Warch A. / 1966 Textauszug |
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triassische Tuffe und Tuffite in den zentralen Gailtaler Alpen.
Von
Adolf Warch
Dieser Beitrag schließt in mehrfacher Hinsicht an meine
Mitteilungen in der Carinthia II 1964 und 1965 an und. stellt damit. eine
notwendige Fortsetzung dar. In der letzten Carinthia II konnte ich die ersten drei Tuffvorkommen für die zentralen Gailtaler Alpen beschreiben, wovon zwei sicher -wie dort dargelegt -im gleichen Horizont und zwar an der Grenze von Anis und Ladin liegen, wo man sie aus stratigraphischen Gründen wegen der seit 1961 bekannten Vorkommen am S-Hang der Villacher Alpe (Dobratsch) erwarten durfte. Für das dritte Vorkommen konnte aber das Alter nicht ebenso sicher ausgesprochen werden. Erst im vergangenen Jahr fand ich im Gebiet der zentralen
Gailtaler Alpen, begünstigt durch ausgebesserte und neu errichtete
Forstaufschließungswege, eine Reihe von Tuffen oder tuffverdächtigen
Stellen, deren Bedeutung vor allem darin liegt, daß sie nicht nur ah der
Grenze Anis-Ladin auftreten, sondern sich auch über die übrige
karbonatische Trias verteilen. Sie befinden sich also auch in
stratigraphischen Bereimen, für die in neueren Arbeiten über geologische
Besonderheiten im Bergbaugebiet Bleiberg-Kreuth, wie die schwarze Brekzie
im oberen Ladin (W. EPPENSTEINER 1965) und die sedimentäre Vererzung
innerhalb .des älteren Wettersteindolomits und der Carditaschichten (O.
SCHUTZ 1960), Vulkanismus vermutet wurde, ohne daß aber im selben Gebiet
zugleich ein Beweis dafür in Form von Tuffen oder Tuffiten erbracht
werden konnte. Vor näherer Behandlung der neuen Tuff- und Tuffitvorkommen
seien aber noch einige Ergänzungen zu den drei schon bekannten Tuffen der
zentralen Gailtaler Alpen eingeschoben, die mittlerweile möglich geworden
sind. Die Tuffe im Steinbruch vom Kellerberg im Drautal und im
Kofflergraben des Kreuzenbaches (Mögre) südlich von Feistritz/Drau
befinden sich an der Basis von Partnachschichten. Diese Feststellung mußte
sich zunächst allein auf lithologische Hinweise stützen, die ich durch
Vergleiche an Ort und Stelle mit den Partnachschichten auf der Mussen (in
den östlichen Lienzer Dolomiten) sammeln konnte, wo aber das ladinische
Alter der Partnach-Plattenkalke und der hangende Mergel durch Einschlüsse
von Posidonia cf. wengensis gesichert ist (W. SCHLAGER 1963). Dort sind
auch Vulkanite in den Partnachkalken eingelagert, die aber anders aussehen
als die meisten Tuffe oder Tuffite im Gebiet der zentralen Gailtaler
Alpen. Die frischen Stücke der Vulkanite auf der Mussen sind grau,
splittrig und schwer. Die feinkörnigen Stücke sind auch hornsteinartig
und hart. Die Tuffe der zentralen Gailtaler Alpen erscheinen aber überwiegend
hellbraun, im verwitterten Zustand weißlichgelb, selten bei etwas
verfestigten Lagen im Kern grünlich und so feinkörnig, daß mit freiem
Auge keine Komponenten zu erkennen sind. Die Festigkeit ist bei den dünnlagigen
Vorkommen sehr gering, so daß neben feinschieferigen Lagen der erdigmürbe
Anteil weitaus überwiegt. Seit einiger Zeit gibt es auch vom Steinbruch am
Kellerberg, also aus unmittelbarer Nähe eines in der letzten Carinthia II
behandelten Tuffs eine Zeitmarke in Form eines Sauriers von der Gattung
Pamypleurosaurus. Wenn auch mein Fund nicht vollständig ist, so gibt es
nach der Bestimmung von Herrn Univ.-Prof. Dr. H. ZAPFE über die Zugehörigkeit
zu der genannten Gattung keinen Zweifel mehr. Eine artliche Bestimmung ist
aber auch an den zahlreichen Pachypleurosauriern von Monte San Giorgia in
den Luganer Alpen derzeit nicht möglich, obgleich die Schweizer Forscher
zwei Arten vermuten. Nach den bisherigen Erfahrungen gehört
Pamypleurosaurus in das untere Ladin. Eine gründliche Bearbeitung mit
einer Abbildung dieses Fundes wird noch durch Herrn Univ.-Prof. Dr. H.
ZAPFE an anderer Stelle erfolgen. Für die bisherige Mühe danke im ihm
sehr. Somit ist die zeitliche Einstufung der Tuffe im Steinbruch
vom Kellerberg und im Kofflergraben (Mögre) auch fossil belegt, was aber
für das dritte Tuffvorkommen am Spitznock NE bei 1035 m mit einem ungewöhnlichen
Schwund der beiden Stufen Anis und Ladin noch immer nicht in derselben
Klarheit vorliegt. Aber die Gleichartigkeit des Vorkommens besonders beim
Vergleich mit dem Tuff im Kofflergraben, aber auch mit zwei weiteren neuen
Fundstellen an der Grenze von Anis und Ladin am N-Hang des Spitznocks, die
ich erst später genauer behandeln werde, ist ein überzeugender Hinweis für
dasselbe Alter. Alle genannten Vorkommen bestehen aus jeweils zwei
Zentimeterlagen, die durch geringmächtige Plattenkalke, getrennt sind. Außerdem
sind diese stratigraphisch tiefen Tuffe von dunkelbraunem, stark bituminösem,
gut geschichtetem und häufig etwas verkieseltem Dolomit begleitet, der
auch noch schwarze, stark kohlige und bituminöse Schieferlagen enthält.
