Kleinschmidt G. & M. Seeger / 1975 Textauszug |
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Nachweis
der Diskordanzfläche Jungpaläozoikum / leicht-metamorphes Altpaläozoikum
am Griffener Berg (Ostkärnten). Von Georg KLEINSCHMIDT, Darmstadt, und Martin SEEGER,
Hamburg Aufschlüsse der Diskordanzfläche Oberkarbon bis
Permoskyth über Altpaläozoikum bis Kristallin sind in Kärnten nördlich
der alpin-dinarischen Naht eine große Seltenheit (FRITSCH 1961). Bisher
sind bekannt geworden: Das Gebiet von Nötsch 1. FELSER 1936 und HERITSCH 1943;
2. ANDERLE 1973 und I. SCHÖNLAUB 1973); II. Die Latschurgruppe (FRITSCH 1961, 1 Aufschluß) ; III. Das Bergland vom Magdalensberg (RIEHL-HERWIRSCH
1965:233, 236 und RIEHL-HERWIRSCH & WASCHER 1972: 129, 132, 133,
insgesamt 3 Aufschlüsse). Indirekte Beweise der Transgressionsnatur des
Jungpaläozoikums
liegen vom Westrand der Saualpe (STREHL 1962) und aus den Gailtaler Alpen
vor (PAULITSCH 1960; ANGER 1965; MOSTLER 1972; KURAT et al. 1975 ).
Situationen am Christophberg (RIEHL-HERWIRSCH & WASCHER 1972:130) und
in den St. Pauler Bergen (THIEDIG & KLUSSMANN 1974 :81) belegen
ebenfalls das diskordante übergreifen von jungpaläozoischen nicht
metamorphen Gesteinen. Im Jahre 1974 entstanden bei umfangreichen
Verbreiterungsarbeiten an der Packer Bundesstraße (B 70) zwischen Griffen
und dem Griffener Berg kurzzeitig zahlreiche Aufschlüsse. Ihre Aufnahme
durch die Verfasser ergänzt die vorliegenden Kartierungen der Gebiete nördlich
und südlich der Bundesstraße (KLEINSCHMIDT & WURM 1966 bzw. SEEGER
1974). Dabei konnte unmittelbar am Griffener Berg (beim Gehöft BIERBAUMER)
ein neues Vorkommen von Permoskythsandstein und vor allem erstmals im
unmittelbaren Saualpenrahmen dessen diskordantes Auflager auf
Metamorphikum direkt nachgewiesen werden (Lageskizze Abb. 1). Die Diskordanzfläche weist eine Lage von etwa 70/25 NW auf
(Abb. 2). Das Hangende bildet Permoskythsandstein (im
lithostratigraphischen Sinne RIEHL-HERWIRSCHS 1965). Nur wenige Kilometer
östlich und südwestlich vorhandene Pelite und Vulkanite des Rotliegenden
fehlen hier, was auf ein bewegtes Relief zur Sedimentationszeit von
Rotliegend und Permoskyth schließen läßt. Das Gestein ist ein mittel- bis grobkörniger
Quarzsandstein, der bis zu 90 Prozent aus Quarz besteht. Das Bindemittel
ist ein Quarz-Feldspat-Zement und zum Teil eine Tonmatrix. Das Gestein ist
durch Hämatit rot gefärbt. Aus Korngröße, Zusammensetzung und der
Transgressionsnatur ist auf eine stratigraphische Position in den unteren
30 bis 40 Meter der im Griffener Raum um 150 Meter mächtigen
Sandsteinfolge zu schließen. Genauere Beschreibungen des Gesteins geben
SEEGER (1974) und THIEDIG et al. (1975). Das Liegende besteht aus grünlichen phyllitischen
Tonschiefern der "Magdalensbergserie" (KAHLER 1953). Diese
Tonschiefer bestehen überwiegend aus Serizit mit etwas Quarz.
