Meixner H. / 1968

 

Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXIII.

Von Heinz MEIXNER, Knappenberg 
(Lagerstättenuntersuchung der Österr. Alpine Montangesellschaft).

251. Neues vom Hüttenberger Erzberg, Kärnten.

K. B. MATZ (15) beschrieb im Jahre 1948 einen Fund von 1939 "Gediegen Arsen (Scherbenkobalt) vom Hüttenberger Erzberg", Richtstrecke vom Heinrichlager, Ludwigsohle. Die späteren Versuche, diese für den Bergbau neuartige Vererzung in diesem Bereim wiederaufzufinden, sind mißlungen. H. MEIXNER (18, S. 205/208) ist aufgefallen, daß an Oxidationsmineralen beim obigen Fund außer Arsenolith auch reichlich Valentinit (Sb2O3. rhomb.) zugegen war, was für einen wenigstens teilweise höheren Sb-Gehalt in diesem Scherbenkobalt sprach. In die gleiche Richtung wies das lange Frischbleiben der Politur an den Anschliffen und die Neuanalyse eines Durchschnittsmusters hat dann über 80/0 Sb erbracht. Das Erz war also besser als Stibarsen mit einem Überschuß an ged. Arsen oder als "Allemontit III" im Sinne von P. E. WRETBLAD (38) zu bezeichnen.

Zufällig kam Markscheider H. SCHENN (Knappenberg) im März 1968 bei der Sieberei in Hüttenberg gerade dazu, als einige Arbeiter ein von einem Hunt genommenes Stück zerschlugen und konnte einige der auffallenden Splitter bergen. Es war Siderit mit einem dünnschaligen (0,3 bis 1 mm), mit nierig-kugeliger Oberfläche ausgestatteten, frisch zinnweißen Erz und daneben befand sich noch ein mehr graues, strahliges Erz in bis 1 cm großen Partien eingewachsen. Ein Anschliff brachte rasch Aufklärung. Während ursprünglich, frisch poliert, in den Schalen kaum ein Unterschied zu erkennen war, begann ein Teil derselben nach wenigen Tagen stark anzulaufen und war nach wenigen Wochen völlig schwarz und matt; der andere Teil der Schalen hat nach 3 bis 4 Monaten Farbe und Politur noch  weitgehend bis vollständig behalten. schön sind also hier Schalen des kristallin gewordenen Geles von ged. Arsen, ged. Arsen -Stibarsen -Verwachsungen ( = Allemontit III) und reinem Stibarsen (= Allemontit II) auseinander zu halten! Das stengelige, mehr graue, jedoch mit "Scherbenkobalt" verwachsene Erz ist Antimonit , erstmals für der Hüttenberger Erzberg hiemit nachgewiesen. Dazu passen aber die alten Nachrichten über Antimonit aus der Eisenspatlagerstätte Loben bei St. Leonhard i. L. (3, S. 7), während es bei derartigen Angaben über dieses Mineral von Wölch und Olsa (3, S. 7) sich auch um Bournonit handeln könnte. Antimonit von Loben habe im nach Belegen des Landesmuseums von Kärnten vor Jahren überprüfen können. Der Hüttenberger Antimonit wurde anschliffoptisch erkannt; zur Kontrolle wurde feines Pulver in heißer KOR aufgelöst und daraus orangerotes Sb-Sulfid durch Ansäuern wieder gefällt. Antimonit und ged. Arsen sind aber schon durch weitere Funde mit dem Görtschitztaler Störungssystem verbunden, so Antimonit von südlich Rapatnik bei Brückl (34, S. 43), ged. Arsen nächst Kasolnig bei Brückl (34, S. 43) und aus den Ankerit-Realgar -Fundstellen in der Stelzing bei Lölling (4, S. 173).