Nur der Hornstein scheint am Spitznock, NE :1035 m nicht ausgebildet zu
sein, der aber bei den Tuffen an der Basis der Partnachschichten im
Kofflergraben und am N-Hang des Spitznocks innerhalb des auffällig
dunklen Horizontes liegt. Befindet sich nun der Tuff am Spitznock NE tatsächlich an
der Grenze von Anis und Ladin, so könnte er selbst wieder als wertvolle
Zeitmarke innerhalb des schon in der Carinthia II 1965 geschilderten,
stark geschwundenen stratigraphischen Bereiches von Anis. und Ladin
dienen, zumal hier auf Grund der örtlichen Verhältnisse und der
allgemein großen Fossilarmut in den zentralen Gailtaler Alpen Fossilfunde
(Makrofossilien) nicht zu erwarten sind. Der Tuff liegt etwas über dem
unteren Drittel der ziemlich gleichartig aussehenden Schichtfolge von
Plattenkalken und -dolomiten, die mit knapp :100 m Mächtigkeit die beiden
Stufen Anis und Ladin umfassen. Der Tuff würde also mit seiner Position
anzeigen, daß die beiden Stufen ungefähr gleichmäßig abgenommen haben,
was auch für eine lang anhaltende fazielle Abweichung sprechen würde,
die ich schon in der Carinthia II 1965 infolge Mangels an deutlichen
Hinweisen für Zerrungs- oder Einengungstektonik angenommen habe. Nun, aber die nähere Behandlung der neu aufgefundenen
Tuffe oder Tuffite von Ost nach West! -Schon im Kofflergraben (Mögre)
konnte ich noch 1:15 m weiter im Graben, also südlich vom liegenden schon
bekannten Tuff, rund 6 m über dem Weg in einer Rechtskurve noch immer
innerhalb der hier ungewöhnlich mächtigen Partnachplattenkalken eine
wieder nur zentimeterbreite, stark verquetschte hellbraune bis weißlichgelbe,
reichlich karbonatische Tufflage finden. Hier liegt also die
bemerkenswerte Tatsache vor, daß in einer erdgeschichtlich verhälmismäßig
kurzen Zeit der Vulkanismus dreimal Spuren zurückgelassen hat; zuerst an
der Basis der Parrtachplattenkalke mit zwei zentimetermächtigen
Tufflagen, die durch rund 10 cm Plattenkalk getrennt sind, dann aber noch
einmal etwa 80 m wahrer Mächtigkeit höher im gleichen Horizont. Die
beiden tieferen Tufflagen sind liegend im Abstand einiger Meter auch noch
von Hornstein mit dem charakteristisch dunklen Dolomit und Schiefer
begleitet. Rollstücke vom Hornstein liegen ungefähr 25 m vor dem Tuff am
Weg mit einem Geleise, das zu einem Plattenkalk-Mergelbruch führt (er
lieferte für ,die ehemalige Zementfabrik in Mögre das Rohmaterial). An
dieser Stelle zieht eine Rinne nach oben, die zeitweise Wasser führt. Bei
15 m über dem Weg ist der Hornstein-Dolomit rund zwei Meter breit
aufgeschlossen und streicht nach unten in verwachsenes Gelände, so daß
er am Weg selbst nicht zu sehen ist. Der Hornstein hat aber durch eine im
Jahre :1965 von B. MARKOVIC veröffentlichte Arbeit über Hornsteinbildung
in den Südalpen eine besondere Bedeutung angenommen. B. MARKOVIC erklärt
die Entwicklung der Diabas-Hornstein-Formation der inneren Dinariden als
Folge einer starken geosynklinalen Senkung mit submarinem Vulkanismus. Der geäußerte direkte Zusammenhang von Vulkanismus und
Hornstein wie auch die unmittelbare Nachbarschaft des Tuffes und
Hornsteins im Kofflergraben veranlaßten mich, die mir schon längere
Zeit. bekannten Hornsteinvorkommen am N-Hang des Spitznocks wieder
aufzusuchen, um auch dort nach Tuffen zu sehen. Begünstigt durch die oben
erwähnte Übereinstimmung der Lagerungsverhältnisse von Tuffen und
Hornstein gelang auch hier die Auffindung der Tuffe rasch. Zum ersten Tuff-Hornsteinvorkommen am N-Hang des Spitznocks
kommt man auf dem Forstaufschließungsweg, den ich schon in der Carinthia
II 1965 zur Erreichung des Tuffes am Spitznock NE bei 1035 m beschrieben
habe (ungefähr :12 km von Nickelsdorf/Drautal durch das Stockenboier Tal
bis zur Brücke vor dem Gasthof Ladstätter, 35 m vor der Brücke die
Abzweigung des Forstaufschließungsweges nach ESE). 95 m nach der
Abzweigung des Forstaufschließungsweges von der Stockenboier Landesstraße
gelangt man zu den dunklen Schichten mit Hornsteinlagen. Bei 245 m von der Abzweigung ungefähr 1 1/2 m über dem
Weg befindet sich die erste Tufflage, nur 6 m weiter ungefähr 3 1/2 m über
dem Weg, die zweite. Das Untersuchungsergebnis von einem Dünnschliff des
letzten Fundpunktes ist folgend: "Feldspataggregat, enggepackt, mehr
oder minder zersetzte Plagioklaskörner, Tonmineralien als Zwischenmittel
und Zersetzungsprodukte der Plagioklase, gröbere Quarzkörner in
Plagioklas verteilt, Körner aus Opakaggregaten und Leukoxen mit
Limonitisierung, also Sandtuff-Tuffit. Um zum nächsten Tuff-Hornsteinvorkommen auf dem Weg zum
