Prasnik H., G. Niedermayr, M.F. Hammer. & F. Walter/2010                       Textauszug

 

1 6 2 4 ) C a l c i t , D o l o m i t , F l u o r i t , J a r o s i t  u n d  V i v i a n i t  s o w i e  A s p h a l t ( ? ) v o n  d e r  L a k a , G a i l t a l e r A l p e n , K ä r n t e n.

Fluorit ist in den kalkalpinen Gesteinen des Drauzuges nicht allzu selten. So nennt MEIXNER (1957) schon zahlreiche Fundstellen für dieses Mineral in Kärnten, insbesondere aber aus dem Pb-Zn-Vorkommen des Drauzuges. Ähnliches gilt auch für die Nördlichen Kalkalpen. Fluorit ist hier aber nicht nur an die Serien der Mitteltrias gebunden. So wird das Vorkommen von Fluorit im leicht bituminösen Hauptdolomit des Kalvarienberges bei Perchtoldsdorf/ Niederösterreich ähnlich jenem im Steinbruch bei Ludesch in Vorarlberg der Obertrias zugerechnet. Über Fluorit in Klüften eines norisch-rhätischen Hornstein- Plattenkalkes im Gipfelbereich des Lumkofels in den Lienzer Dolomiten berichtete schon MEIXNER (1974). Der Fluorit tritt hier in teils lila gefärbten, feinkristallinen Belägen und violetten, würfeligen Kristallen und Kristallaggregaten auf. Begleiter ist oft doppelendig ausgebildeter Quarz. Daneben sind aber auch Calcit, Dolomit und eine asphaltähnliche, bituminöse Substanz zu beobachten (vgl. NIEDERMAYR 1990). Über einen weiteren Fund von Fluorit, neben Baryt, Calcit, Dolomit und Bitumen, in den Lienzer Dolomiten berichteten NIEDERMAYR et al. (1991) von einem Forstweg, der von Tscheltsch zum Millnazen-Sattel führt. Auch an dieser Lokalität („Im Bruch“) ist die Fluorit-Mineralisation nach VAN BEMMELEN & MEULENKAMP (1965) an mehr oder weniger bituminöse Dolomite der norisch-rhätischen Plattenkalkfolge gebunden.
Proben mit versteinerten Fischen mit der Fundortbezeichnung „Laka, Gailtaler Alpen“ – einem steilen Bergrücken südlich Gasthof „Dolomitenblick“ am Weißensee – im Museum der Stadt Villach waren Anlass für Dr. Georg Kandutsch, Arriach, und einem der Autoren (H. P.), diesen Fundbereich genauer zu erkunden. Neben einigen versteinerten Fischen wurden dabei in „kalkigen“ Gesteinen auch Klüfte entdeckt, die reichlichst mit relativ großen, allerdings leider schon sehr angewitterten Fluoriten ausgekleidet waren. Die würfeligen Fluoritkristalle, die trübweiße bis bräunliche Farbe aufwiesen, erreichten oft eine Größe bis zu 2 cm und waren teilweise von Calcit- und Dolomitkristallen überwachsen. Sie zeigten somit große Ähnlichkeit zu Fluoriten vom Bleibergbau „Burg“ bei Rubland, die in NIEDERMAYR et al. (1991) näher beschrieben worden sind.
Bei weiterer Nachsuche konnten darüber hinaus zusätzliche, neue und für den Drauzug wohl spektakuläre Vorkommen von Fluorit in der dem Rhät zugerechneten Kössen-Formation der östlichen Gailtaler Alpen (siehe weiter unten, aber auch die Beiträge Nr. 1571 und 1572 in NIEDERMAYR et al. 2009) ausfindig gemacht werden, über die in der Folge hier berichtet werden soll. So konnten in hellen zuckerkörnigen, stark bituminösen Dolomiten an verschiedenen Stellen im Bereich der „Laka“ Hohlräume und Klüfte, die mit dichten Rasen von farblosen bis schön violett gefärbten, würfeligen Fluoriten ausgekleidet sind, lokalisiert werden. Die Kristalle erreichen zwar üblicherweise nur bis etwa 5 mm Größe, sind aber überwiegend gut transparent, mit von Vorkommen zu Vorkommen wechselndem, oftmals aber sehr deutlichem Zonarbau von farblosen und mehr oder weniger intensiv violett gefärbten Wachstumszonen. Die Fluorite bilden dichte Rasen auf der dolomitischen Matrix und werden häufig von typisch sattelförmig gekrümmten Dolomitkristallen überwachsen; diese sind aber in den äußeren Partien der Fluorite nicht allzu selten auch eingewachsen und werden gelegentlich ihrerseits von einer jüngeren Fluorit-Generation gefolgt. Die Kristalle der ersten Fluorit-Generation sind bereichsweise von einer dünnen, asphaltartigen Kruste überzogen. Diese schwarzbraune Bitumen-Masse ist aber auch zonar in manchen Fluorit-Kristallen eingelagert und verdeutlicht dann