Strehl E. / 1960 Textauszug |
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Neue Funde mitteltriadischer Tuffe in den Gailtaler Alpen (Kärnten). Von Eberhard Strehl, Clausthal I. Im Sommer 1957 wurde der erste Fund mitteltriadischer
Tuffe in den Gailtaler Alpen gemacht!. Diese Vorkommen ließen sich mit
dem aus den Südalpen bekannten mitteltriadischen Vulkanismus sowohl
zeitlich wie .auch petrographisch parallelisieren. "Hieraus ergibt
sich die sehr wichtige Tatsache, daß die vulkanische ,Ausbildung der südalpinen
Trias in großer Mächtigkeit auf die zentralalpine Trias übergreift und
damit auch die Verbindung zu den mitteltriadischen Vulkaniten der
Nordtiroler Kalkalpen hergestellt wird" (A. PILGER & R. SCHÖNENBERG,
1958). II. Bei weiteren Untersuchungen am S-Hang des Dobratsch im
Herbst 1958 und Sommer 1959, die von den Herren Professor Dr. KAHLER
(Klagenfurt) und Professor Dr. PILGER (Clausthal) angeregt wurden, konnte
der Verfasser neue Tuffvorkommen auffinden ( vgl. Abb. 1 ). Dabei zeigte
sich, daß die Tuffe nicht nur auf den schmalen Graben, die sogenannte
Rupa, beschränkt bleiben. Vielmehr konnten sowohl im Wals auch im E der
Rinne neue, z. T. mächtige Tuffvorkommen aufgefunden werden. 1. Das Tuffvorkommen westlich der Rupa Nur etwa 50 .m westlich der Rupa, in der PILGER und SCHÖNENBERG
erstmalig Tuffe fanden, befindet sich zwischen den Isohypsen 1020 und 1060
m ein mächtiges Tuffvorkommen, dessen Hangendgrenze nicht aufgeschlossen
ist. Es ließ sich infolge mächtiger Schuttüberlagerung nur ca. 250 m in
der Streichrichtung nach W verfolgen. Die östliche Begrenzung dürfte
eine der zahlreichen NE-SW streichenden Querverwerfungen des
Dobratschmassivs sein. Die Aufnahmen ergaben folgendes Profil: Seehöhe 1060 m oberste Grenze der aufgeschlossenen
Tuffserie. 1 m: rostgelbe bis olivgrüne feine Tuffe mit einzelnen
braunen Bomben. 23 m: grober brauner und grüner Tuff. 0.40 m: dicht gepackter Bombentuff. 1.5 m: grober brauner und grünlicher Tuff. 2 m: sehr grober, gut geschichteter braunroter und grüner
Tuff mit zahlreichen bis 10 cm großen, weißen und roten Kalkbrocken
(70/30 SE). 4.5 m: grober braunroter und grüner Tuff mit vereinzelten
kleinen weißen Kalkbrocken bis 2 cm Größe. 0.80 m: schwärzlichgraues, bräunlich verwitterndes, sehr
feinkörniges Ergußgestein, das von unzähligen kleinen und kleinsten
kalziterführenden Poren durchsetzt ist (Porphyrit). 1 m: braunolivgrüne kalkige Tuffe. Seehöhe 1020 m:
Liegendgrenze des Tuffprofils. Das Liegende dieses Profils besteht aus folgenden
Schichten: 0.20 m: grauweiße Kalke mit grünen Tuffeinschlüssen. 0.05 m: graues toniges Zwischenmittel (tektonisch
zerriebenes Schmiermittel). 0.20 m: graue Dolomitbank. 0.06 m: grauer sandiger Ton. 0.30 m: graue Dolomitbank. Dieser Gesteinskomplex streicht
und fällt einheitlich 850/35° S,E. Darunter folgen 80-90 m Dolomite (Äquivalente
des Mendeldolomites?). Die Hangendgrenze der Tuffe mag etwa 20-25 m über der
derzeitigen oberen Aufschlußgrenze angesetzt werden, da erst in dieser
Entfernung die für den Wettersteinkalk des Ladin typischen Steilabstürze
des Schloßberges (1729 m) beginnen. 2. Das Tuffvorkommen östlich der Rupa Knapp 100 m östlich vom Tuffprofil der Rupa sind geringer
mächtige Tuffe gefunden worden. Sie konnten bis ungefähr 500 m in südlicher
Richtung bis fast zur Kanzel (1178 m) verfolgt werden. Sie befinden sich