Mit ged. Arsen, Stibarsen und Antimonit tritt beim hier beschriebenen neuen Hüttenberger Mineralvorkommen noch  ein weiteres weißes Erz auf, das viel härter als die genannten Erze und etwas früher gebildet worden ist. Es sind leider nur recht kleine, spießige bis strahlige Massen, manchmal in Rhombenquerschnitten, die vom Siderit in das ehemalige Gelerz hineinreimen. Eine Isolierung ist leider nicht gelungen. Die Anisotropie-Effekte bei gekreuzten Nikols sind recht auffallend, so daß auch Gudmundit (FeSbS) in Frage kommen hätte können, doch konnte im an den gegebenen Schnitten in Glimmersion keinen zarten Rosast im wahrnehmen. Vergleiche mit verschiedenen Hüttenberger Löllingitanschliffen haben ergeben, daß auch dabei öfters bei gekreuzten Nikols stark farbige Erscheinungen auftreten. So scheint Löllingit der genetisch etwas ältere Begleiter zu sein. Der nähere Fundort im Hüttenberger Erzberg ist bisher leider nicht herauszubringen gewesen. Mit dem Fund von 1939 (15; 18, S. 205/208) hat das neue Vorkommen sicher nichts zu tun, die heutigen Abbauorte liegen davon weit entfernt. Die Stelle von 1939 war ganz isoliert und, soweit bekannt, kein Löllingit in der Nähe. Wenn die obige Ansprache des " Löllingits" als Paragenesengefährten von As-Sb beim neuen Fund stimmt, dann könnte vielleicht ein praktisch gleichzeitig von Steiger A. BRUNNER (Knappenberg) gemeldeter, recht ansehnlicher neuer Löllingit -Fund aus dem Joseflager, 1. Firstlauf über Johannsohle auf die genauere Fundstelle hinweisen. Anschliffe dieses Materials haben allerdings neben viel Löllingit nur etwas ged. Wismut und Wismutglanz ergeben.

Ein anderer nun auch schon länger zurückliegender höchst bemerkenswerter Erzfund vom 18.6.1949 stammt aus dem Ostlager, Heinrichsohle ( 22 m vom Querschlag gegen WNW).Hier konnte damals im Siderit wieder einmal Löllingit , ged. Wismut und Wismutglanz nachgewiesen werden. Eine Besonderheit hierin bildete jedoch das Auftreten von relativ reichlich und auch freiäugig sichtbarem ged. Gold und von Uranerzen. Die erzmikroskopische Untersuchung (unveröffentlicht) dieses Materials hat damals, als unsere "Lagerstättenuntersuchung" noch  nicht mit Instrumenten ausgerüstet war , Prof. Dr. Ing. O. M. FRIEDRICH (Leoben) durchgeführt und außer obigem kleine Uranpecherzkristalle sowie zwei unbekannte Uranminerale " Y und Xa, Xb" abbilden und beschreiben können. Diese letzteren sind inzwischen in Zusammenarbeit von Prof. Dr. P. RAMDOHR (Heidelberg) und dem Verf.2) als Coffinit / USiO4 / und Brannerit / (U, Ca, Th, Y) [(Ti, Fe)2 O6] / erkannt worden, vgl. auch (7, Taf. 4, Abb. 7). Um diese U-Minerale treten im Siderit besonders in Dünnaber auch in Anschliffen ganz prachtvolle pleochroitische Höfe auf (25, s. 235/236, Abb. 2-4; 26, S. 225, Abb. 2-3). Dieser für Hüttenberg scheinbar neue Gold fund macht erst eine Geschichte über einen Golddiebstahl verständlich, von dem H. WIESSNER (37, S. 202) u. a. berichtet: In der Grube "Im Winkel"8) wurden im Jahre 1548 goldhaltige Erze gefunden. Ein Knappe floh mit 10 Pfund solchen Erzes nach Venedig, wo 40 Dukaten Gold daraus herausgeschmolzen worden sind. -Der neue Fund (Ostlager, 1949) lieferte aber auch die Erklärung für die Bildung von Uranglimmer mit Skorodit usw. in der Hüttenberger Oxidationszone (33, S. 161) und dieser Uranglimmer ist dann von mir als Kahlerit beschrieben worden (23).