Pfanntal im gleichen Horizont (Grenze Anis-Ladin) zu gelangen, geht man 5°
m über den Gasthof Ladstätter hinaus zur links von der Stockenboier
Landesstraße befindlichen Brücke über den Weißenbach, wo der Wegweiser
für Gasseralm-Bauerboden mit grünroter Markierung steht. Von der Brücke
steigt der Güterweg, der auch im Aufnahmsblatt :199/2 Nord, Stockenboi
eingezeichnet ist, auf einer Strecke von 350 m in mehreren Kehren an,
zieht aber dann ziemlich gleichmäßig SW nach oben zum Pfanntal. Nach 510
m ist hier der dunkelbraune bituminöse Dolomit zu sehen, wodurch sich
wieder die Hornsteine und hangend die Tuffe ankündigen, Nach ungefähr
600 m und bei der Höhe von 960 m steht dann Hornstein an und nur wenige
Meter weiter am Weg hangseitig fällt der erste hellbraune bis weißlichgelbe
Tuff auf und knapp 5 m weiter liegt die zweite, gleich aussehende
Tufflage. Der Weg zum Pfanntal führt nach weiteren 37° m zum nächsten
Tuff der wieder hangseitig 2 1/2 m über dem Weg 5-:10 cm breit zwischen
Plattenkalken eingelagert ist und wieder die hellbraune bis weißlichgelbe
Farbe besitzt. Hier fehlen allerdings die sonst typischen dunklen
Begleiter. Diese Stelle liegt 30 m vor dem wasserführenden Graben mit der
Kote 972. Durch den nahen ersten Carditaschiefer, wovon schon nach 40 m
am Weg hangseitig Schieferstücke liegen und bis 120 m stets zu sehen
sind, darf dieser Tuff in das obere Ladin gestellt werden. Mit dieser
zeitlichen Einordnung des Tuffes ist nun ein sicherer Nachweis innerhalb
der Gailtaler Alpen für die vulkanische Entstehungsweise der schwarzen
Brekzie von Bleiberg-Kreuth vorhanden, wie sie w. EPPENSTEINER :1965 auf
Grund eingehender Untersuchungen dieses auffälligen Horizontes gefolgert
hat. Die schwarze Brekzie ist ein wesentliches Merkmal der erzführenden
Edlen Lager der obersten 50 m des hangenden Wettersteinkalkes und für die
Bleiberger Fazies charakteristisch. Zum Vergleich mit meinen Beobachtungen obertags an den
Tuffen in den zentralen Gailtaler Alpen konnte ich eine Grubenbefahrung in
Bleiberg-Kreuth durchführen, die ich den Herren Werksdirektor Dipl.-Ing.
F. JEDLICKA und Chefgeologen Dr. L. KOSTELKA verdanke. Der
Verbindungsstollen Kreuth-Rubland war für meine Absicht besonders günstig,
denn er unterfährt den ganzen Erzberg mehr oder weniger quer zum
Streichen, so daß er auch tiefere stratigraphische Bereiche der Trias
aufschließt. Die übrigen Stollen bleiben begreiflicherweise in der Nähe
des oberladinischen Erzkalkes. Vor allem aber wurden von hier auch Tuffe
gemeldet. Eine Bearbeitung dieser Tuffe wurde von Herrn Dr. L. KOSTELKA
schon angekündigt. Für mich war es aber interessant festzustellen, daß
ein großer Teil des hier als vulkanisch bezeichneten Materials in der
Farbe größte Ähnlichkeit mit meinen Funden hat. Nur die Mächtigkeit
der in Frage kommenden Laßen zeigt Unterschiede, denn sie bewegt sich im
Rublandstollen im Dezimeterbereich, wogegen die weitaus überwiegende Zahl
der Tuffe in meinem Aufnahmsgebiet nur die Dicke von Zentimetern erreicht.
Ein Vergleich aller mir bisher bekannten Tuffe oder
vulkanisch verdächtigen Gesteine aus den Gailtaler Alpen ergibt also eine
große Übereinstimmung dieser im Erzberg und im nördlichen Zug der
zentralen Gailtaler Alpen, wodurch deutlich eine Renetische Verwandtschaft
ausgedrückt wird. Dagegen sehen die Tuffe vom S-Hang der Villacher Alpe
sowie die Vulkanite der Mussen anders aus. Außerdem sind die Gesteine der
beiden letzten Vorkommen äußerlich nicht miteinander vergleichbar. Am Weg zum Pfanntal gibt es noch einmal im nächsten Graben
mit der Kote 1048 einen nur mm-mächtigen hellbraunen Schiefer zwischen
Plattenkalken und -dolomiten 1/2 m über dem Wegrand. Diese dünne Lage
ist außerdem häufig ausgequetscht, aber mit ihrer Position innerhalb des
1. und 2. Carditaschiefers kann sie mit der Arbeit von O. SCHULZ 1960 über
die Pb-Zn-Vererzung der Carditaschichten in der Grube Max der Lagerstätte
Bleiberg-Kreuth in Beziehung gebracht werden. O. SCHULZ nahm bei seiner
Untersuchung über die beobachteten sedimentären Vererzungen Erschütterungen
des Meeresboden mit gleichzeitigem Aufreißen von Klüften für das
Aufsteigen von Lösungen oder Exhalationen an. Sichere Beweise für den
vermuteten Vulkanismus fehlten aber. Am Spitznock können aber auch noch andere Gesteine als
viel deutlichere Anzeichen für vulkanisch bedingte Bodenunruhe in der
Zeit zwischen 1. und 2. Carditaschiefer ausgelegt werden. -Die Rinne mit
dem Tuff am Spitznock NE bei 1035 m gibt schon 55m höher den 1.