dicht unterhalb der geröllbedeckten Ebenheit zwischen den Isohypsen 1170
und 1185 m. Wenige Zehner Meter westlich der Kanzel keilen die Tuffe aus. Die von, Fels- und Bergsturzmaterial bedeckte Ebenheit wird
demnach im westlichen Teil außer von den unterlagernden ( allerdings
fraglichen) Äquivalenten des Mendeldolomites auch von geringmächtigen
Tuffen, aufgebaut. In einer Rinne konnte folgendes Profil aufgenommen werden: Seehöhe 1185 m: oberste Grenze des aufgeschlossenen
Tuffvorkommens, etwa 15 m unterhalb der Verebnungsfläche. 0.20 m: feine dunkelbraune und grasgrüne Tuffe. 3 m: roter brektiöser Kalk. 9 m: feine grüne und etwas gröbere braunviolette Tuffe. 3 m: sehr feinkörniges Ergußgestein von stahlgrauer Farbe
mit einem Stich ins Bräunliche. Bis 2 cm große. ovale kalziterfüllte
Mandeln und kleinere rundliche Poren, die außer Kalzit auch
Faseraggregate von Chlorit enthalten, geben dem Gestein einen blasigen
Charakter (Porphyritrnandelstein). Seehöhe 1170 m: Liegendgrenze des
Tuffprofils. Die Basis wird aus folgenden Schichten gebildet: 2.5 m: Dolomite, stark gestört, rostbraune Färbung durch
Fe-haltige Wässer. 0.30 m: grauer Ton. 1 m: graue Kalkbank. 0.07 m: grauer Ton. Diese Schichtenfolge streicht N-S-und fällt mit 100 nach
E. Im Liegenden befinden sich etwa 80-,.90 m der fraglichen Äquivalente
des Mendeldolomites. 3. Das Tuffvorkommen südlich der "Bösen Gräben"
Es liegt etwa 2 km östlich der Rupa in einem steilen
Graben, dei von den sogenannten "Bösen Gräben" über die Höhenpunkte
1135 und 925 nach S zum Gailtal herabführt (vgl. Abb. 1) Der Aufschluß beginnt in 1120 m Höhe und endet in 1030 m
Höhe. Weder die eigentliche Hangend noch die Liegendgrenze sind
aufgeschlossen. Das Tuffvorkommen wird im W von einer großen, über viele
Zehner Meter verfolgbaren Verwerfung messerscharf abgeschnitten (vgl..
Abb. 2). Diese Verwerfung, die eine der großen Querstörungen des
Dobratschmassivs ist, und die auch die Entstehung der Rinne ermöglichte,
streicht hier, wo sie ,eindeutig Tuff gegen Kalk verwirft, 1300 und fällt
steil mit 60° nach SW. Hundert Meter tiefer biegt sie nach S um und
streicht dort etwa N-S. Eine 7-9 cm dicke braune Tonschicht, ein
tektonisch zerriebenes Schmiermittel, grenzt den Tuff gegen den
Wettersteinkalk ab. Die östliche Begrenzung des Profils könnte ebenfalls eine
Verwerfung sein. Sie ist wegen Schuttüberdeckung jedoch nicht zu
erkennen. Der Graben, in den die "Bösen Gräben" einmünden,
bietet folgendes Profil : Seehöhe 1120 m Hangendgrenze der aufgeschlossenen Tuffe. 20 m: grober braunroter und grüner Tuff mit wenig Bomben. 1,5 m: dicht gepackter Bombentuff. 1 m: grüner Tuff. 15 m: grober braunroter und grüner Tuff. 3 m: braunrote, geschichtete, z. T. knollig ausgebildete
Kalke, die fossilführend sind Ammioniten u. a. m). In den Kalken fanden
sich zwei dünne, leuchtend grüne, tonige Lagen von möglicherweise
"pietra verde". 1 m: Porphyrit(gang): Dunkelbraunrötliches bis grünlichbraunes
dichtes, blasiges Gestein mit zahlreichen kleinen weißen kalziterfüllten
und dunkelgrünen chloriterfüllten Mandeln. 1.7 m: helle Kalke mit leuchtend grünen, tonigen
Zwischenlagen von möglicherweise "pietra verde". 3-4 m: helle geschichtete Kalke (95/30 NE), im Hangenden
noch grüne und rötliche Einschaltungen:" 30 m: graue, z. T. geschichtete, kalkige Dolomite (Aquivalente