Fast durch 20 Jahre ist dieser neue Hüttenberger Goldfund alleinstehend geblieben, obwohl fast alle seitherigen ged. Wismut-und Löllingitausbisse gründlich, meist an mehreren Anschliffen durchgearbeitet worden sind. Erst in allerletzter Zeit gelangen Wiederholungen, allerdings ohne die damals relativ reichliche Uranmineralbegleitung. Stücke mit ged. Wismut brachte am 14.11.1967 Reviersteiger F. GLAZAR (Knappenberg) vom 2. Sohllauf unter Ludwig aus dem Unteren Gossener Lager. Im Jänner 1968 wurden dann ähnliche Funde 40 m östlich im selben Sohllauf gemacht. In beiden Fällen zeigte ein Teil der Anschliffe Ausscheidungen von ged. Gold , auffallender Weise oft dort, wo das Wismut recht weitgehend oder ganz von Wismutglanz verdrängt ist. Dies erregte Verdacht nach primärem Maldonit /Au2Bi /, doch ließ sich dies bisher nicht bestätigen.

Ein metallisches weißes Erz, das neben Pyrit in etwas rekalzitisiertern Siderit Dr. W. FRITSCH im September 1967 auf Heinrichsohle im Gossener Revier fand, ließ nach längerer Zeit wieder einmal das Vorkommen von Chloanthit für unseren Bergbau bestätigen. Kristalle dieses Erzes erreichen vereinzelt 1 bis 2 mm Durchmesser, sie zeigen nur das Oktaeder. Die Bestimmun.8 erfolgte erzmikroskopisch und chemisch. Mit beiden Methoden ( auch Atzung mit 5% HgCl2 sowie Arsenspiegel im geschlossenen Röhrchen) konnte Gersdorffit ausgeschlossen werden.

Die Abscheidung von selteneren Metallen ist im Hüttenberger Erzberg immer an das Ende der Sideritbildung gebunden, wobei im allgemeinen eine Zweiteilung in den Elementgruppierungen herrscht:

1.: As, Bi, Ni, Au, Ag, U

2.: Cu, Pb, Sb, oft mit Ba

So enthält ein reichlicher und schöner Fund aus dem Gossener Lager, Heinrich, 5. Sohllauf durch Reviersteiger W. TSCHETSCH vom 29.4.1968 2 bis 3 cm große, schwarz oder bunt angelaufene, in weißen spätigen Baryt eingewachsene Bournonit-xx bzw. -Nester. Diese sind von Gängen durchzogen und teilweise sogar weitgehend verdrängt, die aus Kupferkies und Bleiglanz bestehen.

Daß Pb und zwar in der Form von Bleiglanz als Seltenheit gelegentlich auch in der 1. Gruppe auftritt, wird durch ein Belegstück bezeugt, das Steiger M. UNEGG (Knappenberg) am 24. 2. 1967 aus dem Oberen Gossener Lager, Erbstollen, 5. Sohllauf brachte. Hier handelt es sich um spießig-strahligen Löllingit neben viel Pyrit und wenig ged. Wismut mit Wismutglanz. Der Rest der Kluft ist von rosafarbigem Kalkspat erfüllt. Die Löllingitabscheidung fällt im Beginn noch mit den Siderit-Kluftkristallen zusammen, sie überdauert diese, so daß Löllingit-xx aus den Sideriten hervorragen. An solchen Stellen lagerte sich Bleiglanz an den Löllingit und Bleiglanz sitzt außerdem in bis etwa 5 mm großen Nestern, zusammen mit Pyrit dann noch im rosa gefärbten Kalzit.

Wie verschiedene der vorhin beschriebenen Vorkommen bezeugen, gilt die alte Hüttenberger Regel, daß Löllingit und Wismut an Ostteil und Mitte des Erzberges gebunden sind, heute nicht mehr streng. In den tieferen Teilen des Westens, im Gossener Revier, sind solche Mineralisationen ebenfalls da.

