Riedmüller G. & B. Schwaighofer / 1978 |
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Tonmineralogische
Untersuchungen von Proben aus Warmbad Villach und vom Altenberg am Obir. Von Gunther RIEDMÜLLER und Bernd SCHWAIGHOFER Mit
geologischen Vorbemerkungen von Franz KAHLER Herrn Univ.-Prof. Dr. Heinz
MEIXNER zur Vollendung seines 70. Lebensjahres gewidmet Geologische Vorbemerkungen (Franz KAHLER) Warmbad Villach Probe 1: In dem großen Felsanschnitt für die Autobahn südlich von Warmbad Villach am Südhang der Graschelitzen waren teilweise sehr schöne Gletscherschliffe zu sehen, auf die Herr Manfred GITLER das Museum der Stadt Villach aufmerksam gemacht hatte. Sie waren tatsächlich bemerkenswert: Es ergaben sich u. a. fast gratartige Schliffkörper, wobei auf deren Südseite die Schrammen gegen Osten wiesen, auf der Nordseite aber gegen Nordosten, also eine Umformung der Eisrichtung durch ein sehr kleines Hindernis, vielleicht bedingt durch die Nähe des Durchbruches des Gailtales in das Villacher Becken. Die darüberliegende graue, sehr dicht gelagerte Grundmoräne war hier fast frei von Wettersteinkalkgeschieben. Sie bezog ihr Material sichtlich nur aus den liegenden Schichten der Villacher Alpe. Der hier vorüberschiebende Unterrand des Eiskörpers war sowohl gegen den Steinschlag aus den Südwänden der Villacher Alpe geschützt, es waren aber auch zur Zeit der Entstehung der Grundmoräne bereits die alten Steinschlaghalden am Fuß der Südwände und etwaige Kiesablagerungen der früheren Gail entfernt worden. An frisch aufgeschossenen Kluftflächen fand sich hier ziemlich spärlich ein Rotlehm, wie er insbesondere in den Bauaufschlüssen der Villacher Alpenstraße auf der Hochfläche des Pungart seinerzeit schön zu sehen war. Probe 2: Nördlich von Warmbad Villach entspringt in einem
tief eingekerbten Quellgraben aus dem Hungerloch, einer Karsthöhle, der
Hungerbach. Der Ursprung dieses intermittierenden Baches liegt in einem
jungtertiären Konglomerat mit rotem Bindemittel. Außerhalb des Grabens
ist es von spätglazialen Sanden und Kiesen der Judendorfer Flur verdeckt.
Sehr nahe muß aber die steile Störungsfläche angenommen werden, an der
das Konglomerat an Wettersteinkalk abstößt. Ein recht guter Aufschluß dieses Konglomerates ist am
Ausgang des Quellgrabens zu sehen, wo er schon von STINY , 1937,
beschrieben worden ist. Auffällig ist, daß hier das Konglomerat ziemlich
frei von Wettersteinkalkgeröllen, aber reich an grauen Kalkgeröllen ist.
Diese merkwürdige Tatsache am Rand der mächtigen Wettersteinkalke der
Villacher Alpe wird näher zu studieren sein. Aus dem Bindemittel dieses
Aufschlusses wurden die feinsten Partien als Probe 2 entnommen. Da im
Quellgraben nur die stark gebundenen Schichten sichtbar sind und es sicher
auch weniger stark gebundene Zwischenschichten gibt, wie es eine kurze
Bohrung im Abflußgraben südlich davon unter der Judendorfer Straße
zeigte, möchte ich dieses Vorkommen mit den jungtertiären
Rotlehmschichten der Proben 3 und 4 vergleichen. Proben 3 und 4: östlich des Südendes der dauernd fließenden
Thermalquellenreihe von Warmbad Villach wurden 1977 vier Bohrungen abgestoßen,
davon die Bohrung 4/77 zwischen Zillerbad und Tschamerquelle in
unmittelbarer Nähe der Störung, an der der Wettersteinkalk in die Tiefe
absinkt. Hier liegen Reste der Rotlehmschichten (Probe 3) schon in 484,70
m Seehöhe, und der Gailkies ist hier nur 8 m stark. In der Bohrung
2/771iegt hingegen die Basis der Gailkiese in 466,10 m Seehöhe, die hier
27 m mächtig sind. Die Probe 4 ist aus einer rotlehmreichen Schicht
entnommen. Die Rotlehmschichten betrachte ich als Äquivalente der
jungtertiären Bärentalschichten, die über dem grauen Jungtertiär der
Genottehöhe liegen dürften. Altenberg
am Obir
Aus dem "Mauslochschacht", einem sehr steilen natürlichen
Höhlensystem, erhielt ich zunächst aus etwa -100 m Erzgeröllchen, teils
lose, teils verbacken, dann eine sehr bemerkenswerte Erzkruste in mehrere
Zentimeter dicken Stücken und kürzlich Gerölle von Bleiglanz und aus
-250 m kleine Gerölle, die wieder an "Bohnerze" erinnern und an
eine Sinterschicht angeklebt sind. Das Vorkommen wird noch genauer
untersucht werden. Hier sei nur angeführt, daß nach einer Analyse der
Bleiberger Bergwerks Union eine Erzkruste 18,7 Prozent Fe, 0,30 Prozent
Zn, 0,031 Prozent Pb und 9 Prozent Mn enthielt. Die Proben 5-7 sind bei der Reinigung der "Bohnerze"
der ersten Lieferung gewonnen worden. Es war zu prüfen gewesen, ob sich
Anteile von Rotlehm nachweisen lassen, zumal die Probe 6 wie ein kleines
Rotlehmgeröll aussah. Bisher zu erkennen sind anscheinend die Erosion eines
Bleierzkörpers und einer manganreichen sekundären Erzkruste, die
teilweise Abrundung im Transport durch fallendes Wasser in dieser Höhle,
wobei sich lehmige Feinteile absetzen und Sinter sich bilden konnten.
Danach ist es teilweise zur nachträglichen Aufarbeitung von schon
verkitteten Krusten und Ablagerungen gekommen. Die Höhle führt heute
zeitweise sehr reichlich Wasser. Den Herren BERNARDO und LANGER der Fachgruppe für Karst-
und Höhlenforschung unseres Vereins sei herzlich für diese
interessanten Proben gedankt! Tonmineralogische Untersuchung (Gunther RIEDMÜLLER und Bernd SCHWAIGHOFER) Probenmaterial: Probe 1 südlich Warmbad Villach, Baustelle der Südautobahn
am Südhang der Graschelitzen Probe 2 Warmbad Villach, tertiäres Konglomerat am Ausgang
des Hungerbachgrabens Probe 3 Warmbad Villach, Bohrung 4/77; 12,70 bis 13,60 m Probe 4 Warmbad Villach, Bohrung 2/77; 40,0 bis 41 ,0 m Probe 5 Altenberg am Obir, Mauslochschacht, Schlämmrest Probe 6 Altenberg am Obir, Mauslochschacht, Rotlehm(?)geröllchen
Probe 7 Altenberg am Obir, Mauslochschacht, aus der Umhüllung
der "Bohnerz"geröllchen. 1.Methodik: Die Mineralanalyse erfolgte mittels Röntgendiffraktometers
der Firma Philips (Strahlung CuKa, 40 kV, 20 mA).*) Die Gewinnung der
Tonfraktion «2~) wurde im Sedimentationsverfahren nach Dispergierung mit
H2O2 und Ultraschall durchgeführt. Aus röntgendiagnostischen
Gründen war eine einheitliche Belegung mit K-und Mg-Ionen notwendig. Die
Röntgendiffraktometeranalyse wurde an Texturpräparaten durchgeführt. Für
die Identifizierung der Tonminerale waren Expansionstests mit Glyzerin und
DMSO (Dimethylsulfoxid) erforderlich. Die semiquantitative Auswertung der Tonmineralverteilung
erfolgte aus dem Vergleich von Reflexintensitäten unter Verwendung von
Korrekturfaktoren, die theoretisch und experimentell bestimmt wurden. 2. Ergebnisse: Proben 1 und 2: Spuren von Kaolinit bzw. Chlorit. Den
Hauptanteil in der Fraktion <2μ bilden röntgenamorphe Substanzen.
Probe 3: Die Fraktion <2μ setzt sich ausschließlich
aus Schichtsilikaten zusammen. Die semiquantitative Auswertung ergab 85
Prozent Illit, 10 Prozent Kaolinit und 5 Prozent Chlorit. Probe 4: In der Fraktion <2μ. tritt neben den
Schichtsilikaten noch Gibbsit als Hauptgemengteil auf. Untergeordnet fand
sich schlecht kristallisierter Goethit. Bei der semiquantitativen
Bestimmung der Schichtsilikate konnten 45 Prozent Illit, 30 Prozent
Kaolinit und 25 Prozent Chlorit festgestellt werden. Probe 5: Hier war keine Fraktion <2μ. gewinnbar . Probe 6: In der Fraktion <2μ. konnten keine
kristallinen Phasen nachgewiesen werden. Probe 7: Die Fraktion <2μ. zeigte Spuren von
Kaolinit bzw. Chlorit neben einem geringen Anteil von aufweitbarem Illit. 3. Interpretation: Der sehr geringe Anteil von kristallinen Phasen in der
Fraktion <2μ. der Proben 1, 2, 6 und 7 verweist auf eine nur
untergeordnete Rolle von sekundären Lösungsumsätzen. Aus dem Mineralbestand der Proben 3 und 4 lassen sich
andere Bildungsbedingungen ableiten. Das starke Vorherrschen von Illit
neben untergeordnet Kaolinit in Probe 3 ergibt Hinweise auf ein Milieu,
welches Tonmineralbildungen begünstigt. Bei Probe 4 zeigt die Mineralzusammensetzung, daß hier
starke Verwitterungsumbildungen stattgefunden haben: Kaolinit ist neben
Illit bereits Hauptgemengteil; in größerer Menge findet sich Gibbsit.
Vor allem das Auftreten von Gibbsit ist ein Hinweis auf intensive sekundäre
Lösungsumsätze mit starker Kieselsäureabfuhr, wie sie für subtropische
bis tropische Klimate zutreffen.
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