Kodsi M. G. & H.W. Flügel / 1970 Textauszug |
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Lithofazies und Gliederung des Karbons von Nötsch.Von M. G. KODSI & H. W. FLÜGEL Das Karbon von Nötsch liegt in Kärnten nördlich des
Gailtales zwischen den Ortschaften Nötsch und Tratten im Süden, der
Villacher Alpe (Dobratsch) im Osten, dem Kobesnock und dem Tschekelnock im
Norden sowie dem Vellacher Egel im Westen. Das Vorkommen hat eine Länge von rund 8 km und eine Breite von etwa 2,5 km. Die höchsten Punkte liegen auf 1354 (Badstuben) und 1410 m; die tiefsten auf 720 m im Nötschbachgraben. Das Karbon gehört zu den ältesten bekannten Paläozoikum-Vorkommen der Ostalpen. Sein Fossilreichturn führte zu zahlreichen Bearbeitungen (DE KONINCK 1873, AIGNER 1930, 1931. AIGNER & HERITSCH 1929, 1931, HERITSCH 1918,1929, 1934, KUNTSCHNIG 1926, PIA 1924 ), wobei jedoch die Fossilfunde, wie wir heute wissen, mit einer Ausnahme einer einzigen Schichtgruppe entstammen. Die ungemein schlechten Aufschlußverhältnisse mit ihrer mächtigen Verdeckung der paläozoischen Unterlage durch quartäre Ablagerungen erschweren die tektonische Deutung der Kartierung (FELSER 1935, 1936 a, b, 1938). Es wurde daher versucht, über eine lithofazielle Analyse
der Gesteinsfolgen den Kenntnisstand weiterzuführen (H. W. FLÜGEL 1965,
KODSI 1967, KODSI & FLÜGEL 1968). Das Ergebnis dieser Untersuchung
sowie sich daraus ergebende Probleme werden hier vorgelegt. Die Darstellung basiert auf einem von KODSI verfaßten
Entwurf, welcher hinsichtlich der Stellung der Badstub-Breccie, dem
Antiklinorium-Bau, dem Auftreten der Erlachgraben-Gruppe südlich der Nötschgraben-Gruppe
und der stratigraphischen Einstufung der Pölland-Gruppe vom älteren der
beiden Autoren überarbeitet wurde. Fazielle
Gliederung des Nötscher Karbons
Das Nötscher Karbon stellt ein um E-W streichendes, stark
zerschertes und durch NNE-Brüche zerstückeltes Antiklinorium dar. Es
wird sowohl im Süden als auch im Norden von Störungen begrenzt, wobei es
an diesen im Süden vom diaphtoritischen Gailtal-Kristallin getrennt wird,
während es im Norden an den Triaszug des Mittagsnocks grenzt. Im Osten
taucht das Karbon unter die Basisschichten der Dobratsch-Trias unter. Innerhalb des Nötscher Karbons kann man drei tithofazielle
Einheiten unterscheiden (vgl. KODSI 1967; FLÜGEL & KODSI 1968), und
zwar im Osten die Nötschgraben-Gruppe, im Nordosten die
Erlachgraben-Gruppe und im Westen die Pölland-Gruppe. Diese drei
Einheiten scheinen nach dzt. Kenntnis auch verschiedenes Alter zu haben,
wobei die Nötschgraben-Gruppe das älteste ( obere Pericyclus-Stufe/Goniatites-Stufe),
die Pölland-Gruppe das jüngste Schichtglied (höheres ? Namur/Westfal)
sein dürften. Zu diesen drei lithofaziellen, sedimentären Einheiten
kommt im Kern des Antiklinoriums als tiefstes Gesteinschitglied die "Badstub-Breccie"
(Abbildung 1). 1. Die Badstub-Breccie Im östlichen Teil des Nötscher
Karbons tritt im Kern des Antiklinoriums im Nötschbach-Graben gut
aufgeschlossen eine rund 150 bis 200 m mächtige, durch einen Schieferkeil
zweigeteilte Breccie auf, für die FELSER 1936 die Bezeichnung "Badstub-Breccie"
wählte. Eine petrographische Beschreibung des Gesteins findet sich bei
ANGEL 1932 und KIESLINGER 1956. Danach handelt es sich um ein
Gestein, bestehend aus eckigen Amphibolit-, Marmor-, Quarzit-, Granit-,
Gneis- und Glimmerschiefertrümmern in einer grünen, zähen Matrix, die
von ANGEL mit den Pseudotamyliten des Posruck verglichen wurde. Die Genese dieser Breccie ist
umstritten. Während sie früher als ein Diabas angesehen wurde, deutete
sie FELSER 1936 als sedimentäre, KIESLINGER 1956 als vulkanische Breccie.
