Teich T. / 1982 |
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Aus
dem Institut für Mineralogie -Kristallographie und Petrologie der
Universität Graz
Zum
Chemismus der Badstubbrekzie im Unterkarbon von Nötsch in Kärnten. Von Thilo TEICH Zusammenfassung : In der vorliegenden Untersuchung kann an Hand von
chemischen Analysen der Nachweis erbracht werden, daß es sich bei der
Badstubbrekzie, die nach der gängigen Literatur dem Unterkarbon von Nötsch
zugerechnet wird, um einen Meta-Tholeiit handelt. Der zum Vergleich
herangezogene Nötscher Amphibolit zeigt die gleiche chemische
Zusammensetzung wie die Badstubbrekzie. Nach EXNER (1976) ist der Nötscher
Granit-Amphibolitzug auf dem oberkarbonen Anteil des Nötscher Karbons
aufgeschoben und wird vom selben Autor mit dem Eisenkappier Granit
verglichen und dem Kristallin zugeordnet. Folgt man nun den Vorstellungen
von FLÜGEL (1980:136), wonach das oberostalpine Altpaläozoikum durch räumlich
weitverbreitete Meta-Rhyolithe im Oberordovizium bzw. Meta-Alkali-Basalte
respektive Meta-Tholeiite im Ordovizium bis Mitteldevon charakterisiert
ist, so wäre dadurch eine Möglichkeit geschaffen, die meta-rhyolithisch
zusammengesetzten Augengneise (Quarzporphyre) bei Nötsch im Kristallin
des Gailtales (TEICH, 1982) und die meta-tholeiitisch zusammengesetzte
Badstubbrekzie sowie den Nötscher Amphibolit stratigraphisch analog
einzustufen EINLEITUNG
Unmittelbar nördlich der zwischen Kerschdorf und Nötsch
im Gailtal gelegenen Augengneise befindet sich eine ca. 20
Quadratkilometer große, an Längsstörungen eingelagerte, fossilführende
Scholle des Karbon. Wie die umfangreichen geologisch-paljiontologischen
Untersuchungen von FLÜGEL (1965 und 1972), FLÜGEL & KODSI (1968)
bzw. KODSI & FLÜGEL (1970) zeigen, gliedert sich das Nötscher Karbon
von Liegend gegen Hangend, belegt durch zahlreiche Fossilfunde in drei
Gesteinsabfolgen: Nötschgraben-Gruppe (Vise) -Folge von meist dunklen
Tonschiefem mit Einschaltungen von Kalkmergel -und Mergellinsen,
Erlachgraben-Gruppe (Namur) -Folge aus Tonschiefem in Wechsellagerung mit
Sandsteinen und Konglomeraten und Pölland - Gruppe (Westfal) -Folge von
rasch wechselnden tonigen Schiefern, Sandsteinen und Fein- bis
Grobkornkonglomeraten. Die zu unterst liegende Nötschgraben-Gruppe enthält
nun die im Nötschgraben an der Straße zwischen Bleiberg-Kreuth und Nötsch
durch einen Steinbruch Oakomini) gut aufgeschlossene Brekzie. Diese etwa
200 Meter mächtige, nach FELSER (1936) fossilleere und als Badstubbrekzie
bezeichnete Formation wird durch einen Zwischenschiefer zweigeteilt. Nach
SCHÖNLAUB (1973) steht der fossilreiche Vise-Kalk im Zwischenschiefer mit
dem zweiten nördlichen Brekzienzug, hier handelt es sich im Gegensatz zur
brekzienhaften Ausbildung im südlichen Zug um ein überwiegend dichtes,
grünes, hartes und zähes Gestein, im sedimentären Verband. Erste
Gesteinsbeschreibungen der Brekzie auf Grund von Dünnschliffuntersuchungen
finden sich bei ANGEL (1932) und KIESLINGER (1956). Nach diesen Autoren
besteht die Brekzie aus eckigen Granatamphibolit-, Amphibolit-, Gneis-,
Glimmerschiefer-, Granit-, Marmor-und Quarzittrümmern, eingebettet in
eine feinkörnige Grundmasse, bestehend aus Plagioklas , Hornblende, Quarz
und Chlorit. Genetisch gedeutet wurde dieses Gestein von MILCH (1894) als
Diabas, ANGEL (1932) bezeichnet es als mylonitischtektonische Brekzie,
FELSER (1936) als sedimentäre Brekzie und KIESLINGER (1956) als
vulkanische Brekzie. In dem nördlich der Gailtalbundesstraße zwischen den
