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1439) Jamesonit vom
Wollanig bei Villach, Kärnten
Beim Bau des Oswaldiberg-Autobahntunnels (1985 1987), der im Nordwesten
von Villach den Oswaldiberg und den Wollanig durchquert, wurde eine Reihe
von interessanten Erzmineralien (Antimonit, Arsenopyrit, Chalkopyrit,
Galenit, Pyrit, Pyrrhotin, Sphalerit) angetroffen. Die Erzparagenesen sind
an Gänge mit karbonatischer Gangart gebunden, die überwiegend diskordant
in den Nebengesteinen (Schiefergneise teilweise quarzitisch, Amphibolite,
Marmore und Pegmatite) eingelagert sind. Besonders auffallend waren
nadelige, filzige Aggregate von Jamesonit, der stets in Calcit
eingewachsen auftritt und erst durch Herausätzen aus diesem attraktive
Mineralstufen ergab. Eine Zusammenfassung der beim Tunnelbau aufgefundenen
Mineralarten gibt PRASNIK (1987).
Durch die systematische Suche nach interessanten Mineralparagenesen
glückte Herrn Pater Alexander Puchberger, Villach, in einem nicht ständig
wasserführenden Graben am Wollanig NW von Villach der Fund von
Geröllstücken mit einem in Calcit feinfilzig eingewachsenen Erzmineral.
Nach intensiver Suche gelang es ihm auch, deren Herkunft, ein kleiner
Erzgang im Anstehenden, zu finden. Nach seiner Beschreibung treten im
Fundbereich Glimmerschiefer, Marmor und Pegmatit im engen Kontakt
zueinander und tektonisch stark beansprucht auf. Schmale Gänge mit
karbonatischer Gangart durchschlagen diskordant alle drei Gesteinstypen
und zeigen durchwegs fortschreitende limonitische Verwitterung. Besonders
beim Pegmatit als Nebengestein der Vererzung ragen zahlreiche, einige
Millimeter lange Nadelquarze in den Erzgang hinein, die von grobspätigem
Calcit und feinkörnigem Ankerit überwachsen wurden. Als Erzminerale treten
vereinzelt dunkelrotbrauner Sphalerit und massenhaft Jamesonit auf, der
einerseits in unter 1 mm großen Erzbutzen im gelbbraunen Ankerit
eingeschlossen zu beobachten ist und dem frischen Erzgang daher eine
dunkelgraue Farbe verleiht. Andererseits steckt Jamesonit in Form
wirrstrahlig filziger Aggregate im Calcit, die durch Herausätzen erst
deutlich sichtbar werden (Abb. 7). Der Jamesonit, Pb4Sb6S14,
vom Wollanig wurde sowohl röntgenographisch als auch mit
energiedispersiver Analyse am Rasterelektronenmikroskop bestimmt. Die bei
NIEDERMAYR & PRAETZEL ( 1995) geäußerte Vermutung, dass der bei PRASNIK
(1987) erwähnte Jamesonit vom Oswaldiberg-Autobahntunnel eher zu
Boulangerit zu stellen wäre, da ein analoges Vorkommen von Umberg bei
Wernberg existiert, trifft nicht zu, da auch das Vorkommen von Jamesonit
aus dem Autobahntunnel durch die Chemie und Röntgendaten gesichert
nachgewiesen wurde.
(Walter)
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