Sie steht im ostalpinen Karbon einzig da. Es scheint überlegenswert, ob
nicht die Breccie überhaupt vom Karbon zu trennen ist und in
Weiterverfolgung der Gedankengänge von ANGEL 1932 als tektonisch
eingebauter Ultramylonit der Unterlage aufgefaßt werden kann. Es hätte
dies freilich große tektonische Konsequenzen, wie die Frage der
Automthonie des Karbons, zur Folge. 2. Die Nötschgraben
-Gruppe Es handelt sich um eine Folge von
meist dunklen Tonschiefern mit Einschaltungen von Kalkmergel-und
Mergellinsen. Nur am Südrand findet sich an der Grenze gegen das
Gailtal-Kristallin ein Konglomerat-Sandstein-Streifen. Es ist
wahrscheinlich, daß es sich bei diesen gröberklastischen Gesteinen nicht
um ein Schichtglied der Nötschgraben-Gruppe, sondern um ein aquivalent
der Erlachgraben-Gruppe handelt. Das Typus-Profil der Nötschgraben-Gruppe
erstreckt sich entlang des Nötschgrabens zwischen der Brücke westlich
Punkt 871 und der Einmündung des Erlachgrabens in den Nötschgraben. Das Profil beginnt (? vgl. oben)
im Süden mit einem Zug dicht gepackter Konglomerate, die aus Quarz-,
Gneis- und anderen Kristallin-Geröllen bestehen. Dieser Konglomerat-Zug
streicht EW bis ESE-WNW und fällt steil nach Süden ein. Im Norden gehen
die Konglomerate zum Liegenden hin in Sandsteine über, die aus 56,7%
Quarz, 25% Feldspat und 18,3% Rest bestehen. Sie sind tonigglimmerig und
erreimen nur 2-3 m Mächtigkeit. Ihre Schwermineral-Assoziation
unterscheidet sich von der der Sandsteine der Pölland- und
Erlachgraben-Gruppe, da in ihr der Zirkon- und Rutil-Gehalt merklich höher
ist (vgl. Tab. 2, N/50). Danach folgt ein Zug aus
Tonschiefern, der nach Westen zu mächtiger wird, und im Gebiet des Oberhöher
eine Mächtigkeit von rund 400 m erreicht (im, Nötschbachgraben ist er
ca. 250 m mächtig). Bei diesem Gestein handelt es sich um mittelgraue bis
braune, tonigsiltige, manchmal glimmerreiche und zum Teil sandige, fossilführende
Schiefer. Dieser Zug lieferte an mehreren Stellen reiche Faunen von
Brachiopoden, Anthozoen, Echinodermaten, Trilobiten, Lamellibranchiaten,
Gastropoden, Bryozoen und Cephalopoden. Vom Fundpunkt 8 (»Oberhöher",
zur Zeit Fischer-Hube) wurden in älteren Arbeiten zahlreiche, zum Großteil
revisions.bedürftige Fossilien erwähnt. Wichtig ist vor allem der Fund
von Pericyclus hauchecornei HOLZAPPEL und Productus globosus GARWOOD durch
FELSER 1935, die eine Einstufung in das obere Tournai erlauben. Dagegen
sind die von DE KONINCK 1873, FRECH 1894 u. a. angegebenen Funde aus
diesem Zug stratigraphisch jünger und gehören in das Vise. Herr Prof. Dr. G. HAHN, der die
Revision der Trilobiten von Nötsch bearbeitet, teilte in einem Brief vom
25. 1. 1970 dazu mit: "Es sind in dem Material von Nötsch drei
Gattungen vorhanden, mit je einer Art, und zwar: Linguaphillipsia sp.,
Moschoglossis sp. (beide je durch ein Cranidiumn und Pygidien vertreten)
und Paladin sp. (nur durch Pygidien namgewiesen). Die genaue artliche
Bestimmung steht noch aus. Stratigraphisch läßt sich
folgende Aussage machen: Moschoglossis ist kennzeichnend für die
Gattendorfia-Stufe: im cu II ist die Gattung noch vorhanden. Paladin