Zum Abschluß dieser Mitteilungen über neue Mineralfunde aus dem Hüttenberger Erzberg soll noch ein hörnst eigenartiges Vorkommen beschrieben werden, das Steiger J. GRESCHITZ im Oktober :1966 von der Josefsohle West, bei der Wettertür, mitbrachte. Hier fanden sich in einer Störung, am Stoffensprung, zertrümmerte Pegmatite, wobei hauptsächlich Fragmente von mehrere cm großen Bergkristallen sowie rauchgrauer Quarz und daneben Reste von zersetztem Glimmermarmor verblieben sind. In grobspätigem weißen Kalzit liegen bis cm lange, farblose bis blaß grünliche nadelige Kristalle von Tremolit, was wahrscheinlich als rekristallisierter Tremolitmarmor zu deuten ist; eine Neubildung solcher Hornblende in der Störung ist an bisherige Erfahrungen nicht anzuschließen. Die erwähnten Quarz-Fragmente sind nun außer durch Kalkspat, durch ein schwefel-bis grünlichgelbes, fast durchsichtiges, etwas säulig ausgebildetes Mineral, dem keine auffällige Spaltung zukommt, verkittet. Die Farbe gleicht ganz manchem Chrysoberyll und gleichfarbigem Schwefel. Zur Bestimmung war nur spärliches Belegmaterial vorhanden. Die mikroskopische Untersuchung ergab ein optisch zweiachsig negatives Mineral mit nß,y nahe 1,684 bis 1,685, 2 Va etwa 16°, sehr hohe karbonatartige Doppelbrechung und die Dichte lag etwas unter 2,965. Das alles paßt ausgezeichnet auf Aragonit , doch ist einerseits die Farbe für dieses Mineral ungewöhnlich, anderseits kannte man Aragonit bislang in unseren Eisenspatlagerstätten bloß als Oxidationszonenbildung und damit hat dieses Vorkommen nichts zu tun. Die Bestimmung als Aragonit konnte mittels einer Röntgen-Diffraktometer-Aufnahme von Dr. H. E. von STEINWEHR (Min.-petr. Inst. Univ. Mainz) gesichert werden. Prof. Dr. H. HINTENBERGER (Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz) hatte die große Freundlichkeit, massenspektrographisch eine größenordnungsmäßige Bestimmung der Spurenelemente sowohl im gelbgrünen Aragonit , als auch im begleitenden Kalzit vorzunehmen.

Aragonit:                                                   Kalzit:

etwa 1 Gew. %0 : Fe                                      Fe

etwa 04%:                                                    Mg, Si

etwa 0,1%: Si, 5, Ni, Sr                                   S

etwa 0,04%: Na, Mg                                       Al

etwa 0,01%: Al                                              Na, Ni, Sr

etwa 0,004%: K, Co                                        K, Co

etwa 4 ppm: /                                                Y, Ce

etwa 1 ppm: Y, Sn, La, Ce, Nd, Pb                     Nd, Sm

etwa 0,4 ppm: Pr                                            Pr, Eu, Gd

etwa 0,1 ppm: Sm, Gd, Pt                                Sn, La, Dy, Ho, Er, Pt, Pb

etwa 0,04 ppm: Eu, Dy, Er, Au                          Tb, Au

etwa 0,01 ppm: Tb, Ho                                      /

Daraus folgt, daß in diesem Aragonit kein Ba zugegen und der Sr-Gehalt mit etwa 0,1% recht niedrig ist. Si, Mg, Na, ± etw. Fe und natürlich Ca könnten auf Tremoliteinschlüsse bezogen werden. Pyrit ist an den Belegstücken schon mit der Lupe zu erkennen. Aus allen Spurenelementen sticht aber mit etwa 1% Fe an Menge hervor. Es wäre denkbar, daß Fe.. und Fe... die merkwürdige gelbgrüne Färbung des Aragonits hervorrufen. Weitere Vergleiche sind nicht möglich, weil andere derartige Bestimmungen von unseren Karbonatmineralen noch nicht vorliegen.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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