Carditaschiefer frei, der aber im Einklang mit den übrigen faziellen Änderungen
am Spitznock gegenüber dem östlichen Gebiet im Streichen lithologisch
durch das Fehlen von Sandstein und Überwiegen von Mergel abweicht. Etwa
10 m über diesem Carditaschiefer, also ohne Zweifel klar getrennt vom
Schiefer, liegt zwischen Plattenkalk eine 35 cm breite Lage von graugrünem,
stellenweise graubräunlichern Gestein, das sich im Aussehen von dem sonst
häufigen und unmittelbar hangenden Begleiter der Carditaschiefer in Form
von verhältnismäßig leicht zerfallendem Sandstein deutlich
unterscheidet. Neben einigermaßen grobkörnigen Stellen, die teils grünlich,
teils grau erscheinen, herrscht der feinkörnige, grüngraue,
hornsteinartig verfestigte Anteil vor. Geringe geschieferte Einlagerungen
sind aber wegen ihrer bräunlichen Farbe, die vermutlich von der
Verwitterung stammt, nicht zu übersehen. Von einem verhältnismäßig
grobkörnigen, grünlichen Belegstück wurde ein Dünnschliff mit
folgendem Untersuchungsergebnis angefertigt: "Sandstein mit einem
tonigen und chloritischen Bindemittel, das akzessorisch Titanit und Zirkon
enthält. Die Grobkomponenten sind Quarz und wenig Plagioklas. Der
letztere, das chloritische Bindemittel sowie einzelne Biotite lassen es
wahrscheinlich erscheinen, daß diesem Sandstein Tuffanteile beigemengt
sind. Diese Anteile können aber auch als Abtragprodukte von vorhanden
gewesenen Tuffen angesehen werden." Dieses Gestein mit noch klarer hervortretenden
Unterschieden in der Zusammensetzung fand ich noch zweimal am Spitznock
und zwar im wasserführenden Graben gegenüber dem Gasthaus Ladstätter,
weswegen ich ihn weiterhin kurz Ladstättergraben nennen werde. Die untere
Lage mit 1,10 m Mächtigkeit hat die gleiche stratigraphische Stellung wie
im sie für den Spitznock NE oben beschrieben habe. Hier diente mir diese
besondere Lage zwischen Plattenkalken mit eindeutiger Trennung vom
liegenden Schiefer auch noch als stratigraphische Hilfe für die
Identifizierung des hier stark gestörten, aber auch lithologisch
abweichenden Ton- und Mergelschiefers am Ausgang des Grabens bei 865 m als
ersten Carditaschiefer. Das Erkennen dieses Schiefers hätte mir ohne die
genannte Lage wegen der Unterschiede zu den sonstigen mir bekannten
Carditaschiefern Schwierigkeiten bereitet, zumal die karbonatischen
Sedimente liegend von den Carditaschichten wie auch innerhalb derselben
Stufe sehr ausgeglichen sind. Noch am NE-Grat des Spitznocks nur knapp 2
km entfernt ist. aber die karnische Stufe weitgehend normal im Vergleich
zu den östlichen Carditaschichten ausgebildet (zwischen 1. und 2.
Carditaschiefer ein grauer, rauh verwitternder und etwas bituminöser
Dolomit, zwischen 2. und 3. Schiefer gebankter Kalk, der aber auch häufig
dolomitisch sein kann; der hangende Sandstein beim 1. und 2. Schiefer
fehlt, aber noch nicht beim dritten; der Mergelanteil nimmt zu). Das Ladin
weist allerdings schon ich nahen Fellbachgraben eine Übergangsfazies im
Vergleich zur östlichen Nordfazies von Rubland im Sinne von W. SCHRIEL
1942, H. HOLLER 1960 und zu den fast durchgehend gleichmäßig vorhandenen
Plattenkalken und -dolomiten am Nordhang des Spitznocks. Die gut
geschichteten Kalke und Dolomite reimen sogar bis in das Anis hinein. Die Nordfazies von Rubland bezieht sich nur auf das Ladin
und hat liegend Partachschichten mit einem Übergang von Kalken zum
langenden hellen und bitumenfreien Dolomit als oberen Abschluß md
erstreckt sich einwandfrei verfolgbar nur rund 9 km von Ruband bis zum
Golsernock. Die Südfazies von Bleiberg als Gegenstück dazu ist deutlich
getrennt in liegenden Dolomit und hangenden Kalk. Im Fellbachgraben weist
aber nur .der untere alpine Muschelkalk mit Vorherrschen des knotigen
Kalkes typische Merkmale auf, loch stellt sich auch bei ihm nach oben
immer mehr eine Angleichung in das Ladin ein, das hier einen Wechsel von
mehr oder weniger gut gebankten Kalken und Dolomiten mit massigen
Dolomiten zeigt. Die Säulenprofile vom Altenberg, Fellbachgraben und
Spitznock sollen die verschiedenen stratigraphischen Verhältnisse auf
verhältnismäßig kurzer Strecke veranschaulichen (Abb. 1). Nun bleiben aber am N-Hang des Spitznocks die Plattenkalke
und -dolomite nicht auf das Ladin und obere Anis beschränkt, sondern sie
liegen auch zwischen den Carditaschiefern und reichen auch noch darüber
hinaus. Es deutet sich offenbar damit eine Fazies an, wie sie L. KOSTELKA
1965 auch für das Gebiet westlich des Reißkofels an, gibt. Außer dem 1. Carditaschiefer bei 865 m konnte ich noch
zwei weitere Schiefer an einem Weg am W-Hang des Ladstättergrabens
finden, so daß die Existenz der karnischen Stufe auch am N-Hang des
Spitznocks außer Zweifel steht, wenn auch die Schiefer nicht typisch
sind. Die Feststellung muß schon deshalb mit Nachdruck gemacht werden,
weil alle bisherigen Bearbeiter dieses Gebietes G. GEYER 1901, W. SCHRIEL
1942 und zuletzt auch noch v. BEMMELEN 1961 diese gleich aussehenden
Plattenkalke und -dolomite der oberen anisischen, ladinischen, karnischen
wie auch zum Teil der unteren norischen Stufe mehr oder weniger zu einer
stratigraphischen Einheit zusammengefaßt haben, wodurch die Gesteine am
N-Hang des Spitznocks von G. GEYER und W.SCHRIEL fast zur Gänze als
Muschelkalk, von v. BEMMELEN als Muschelkalk und Jaukenserie ohne Berücksichtigung
der triassischen Stufen ausgeschieden wurden. Entsprechend den
geschilderten Verhätnissen wird aber der N-Hang des Spitznocks überwiegend
von dem hier in bezug auf Mächtigkeit mit rund 200 m normal ausgebildeten
Karn aufgebaut. Die Carditaschiefer im Ladstättergraben und auch noch am
Weg zum Pfanntal passen sich allerdings an die in diesem Gebiet ungewöhnlich
gleichförmige Sedimentation so sehr an, daß ihnen die lithologischen
Merkmale wie Sandsteine und Oolithe fehlen, wodurch sie im Gelände
weniger deutlich hervortreten. Die von den drei genannten Bearbeitern für
mächtig gehaltenen Anteile der mittleren und unteren Trias sind aber hier
nur sehr gering ausgebildet. Eine bevorstehende Untersuchung der
Carditaschichten in den Gailtaler Alpen von Herrn Dipl.-Geol. 1.