des Mendel" dolomites?). 20 m: feiner brauner und grüner Tuff, lagenweise auch
grober Tuff. Seehöhe 1030 m: Liegendgrenze des aufgeschlossenen
Tuffvorkommens. Der im Hangenden der Kalke und Dolomite auftretende, etwa 3
m mächtige Komplex roter knolliger Kalke hat Ammoniten geliefert, die
nicht näher bestimmbar sind. Immerhin ist es sehr wahrscheinlich, daß
die roten knolligen Kalke Äquivalente der ebenfalls Ammoniten führenden
roten Kalke im Rupa-Profil sind, die nach Conodonten in das obere Anis
eingestuft werden. Der unterhalb der roten Ceratitenkalke aufgeschlossene 1 m
breite Porphyritgang streicht N95 bis 100° W und steht etwa senkrecht;
Demnach, entspricht seine Streichrichtung etwa der des Porphyritganges,
der in den hangendsten Partien des Tuffprofils im Rupa-Graben
aufgeschlossen ist. Wie die mikroskopische Untersuchung zeigt, ergibt sich auch
petrographisch völlige Übereinstimmung: Kleine leisten bis stäbchenförmig
ausgebildete Individuen von Plagioklas mit idiomorphen Umrissen bilden
einen dichten Filz in der Grundmasse. Sie lassen durch ihre ungefähr
parallele Einregelung ein Fluidalgefüge erkennen. Seltener sind bis 2 mm
große Plagioklaseinsprenglinge, (vgl. Fig. 1). Diese sind zum größten
Teil dicht mit Serizit gefüllt. Lediglich die Randsäume sind nicht
serizitisiert. Die in den Kernbereichen noch erhaltenen Feldspatreste
lassen einen scharf absetzenden .Zonarbau erkennen. Außer zahlreichen
Magnetitkörnchen ist kein femisches Mineral vorhanden.. Die dunkelgraue
Grundmasse ist kryptokristallin bis glasig. Sie dürfte im wesentlichen
rieben Glas aus Chlorit, Biotit und xenomorphem Plagioklas bestehen. Neben
unregelmäßigen Porenräumen und Mandeln aus Kalzit treten auch häufig
solche auf, die mit radialstrahligem Chlorit erfüllt sind (vgl. Fig. 2)
Letzterer ist oft von einer limonitischen Kruste umgeben. Auch die Tuffe südlich der "Bösen Gräben"
entsprechen, wie übrigens, auch die Tuffe W und E der Rupa, im
mikroskopischen Bild völlig.denen der Rupa. Die Tuff-Fragmente bestehen
aus einem blasigen Porphyrit (vgl. Fig. 3).An Einsprenglingen treten
Plagioklasleisten, diopsidische Augite (vgl. Fig. 4) und karbonatische
Pseudomorphosen femischer Einsprenglinge auf. Die Tuffpartikel entstammen
einem intermediären bis basischen Magma. Der Anorthitgehalt einzelner Plagioklasindividuen in den
Porphyriten und den Tuff-Fragmenten streut U-Tischmessungen zufolge
zwischen 31 und 68%. (Andesin-Labrador). Der Anorthitgehalt einzelner
Zonen zonargebauter größerer Einsprenglinge konnte allerdings wegen der
starken Serizitfüllung nicht bestimmt werden. Der die Fragmente verkittende Zement ist grobkristalliner
Kalzit, der infolge Fe-Beimengungen oft bräunlich gefärbt ist. 4: Das Tuffvorkommen oberhalb Buchriegel Im Mai 1960 entdeckte ich östlich der bisher bekannten
Tuffvorkommen einen neuen Ausbiß. Dieser liegt etwa 3 km SE von den
Tuffen in der Rupa bzw. ca. 1 km SE des Vorkommens, das ich im letzten
Herbst unterhalb der "Bösen Gräben" gefunden habe. Die Tuffe
sind in einem engen Graben, der über den Höhepunkt 828 m vorbei an der
Jagdhütte in südlicher Richtung zum sogenannten Buchriegel herabführt,
in einer Höhe von 840 bis 850 m aufgeschlossen. Das Vorkommen wird durch eine rötliche brekziöse bis
graue Kalkbank in eine liegende und in eine hangende Tuffabfolge geteilt.