dagegen tritt in der Ammonellipsites-Stufe erstmalig auf und geht dann in
die Goniatites-Stufe und das Oberkarbon weiter. Linguaphillipsia ist nach
der jetzigen Kenntnis im gesamten Unterkarbon vorhanden." Dieser Schieferzug mit seinen
Einschaltungen von Karbonatlinsen überlagert die Badstub-Breccie. Diese
bildet, wie bereits erwähnt, den durch eine Schiefereinschaltung
zweigeteilten Kern des Nötscher Karbons. Dieser Schieferzug ist im Nötschgraben
nicht aufgeschloosen, sondern nur etwas westlich davon auf den Höhen beim
Gehöft Peterhöher (= Grazer Hube). Aus ihm wurden u. a. Palaeoschilia
isae HERITSCH, Caninia compressa (LUDW.), Caninia juddi THOMSON
bekanntgemacht (F. HERITSCH 1934). Nördlich des zweiten
Breccienzuges folgen erneut fossilführende Tonschiefer, in die örtlich
Kalke eingelagert sind. Diesem Zug gehören die zwei größten
Fossilfundpunkte des Nötscher Karbons an, und zwar der seit langem
bekannte Fundpunkt Torgraben (jetzt Lerchbachgraben) und der Fundpunkt des
Profils Herrnsberg. In diesen fossilreichen Fundpunkten wurden
Brachiopoden, Anthozoen, Echinodermaten, Bryozoen, Trilobiten,
Foraminiferen, Algen und Zoophycus-Spuren gefunden. Die Mächtigkeit des dritten
Schieferzuges wird auf rund 150 m geschätzt. Im Norden, im Westen und im
Osten verschwindet er unter Moränenablagerungen. Das Lerchbachgraben-Profil liegt
am Weg, der vom Nötschgraben südostwärts entlang des Lerchbaches führt.
Er beginnt direkt nach dem ersten Gehöft. Es handelt sich um einen fast
einheitlichen Schichtenkomplex von tonigen bis siltigen Schiefern. Die
Gesamtmächtigkeit beträgt ca. 24 m verteilt auf 55 Bänke. Das
allgemeine Streichen liegt bei 45°-60°, das Einfallen einheitlich bei 30°-60°
nach Süden. Die Mächtigkeit der einzelnen Bänke schwankt zwischen 10
und 150 cm. Der Glimmergehalt ist in den verschiedenen Bänken
verschieden, dementsprechend ändert sich die Farbe von mittel-bis
dunkelgrau, manchmal hat sie einen bräunlichen Einschlag. Der untere
Abschnitt des Profils ist fossilleer, während der obere Abschnitt
reichlich Fossilien enthält. Die Schweremineral-Assoziation
besteht (außer aus Chlorit und Biotit) aus Granat, Zirkon und Epidot. In
den Bänken wo die Brachiopoden, vornehmlich Productidae, stark vertreten
sind, ist das Verhältnis der konvexen Klappe oben zu unten ungefähr 1 :9. Aus allen Bänken wurden Bitumenanalysen
(Papierchromatographie) durchgeführt. Sie ergaben zum Teil ein positives
Ergebnis. Strahlende Substanz konnte durch Stripping-Film
nachgewiesen werden. Aus den fossilreichen Lagen dieses Profils wurden in
der Literatur reiche Faunen bekanngemacht wie: Gigantoproductus giganteus
(Sow.), Gigantoproductus giganteus sineatus (SARYTSCH.), Gigantoproductus
maximus (Sow.), Gigantoproductus latissimus (Sow.), Gigantoproductus
edelburgensis (PHIL.), Isogramma paeckelmanni AIGNER & HERITSCH,
Isogramma germanica PAECKELMANN, Isogramma carinthiaca AIGNER,
Palaeoschilia isae HERITSCH, Koninckophyllum interruptum THOMS. & NICH.,
Caninia compressa (LUDW.), Axophyllum expansum MEH., Prolecanites
quinquelobus KITTL, Glyphioceras granosum poststriatum BGs. u. a. m. Diese Fauna ergibt eine Einstufung in das höchste Vise.
