Walter F. / 2006

 

1439) Jamesonit vom Wollanig bei Villach, Kärnten

Beim Bau des Oswaldiberg-Autobahntunnels (1985 1987), der im Nordwesten von Villach den Oswaldiberg und den Wollanig durchquert, wurde eine Reihe von interessanten Erzmineralien (Antimonit, Arsenopyrit, Chalkopyrit, Galenit, Pyrit, Pyrrhotin, Sphalerit) angetroffen. Die Erzparagenesen sind an Gänge mit karbonatischer Gangart gebunden, die überwiegend diskordant in den Nebengesteinen (Schiefergneise teilweise quarzitisch, Amphibolite, Marmore und Pegmatite) eingelagert sind. Besonders auffallend waren nadelige, filzige Aggregate von Jamesonit, der stets in Calcit eingewachsen auftritt und erst durch Herausätzen aus diesem attraktive Mineralstufen ergab. Eine Zusammenfassung der beim Tunnelbau aufgefundenen Mineralarten gibt PRASNIK (1987).
Durch die systematische Suche nach interessanten Mineralparagenesen glückte Herrn Pater Alexander Puchberger, Villach, in einem nicht ständig wasserführenden Graben am Wollanig NW von Villach der Fund von Geröllstücken mit einem in Calcit feinfilzig eingewachsenen Erzmineral. Nach intensiver Suche gelang es ihm auch, deren Herkunft, ein kleiner Erzgang im Anstehenden, zu finden. Nach seiner Beschreibung treten im Fundbereich Glimmerschiefer, Marmor und Pegmatit im engen Kontakt zueinander und tektonisch stark beansprucht auf. Schmale Gänge mit karbonatischer Gangart durchschlagen diskordant alle drei Gesteinstypen und zeigen durchwegs fortschreitende limonitische Verwitterung. Besonders beim Pegmatit als Nebengestein der Vererzung ragen zahlreiche, einige Millimeter lange Nadelquarze in den Erzgang hinein, die von grobspätigem Calcit und feinkörnigem Ankerit überwachsen wurden. Als Erzminerale treten vereinzelt dunkelrotbrauner Sphalerit und massenhaft Jamesonit auf, der einerseits in unter 1 mm großen Erzbutzen im gelbbraunen Ankerit eingeschlossen zu beobachten ist und dem frischen Erzgang daher eine dunkelgraue Farbe verleiht. Andererseits steckt Jamesonit in Form wirrstrahlig filziger Aggregate im Calcit, die durch Herausätzen erst deutlich sichtbar werden (Abb. 7). Der Jamesonit, Pb4Sb6S14, vom Wollanig wurde sowohl röntgenographisch als auch mit energiedispersiver Analyse am Rasterelektronenmikroskop bestimmt. Die bei NIEDERMAYR & PRAETZEL ( 1995) geäußerte Vermutung, dass der bei PRASNIK (1987) erwähnte Jamesonit vom Oswaldiberg-Autobahntunnel eher zu Boulangerit zu stellen wäre, da ein analoges Vorkommen von Umberg bei Wernberg existiert, trifft nicht zu, da auch das Vorkommen von Jamesonit aus dem Autobahntunnel durch die Chemie und Röntgendaten gesichert nachgewiesen wurde.
(Walter)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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