Angelberger I. / 1984                                                                                              Textauszug

  EXKURSION 6 bzw. 16: GRIESSERHOF und DÜRNSTEIN.

Von Ilse ANGLBERGER
EXKURSIONSROUTE: St. Veit a.d. Glan -Hirt -Grießerhof -Hirt -Friesach -Dürnstein -St.Veit a.d. Glan

Einleitung:
Zwei Exkursionspunkte, die trotz ihres Nahverhältnisses zu Spatlagerstätten unterschiedliche Paragenesen lieferten .Grießerhof (Serpentinsteinbruch) bei Hirt wird durch das Element Magnesium dominiert, Dürnstein hat seinen Bezug zum Mangan. Verständlich daher, hier Mg-betonte, dort Mn-reiche Mineralvertreter.

GRIESSERHOF bei Hirt (Serpentinsteinbruch)

Geologie:
Während der variszischen Gebirgsbildung im Oberkarbon entstand aus Peridotit und Harzburgit unter mesozonal metamorphen Bedingungen ein Serpentinkörper, der zu Roudpartien vertalkt wurden. Der Serpentin ist ein Antigorit mit typischen roten Flecken durch diffus verteilten Hämatit. Die Hüllgesteine sind Granatglimmerschiefer, Marmor und Amphibolit, die zusammen mit dem Antigorit dem ostalpinen Altkristall in angehören. Der Serpentin wurde einst als Dekorationsstein verwendet, heute ist der Abbau längst eingestellt. Im Laufe der Jahre wurden über 40 Mineralarten von hier bekannt. Trotz Stillegung können auch heute noch in schmalen Klüften etliche Minerale, mit Glück auch seltene, gefunden werden.
Mineralogie:
In den dunklen Partien des Antigorits sind als Relikte noch Olivin und manchmal Bronzit enthalten, daraus der Rückschluß auf die Ursprungsgesteine Peridot und Harzburgit, aus denen bei einer mesozonalen Metamorphose Antigorit , Aktinolith- und Tremolitfelse und Leuchtenbergit - Klinochlor-Biotit -Schiefer wurde. Darin tritt auch Magnesit und Breunnerit auf
Bei einer späteren Dolomitisierung wurde Antigorit von Dolomit verdrängt und Dolomit auch in Hohlräumen abgeschieden. Zugleich mit dem Dolomit bildeten sich Erze: Rotnickelkies, Maucherit, Magnetkies, Pyrit, Markasit , Magnetit (selten idiomorph, ganz selten würfelig!) Hämatit, selten Millerit, durch den Nickelüberschuß bei der Verdrängung von Rotnickelkies durch Maucherit entstanden. Durch die Verwitterung von Nickelmineralien kam es als Neubildung durch Verwitterung zur Entstehung von Cabrerit und nickelhaitigen Hydromagnesit, die durch ihre gelb- bis apfelgrüne Färbung auffallen. Als Begleiter sind oft winzige büschelig an- geordnete feine Nadeln von Aragonit und winzige Kalzit-xx anzutreffen, selten auch Ni-freier Hydromagnesit.
Auffallend sind die Unterschiede, die der Hirter Serpentin gegenüber den anderen Serpentingesteinen der Ostalpen aufweist, schon allein durch die vielfältige Nickelmineralisation. Diese Unterschiede haben schon seit ANGEL Anlaß für genetische Untersuchungen gegeben. MEIXNER führte diese Arbeiten fort und kam zur Auffassung, daß es nähere Zusammenhänge mit der Mineralisation der nahegelegenen Sideritlagerstätten vom Typ Hüttenberg geben müßte. Solche Lagerstätten betreffen nicht nur Hüttenberg selbst, sondern sind in kleinerem Ausmaß auch aus der nächsten Umgebung bekannt.
Die weitgehende Dolomitisierung des Hirter Antigorits steht in Zusammen- hang mit der Bildung der Sideritlagerstätten. Durch den metasomatischen Ersatz von Kalkmarmor durch Eisenspat wurde viel Ca, wahrscheinlich in kohlensaurer Lösung, freigesetzt und konnte in der Nachbarschaft reagieren, während Mg aus dem Antigorit abwanderte und durch weitere Metasomatosen teils vor, teils nach der Erzwerdung bei geänderten Verhältnissen die Eisenspatlagerstätten beeinflußte, z.B. sind im Siderit von Hüttenberg oft beachtliche Mg-Mengen diadoch enthalten. Außer dem Serpentin von Hirt sind auch noch andere, gleichartige Vorkommen bekannt, z.B. der Serpentin vom Plankogel. Sie alle haben eines gemeinsam, daß sie sich in unmittelbarer Nähe der erwähnten Sideritlagerstätten vom Typ Hüttenberg befinden, sodaß man die für den Ostalpenbereich ungewöhnliche Dolomitisierung damit begründen muß.
Auch der Ni-Gehalt stellt hier eine Besonderheit dar. Ni ist hier nicht an Olivin gebunden, der ja sonst oft Ni -Träger ist, auch nicht Relikt aus dem magmatischen Zustand. Die hohen Ni-gehalte stammen aus dem hellen, also dolomitisierten Antigoritohne olivin, im dunklen Antigorit sind noch Olivinrelikte vorhanden. Die Ni-Herkunft ist noch ungeklärt, nach MEIXNER stammt sie entweder vom Ultrabasit oder aber aus der Eisenspatvererzung. Auffallend ist hier die Bindung an As und S. In den Sideritlagerstätten kommen Ni -Sulfide und -Arsenide vor. Die Annahme einer Wechselbeziehung ist daher begründet.
Die genetischen Zusammenhänge der Sideritvererzungen von Hüttenberg und Olsa mit Hirt werden auch noch durch Mineralbildungen aus den Spätphasen der Vererzung erhärtet; Sowohl am Erzberg als auch aus den dolomitisierten Partien des Antigorits von Hirt wurden u.a. Pyrit, Markasit, blauer Kalzedon, Bergkristall, Ankerit-xx, Hämatit -und Goethit-Rosetten bekannt, die in anderen Antigoritvorkommen der Ost-Alpen fehlen.
Minerale: Apatit, Cabrerit, Coelestin, Dolomit, Erythrin, Hämatit, Hörnesit, Breunnerit (=Mesitinspat), Millerit, Strontianit, neben paragenetisch wichtigen Erzmineralien.