Das zweite fossilreiche Profil dieses Schieferzuges liegt zwischen der
zweiten und der dritten Kehre am Güterweg, der vom Nötschgraben auf den
Herrnsberg führt. Es besteht hauptsächlich aus Schiefern wie im Profil
Lerchbachgraben. Die Mächtigkeit beträgt hier rund 80 m, verteilt auf 78
Bänke. Die Mächtigkeit der einzelnen Bänke schwankt zwischen 7 und 390
cm. Sie weisen ein konstantes E-W-bis ESE-WNW -Streichen auf. Das Südeinfallen
beträgt ,durchschnittlich 30°-70°. Der untere Abschnitt enthält einige
etwas sandige bis grobsandige Bänke. Eine Bank enthält im tonigen
Material einige Quarzgerölle, deren größter Durchmesser 1,5-6 cm beträgt.
Der Glimmergehalt ist nicht einheitlich, ebenso die Farbe, die zwischen
mittelgrau und bräunlichgrau schwankt. Die Bänke 1 bis 53 enthalten
keine Fossilien. Letztere sind auf den oberen Abschnitt, mit der Bank 54
beginnend, beschränkt. Die Stielklappe der zahlreichen Brachiopoden (Productidae)
zeigt auch hier meist nach unten (1 :8). Im oberen Abschnitt des Profils Hermsberg sind mehrere
"Kalklinsen" eingelagert. Es handelt sich um mittel- bis
dunkelgraue, tonig-kalkige, fossilführende Gesteine. Der Tongehalt liegt
zwischen 12 und 59 Gew .-%. Nach CORRENS würde ihre Bezeichnung
"Kalkmergel bis Mergel " lauten. Nach FOLK handelt es sich um "Sparse Biomicrite"
bis "Packed Biomicrite" mit 18-71 % Mikrit, 0-22 % Sparit, 0-6,7
% Pellets und 26,7-60,7 % Biogenresten. Bei letzteren treten neben
Einzelkorallen vor allem Algen, Brachiopoden und Foraminiferen in
Erscheinung (vgl. Tab. 3; KI. 1-18). Neben Lamellibranchiatten, SIEBER 1964, 1967 und die später
erwähnte briefliche Mitteilung, Brachiopoden, Foraminiferen und Algen
(Tetrataxis, Endothyrella, Howchinia, Girvanella, Koninckopora u. a., FLÜGEL
1965) ist vor allem Hexaphyllia mirabilis (DUNCAN) von stratigraphischer
Bedeutung, da es die Fundschichten in das obere Vise einstuft. Zu den Lamellibranchiaten teilte R. SIEBER
entgegenkommenderweise mit (Brief vom 15. April 1971): "Die nicht artenarme unterkarbonische Bivalvenfauna
von Nötsch (vgl. DE KONINCK 1873, HERITSCH F., 1918, PIA 1919 in coll., P
AUL H. 1941 und in coll., SIEBER R., 1967 -1970 u. a. ) ist derzeit
besonders an zwei Lokalitäten der Nötschgrabenfolge (Thorgraben =
Lerchgraben, obst. Bank und Fahrweg nach Hermsberg, obst. Abschnitt, obst.