Sandtuff-Dazittuff; aus einem tonig zersetzten Grundgewebe mit
Biotiteinsprenglingen und noch mehr oder weniger in glimmerige Mineralien
zersetzte Feldspäte, die teils einen Zonarbau zeigen. Vereinzelt sind
Umrisse von zersetzten Augiten zu erkennen. 2. Tonschiefer mit
Tuffanteilen?; sehr feines tonig quarziges Grundgewebe mit Feldspat und
Epidotgehalt, Leukoxen und Opaziten; deutlich geschichtet. Spitznock-Ladstättergraben
bei 880m: 1. Zersetzter Tuff, Dazittuff; aus einem glimmerigen feinen
Mineralgewebe mit Andeutung einer Schichtung, das viele große, etwas
zersetzte Biotite enthält; manchmal ist zu erkennen, daß die
glimmerartigen .Minerale Feldspat angreifen und auf dessen Kostell
wachsen. Die Biotite sind einsprenglingartig groß und dünnblättrig und
haben einen starken rotbraun dunklen Pleomroismus. 2. Feinsandstein mit
wenig tonigem Bindemittel und Karbonatkörner, sonst meist Quarz, wenig
Glimmer (Muskowit) und wenig Feldspat, vereinzelt grünliche Mineralien
(Glaukonit?). 3. Zersetzter Tuff? Ein feines glimmeriges Gewebe aus
Tonmineralien, die leicht geregelt erscheinen. 4. Ähnlich 3, daher
gleiche Genese. Mit etlichen Biotiteinsprenglingen, was für Tuff spricht.
O. KRAUS von der technischen Hochschule in München wird auch der endgültigen
Klärung der hier herrschenden geologischen Verhältnisse sicher förderlich
sein können, denn im muß zu bedenken geben, daß Fossilbelege zunächst
fehlen. Makrofossilen sind auch nicht zu erhoffen, die Suche nach
Mikrofossilien mit entsprechenden Einrichtungen steht aber noch aus. Innerhalb des 1. und 2. Carditaschiefers am Spitznock sind
also dreimal Hinweise für vulkanische Vorgänge vorhanden und zwar im
Pfanntal bei der Kote 1048, am Spitznock NE bei 1095 m und im Ladstättergraben
bei 880 m, wobei der letzte Punkt den größten Aussagewert besitzt. An
der 1,10 m breiten Lage über dem 1. Carditaschiefer im Ladstättergraben
bei 880 m fiel mir nämlich eine große Ähnlichkeit mit den Vulkaniten
der Mussen (W. SCHLAGER 1963) auf, so daß auf meine Bitte hin Herr Dr. W.
FRITSCH von der Lagerstättenuntersuchung der ÖAMG in Knappenberg mehrere
Dünnschliffuntersuchungen an diesem Gestein durchführte. Bei dieser
Gelegenheit spreche ich Herrn Dr. W. FRITSCH für seine großzügig gewährte
Hilfe den besten Dank aus, denn alle in diesem Beitrag angeführten
mikroskopischen Untersuchungen an Dünnschliffen stammen von ihm. -Im
suchte die Handstücke nach verschiedener Körnigkeit aus, und das
Untersuchungsergebnis mit einer Gegenüberstellung von Stücken der Mussen
und des Ladstättergrabens; lautet: Mussen: 1. Sandtuff-Dazittuff; aus einem tonig zersetzten
Grundgewebe mit Biotiteinsprenglingen und noch mehr oder weniger in
glimmerige Mineralien zersetzte Feldspäte, die teils einen Zonarbau
zeigen. Vereinzelt sind Umrisse von zersetzten Augiten zu erkennen. 2. Tonschiefer mit Tuffanteilen?; sehr feines tonig
quarziges Grundgewebe mit Feldspat und Epidotgehalt, Leukoxep und
Opaziten; deutlich geschichtet. Spitznock-Ladstättergraben bei 880m:
erkennen, daß die glimmerartigen .Minerale Feldspat
angreifen und auf dessen Kosten wachsen. Die Biotite sind
einsprenglingartig groß und dünnblättrig und haben einen starken
rotbraun dunklen Pleochroismus. 2. Feinsandstein mit wenig tonigem Bindemittel und
Karbonatkörner, sonst meist Quarz, wenig Glimmer (Muskowit) und wenig
Feldspat, vereinzelt grünliche Mineralien (Glaukonit?). 3. Zersetzter Tuff? Ein feines glimmeriges Gewebe aus
Tonmineralien, die leimt geregelt erscheinen. 4. Ähnlich 3, daher gleiche Genese. Mit etlichen
Biotiteinsprenglingen, was für Tuff spricht. Eine gleich aussehende Lage (überwiegend graugrün, feinkörnig
und hart, daher hornsteinartig) von einem knappen Meter liegt noch einmal
an drei nahen Stellen bei der Höhe :1030 mim selben Graben. Die beiden höheren
Carditaschiefer, die nun wertvolle Zeitgrenzen sein könnten, sind in der
Grabensohle tektonischen Vorgängen zum Opfer gefallen, nur 50 bis 60 m höher
am Weg des W-Hanges stehen sie an, so daß die tuffverdächtige Lage bei
1030 m auf der Grabensohle mit Berücksichtigung der stratigraphischen und
tektonischen Gegebenheiten sicher über den 3. Carditaschiefer zu liegen
kommt. Der Forstaufschließungsweg am W-Hang des Ladstättergrabens
ist aber auch noch durch weitere neue Tuffe wichtig geworden. Er ist im
Aufnahmsblatt 199/2 Nord nicht eingezeichnet, zweigt vom Güterweg zum
Pfanntal -Gasseralm bei der Kote 972 ab und zieht in Richtung ESE bis in
die Höhe von 1100 mim Ladstättergraben. Von unten nach oben sind gute
Aufschlüsse erwartungsgemäß von Plattenkalken und -dolomiten nur am
Anfang des Weges auf einer Strecke von 55 m und dann wieder ab 560 m zu
sehen. Nach einer Wegstrecke von 590 m schon im Ladstättergraben treten
die ersten Spuren von Ton- und Mergelschiefern auf, bei 630 m verschwinden
sie wieder, dazwischen steht aber der Schiefer mit ungefähr 15 m als 2.