Ammoniten konnte ich nicht finden. Die liegenden Tuffe sind nur etwa 5m mächtig
und sehr gut geschichtet (60°/20°NW). Die über den Kalken befindliche Tuffabfolge ist t5 m mächtig
und besteht in der Hauptsache aus einer Wechsellagerung von sehr grobem
braunem, und grünem Tuff. mit vereinzelten porphyritischen Bomben mit
feineren bräunlichen Tuffen, porphyritischen Lagen und selteneren dünnen
Kalklagen. Den Abschluß des Vorkommens nach oben ,bilden , grüne gut
gebankte sandige Lagen mit reichlich Pyrit. Die Tuffe sind wegen der
Wechsellagerung ungewöhnlich gut geschichtet und streichen um 1100,
fallen aber entgegengesetzt dem sonst üblichen Einfallen am Dobratsch
nach NE in diesem Fall nach SW. Zusammenfassung
An der S-Flanke desDobratsch bei Nötsch ( Gailtal ) wurden
1958, 1959 und 1960 neue Vorkommen von porphyritischen Tuffen aufgefunden.
Die Untersuchungen zeigen, daß das 1957 von PILGER & SCHÖNENBERG
entdeckte Tuffvorkommen im Rupa-Graben Fortsetzungen nach W und E hat.
Nach W sind über eine 'Distanz von über 250 m etwa 40 m mächtige Tuffe
aufgeschlossen. Nach E sind es etwa 10 m mächtige Tuffe und
Porphyritmandelsteine, die nach ca. 500 m aufhören. Diese Vorkommen
entsprechen der hangenden Tuffabfolge in der Rupa und körnen demnach in
das obere Anis (bis Ladin?) gestellt werden. 2 und 3 km östlich der Rupa
treten erneut Tuffe auf, die ein ähnliches Profil wie dort zeigen. Eine
kalkig-dolomitische Einschaltung mit roten fossilführenden Kalken im
Hangenden unterteilt das Profil unterhalb der "Bösen Gräben"
in eine liegende anisische und eine hangende (ladinische?) Tuffserie.
Unterhalb der roten Kalkbank tritt ein ungefähr E-W streichender
Porphyritgang auf, der parallel zur Gailtal-Störung verläuft. Literaturverzeichnis:
ANDERLE, N.: Zur Schichtfolge und Tektonik des Dobratsch
und seine Beziehungen zur alpindinarischen Grenze. Jb. Geol. B.-A., 94, T.
I, Wien 1950. HEMMELEN, R. W. van: Beitrag zur Geologie der westlichen
Gailtaler Alpen (Kärnten, Osterreich), (I. Teil). - Jb. Geol. B.-A., 100,
H. 2, Wien 1957. HOLLER, H.: Ausbildung und Genese der Blei-Zink-Vererzung
in der ostalpinen Trias unter besonderer Berücksichtigung von Bleiberg. -
Erzmetall, 9, H. 6, Stuttgart 1956. KLEBELSBERG, R. v.: Geologie von Tirol. -Verlag Gebr.
Bornträger, Berlin 1935. . MAUCHER, A.: Primär-sedimentäre
Erzstrukturen in den alpinen Blei-Zink-Erzlagerstätten und ihre Bedeutung
für deren Genese. Erzmetall, 9, H. 6., Stuttgart 1956. PILGER, A. & R. SCHÖNENBERG: Der erste Fund
mitteltriadischer Tuffe in den Gailtaler Alpen (Kärnten). Z. deutsch.
geol. Ges., Band .110, I. Teil, Hannover 1958.
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