Eingeschaltet sind mm-starke Quarzit-Partien (Edukt: Silt-bis
Feinsandlagen). Die Quarzit-Partien weisen eine schlecht erkennbare
Schieferung auf (sV. In den Blattsilikat-reichen Anteilen ist das Sl
sehr scharf und für das Gesteinsbild prägend ausgebildet. Dieses Si ist
oft von einer zweiten Schieferung durchsetzt, die im Schliff noch die
syn-und antithetische Schieferungsschar erkennen läßt (s2a, s2a;
siehe Abb. 3). Diese zweite Schieferung verursacht auf den s1-Flächen
eine runzelartige Lineation (85/20 W). Die Magdalensbergserie ist in der Umgebung des Griffener
Berges sehr heterogen zusammengesetzt: neben phyllitischen Tonschiefern grüne
und violette Tuffe und Tuffite, Diabase, Kalklinsen, die von KLEINSCHMIDT
& WURM (1966) und SEEGER (1974) näher beschrieben worden sind. Ein
Kalkvorkommen lieferte eine obersilurische Conodontenfauna (KLEINSCHMIDT
& WURM 1966 ). Dieser Lithologie und Altersstellung entspricht die
obere "Magdalensbergfolge" sensu RIEHL-HERWIRSCH (1970). Bis etwa einen Meter unter die Diskordanzfläche weisen
Schieferungs-und Kluftflächen rote Eisenoxidverfärbungen auf. Die Basis
des Permoskyths ist dagegen hell gefärbt: Die rötlichen psammitischen
und psephitischen Anteil des Permoskythsandsteins sind von einer weißlichen
kaolinitischen Matrix (hervorgegangen aus Feldspat) umgeben. In den untersten ein bis zwei Meter der Transgressionsfolge
sind als wichtiger Beweis für das sedimentäre übergreifen zahlreiche
schlecht gerundete Tonschiefergerölle aus dem unmittelbaren Liegenden
enthalten. Dieselben Verhältnisse -rote Häute in den Tonschiefern
der Magdalensbergserie und eine stark zersetzte helle Basis des
Permoskyths -herrschen auch schlecht aufgeschlossen auf dem Acker und bei
der Feldweggabel unmittelbar östlich der Bundesstraße (vgl. Abb. 1:
"N"). Das Gesamtbild der Diskordanz am Griffener Berg ähnelt
somit sehr dem von FRITSCH (1961) aus der Latschurgruppe beschriebenen
Fall. Am Griffener Berg läßt sich allerdings nicht ausschließen, daß
die Zersetzung im Deck-wie im Grundgebirge zusätzlich im Tertiär verstärkt
wurde, treten doch wenige Meter nördlich und östlich bereits die miozänen
Granitztalschotter auf (siehe Abb. 1; vgl. BECK-MANNAGETTA 1953 b und
KLEINSCHMDT & WURM 1966). Außer einem weiteren Beweis für die Wirksamkeit der
variskischen Tektonik im Bereich der Saualpe liefert die Diskordanzfläche
am Griffener Berg auch einen Hinweis auf starke post-permoskythische
Bewegungen. Wenn auch die Transgressionsfolge ein kräftiges
morphologisches Relief vorgefunden hat (siehe oben; THIEDIG & CHAIR
1975; THIEDIG et al. 1975), so muß doch die starke Nordneigung von 25°
auf eine nachträgliche Verstellung zurückgeführt werden. Für eine
alpidische Einengung mit Schuppung, wie BECK-MANNAGETTA (1953 a, Abb. 2)
gerade für den Bereich des Griffener Berges angibt, lieferten die neuen
Aufschlüsse keinerlei Hinweise. Vielmehr dürfte eine einfache
Schollenkippung im Zusammenhang mit der lebhaften jungen Brummtektonik
vorliegen. LITERATUR: ANDERLE, N. (1973): Haltepunkt 40: Nötschbach, Aufschluß nördlich
E-Werk. - Arbeitstagung österr. Geol. 1973 Völkermarkt/Kärnten, 34-36. ANGER, H., m. Beitr. v. W. KLAUS (1965): Zur Geologie der
Gailtaler Alpen .zwischen Gailbergsattel und Jauken (Kärnten). -
Sitz.-Ber.