Carditaschiefer sicher an. Nach weiteren 70 m wurde der 3. Carditaschiefer
durch eine deutlich sichtbare Störung wahrscheinlich wesentlich
verringert, so daß er nur 3-4 m aufgeschlossen ist. Mehrere feine
Tonschieferlagen sind noch im nächsten Umkreis innerhalb der begleitenden
Plattenkalke vorhanden. Nur drei Meter vom 3. Carditaschiefer liegt die
erste nur wenige Zentimeter mächtige, hellbraune Schieferlage, die im
Aussehen ganz mit den Tuffen oder Tuffiten in der unteren Trias übereinstimmt.
Der Befund nach einem Dünnschliff lautet: "Vermutlich Tuff oder
Tuffit; besteht aus einem schwach eingeregelten sperrigen ("spinelike")
blättrigem Gefüge aus glimmerigen Tonmineralien, die bis 0.2 mm im
Durchmesser haben können und normal frisch gesproßt wirken. Dabei liegen
sie meist parallel zu ss oder normal dazu. Auf einigen Klüften gibt es
farblosen Chlorit und an anderen als Kluftfüllung Minerale dei
Grundmasse. Einzelne Umrisse von den tonigen Aggregaten lassen sich auf
zersetzte Feldspäte zurückführen. Daneben sind Leukoxenaggregate und
Opazit im Gestein verteilt vorhanden. Auf demselben Weg bis zum nächsten sicher anstehenden Tuff
oder Tuffit gleichen Aussehens mit der Entfernung von rund 100 m kann man
noch zweimal hellbraune Schieferstücke finden, so daß hier mit der knapp
1 m mächtigen Lage auf der Grabensohle möglicherweise fünf, aber sicher
drei verschiedene Gesteine vulkanischer Herkunft auf verhältnismäßig
engem Raum zusammengedrängt sind, was auf reimen Vulkanismus schließen läßt.
Dazu liegt nur 20 m über dem höchsten Tuff auch am Weg noch eine 15-20
cm breite Hornsteinlage, die sich nach Erkenntnissen aus den Dinariden CB.
MARKOVIC 1965) auch mit Vulkanismus in Verbindung bringen läßt. Der höchste
Tuff und der Hornstein gehören dem graubraunen, stark bituminösen
Hauptdolomit an und sind damit sicher als norisch zu bezeichnen. Der Hornstein im Nor ist aber ganz neu, denn auch in den
Innerdinariden wird er nur für die mittlere und untere Trias angeführt,
wenn man von der Jura absieht, weil sie in den Gailtaler Alpen
stratigraphisch nicht vertreten ist. Um den norischen Hornstein mit dem
anisisch-ladinischen mikroskopisch vergleichen zu können, wurde von
beiden je ein Dünnschliff angefertigt. Für das freie Auge entsprechen
sie einander im Aussehen ganz, denn beide sind schwarz und lagig. Nun ,der
Befund des anisisch-ladinischen Hornstein: "Es ist ein karbonatischer
Hornstein, bei dem das Karbonat, da es bräunlich Climonitisch) verwittert
und gar nicht auf HCl reagiert, Siderit-Bräunnerit sein dürfte. Die
Hauptmasse besteht aus SiO2 in Form von Kalzedon und Quarzin
mit etwas Pyrit und Graphit. Oft sind Kalzedonkügelchen geschnitten, die
als verkieselte Radiolarien gedeutet werden können. Somit wäre das
Gestein ein Karbonatradiolarit." Das Untersuchungsergebnis des norischen Hornsteins:
"Dunkler Hornstein mit Quarz-und Karbonatklüften; feinlagig aus
feinsten pflasterartigen Quarzen mit feinen linsig pigmentierten Flecken
und wenig länglichen Opaziten; einzelne Karbonatidioblasten; keine
sicheren organischen Reste." -Ein derartiger Hornstein ohne
organische Reste soll nach B. MARCOVIC eine direkte Folge von submarinen
Exhalationen und Lösungen sein, wogegen beim organogenen Hornstein, dem
Radiolarittypus, wesentlich SiO2-absorbierende Mikro-Organismen
zur Bildung wie auch Gestaltung eines Hornsteinvorkommens beigetragen
haben sollen. Aber in beiden Fällen ist für die Entstehung des
Hornsteins der submarine Vulkanismus Voraussetzung, so daß bei Tuffen und
Tuffiten, die durch stark wirksame Tektonik und Verwitterung mehr oder
weniger entstellt sind, was besonders für dünne Lagen leimt verständlich
ist, durch die Hornsteinnähe die vulkanische Herkunft nicht geleugnet
werden kann. Es gibt aber auch für die Entstehungsbedingungen des
Radiolarittypus von Hornstein, wie sie B. MARKOVIC aus den Dinariden
beschreibt, in meinem Aufnahmsgebiet eine auffällige Parallele. Auch hier
in der nördlich an die Permotrias der zentralen Gailtaler Alpen anschließenden
Goldeckgruppe führt der unmittelbar angrenzende Tonschiefer-Phyllit
mehrere Gänge von Diabasabkömmlingen und in weiterer Entfernung vor
allem der Glimmerschiefer der gleichen Gruppe auch Amphibolit CF. ANGEL
und E. KRAJICEK 1939). Die basischen Eruptivgesteine mit ihren locker
angeordneten SiO4-Gruppen in Ketten-, Band- und Netzstrukturen
geben trotz des geringeren SiO2-Gehalts infolge des leichteren
Zerfalls mehr davon ab als die SiO2-reimen sauren Gesteine, so