Bank) zu beobachten. Als kennzeichnende und zum Teil neue Arten sind anzuführen:
Limipecten dissimilis (FLEMING), Pernopecten phillipsii (GOLDF.), Solemya
(Janica) primaeva PHILLIPS, Pinna (P.) flabelliformis MARTIN,
Cypricardella rectangularis (M'COY), Cypricardella selysiana (KONINCK),
Edmondia sulcata (PHILLIPS), Sanguinolites abdenensis ETHERIDGE,
Sanguinolites plicatus (POSTLOCK), ferner auch Gastropoden, wie Loxonema
u. a. Es handelt sich hier um eine Epi-und Endofauna einer Flachsee; sie
kommt in der Brachiopoden- und Korallenfazies nur selten vor. Ferner liegen Arten der Gattungen Nuculopsis, Phestia,
Parallelodon, Myalina, Strebloperia, Lima, Schizodus, Scaldia,
Cardiomorpha u. a. vor, die zum Teil von anderen Punkten des Fundgebietes
stammen (Stollen bei den alten Mühlen, Nötschgraben, Oberhöher) und
teilweise etwas verschiedenen stratigraphischen Niveaus angehören. Die
Bivalvenfauna von Nötsch unterscheidet sich deutlich von der .des Devons
und auch der des tieferen Oberkarbons (Tomritsch) von Kärnten." Interessant sind Schliffe mit Resten, die stark an
Tentaculiten erinnern (FLÜGEL 1965, KODSI 1967). Sie würden auf die
Aufarbeitung eines älteren Devons hinweisen. Diese Annahme findet Unterstützung
durch das sedimentäre Gefüge sämtlicher untersuchter Kalkproben. Sie
zeigen nämlich starke Hinweise auf Resedimentation und Aufarbeitung.
Conodonten fehlen. Was die Annahme einer inversen Lagerung betrifft, die
HERITSCH und FELSER vertraten, so zweifelte FLÜGEL (1965) auf Grund des
Geopetalgefüges mehrerer Kalkproben des Herrnsberg-Profils, die auf eine
normale Lagerung dieses Schieferzuges hinweisen, daran. Eine Unterstützung
dieser Ansicht bildet die Einregelung der Productiden in Lebenstellung in
den Profilen Lerchbachgraben und Herrnsberg, wo das Verhältnis der
Stielklappe oben und unten etwa 1:8-9 beträgt (vgl. MOIR-WOOD &
WILLIAMS, 1965). 3. Erlachgraben -Gruppe Nördlich der Nötschgraben-Gruppe tritt im Bereim des
Erlachgrabens und seiner nördlichen Seitengräben eine schlecht
aufgeschlossene Folge aus Tonschiefern in Wechsellagerung mit Sandsteinen
und Konglomeraten auf. Die Mächtigkeit der einzelnen Schichten schwankt
zwischen einigen Metern und 100 m. Sie streichen E-W und fallen mehr oder
minder steil nach Süden ein. Die Gruppe wird im Osten, im Westen und im Süden
von Moränenablagerungen bedeckt, während sie im Norden durch einen
tektonischen Kontakt von der Trias getrennt wird. An einigen Stellen im
Osten tauchen rote Sandsteine unter der starken Moränenbedeckung hervor.
Es handelt sich vermutlich um höheres Perm. Seine Stellung zum Karbon ist
hier unklar . Die Gerölle der Konglomerate sind bis zu 7 cm groß. Ihr
mittlerer Durchmesser Liegt zwischen 1-3 cm. Sie bestehen aus Quarz,
Gneis, Schiefergneis, Tonschiefer und sehr selten Kalk. Die Sandsteine sind hellbräunlich bis mittelgrau,
mittelgrob und dickbankig. Die Medianwerte ihrer Korngrößen liegen
zwischen 370 und 450 Mikron und Meanwerte zwischen 420 und 500 Mikron. Die
Sortierung ist gut bis mittelmäßig. Die Skewness liegt um 1,2. Die
Bitumenanalyse sowie die Prüfung auf strahlende Substanz ergaben positive
Ergebnisse. Die Schwermineral-Assoziation besteht (außer aus Chlorit,
Biotit und Opaken) aus 12,750/0 Epidot und Hornblende 2,7%. Nach der
Modalbestand-Analyse mit durchschnittlich 59,20/0 Quarz, 24,10/0 Feldspat
und 16,70/0 restlichen Komponenten sind diese Gesteine nach HUCKENHOLZ als
Quarz-Grauwacke zu bezeichnen (vgl. Tab. 1; E/12, E/17). Die Schiefer sind dunkelgrau bis schwarz. Zum Unterschied
von den anderen Folgen sind sie hier ärmer an glimmerigen und sandigen
Anteilen. An mehreren Stellen führen sie Pflanzenreste. PIA (1924) machte
mehrere Formen bekannt und stellte die Schichten auf Grund des Vorkommens
vor: Gymnoneuropteris carinthiaca PIA, Bowmanites cambransis BINNEY,
Pecopteris sp., Calamites ramifer STUR, Calamites palaeaceus STUR,
Asterocalamites scrobiculatus ZEILLER in das Namur. Daneben finden sich
Zoophycus-Spuren (det. TESSENSOHN, Tübingen). 4. Pölland Gruppe Die westlichen Teile des Karbons von Nötsch werden aus
Gesteinen der Pölland-Gruppe (benannt nach der Gemeinde Pölland zwischen
Matschiedl und der Windischen Höhe) aufgebaut. Es handelt sich um einen
raschen Wechsel von tonigen Schiefern, Sandsteinen und Fein-bis
Grobkonglomeraten. Die Schichten sind stark gestört und verfaltet und
zeigen ein E-W-Streichen und steiles, oft senkrechtes Einfallen. Die
Gesamtmächtigkeit der Pölland-Gruppe wird ohne Berücksichtigung ihrer
isoklinalen Verfaltung auf etwa 1000 m gleschätzt. Die Grenzen zum
Gailtal-Kristallin im Süden und zur Nötschgraben-Gruppe im Osten bilden
Störungen. Das typische Profil dieser Folge liegt an der Straße
zwischen Pölland und der Windischen Höhe. Es erstreckt sich auf einer
Straßenlänge von ca. 750 m zwischen der zweiten Brücke oberhalb P öl
land und der Paßhöhe von St. Anton. In diesem Profil wechsellagern
Konglomerate, Sandsteine und tonig-sandige Schiefer in verschiedenen Abständen.
Die Konglomerate dieses Profiles bilden bis zu 12 m mächtige
Lagen. Neben Quarzgeröllen finden sich in ihnen als Komponenten
Glimmerschiefer, Phyllite, Amphibolite, Gneise und Quarzite. Die maximale
Größe der meist gut gerundeten Komponenten liegt bei 20 cm; der
Medianwert schwankt zwischen 12 und 16 mm. Die Sortierung ,ist gut (1,41)
bis schlecht (1,9). Der Skewness-Wert liegt zwischen 0,63 und 0,78. Das
Bindemittel ist sandig-tonig, die Packung sehr uneinheitlich. Bei den in einzelnen Bänken gradierten Sandsteinen handelt
es sich um feldspathaltige Sandsteine mit einem bis zu 25 %0 ansteigenden
Feldspatgehalt. Die Mächtigkeit der einzelnen Sandsteinlagen kann bis über
2 m betragen. Die meist nicht über 2 mm groß werdenden Quarzkörner sind
vorwiegend schlecht gerundet. Die Porosität des Gesteins liegt zwischen
1,26 und 1,83 %. Bei den schiefrigen Anteilen handelt es sich im allgemeinen
um hell-bis dunkelgraue, tonige, oft aber glimmerige, sandige
Schiefer.Selten findet man in diesem Profil Pflanzenhäcksel. An mehreren
Stellen wurden Spurenplatten gefunden, die folgende Spuren enthalten (det.
TESSENSOHN, Tübingen): Nereites sp., Lophoctenium sp., Dictyodora
liebeana (GEINITZ), Phycocosiphon? sp. Ein Profil-Abschnitt (4/1 bis
4/17), der im Liegenden des Profils bei ,der zweiten Brücke oberhalb Pölland
beginnt und 5ich nach Norden parallel zum Bachbett erstreckt, wurde Bank für
Bank auf Schwermineralien untersucht. Im unteren und im oberen Teil des
Profilabschnittes beträgt der Granat-Gehalt 4-29 %, während er im
mittleren Teil bis auf 0% zurückgeht. Auffallend ist auch, daß die
Proben des unteren Teiles mehr Chloritoid und Epidot enthalten als die des
oberen Teiles, wo der Chloritoid-und Epidot-Gehalt bis auf 0 % abnimmt.
