Meixner H. & F. Thiedig / 1969 |
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Eine
kleine Antimonitlagerstätte bei Brückl Saualpe, Kärnten und ihre
Minerale.
Von Heinz MEIXNER und Friedhelm THIEDIG Bei Kartierungsarbeiten am Südrand des
Saualpen-Kristallins entdedeckte F. THIEDIG (:1966) Spuren bergmännischer
Tätigkeit, die in der Literatur nirgends erwähnt sind. Aufsammlungen auf
der alten Halde und am verstürzten Stollenmund erbrachten eine Antimonit
-Vererzung. Das Vorkommen liegt SE von Brückl (Bez. St. Veit a. d.
Glan in Kärnten) auf der östlichen Seite der Görtschitz, rund 500 m ENE
der Chlorfabrik und etwa 250 m SSW des Bauerngehöftes Hapatnik in 690 m Höhe
über N. N. Man erreichtden verstürzten Stollen am besten über den Güterweg
zu Hapatnik, der östlich der Gurkbrücke beim Gasthof Reinegg von der
Bundesstraße 83 Brückl-Völkermarkt abzweigt. Vom Hapatnik führt ein Fußweg
zunächst in südwestlicher, dann in südlicher Richtung auf gleicher Höhe
an einem Marmoraufschluß vorbei, in dessen Mitte eine kleine Quelle
entspringt. Nach weiteren 150 m schneidet der Fußsteig (alter
Holzabfuhrweg) die Halde Linker Hand, etwa 12 m oberhalb des Weges
befindet sich der Stollen. Der auf den ersten Metern sichtbar verstürzte
Stollen läuft in östlicher Richtung (85°) schräg in den Hang hinein.
Das jetzige Volumen der Halde beträgt rund 700 m3, außerdem
liegt eine beträchtliche Menge des Haldenmaterials auf dem Hang;
unterhalb der Halde verstreut. So findet man in etwa 400 bis 500 m
Entfernung von der Abzweigung beim Gasthof Reinegg wenige Meter oberhalb
des Güterweges zum Hapatnik einzelne Blöcke des Haldenmaterials sehr
unterschiedlicher Größe, häufig mit Antimonit. Bei einem angenommenen
Stollenquerschnitt von 1 m2 ergibt sich aus dem Haldenmaterial eine
aufgefahrene Strecke von mindestens 500 m Länge. Weitere Schurfbauten
sind wenige Meter oberhalb des Stollens noch kenntlich; Hinweise auf die
Vererzung wurden hier aber nicht beobachtet. Das beschriebene
Antimonit-Vorkommen befindet sich im Störungsbereich der Görtschitztal-Störungszone
(FRITSCH 1963; THIEDIG 1966), an die vor allem weiter nördlich
Vererzungen gebunden sind, so zum Beispiel Ged. Arsen bei Kasolnig östlich
Brückl (THIEDIG 1966, S. 43), Bleiglanz NE Klein St. Paul (THIEDIG 1962),
dann die bekannten Eisenspatlagerstätten Hüttenberg-Knappenberg-Waitsmam
(CLAR & MEIXNER 1953; CLAR, FRITSCH, MEIXNER, PILGER, SCHÖNENBERG
1963) u. v. a. vor allem dieses Typs. Die Störungen und ebenso die an sie gebundenen Vererzungen
haben ein kretazisches bis jungtertiäres Alter (CLAR et al. 1963). Im
Gebiet des Antimonitvorkommens stehen epizonale Gesteine der "Haimburg-Trixener-Marmorserie"
und der liegenden Wandelitzen-Serie an (THIEDIG 1966, Geolog. Karte, Taf.
3). Das Alter der Metamorphose ist variszisch. KLEINSCHMIDT (1966 und
1968) konnte durch Krinoidenfunde im Liegenden des hellen massigen Marmors
ebenso wie NEUGEBAUER (1.968) durch weitere Fossilfunde und durch
regionale Vergleiche ein silurisch-devonismes Alter für die "Haimburg-Trixener-Marmore"
wahrscheinlich machen. Unmittelbar am Gasthof Reinegg steht der massige,
helle, weiße, z. T. gelblich verwitterte " Haimburg-Trixener-Marmor"
vom Typ Dragonerfels an, der an dieser Stelle zeitweise einen Prallhang
der Gurk darstellte und schöne Erosionsformen, wie Kalke usw. erkennen läßt.
Im Hangenden des massiven, hellen Marmors, der hier mehr als 50 m mächtig
ist, befinden sich dunkle, blaugraue, plattige Kalksmiefer-Bänder-Marmore,
die auch in der unmittelbaren Nachbarschaft des Antimonit-Vorkommens
anstehen, zusammen mit karbonatischen Phylliten und Quarzphyllit. Im
Bereich des Hapatnikgehöftes sind die normalen Lagerungsverhältnisse,
ein schwach gefaltetes Flächengefüge, das nach SW abtaucht, stark gestört.
Dies wird besonders deutlich an dem oben erwähnten Aufschluß SW des
Hapatnikgehöftes. Hier sind die silurisch-devonischen "Haimburg-Trixener-Marmore"
auf die steilstehenden dunklen, plattigen Kalkschiefer-Bändermarmore
aufgeschoben, an der Überschiebungsfläche tritt eine kleine Quelle aus (THIEDIG
1966, Abb. 22). Unterhalb dieses Aufschlusses sind weitere helle
Marmorvorkommen mit Phylliten und Grünschiefern verschuppt. Es handelt
sich zweifellos um ein tektonisch stark beanspruchtes Gebiet. Nördlich
Hapatnik taucht im Hollerbach die oben beschriebene Abfolge der "Haimburg-Trixener-Marmore"
noch einmal auf. Es scheint sich hier um tektonische Wiederholungen zu
handeln, die einem variszischen Schuppenbau zuzuordnen wären, wie ihn
NEUGEBAUER (1968) im östlichen Nachbargebiete nachweisen konnte. Diese älteren,
variszischen" präbis synmetamorphen tektonischen Ereignisse stehen
aber in keinem Zusammenhang mit den alpidischen Bewegungen, an die diese
Vererzungen gebunden sind.. Der Antimonit tritt nesterartig und gängchenförmig in
einem äußerst feinkörnigen, mylonitischen, fast ganz aus Quarz ( Ø bis
einige 0,01 mm) bestehendem, oft schwach bräunlich oder rötlich gefärbten
Gestein auf. Manche Bereime sind brekziös, vereinzelt schwimmen Glimmer-und
pyrithaltige Flatschen des Nebengesteins in der feinkörnigen
mylonitischen Matrix, die nur stellenweise Anzeichen stärkerer
Rekristallisation zeigt. Das Ausgangsgestein muß ein stark quarzitischer
Phyllit gewesen sein, wie er am Hapatnikkogel (SE des Antimonitvorkommens)
ansteht. Das antimonitische Erz schließt Quarzit-Staub, -Körner und
-Brocken ein und verkittet das zerbrochene Gestein. Rekristallisation von
Quarz führt zu feinen Quarzgängen und drusigen Quarzkristallrasen mit
O,x mm Korngrößen. Die Bräunlichfärbung des Quarzits ist auf die
Oxidation kleiner Pyrit-Würfel zurückzuführen; dieser Pyrit ist schon
vor der Antimonmineralisation dem Quarzit zugehörig gewesen. Vom
Antimonit beobachtet man auf den Halden faust- bis kopfgroße Partien, öfters
ist stengelige Ausbildung von einigen cm, ausnahmsweise selbst 8 cm Länge,
einigen mm Durchmesser, oft mit Zerknitterungslamellen, doch treten auch
feinkörnige Stellen auf. Auch in den Anschliffen erweist sich das Erz oft
mechanisch beansprucht und deformiert; Druckzwillingslamellierung ist häufig.
Mit starker KOH-Lösung überzieht sich das Erz augenblicklich mit einem
festhaftenden orangeroten Beschlag. Trotz sorgfältiger Suche mit gut
einem Dutzend Anschliffen gelang es nicht weitere, den Antimonit
begleitende Sb-Erze, aber auch nicht Arsenkies oder andere primäre Erze
aufzufinden. Im Haldenmaterial sind am Antimonit einige Umwandlungen
festzustellen, wobei zwischen Oxidation in der Lagerstätte und Veränderungen
auf der Halde zu unterscheiden ist. Eine ganz junge Bildung scheinen dunkelkirschrote feine Überzüge
und Rißfüllungen zu sein, die ähnlich wie in den Antimonitvorkommen des
Drautales als Metastibnit / Sb2 S3 / anzusprechen
sein dürften (vgl. MEIXNER 1949, S. 111). Die mikroskopische Untersuchung
erbrachte keine Hinweise, weder auf "Kermesit" , noch auf
"roten Valentinit" oder gar "Kobaltblüte" als was
solche Bildungen im Drautal einst durch R. CANAVAL, 1934 und G.
HIESSLEITNER, :1949 angesprochen worden sind. Wenigstens größtenteils schon Oxidation im Ausgehenden
der Lagerstätte scheinen verschiedene, weiß gefärbte Substanzen zu
sein. Häufig sind dichte, pulverige Pseudomorphosierungen des Antimonits
zu Stibikonit / SbSb2O6OH / , kub., optisch isotrop
bei hoher Lichtbrechung. Eine Röntgenaufnahme durch Doz. Dr. K. F.
SEIFERT (damals München) bestätigte dies und ergab ein aо=:10,26
Å, übereinstimmend zu Daten der ASTM-Kartei und Angaben nach VITALIANO
& MASON (1952). Eine Spektralanalyse durch Dr. I. FRUTH (München)
lieferte neben Sb noch Ca, Al, Si (wohl von Quarz oder Serizit), etwas Pb,
Mg, Ni, dann Spuren von Ag, Mn, V, Ti und Fe. Häufig sind Umwandlungen
von :( bis 2 mm dicken und :( bis 3 cm langen Antimonitnadeln zu
ebensolchen, schneeweißen, faserigen Gebilden. Da konnte an Cervantit /Sb2O4/
o'rhomb. gedacht werden, der entgegen früheren Feststellungen
(Zusammenlegung mit Stibikonit) von w. GRÜNDER H. PÄTZOLD & H.
STRUNZ (1962) nun doch wieder als selbständiges Mineral bestätigt werden
konnte. Im Durchlicht waren trotz der Faserigkeit keine anisotropen
Partien zu finden und eine Röntgenaufnahme (Doz. Dr. K.-F. SEIFERT)
erbrachte den Beweis als Stibikonit. Es handelt sich also um
Pseudomorphosen von Stibiconit nach Antimonit , wobei stengeligkeit,
Faserung und Spaltung des Antimonits vererbt oder reliktisch vom
Stibikonit übernommen worden sind. Das ist noch keine "hereditär
orientierte Verwachsung" oder Umwandlung im Sinne von P. RAMDOHR
(1948), Im Anschliff erkennt man aber auch die Verdrängung des
Antimonits durch ein weiteres weißes, durch extrem hohe Bireflexion einem
rhomboedrischen Karbonat ähnelndes Mineral. Es ist viel heller als Quarz,
aber noch lange kein metallisches Erz. Die Verdrängung folgt Sprüngen
und Spaltungen und natürlich den Kornrändern und oft sind im Handstück
wie im Anschliff noch stengelige Kerne von frischem Antimonit vorhanden.
Doz. Dr. J. G. HADITSCH (Leoben) hat an einigen Körnern dieses
Antimonit-Umwandlungsproduktes in Anschliffen Maxima und Minima des
Reflexionsvermögens für verschiedene Farben mit dem LEITZ'schen
Mikrophotometer gemessen und Werte zwischen 12 und 18% erhalten, im
Einzelkorn jeweils um etwa 2 % differierend. Bei der geringen Härte, der
nicht gerade günstigen Polierverhältnisse sind das hier nur ganz rohe
Grenzzahlen, umgerechnet für ein durchsichtiges Mineral mit
Lichtbrechungen zwischen 2,1 und 2,5 und einer Doppelbrechung von gegen
0,200. Später wurden Stücke gefunden, die das Mineral eindeutig als
Valentinit / Sb2O3 / orthomb. zu bestimmen
gestatteten. Es sind bis über 1 cm im Durchmesser große, radialstrahlige
Rosetten von weißlichen, sehr stark glänzenden, auf Spaltflächen
perlmutterglänzenden, brettförmigen Individuen. Durchsichtig, gerade
Auslöschung, gelängt // Z = nγ, Lichtbrechung stark über 2,0 ,
extrem hohe Doppelbrechung, bei weißem Licht scheinbar fast einachsig
negativ, sonst zweiachsig negativ mit recht kleinem bis mittlerem
Achsenwinkel, sehr starke Achsendispersion teils υ>ρ, teils
ρ>υ, alles typisch für Valentinit. Ein einziges Mal kam das
Mineral bisher hier auch als Drusenfüllung in einem Hohlraum des
Antimonits vor, in farblosen, diamantglänzenden, unter 1 mm messenden
Kristallen. Aus den Schrifttumswerten für n α ß, γ (Na) für
Valentinit von 2,180 bis 2,358 sind fürs Reflexionsvermögen Werte von
13,6 bis 16,1 zu errechnen, wozu die gefundenen R-Werte so einigermaßen
passen, bzw. etwas zu hoch sind. Im Sommer 1969 hat Dipl.-Ing. V.
VAVROVSKY (Treibach) auf Haldenstücken hier auch Spuren von Malachit und
Azurit gefunden, womit ein Hinweis auf ein primäres, begleitendes Cu-Erz,
wohl Kupferkies gegeben ist. Die geologische Aufnahme hat bereits ergeben, daß diese
Antimonit-Vererzung an das Görtschitztaler Störungssystem gebunden ist,
damit Beziehungen zu den anderen daran hängenden Lagerstätten diskutiert
werden müssen. Antimonit ist schon lange aus der Eisenspatlagerstätte von
Loben bei St. Leonhard/Lavanttal (auf Siderit-xx in Drusen aufgewachsen),
und fraglichbestimmt aus derselben Paragenese von Wölch bekannt, vgl.
MEIXNER (1957, S. 27). In den mineralreichen und gut erforschten Vorkommen des Hüttenberger
Erzberges war bis vor kurzem Antimonit noch nicht nachgewiesen, jedoch
sind hier, an die Sideritvererzung anschließend gebildet, zwei in der
Element- und Mineralführung stark unterschiedliche Schlußphasen
festgestellt (vgl. z. B. E. CLAR & H. MEIXNER, 1953): I: mit hauptsächlich As, Bi, Fe, Ni, Co, Ag, Au, U (Löllingit,
FeAsS, ged. Bi, Bi2S3, Chloanthit, Rammelsbergit,
ged. Ag, ged. Au, UO2 ...) II: mit Cu, Pb, Sb, Fe, Zn, Ba (Bournonit, Bleiglanz,
Kupferkies, Boulangerit, ZnS, Baryt
dazwischen stehen seltene Einzelfunde von Ullmannit, ged. Arsen,
Stibarsen (sek. mit Valentinit!), und erst kürzlich ist, wahrscheinlich
an ein kleines Löllingitvorkommen anschließend, auch Antimonit zusammen
mit Stibarsen bis ged. Arsen als Glied der Hüttenberger Vererzung
sichergestellt worden (MEIXNER 1968, S. 96/97). Außerhalb dieser relativ größeren Lagerstätte gibt es
in den Stelzing-Marmoren der Saualpe zahlreiche Re al gar -Funde, in
einigen derselben auch ged. Arsen (vgl. CLAR & MEIXNER, 1951). In
einem Graben nächst Kasolnig bei Brückl wurde in einem Störungsmylonit
ged. Arsen als alleiniges Erz beschrieben (THIEDIG 1966, S. 43). Von
besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang, daß außerhalb der
Stelzing-Marmore Realgar mit ged. Arsen auch aus dem Steinbruch Modre am
Dragonerfels in den "Haimburg-Trixener-Marmoren" nachgewiesen
ist (MEIXNER, 1961, S. 7.3). 501men metamorphen Kalkgesteinen fehlen außerhalb
unseres Hüttenberger Vererzungsbereiches, außerhalb der Görtschitztaler
und Lavanttaler Störungssysteme derartige Mineralisationen sonst völlig!
Während die Gesamtparagenesen in den Lagerstätten des Hüttenberger
Erzberges infolge des dauernden Abbaues und langer Beobachtungsmöglichkeiten
gut überschaubar sind, treten in den an den gleichen Störungssystemen hängenden
Kleinund Kleinst-Erzvorkommen immer nur beschränkte Teilbereiche oft ganz
unterschiedlicher Art, der Gesamtvererzung, Bruchstücke der vollen
Idealmineralisierung, wie sie am ehesten im Hüttenberger Erzberg
verwirklicht ist, zutage. Die Verbindungen reichen aber auch zu den Lagerstätten von
Wölch und Waldenstein, zu den Vererzungen der Kliening und des
Mischlinggrabens sowie zum Friesacher Bezirk, wobei ein enger Zusammenhang
zwischen all diesen Lagerstätten unverkennbar ist. Seit fast 5000 Jahren ist die Gewinnung und Verwendung von
Antimonerzen bekannt. H. QUIRING (1945) berichtet darüber u. a.: Die
Sumerer und die alten Ägypter verwendeten Antimon bereits im 3.
Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung als schwarze Augenschminke und als
Mittel gegen Augenkrankheiten; die Sumerer gewannen reines Antimon aus
Antimonit, ein Antimongefäß wurde im Tello-Lagasch (Mesopotamien)
ausgegraben. Kupferne Wasserkannen aus der Zeit zwischen -23:15 und -2:19°
sind in Ägypten bereits mit Antimon zum Schutz gegen Grünspanbildung überzogen
worden. In Europa wurde in der Bronze- und Eisenzeit Antimonit gebaut und
zu Kupfer-Antimon-Bronzen verarbeitet. Die mittelalterliche Alchemie (z.
B. Basilius Valentinus) verhalf dem Antimon wieder zu höherem Ansehen,
nachdem es als Legierungsmetall in Vergessenheit geraten war. Die
Alchemisten verwandten es zur Trennung von Gold und Silber. Seit dem :14.
Jahrhundert wurde es zum Färben von Gläsern und in der Heilkunde
verwendet. Mit Anfang des :19. Jahrhunderts wurde es wieder
Legierungsmetall. Ein größerer Bedarf ergab sich aus der Herstellung von
antimonhaitigen Geschossen ("Hartbleikugeln") während der
napoleonischen Kriege nach der Erfindung des Obersten SHRAPNEL; "schrapnells"
waren mit Hartbleikugeln gefüllte Geschosse. Wichtig wurde Antimon für
zahlreiche Legierungen, als Letternmetall, als Antifriktions- und
Lagermetall für den Eisenbahnbau, so daß im vergangenen Jahrhundert in
Mitteleuropa so ziemlich alle abbauwürdigen Antimonitlagerstätten
ausgebeutet worden sind. Heute wird Antimon weiterhin für Legierungen, für
die Herstellung von Farben, Füll-und Färbemitteln von Kautschuk, für Zündholzköpfe,
in Medizin und Chemie verwendet. Auch für den Ostalpenraum gibt es schon Hinweise für
einen frühen Antimonbergbau. Die Antimonerze von Schlaining/Burgenland
sind nach W. von MISKE (zitiert bei QUIRING, :1945, s. 33 und 88) bereits
in der Jungbronzezeit und Älteren Eisenzeit (-1100 bis -50) zur Erzeugung
von Kupfer-Antimon-Bronzen herangezogen worden. Für Kärnten hat WIESSNER
(:195:1, s. 26:1/262) in Archivstudien nachgewiesen, daß hier seit Anfang
des :16. Jahrhunderts im Raume Oberdrauburg-Zwickenberg-Lind/Drautal
Antimonbergbau mit Antimonit als Haupterz betrieben worden ist, während
wir über spätere Tätigkeit in diesem Gebiet durch R. CANAVAL (:19.34)
und G. HIESSLEITNER ( :1949) gut unterrichtet sind. Keinerlei Hinweise
gibt es bisher jedoch auf Antimonit-Bergbautätigkeit bei Brückl in der
Saualpe. Es ist kaum vorstellbar, daß so ein Bergbauversuch des 19. oder
auch des 18. Jahrhunderts nicht in die Archive der Bergämter, nicht ins
mineralogisch -geologisch -lagerstättenkundliche Schrifttum eingegangen wäre
und auch bei der Bevölkerung sind Überlieferungen an einstigen Bergbau
bei Brückl nicht vorhanden. So käme die davorliegende Zeit, wie im
Drautal, in Frage. Wenn man alte Bunt- oder Edelmetallabbaue in unserem
Raum kennt, etwa Oberzeiring oder die alten Baue in Gossen/Hüttenberger
Erzberg, wo kleine Bournonit-Bleiglanz-Kupferkies-Nester aus Schwerspat
gewonnen wurden, so bereitet es da große Schwierigkeiten, bzw. es ist
sogar unmöglich, größere frische Erzproben auf den Halden oder in
versetzten Grubenteilen zu sammeln. Die Gangart (Baryt) ist in kleine Stücke
zerschlagen, das I/Erz" wurde sorgfältig ausgeklaubt. Die relativ häufigen
und großen Reicherzstücke an Antimonit unter dem Einbau vom Hapatnik bei
Brückl lassen den Schluß zu, daß es den Alten dort nicht um den
Antimonit gegangen ist; dieser scheint ihnen wertlos gewesen zu sein.
Solche Brocken eines in früheren Zeiten bauwürdigen Erzes liegen zu
lassen, konnten sie sich bei der Härte und Zähigkeit der vorliegenden
Gangart. dem großen Zeitbedarf bei der Gewinnung, unmöglich leisten. Die
erzmikroskopische Untersuchung an zahlreichen Proben hat außer Antimonit
und Pyrit-Spuren keinerlei andere Erze erkennen lassen.. So kommen wir zu
dem Schlusse, daß, veranlaßt durch einen trügerischen Antimonitausbiß,
nach edleren Erzen, etwa Ag-haltigem Bleiglanz wie bei
Wieting-Klein-St.-Paul gesucht, solche aber nicht angetroffen wurden. Sie
paßten auch gar nicht in diese Paragenese, doch diesen Überblick konnten
die Alten bei der Einmaligkeit einer solchen Lagerstätte in der Saualpe
noch gar nicht gewonnen haben. Für zusätzliche Untersuchungen danken wir Dr. I. FRUTH (München),
Doz. Dr. J. G. HADITSCH (Leoben) und Doz. Dr. K.-F. SEIFERT (Bonn)
bestens. Material haben wir an der Fundstelle selbst aufgesammelt, außerdem
lieferte Prof. Dipl.-Ing. V. VAVROVSKY (Althofen) einige weitere
bemerkenswerte Fundstücke zu den Untersuchungen; auch ihm vielen Dank! Schrifttum: CANAVAL, R.: Das Erzvorkommen von Wandelitzen bei Völkermarkt
in Kärnten. - Carinthia II, 92, 192-199, Klagenfurt 1902. CANAVAL, R.: Die Antimonvorkommen des oberen Drautales. -
Montanist. Rdsch., 26, Wien 1934. CLAR, E. & H. MEIXNER: Die Arsenvererzung in der
Stelzing bei Lölling, Saualpe, Kärnten. – Berg-u. Hüttenmänn. Mh.,
96, 172-174, Wien 1951. CLAR E. & H. MEIXNER: Die Eisenspatlagerstätte von Hüttenberg
und ihre Umgebung. - Carinthia II, 143, 67-92, Klagenfurt 1953. CLAR E. -W. FRITSCH, H. MEIXNER, A. PILGER & R.
SCHONENBERG: Die geologische Neuaufnahme des Saualpenkristallins (Kärnten)
VI: - Carinthia II, 153, 23-51, Klagenfurt 1963. GRÜNDER, W. -H. PATZOLD & H. STRUNZ: Sb2O4
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der Saualpe/Kärnten. - Mh. N. Jb. Geol. Paläont., 707-716, Stuttgart
1966. KLEINSCHMIDT, G.: Der geologische Aufbau der südlichen
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151 S., Dissertation Tübingen 1968. MEIXNER, H.: Kurzbericht über neue Kärntner
Minerale und Mineralfundorte II. - Der Karinthin, 6, 108-120, 1949. MEIXNER, H.: Die Mineralien Kärntens. - 21. Sh. d. Carinthia II, l47 S., Klagenfurt 1957. MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen
XVII. - Carinthia II, 151, 69-77, Klagenfurt 1961. MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen
XXIII. - Carinthia 11,158, 91)115, Klagenfurt 1968. NEUGEBAUER, J.: Altpaläozoische Schichtfolge, Deckenbau
und Metamorphose-Ablauf im südwestlichen Saualpenkristallin (Ostalpen).
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Saualpen-Kristallins (Kärnten) III. Die Phyllith-und
Glimmerschieferbereiche zwischen Lölling und Klein St. Paul. - Carinthia
II, 152, 21-45, Klagenfurt 1962. THIEDIG, W.: Der süchiche Rahmen des Saualpen-Kristallins
in Kärnten. Teil VII von Geolog. Neuaufnahme des Saualpen-Kristallins. -
Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud., 16, 5-70, Wien 1966.
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