daß die verwitternden basischen Gesteine eine besondere Anziehung auf SiO2-verzehrenden
Kleinstlebewesen ausübten. In der unteren Trias der zentralen Gailtaler
Alpen konnten also für die Hornsteinbildung mit nachgewiesenen
organischen Resten gleich zwei günstige Bedingungen zusammengewirkt haben
und zwar der Vulkanismus wie auch die basischen Gesteine. Die Tuffe und der Hornstein über dem 3. Carditaschiefer
sind aber auch noch sichere Belege für meinen geologischen Bericht aus
den Gailtaler Alpen in der Carinthia II 1964, WO im eine besondere Brekzie
vom Anfang des Fellbachgrabens beschrieben habe, die neben
Tonschieferbrumstücke auch eckige Quarz- und gefüllte Feldspatstücke:
enthält. Wenn im damals erst die Vermutung auf vulkanische Tätigkeit für
das noch innerhalb der Gailtaler Alpen aussprechen konnte, so ist jetzt
reicher Vulkanismus an der Basis dieser Stufe zur Gewißheit geworden. Zur besseren Übersicht zeigt die Abbildung 2 alle bisher
bekannten Tuffe oder tuffverdächtigen Vorkommen innerhalb der Trias
zwischen Weißen- und Kreuzenbach. Nun will im noch auf den augenfälligen, Zusammenhang von
Vulkanismus und Vererzung im Gebiet des Golser-und Spitznocks hinweisen,
denn hier gibt es beides in allen karbonatischen Triasstufen
nebeneinander. Im alpinen Muschelkalk des Golsernocks am Ausgang des
Fellbachgrabens liegt die sogenannte Bleiriese, wo eine vierhundertjährig
durchgehende Bergbautätigkeit bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts
durch Urkunden nachgewiesen ist. Es ist aber sicher, daß schon vorher
ohne Aufzeichnungen hier Bergbau betrieben worden ist, denn in einem
Gerichtsprotokoll vom Jahre 1362 wurde in Verbindung mit der Bleiriese die
Bezeichnung "alter Schacht" verwendet. Der Bergbau in Bleiberg
wurde zum Vergleich dazu im Jahre 1311 das erste Mal urkundlich erwähnt.
Die Bleiriese bildet aber nur den westlichen Abschluß einer größeren
Zahl von alten Stollen, die alle auf einer Strecke von rund :10 km
innerhalb des alpinen Muschelkalks liegen und wo die Vererzung an einen
bestimmt aussehenden Horizont gebunden erscheint. Näheres darüber ist schon in der Carinthia II 1964 zu finden. Weiters befinden sich Stollen auch noch am Anfang des
Fellbachgrabens auf beiden Seiten des Grabens in geringer Höhe über dem
Bach innerhalb des oberen Ladin, das hier infolge einer Störung
unmittelbar an das Nor grenzt. Daß sich auch hier der Abbau gelohnt haben
muß, davon zeugen noch heute Reste von einem Erzweg, wie ihn die
Einheimischen nennen, der bei den Ladinstollen beginnt und am W-Hang des
Golsernocks in Richtung Stockenboier Tal zieht. Besonders rege war aber die Abbautätigkeit sicher
innerhalb der Carditaschichten am E-Hang des Spitznocks und zwar
wahrscheinlich zwischen 1. und 2. Schiefer, denn da gibt es mehrere
Stollen mit den größten Halden dieses Gebietes. Nach den noch gegenwärtig
erkennbaren Anzeichen von Erzergiebigkeit zu schließen, müßte also hier
das Karn am stärksten vererzt gewesen sein. Zugleich sei aber auch daran
erinnert, daß sich in diesem stratigraphischen Horizont die mächtigste
Lage .von Tuffen und Tuffiten im Ladstättergraben bei 880 m und die auch
noch verhältnismäßig breite Lage gleich aussehenden Gesteins am
Spitznock NE bei 1095 m befinden. Dies ist auch insofern eine erwähnenswerte
Tatsache, als die Carditaschiefer hier nicht die gleiche Bedeutung
-stauende Wirkung -für die Vererzung haben konnten, wie man es für die
Lagerstätte Bleiberg-Kreuth mit der Vorstellung von aufsteigenden Erzlösungen
anzunehmen geneigt ist. -Die Bleiriese am Ausgang des Fellbachgrabens, wo
sich die Spuren einstigen Bergbaus auch noch auffälliger bemerkbar machen
als im Ladin desselben Profils, gehört aber dieser Stufe an, die in
meinem Aufnahmsgebiet bisher zwar. geringmächtige, aber die meisten Tuffe
freigegeben hat. Verlängert man schließlich das Querprofil durch die Trias
des Fellbachgrabens, so stößt man jenseits der Wiederschwing nach 3 1/2
km auf den erzführenden Hauptdolomit des Mitterbergs, der tektonisch noch
weitgehend mit dem nördlich vorgelagerten Golser- und Spitznock verbunden
ist. Er liegt nämlich ohne Einschaltung tieferer stratigraphischer Stufen
am S-Schenkel einer groß angelegten, allerdings ziemlich gestörten
Synklinale, deren N-Schenkel der Golser-und Spitznock sind. Der Kern wird
vom Nor und Rhät der dazwischenliegenden Wiederschwing gebildet. Hier muß
wieder betont werden, daß im Ladstättergraben über dem 3.