Literatur:

MEIXNER, H.: (1953) Der Serpentindes Grießerhofes (Gulitzen) bei Hirt, Kärnten,- Carinthia II, 143/63: 140-144
MEIXNER, H.: (1956) Nickelmineralisation und Stoffwechselbeziehungen zwischen Serpentingestein und Eisenspatlagerstätten am Beispiel des Antigoritis vom Grießerhof bei Hirt, Kärnten.- Carinthia II, Sh. 20: 95-106
MEIXNER , H.: ( 1959) Einige interessante Neufunde (Strontianit, Apatit, Ilmenit, Coelestin und würfelige Magnetit-xx) aus dem Antigoritserpentin vom Grießerhof bei Hirt in Kärnten.- Carinthia II, 149/69 : 44-49
MEIXNER, H.: (1963) Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XVIII,- Carinthia II, 153/73: 124- 135
MEIXNER, H.: (1963) Magnetitwürfel aus dem Serpentin vom Grießerhof bei Hirt, Kärnten. - Der Karinthin, 48: 17-20
MEIXNER, H.: (1963) Ein schöner Milleritfund aus dem Serpentin vom Grießerhof bei Hirt, Kärnten. - Der Karinthin, 49: 44
MEIXNER , H.: ( 1966) Magnetit-xx aus dem Serpentingebiet von Kraubath und Hirt. - Der Karinthin, 54: 203-210
MEIXNER, H.: ( 1966) Zwei neue Vorkommen des Hönesits (Glatschach und Hirt, Kärnten) und die Beziehung zu Annabergit und Erythrin. - Ref.44 Itag.DMG, München, 2S.
MEIXNER, H.: (1970) Ein Beitrag zum Hörnesit Mg3 (ASO4)2 .8H2O in der Vivianitgruppe - N. Jb. Miner. Mh-1970 : 173-175
MEIXNER, H.: (1971) Zwei neue Vorkommen von Hörnesit in Kärnten und natürliche Mischkristalle mit Annabergit und Erythrin. - Carinthia III 28. Sh.: 245-251
MEIXNER, H. : (1975) Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXV. - Carinthia II, 165/85: 13-36
MEIXNER, H.: (1979) Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXIX. - Carinthia 11, 169/89: 15-36

Dürnstein
Geologie:
An Granatquarzite im Glimmerschiefer gebundene Rhodonit -Rhodochrosit -Pyroxmangit -Mineralisation.
Mineralogie:
Auch diese Manganvorkommen, deren es mehrere kleinere, zeitweise sogar beschürfte, gibt, scheinen an die Nähe der schon genannten Eisenspatvererzungen vom Typ Hüttenberg gebunden zu sein. Die der Manganlagerstätte am nächsten gelegene befindet sich bei der Ruine Dürnstein mit einer ähnlichen Mineralisation wie die Vererzungen vom Felixbau in Hüttenberg und Waitschach. Nach Analysenmaterial enthalten diese Sideritlagerstätten über 4 Gew.% MnO, während z.B. das Erz des steirischen Erzberges nur unter 3 Gew.% MnO enthält, aus dessen Nachbarschaft kein Manganerzvorkommen bekannt ist. Es ist daher anzunehmen, daß eine Manganmobilisation aus älteren Manganvorkommen im Bereich der manganreichen Eisenspatlagerstätten stattgefunden hat.
Minerale:
Rhodonit, Rhodochrosit, Pyroxmangit, Tremolit, Manganhornblenden, Spuren sulfidischer Erze (Bleiglanz, Kupferkies), Ankerit, Apatit (nach mündlicher Mittleilung von Dr. W. Postl)

Literatur:

CLAR, E. und MEIXNER, H.: (1953) Das Manganvorkommen von Dürnstein (Stmk.) bei Friesach. - Carinthia II, 143/63, H1: 145-148
MEIXNER, H.: (1967) Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXII. - Carinthia II, 157/77: 88-104
MEIXNER, H.: ( 1968) Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXIII. - Carinthia II, 158/78: 96-115

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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