Zirkon wurde nur in den Schiefer-Proben 4/7 und 4/11 gefunden (Tab. 2). Permoskyth
Den Abschluß der paläozoischen Schichtlfolge und
gleichzeitig die Basis der Dobratsch-Trias bilden rote Sandsteine und
Schiefer. Sie erreichen nach SCHRIEL 1951 eine Mächtigkeit bis 250 m,
nach ANDERLE 1951 bis 100-150 m, wobei SCHRIEL ihre Verknüpfung mit
Quarzporphyren erwähnt. Damit dürften sie den Zeitraum Grödener-Schichten
und Bellerophon-Schichten umfassen. Diese Gesteine finden sich sowohl im Bereich der Pölland-Gruppe
als auch der Erlachgraben bzw. der Nötschgraben-Gruppe. Südlich der Südrand-Störung des Karbon5 ( = Gailtalbruch
von SCHRIEL 1951) überlagern sie das Gailtal-Kristallin. Diese
verschiedene Unterlage bringt es mit sich, daß sie FELSER 1938 als
Transgressionsbildung über einen variszischen Unterbau ansah.
Andererseits zeigt das Eingreifen des Gailtalbruches in die DobratschTrias
das alpidische Alter dieser Störung an. Es heißt dies, daß wir es hier
mit einer alpidisch überarbeiteten variszischen Diskordanz zu tun haben.
Es scheint sicher ,daß das Gailtal-Kristallin und das Nötscher Karbon ab
dem höheren Perm eng miteinander verknüpft waren, da ,ab diesem
Zeitpunkt die Ablagerungen nördlich und südlich des Gailtlalbruches
ident sind. Das bedeutet jedoch, daß der Gailtalbrom in einer Funktion
als Trennungslinie zwischen Gailtal-Kristallin und Nötscher Karbon
variszisch angelegt worden sein muß. Damit ist keil1ie Aussage über
Natur und Größe dieser ersten Anlage gemacht. Alter
und Ablagerungsraum
Das Alter der karbonen Schicht-Gruppen kann nur für die Nötschgraben-Gruppe
mit Sicherheit, für die Erlachgraben-Gruppe mit einiger Sicherheit
angegeben werden. Erstere gehört nach den Fossilfunden in den Zeitraum
obere Pericyclusbis obere Goniatites Stufe. Auf Grund der Faunen und
Floren kann geschlossen werden, daß es sich um eine Flachwasserbildung
handelt, wobei sich der terrigene Einfluß in der Einschwemmung toniger Trübe
äußert, was zur Bildung pelitischer Sedimente führte. Dem gegenüber zeigen Erlachgraben und Pölland-Gruppe
zumindest zeitweilig eine deutliche Zunahme der Wasserenergie mit Bildung
grobklastischer Ablagerungen. Die Erlachgraben-Gruppe kann dabei auf Grund
der von PIA 1924 bestimmten Pflanzenreste mit großer Wahrscheinlichkeit
in das Namur gestellt werden, Spurenfossilien zeigen, daß auch sie als
Flamwasserbildung aufgefaßt werden muß, die jedoch zum Unterschied von
der älteren Nötschgraben Gruppe deutlich stärkeren Landeinfluß
erkennen läßt. Das Auftreten zum Teil grober Kristallingerölle ab der
Erlamgraben-Gruppe, zu der auch der südliche
Konglomerat-Sandsteinstreifen des Nötscher Karbons gerechnet wird, zeigt,
daß ab dem Namur kristalline Räume freilagen. Dies entspricht auch dem Auftreten derartiger Gerölle im
zeitgleichen Hochwipfel-Flysch der Karnischen Alpen bzw. in den
gleichalten Konglomeraten der Nördlichen Grauwackenzone. Im Gegensatz zu den genannten Gruppen handelt es sich nach
der Imnofazies bei der Pölland-Gruppe um einen tieferen Ablagerungsraum.
Dafür spricht auch das Auftreten gradierter Sandsteine, die einen Hinweis
auf Turbidite liefern. Die auch in dieser Gruppe auftretenden
Konglomeraten mit Geröllgrößen bis zu 20 cm könnte als
Proximalturbidite gedeutet werden. Das Fehlen von stratigraphisch
verwertbaren Fossilen erschwert eine zeitliche Zuordnung. Einen Hinweis
finden wir durch den Vergleich mit den Karnischen Alpen, wo zwiscl1en
Namur und Westfal C der Hochwipfel-Flysch mit seinen Turbiditen zur
Ausbildung kommt. Der Gedankengang, daß die Pölland-Gruppe als eine
randnähere Entwicklung dieses Flyschtroges gedeutet werden kann, liegt
auf der Hand, wenn auch ein sicherer Beweis bisher hierfür fehlt. Literatur:
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