Carditaschiefer, also an der Basis des Hauptdolomits, die im Mitterberg
auch einst abbauwürdig vererzt war, die stratigraphisch größte Dichte
von bisher aufgefundenen vulkanischen Hinweisen vorliegt. Innerhalb von 35
m wahrer Mächtigkeit sind hier drei, vielleicht fünf hellbraune dünne
Schiefer, ein unßefähr 20 cm breiter Hornstein, aber vor allem auch eine
Schicht von rund 1 m eingelagert, die im Aussehen ganz dem Gestein
entspricht, das im Ladstättergraben bei 880 m Dazittuff enthält. Der Vollständigkeit wegen ordne ich auch noch den Tuffen
innerhalb der Partnachschichten im Steinbruch vom Kellerberg und im
Kofflergraben (Mögre) die entsprechende Vererzung zu. Die Partnachkalke
und -mergel fehlen zwar dem Fellbachgraben und seiner nächsten Umgebung,
aber im Osten meines Arbeitsgebietes auf einer Strecke von 5-10 km sind
-sie z. T. mächtig vertreten. G. GEYER hat 1901 geschrieben: "In der
Gegend von Gratschenitzen südlich von Paternion ist dieses Niveau (=
Partnachschichten) dunkler und dünnschichtiger Mergel und Kalke durch
Erzführung ausgezeichnet. Aus dem dort selbst an der von Tragin nach Eben
(Kreuzen) führenden Straße unterhalb des Beginns ihres steilen
Ansteigens angeschlagenen Versuchsstollen wurden Bleiglanz und Zinkblende
zutage gefördert!" Der Stollen ist übrigens auch heute noch offen. Die Verbindung von Vulkanismus und Vererzung ist natürlich
nicht so unmittelbar zu verstehen, daß überall dort, wo sich Tuffe oder
sonstige vulkanische Hinweise befinden auch Erz unbedingt auftreten müßte
und umgekehrt. Ob es aber da oder dort so zutrifft, wäre noch zu
untersuchen. Der Vulkanismus hatte doch nicht immer und überall die
gleichen Folgen, so daß sich die Vererzung auch sicher nicht proportional
zu den übrigen vulkanischen Erscheinungen verhalten muß, ja unter Umständen
sogar ganz fehlen könnte. Als ein bereches Beispiel für die letzte
Ansicht kann im Gebiet der zentralen Gailtaler Alpen der Spitznock dienen.
Trotz der zahlreichen Tuffe am N-Hang des Spitznocks gibt es da keine
Hinweise für einen ehemaligen Bergbau. Es sind wohl hier nie Erzausbisse
aufgefallen, weil es wahrscheinlich auch keine gibt. Als Erklärungsversuch
für das vermutliche Ausbleiben des Erzes bietet sich die geradezu
sprunghafte Änderung der Fazies am N-Hang des Spitznocks an. Die Ausfällung
von Erzen konnte doch weitgehend von Lösungspartnern, nicht zuletzt von
organischen Inhalt der Lösung, abhängig gewesen sein. Beide konnten aber
regional sehr verschieden zusammengesetzt sein, wie es in unserem Fall
schon allein die Gegenüberstellung der Sedimente des Golser-und
Spitznocks zeigt. Diese Annahme wird auch noch wesentlich durch die
anscheinend gleichen stratigraphischen Verhältnisse, wie ich sie am
N-Hang des Spitznocks feststellte, am ausgedehnteren Hochstaff Latsmur
jenseits des Weißenbachs gestützt, wo auch nie Blei-Zinkerz abgebaut
wurde. Andererseits sind aber alle karbonatischen Triasstufen des nahen
Fellbachgrabens und Golsernocks einschließlich der Verlängerung des
Profils bis zum Mitterberg mit einem anderen stratigraphischen Bestand,
als er am N-Hang des Spitznock vorliegt, mehr oder weniger vererzt.
-Liegen aber Erze entfernt von Tuffen, so ist auch der Gedanke
naheliegend, daß die erzführenden Lösungen und Exhalationen mit dem
initialen Magmatismus zeitlich nicht ganz genau zusammenfallen mußten.
Sie waren als Vorläufer oder vulkanische Nachwirkungen durchaus möglich.
Aber immer konnte der Vulkanismus, wie es entsprechend den örtlichen
geologischen Verhältnissen scheint, die erste Ursache der Vererzung
gewesen sein. Ein Petograph würde also hier noch ein reiches Betätigungsfeld
vorfinden, besonders auch bei der Überprüfung der verschiedenen
Vererzungsbilder, die sich in diesem Gebiet der zentralen Gailtaler Alpen
bieten. Vor allem im alpinen Muschelkalk gibt es neben deutlichen
Anzeichen für sedimentäre Vererzungen auch Kluftfüllungen, deren
Entstehung wieder neue Fragen aufwirft. In der oberen Trias dieses
Gebietes scheinen metasomatische Vorgänge nicht ohne Bedeutung gewesen zu
sein. Auf der Halde der Bleiriese im alpinen Muschelkalk des
Golsernocks liegen löcherige Eisenoxid-Brocken, in welchem mm-Lagen von
Bleierz zu sehen sind. Das Eisenoxid im Muschelkalk ist schon für sich
allein eine Überraschung, denn Eisen ist sonst innerhalb der Trias der
Gailtaler Alpen nur noch in Form von Eisenkies in schmaler Schicht liegend
vom 1. Carditaschiefer in nennenswerter Menge vertreten. Gibt es also neben den Hornsteinbildungen in der unteren
Trias noch einmal eine Parallele zu den Dinariden Jugoslawiens, denn B.
MARKOVIC schreibt, daß zur Zeit der Hornsteinbildung des Radiolarittypus
auch Mangan- und Eisenoxide ausgefällt wurden. Auch Kleinstlebewesen
sollen dabei mitgewirkt haben. Als Quelle der Eisenzufuhr dienten auch
basische Magmatite des Untergrundes. Im nördlichen Zug der zentralen Gailtaler Alpen sind aber
sowohl vulkanische Eruptionen wie auch basische Gesteine nachgewiesen. Noch unmittelbar vor der Einreichung dieses Beitrags konnte
ich am Spitznock an sieben verschiedenen Stellen cm-dünne hellbraune
Schieferlagen, also sehr wahrscheinlich wieder Tuffe oder Tuffite finden,
deren nähere Behandlung nicht mehr möglich war. Sie gehören aber sicher
der höheren Trias und zwar vermutlich dem Karn an. Einige der Proben
werden auch mikoskoprisch bearbeitet. Seit kurzem sind mir auch aus der
Latschurgruppe zahlreiche gleichaussehende, zum Teil mächtigere lagen
bekannt, wodurch sich das Verbreitungsgebiet wesentlich vergrößert. