Blass G. & H.W. Graf / 2001

 

1247. Mitteilung über die Mineralparagenese des Bergbaus Grassendorf (Eisenerz?) in der Gemeinde Liebenfels und insbesondere über den Erstfund von Vauquelinit in Kärnten.

Der Bergbau bei Grassendorf scheint relativ unbekannt zu sein. Mineralogisch wurde er unseres Wissens nach nie bearbeitet. Das Bergbaugebiet liegt geologisch im Granatglimmerschiefer mit Linsen von Amphibolit-Garbenschiefem und Bänderquarziten in den südlichen Gurktaler Alpen. Nach dem Haldenmaterial zu schließen, welches überwiegend Sideriterz enthält, dürfte hier nach Eisenerz geschürft worden sein, jedoch ist man wahrscheinlich nie über eine Prospektierung hinausgegangen. Aufgrund der Feldbeobachtung lässt sich eine Mächtigkeit der verfolgten Erzgänge von maximal 20 cm schließen. Die nachstehend beschriebenen Mineralien fanden sich in Erzbrocken, welche sporadisch in bestimmten Lagen der ansonsten tauben und stark bewachsenen Halden vorkommen. Folgende Mineralien wurden von uns festgestellt: Almandin und Rutil aus dem Nebengestein sowie Siderit, Quarz, Baryt und Calcit als Gangmaterialien, Arsenopyrit, Bournonit, Chalkopyrit, Pyrit, Galenit, Sphalerit und Tetraedrit als Primärerze und als sekundäre Bildungen Malachit in kugeligen Aggregaten, Goethit als Glaskopf und in limonitischen Massen, Rasen feinster Aragonitnadeln, Erythrin in nierigen Krusten, Partzit? als grüngelbe Krusten, Rancieit in blättrigen, stanniolartigen Aggregaten, graue Massen aus amorphem Manganomelan mit Anteilen von Todorokit/Birnessit, Bindheimit in gelblichen Massen und der unten näher beschriebene Vauquelinit. Die seltenen Primärerze sind fast ausschließlich derb in der Gangart eingesprengt. Arsenopyrit hat idiomorphe Kristalle ausgebildet, diese sind aber immer komplett eingewachsen. Pyrit bildet in kleinen Drusen freigewachsene, würflige Kristalle oder Aggregate zusammen mit Calcit Kristallen. Daneben sind nur noch Aragonit, Quarz und Siderit in idiomorpher Ausbildung zu finden. Bis auf Galenit wurden die Erze mittels Pulverdiffraktometrie untersucht und bestätigt. Bei den sekundären Bildungen sind Rancieit und Todorokit ebenfalls nach dieser Methode bestimmt worden. Die restlichen Spezies sind durch Augenschein zuverlässig erkannt worden. Besonders herauszuheben ist der Nachweis von Vauquelinit. Dieses chromhaltige Mineral ist nach unseren Informationen ein Neufund für Kärnten und für Österreich. Es handelt sich um recht unscheinbare, gelbgrüne Krusten in einer zellig-porösen Matrix aus Limonit und Goethit. Auch bei hoher Vergrößerung sind keine Kristallformen erkennbar. In Paragenese konnten gelbe, erdige Massen als Bindheimit bestimmt werden. Teilweise sitzen die Vauquelinit-Krusten im oder auf dem Bindheimit. Die Peaks des Pulverdiagramms sind gegenüber denen des JCPDS-Files 13-302 für Vauquelinit leicht verschoben. Solche geringen Verschiebungen können ihre Ursache in einer leicht differierenden Zusammensetzung haben. Für das Mineral von Grassendorf wurde mit EDX-Elementanalyse neben den zu erwartenden Anteilen Blei, Phosphor, Chrom und Kupfer ein messbarer Eisenanteil gefunden. Der Bergbau Grassendorf wurde nach intensiven Recherchen und Erkundungen von A. Pichler, Klagenfurt, lokalisiert. Die untersuchten Stücke wurden von ihm bei mehreren Begehungen der Fundstelle gesammelt und zur analytischen Begutachtung bereitgestellt. Seine Erkenntnisse über den Bergbau und die Mineralien sind in diese Notiz mit eingearbeitet. (Blass / Graf)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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