasit, Rotnickelkies, Maucherit, Millerit, Hämatit,
Goethit, Bergkristall, Amethyst, Chalcedon, Strontianit und Cölestin-xx! Verwandtschaft und Zusammenhänge bestehen auch zwischen
der Hüttenberger Erzmineralisation und den Goldlagerstätten der
Kliening, wie zu den zahlreichen Arsen- und Antimonvererzungen im Bereich
des jungen Störungssystems der Saualpe. Der Hüttenberger Erzberg war durch seine hervorragenden
Grubenaufschlüsse eine einmalige lagerstättenkundliche
Untersuchungsbasis. Dies noch rechtzeitig erkannt zu haben, ist das
Verdienst von Bergdirektor Bergrat h. c. Dipl.-Ing. Karl TAUSCH .f, der
mehreren Fachleuten die Möglichkeit zu neuen Untersuchungen vor der endgültigen
Zusperrung vermittelt hat. Dadurch ist nicht nur eine Weiterführung des
Bergbaues durch einige Jahrzehnte erreicht worden, sondern viel der
lagerstättenkundlichen Erkenntnisse konnten in Karten- und Profilwerken,
großen Aufsammlungen und zahlreichen Veröffentlichungen festgehalten
werden. Die Ausstrahlung dieser Tätigkeiten mineralogischer, geologischer
und lagerstättenkundlicher Forschungen reicht vom Hüttenberger Erzberg
mit seiner einstigen Abteilung "Lagerstättenuntersuchung" weit
hinaus nach Ostund Mittelkärnten und darüber! Einige Hinweise zur Literatur: ANGEL, F., E. CLAR & H. MEIXNER (1952): Führungstext
zur petrographischen Exkursion um den Plankogel bei Hüttenberg, Kärnten.
- Der Karinthin, 24., 286311. # BAUMGÄRTEL, B., (1902): Der Erzberg bei Hüttenberg in Kärnten.
- Jb. k.k. Geol. R.-A., 52., Wien, 219-244. BRUNLECHNER, A. & J. MITTEREGGER (1891): Ein neues
Mineral. Seelandit vom Hüttenberger Erzberg. - Carinthia II, 81., 52.
Klagenfurt. CLAR, E. (1957): Die alten Bergbaue am Hüttenberger
Erzberg. - Carinthia II, 147.,505-516, mit Karte 1 : 10 000. CLAR, E. & H. MEIXNER (1953): Die Eisenspatlagerstätten
von Hüttenberg und ihre Umgebung. - Carinthia II, 143., 6792 m. Karte 1 :
10 000. FRIEDRICH, 0. (1929): Die Siderit-Eisenglimmer-Lagerstätte
von Waldenstein in Ostkärnten. - Berg-und Hüttenmänn. Jb., 77., Wien,
131-145. FRITSCH, W. & H. MEIXNER (1964): Ergänzungen zu
"F. ANGEL, E. CLAR & H. MEIXNER, Führungstext zur
Petrographischen Exkursion um den Plankogel bei Hüttenberg, Kärnten"
- Der Karinthin, 51,90-96. HABERFELNER, H. (1928): Die Eisenerzlagerstätten im Zuge Lölling-Hüttenberg-Friesach
in Kärnten. – Berg-u. Hüttenmänn. Jb., 76., Wien, 87-114, 117-126. HACQUET, B. (1781): Mineralogisch-botanische Lustreise von
dem Berg Terglou in Krain, zu dem Berg Glokner in Tyrol, im Jahre 1779 und
81. - Zwote veränderte und vermehrte Auflage mit 4 Kupfertafeln. Wien
1781,149 S. (Hüttenberg S. 99-149). HAIDINGER, W. (1845): Handbuch der bestimmenden
Mineralogie. -630 S., Wien (Braumüller & Seidel). MEIXNER, H. (1939): Was ist Seelandit? - Annal. Naturhistor.
Mus. Wien, 50.,690-693. MEIXNER, H. (1939a): Arseniosiderit von Hüttenberg. - Zbl.
f. Miner., Stuttgart, 109112. MEIXNER, H. (1953): Kahlerit, ein neues Mineral der
Uranglimmergruppe, aus der Hüttenberger Lagerstätte, Kärnten. - Der
Karinthin, 23., 277280. MEIXNER, H. (1957): Eine Gipsmetasomatose in der
Eisenspatlagerstätte des Hüttenberger Erzberges. - Abh. N. Jb. Miner.,
Festbd. Schneiderhöhn, 91., Stuttgart, 421-440. MEIXNER, H. (1957): Die Minerale Kärntens I. - Carinthia
11, 21.Sh., 147 S. MEIXNER, H. (1975): Minerale und Lagerstätten im Bereich
der Saualpe, Kärnten. - Clausth. Geolog. Abh., Sdbd. 1., 199-217. MOHS, F. (1822, 1824): Grundriß der Mineralogie. - 2 Bde,
2., S. 525, Arnoldi - Dresden. MÜNICHSDORFER, F. (1859): Mineral-Vorkommen am Hüttenberger
Erzberge. - Jb. Nathist. Landesmuseum von Kärnten., 4., 115-126. SEELAND, F. (1876): Der Hüttenberger Erzberg und seine nächste
Umgebung. - Jb. k.k. Geol. R.-A., 26., Wien, 49-112. WEISSENBACH, N., A. PILGER u. 24 Einzelbeiträgen (1978):
Geologische Karte der Saualpe Blatt Nord, 1 : 25 000, Geolog. Bund.-Anst.
Wien.
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