die jüngere Wachstumsphase des Fluorits. In manchen Kavernen sind über Fluorit und Dolomit auch dickere asphaltartige (?) Füllungen ausgebildet. Dieses Material wird derzeit noch untersucht. Selten konnten über Fluorit und Dolomit noch bis 5 mm große, leicht gelbliche pseudokubische, ankorrodierte Calcit-Kristalle beobachtet werden. Die Fluorite zeigen dominierend das Hexaeder und sind üblicherweise glattflächig ausgebildet. Das Oktaeder ist nur selten zu beobachten. Dagegen weisen viele Kristalle neben dominierend {100} noch üblicherweise den nur sehr schmal entwickelten Rhombendodekaeder {110}, meist in Kombination mit dem Hexakisoktaeder {hkl} an den Würfelecken, auf. Aus einem, von einem der Autoren (H. P.) erst im vergangenen Jahr entdeckten neuen Vorkommen, sind Fluorite nun bekannt geworden, die über mehr oder weniger deutlich zonar gebauten Fluorit-Würfeln der 1. Generation noch unregelmäßig aufsitzend eine zweite Fluorit-Generation zeigen, die diesen Kristallen einen besonderen optischen Reiz, ähnlich moderner Architektur, verleiht. Der Fluorit ist auf bis 1,5 cm großen, typisch sattelförmig gekrümmten Dolomit-Kristallen zur Ausbildung gekommen (Abb. 10). Die Mineralabfolge kann in diesem Fall somit mit Dolomit
Fluorit erste Generation Fluorit zweite Generation angegeben werden.
Ein weiteres, davon nicht weit entferntes Vorkommen zeigt über einem Rasen teils deutlich zonar gebauter und nicht selten mit Einschlüssen von Bitumen-Substanz ausgestatteter, deutlich rötlichviolett gefärbter, bis 5 mm großer Kristalle eine jüngere, farblose Fluorit-Generation. Diese deutlich kleineren Fluorite weisen eine Kombination aus Hexaeder und sehr flachen Pyramidenwürfeln (Tetrakishexaeder) auf; alle Flächen sind matt und wirken leicht ankorrodiert. Auch hier ist Dolomit die älteste Bildung in den einen sandig abreibenden Dolomit auskleidenden Klüften.
Bis ca. 3 cm große, üblicherweise nur wenige Millimeter dicke, stark brüchige blauschwarze, teils charakteristisch hellblau anlaufende Putzen in feinkristallinem, hellbraunem Dolomit erwiesen sich mittels XRD als Vivianit. Vivianit scheint hier eher ein Umwandlungsprodukt von Knochenresten als eine frühdiagenetische Neubildung im Sediment zu sein, doch konnte das Material bisher keinen bestimmten tierischen Resten zugeordnet werden.
Aus den den hellen Dolomit in einem der hier beschriebenen Fluorit-Vorkommen unterlagernden, teils typisch feingriffelig zerfallenden Schiefern wittern ziemlich reichlich bis etwa 5 cm große, stängelige bis plattige und auffallend ockergelb gefärbte, feinkristalline Massen aus, die sich mittels XRD als Jarosit herausstellten. Art und Weise des Auftretens dieser Jarosit-Massen bzw. deren Herkunft konnten trotz Nachgrabung in diesem Schiefer-Aufschluss bisher nicht geklärt werden.
Nach der Geologischen Karte der Republik Österreich 1:50.000, Blatt 199, Hermagor, liegen alle diese neu entdeckten Fluorit-Vorkommen in Kalken der Kössen-Formation (Rhät) und weisen damit stratigraphische Gemeinsamkeiten zu den aus dem Bereich des Lumkofels in den Lienzer Dolomiten schon lange bekannten Fundstellen auf. Nach KÖHLER (1973) sind die „Kössener Schichten“ der mittleren Gailtaler Alpen allerdings ins Mittel-Obernor zu stellen (siehe dazu Diskussion beim Beitrag Nr. 1571 in NIEDERMAYR et al. 2009). Wie auch immer, bei den zum Teil hochglänzenden Fluoriten dieser Neufunde handelt es sich jedenfalls um die besten Vorkommen dieser Mineralart im gesamten Drauzug. Gleichzeitig sind diese Funde, wie auch die von NIEDERMAYR et al. (2009) mitgeteilten Nachweise von Strontianit und Coelestin, ein schönes Indiz dafür, dass auch in den kalkalpinen Gesteinsserien des Drauzuges noch so manche mineralogischen Überraschungen erwartet werden können (siehe dazu auch Beiträge Nr. 1623 und 1625 in dieser Folge der „Neuen Mineralfunde aus Österreich“).

(Prasnik/Niedermayr/Hammer/Walter)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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