österr. Akad. Wiss., math.-nat. Kl., Abt.
I, 174:79-84. BECK-MANNAGETTA, P., m. Beitr. v. H. ZAPFE (1953 a): Zur
Kenntnis der Trias der Griffener Berge. - (In:) Skizzen zum Antlitz der
Erde (Herausgeber H. KÜPPER, C. EXNER & H. GRUBINGER;
Kober-Festschrift), 131-147, Wien. -(1953 b): Ein tertiärer Wildbach im Granitztal (Ostkärnten)
und die Geschichte seiner Landschaft. - Geol. Bauwes., 20:139-144. FELSER, O. (1936): Der Granit von Nötsch. - Verh. Geol. B.
A. Wien, 1936: 182-187. FRITSCH, W. (1961): Eine Transgression von Grödener
Schichten in der Latschurgruppe Kärntens. - Carinthia II, 71/151: 52-57. HERITSCH, F. (1943): Die Südalpen. - (In:) F. X. SCHAFFER:
Geologie der Ostmark, 136-201, Wien. KAHLER, F. (1953): Der Bau der Karawanken und des
Klagenfurter Beckens. - Carinthia II, Sonderheft 16: 78 S. Klagenfurt. KLEINSCHMIDT, G. & WURM, F. (1966): Die geologische Neuaufnahme des saualpenkristallins (Kärnten), X. Paläozoikum und epizonale Serien zwischen St. Andrä im Lavanttal und Griffen. - Carinthia II, 76/156:108-140, Klagenfurt. KURAT, G., NIEDERMAYR, G., KORXISCH, J. & SEEMANN, R.
(1975): Zur Geochemie der postvariszischen Basis-Serien im westlichen
Drauzug, Kärnten-Osttirol. - Carinthia II, 84/164:87-98. MOSTLER, H. (1972): Die permoskythische
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Wien, 20:143-149. PAULITSCH, P. (1960): Das Kristallin zwischen Tassenbach
und Obertilliach, Osttirol, und seine Metamorphose. - Verh. Geol. B. A., 1960:103-119. RIEHL-HERWIRSCH, G. (1965): Die postvariscische
Transgressionsserie im Bergland östlich vom Magdalensberg (Umgebung des
Christophberges). Kärnten Österreich. - Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud.
Wien, 14/15:229-266. -(1970): Zur Altersstellung der Magdalensbergserie, Mittelkärnten,
Osterreich. - Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. Wien, 19:195-214. -& WASCHER, W. (1972) : Die postvariscische
Transgressionsserie im Bergland vom Magdalensberg (Basis der
Krappfeldtrias, Kärnten). - Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. Wien,
20:127-138. SCHÖNLAUB, H. P. (1973): Zur Kenntnis des Nord-Süd-Profils
im Nötschgraben westlich Villach. -(In:) C. EXNER & H. P. SCHÖNLAUB:
Neue Beobachtungen an der periadriatischen Narbe im Gailtal und im Karbon
von Nötsch. - Verh. Geol. B. A. Wien, 173:35,!-365. SEEGER, M. (1974): Geologische Neukartierung des Berglandes
östlich Griffen (Kärnten/Osterreim). - Unveröff. Dipl.-Arb. Univ.
Hamburg, 75 Seiten, 50 Abb., 1 Tab., 8 Anl. STREHL, E. (1962): IV. Das Paläozoikum und sein
Deckgebirge zwischen Klein St. Paul und Brückl. - Carinthia II,
72/152:46-74. THIEDIG, F., & CHAIR, M. (1975): Ausbildung und
Verbreitung des Perms in den St. Pauler und Griffener Bergen Ostkärntens
(Osterreich). - Carinthia II, 84/164:105-113. -CHAIR, M., DENSCH, P., KLUSSMANN, D., & SEEGER, M.
(1975) : Jungpaläozoikum und Trias in den St. Pauler und Griffener Bergen
Ostkärntens, Osterreich. - Verh. Geol. B. A. Wien, 1974:269-279.
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