Niedermayr G. / 1983

 

526. Bavenit, Calcit, Fluorit, Quarz und Apatit vom Hocharn, Kärnten.

  Im vergangenen Jahr wurde von Kärntner Sammlern in der Hocharn Westwand unter klettertechnisch recht schwierigen Bedingungen eine Kluft geöffnet, die bereichsweise ungewöhnlich reichlich Fluorit in bis 2,5 cm großen, rötlichvioletten bis fast farblosen Oktaedern enthielt. In der Folge wurden eine repräsentative Schaustufe sowie ausreichend Untersuchungsmaterial dieser Kluftmineralisation dem Naturhistorischen Museum in Wien von einem der Finder, Herrn J. KANDUTSCH, Villach, übergeben.

Die oberflächlich angeätzten Fluorit-Oktaeder zeigen eine deutliche Farbzonierung, mit einem dunkel-rötlichvioletten Kern und einer nur schwach gefärbten bis farblosen Außenzone. Die Kluft war an ein schmales Quarzband, das in einem hellen, im Kluftbereich stärker ausgelaugten Gneis aufsetzt, gebunden. Außer den prächtigen Fluoriten -die zu den schönsten Funden ostalpiner Fluorite zu zählen sind -enthielt die Kluft noch gelblichbraune, flache Calcit -Rhomboeder, rauchigbraunen Quarz, hellvioletten, bis 1 cm großen Apatit, etwas Chlorit, teils stärker angeätzten Adular, Albit und Bavenit (Bavenit von dieser Fundstelle wurde uns auch von Herrn H. PRASNIK, St. Magdalen / Villach, zur Untersuchung übergeben). Calcit tritt z. T. auch in "Blätterspat" -Habitus auf.

Der Bavenit bildet schneeweiße, feinfilzige Beläge über den anderen Mineralphasen und bestätigt die in den letzten Jahren wiederholt gemachte Beobachtung, daß Fluorit in alpinen Klüften häufig von sekundären Berylliummineralien, in erster Linie aber von Bavenit, begleitet wird (NIEDERMAYR, 1979). So sind Fluorit und Bavenit in der gleichen Kluftparagenese von mehreren Fundstellen im Bereich der Sulzbachtäler (Sattelkar, Waschkopf, Beryller), aus dem Westfeld des Scheelitbergbaues im Felbertal, aus dem Bereich Rauris-Gastein und nun auch vom Hocharn bekannt.

In diesem Zusammenhang ist interessant, daß auch auf den seinerzeitigen Fluorit-Funden aus der Hocharn Westwand, die der Kärntner Sammler F. REITER tätigte, Bavenit festgestellt werden konnte. Weiße, "berglederartige" Beläge neben rosa Fluorit auf einer Stufe, die vor vielen Jahren von Herrn Dipl.-Ing. K. KONTRUS dem Naturhistorischen Museum in Wien als Geschenk überlassen wurde, konnten nun röntgenographisch als Bavenit bestimmt werden.

Die bei dem neuen Fund beobachteten Mineralphasen waren in der Kluft ungleichmäßig verteilt. Speziell Fluorit und Apatit waren in verschiedenen Bereichen konzentriert. Apatit tritt darüber hinaus in zwei Trachtvarianten in der gleichen Kluft auf. Einerseits bildet er flächenarme, dicke und deutlich hellviolett gefärbte, hexagonale Tafeln mit den Formen {0001}, {1010}, {0110} und {1011}; andere Flächen treten dagegen zurück. Kleine, farblose Apatit-Kristalle sind dagegen wesentlich flächenreicher ausgebildet und weisen neben der Basis und den hexagonalen Prismen I. und II. Stellung auch verschiedenste Dipyramiden (I., II. und III. Stellung) auf. Die an Hand einer Röntgendiffraktometer -Aufnahme ermittelten Gitterkonstanten eines isolierten Apatit-Kristalls wurden mit a = 9,368 Å und c = 6,889 Å- bestimmt; die Lichtbrechungswerte betragen nε = 1,633 und nω = 1,638, Doppelbrechung nε -nω= -0,005. Diese Daten sprechen für das Vorliegen eines F-reichen Apatits (vgl. BAUMER und ARGIOLAS, 1981).

Der Ca1cit ist aufgrund der Lage des d(10.4)-Reflexes als praktisch Mg-freier Calcit anzusprechen (mit < 1 Mol.-% MgCO3). An den vorliegenden Stufen konnten folgende Mineralsukzessionen beobachtet werden (in der Reihenfolge der Mineralausscheidung angeführt):

Albit -Adular -Apatit -Calcit -Quarz -Bavenit -Chlorit

Albit -Adular -Quarz -Apatit -Calcit -Chlorit -Bavenit

Epidot -Albit -Adular -Chlorit -Apatit -Calcit

Albit -Adular -Apatit I -Quarz -Apatit II -Chlorit -Calcit

Albit -Adular -Epidot -Calcit -Chlorit -Fluorit -Bavenit

Die Unterschiede in der Mineralabfolge der einzelnen Stufen sind auf deren Lage in der Kluft und den Zeitpunkt der Mineralausscheidung aus der Kluftlösung zurückzuführen. (NIEDERMAYR)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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