Ortschaften Emmersdorf und Nötsch im Kristallin des Gailtales gelegenen
Steinbruch Oenul), wenige Meter unterhalb, bevor ein alter Karrenweg in
die neu errichtete Zufahrtsstraße zum Steinbruch einmündet, finden sich
am östlichen Böschungsrand Rollstücke (Probe Nr. 1 in Tab. 1) der
Badstubbrekzie. In der vorliegenden Untersuchung sind nun, um mit Probe
Nr. 1 vergleichen zu können -(wahrscheinlich handelt es sich dabei um
ein zugeführtes Material) -aus dem Bereich des Steinbruchs Jakomini im Nötschgraben
5 Brekzienproben entnommen und ebenfalls chemisch untersucht worden. Zum
Vergleich herangezogen wird auch der Nötscher Amphibolit (Probe Nr. 2 in
Tab. 1). Die entsprechende Literatur findet sich bei FELSER (1936), EXNER
& SCHONLAUB (1973) bzw. EXNER (1976). Die Probe Nr. 2 ist am
westlichen Straßenrand im Nötschgraben zwischen dem Sägewerk und dem
Wegkreuz P. 719 entnommen worden. In Hinblick auf die hier nicht angeführten zahlreichen
Bearbeiter des Nötscher Karbons wird auf die umfassende
Literaturzusammenstellung bei TOLLMANN (1977) verwiesen. CHEMISMUS
DER BADSTUBBREKZIE
Wie aus Tab. 1 zu entnehmen ist, weist das Mittel der
chemischen Zusammensetzung, aber auch der normative Mineralbestand
(gegeben mit 50% Albit und Anorthit, 32% Diopsid und Hypersthen, 5%
Kalifeldspat und Quarz sowie 13% Akzessorien, verrechnet als Magnetit,
Ilmenit und Apatit) der Badstubbrekzie nur geringe Standard-Deviation und
Schwankungen auf und bietet darüber hinaus die ausgezeichnete Vergleichsmöglichkeit
mit dem Mittelwert für tholeiitischen Basalt ( und Dolerit) nach NOCKOLDS
et al. (1978). Ebenso kann die Badstubbrekzie vom Chemismus und normativen
Mineralbestand her auch ohne weiteres mit den Quarzdiabasen von TURNER
& VERHOOGEN (1960:210) verglichen werden. Der aus der Norm berechnete
modale Mineralbestand der Badstubbrekzie, eingetragen in das hier nicht
ausgeführte Diagramm für plutonische Gesteine nach STRECKEISEN ( 1973)
zeigt, daß die Projektionspunkte im Feld für (Quarz) Diorit und (Quarz)Gabbro
bzw. im Diagramm für vulkanische Gesteine nach STRECKEISEN (1979) im
Feld für tholeiitische Basalte liegen. Rein beschreibend kann ferner
festgestellt werden, daß die Projektionspunkte der normativen
Phasenzusammensetzungen der Badstubbrekzie, eingetragen in das
vereinfachte Basaltdiagramm (Diopsid-Forsterit-Nephelin-Quarz) nach YODER
& TILLEY (1962) im Teiltetraeder
Klinopyroxen-Plagioklas-Orthopyroxen-Quarz fur Tholeiite und Quarzdolerite,
nahe der Grenzfläche zu Hypersthen-Basalt (-Gabbro) liegen. Als weiteres
Ergebnis kann festgehalten werden, daß ein chemischer Unterschied
zwischen der brekzienhaft ausgebildeten südlichen Formation und dem überwiegend
feinkomigen, grünen bis rötlichen (hervorgerufen durch die Oxydation des
zweiwertigen Eisens zum dreiwertigen Eisen) nördlichen Brekzienzug, den
SCHONLAUB (1973) als Diabas bzw. Diabas-Tuffit bezeichnet hat, nicht
feststellbar ist. Genauso ist ein chemischer Unterschied zwischen der
Badstubbrekzie und dem zurzeit mit nur einer chemischen Analyse belegten Nötscher
Amphibolit (Probe Nr. 2 in Tab. 1) derzeit nicht gegeben. Der tholeiitischen Pauschalzusammensetzung steht nun der
brekzienhafte Dunnschliffbefund gegenüber. So ist bekannt, daß
tholeiitische Basalte und deren metamorphe Äquivalente oder magmatische
Brekzien im Sinne von B. M. REINHARDT (1969) bzw. R. G. COLEMAN (1977) am
Aufbau von Ophiolithzonen beteiligt sind. Die Entstehung solcher Brekzien
in den Ophiolithgebieten wird durch plattentektonische Vorgänge erklärt.
Dabei erfolgt eine kataklastische Metamorphose unter hydrothermalen
Bedingungen, bei der Druck-und Temperaturbedingungen erzeugt werden, die
von der Zeolith über die Grünschiefer bis zur Amphibolitfazies bzw. bis
zu Aufschmelzvorgängen fuhren können. So entspricht im vorliegenden Fall
der tholeiitische Chemismus der Badstubbrekzie auch der chemischen
Zusammensetzung von einzelnen Gesteinsserien aus verschiedenen
Ophiolithgebieten, wie etwa den "pillow cores" von Taiwan (LIOU,
1979), den "upper lavas" und "diabas dikes" von
Neufundland (COISH & CHURCH, 1979) oder den "dikes" und
"lavas" bzw. den "cumulate gabbros" von Chile/Sarmiento
(STERN, 1979), genauso wie einzelnen Meta-Basalten von Calabrien (SPADEA,
1979). Wenn man nun berücksichtigt, daß die basischen Eruptiva im Paläozoikum
der Karawanken (LOESCHKE, 1973), ähnlich im Paläozoikum der Saualpe
(LODEMANN, 1973) oder wie im Grazer Paläozoikum ( eine ausführliche
Zusammenstellung findet sich bei FLÜGEL, 1975) zum Teil recht beträchtlichen
Veränderungen unterworfen worden sind, so erscheint bei rein chemischer
Betrachtungsweise ein Vergleich mit der chemischen Zusammensetzung der
Badstubbrekzie durchaus möglich. Es wird daher auf Grund der eingangs im
wesentlichen chemisch geführten Argumentation vorgeschlagen, die
Badstubbrekzie genetisch als metamorphen tholeiitischen Basalt zu deuten. DANK
Herrn Univ.-Prof. Dr. Haymo HERITSCH danke ich an dieser
Stelle nicht nur für die Überantwortung von Untersuchungsmaterial,
sondern ebenso für sein Interesse an dieser Arbeit. LITERATUR:
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Ostalpen. - Mitt. naturwiss. Ver. Steiermark, 69:5-24, Graz. COISH, R. A., & W. R.
CHURCH (1979): Igneous geochemistry of mafic rocks in the Betts Cove
ophiolite, Newfoundland. - Contrib. Min. Petr., 70:29-39, Springer-Verlag. COLEMAN, R. G. (1977): Ophiolites. - Springer-Verlag. EXNER, C. ( 1976): Die geologische Position der Magmatite
des periadriatischen Lineamentes. - Verh. Geol. B. A. Wien, 2:3-U4. EXNER, C., & H. P. SCHONLAUB (1973): Neue Beobachtungen
an der Periadriatischen Narbe im Gailtal und im Karbon von Nötsch. -
Verh.
Geol. B. A. Wien, 3:357-365, Wien. FLÜGEL, H. W. (1965): Neue Beobachtungen im Unter-Karbon
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Untersuchungen im Karbon von Nötsch (Kärnten). - Anz. Österr. Akad.
Wiss., math.-naturwiss. Kl.:1-5; Wien. KIESLINGER, A. (1956): Die nutzbaren Gesteine Kärntens. - Carinthia II, Klagenfurt, Sdh. 17. KODSI, M., & H. W. FLÜGEL (1970): Lithofazies und
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Volcanic Rocks, Lamprophyres, Carbonatites and Melilitic Rocks. - N. Jb. Min.
Abh. 134 (1):1-14, Stuttgart. TEICH, T. (1982): Zur Petrologie der Augengneise bei Nötsch
in Kärnten. - Carinthia II, Klagenfurt, 172./92.:77-90. TOLLMANN, A. (1977): Geologie von Österreich. Bd. I. -
Verlag Franz Deuticke, Wien. TURNER, F.J., &J.
VERHOOGEN (1960): Igneous and metamorphic petrology. - McGraw-Hill Inc.
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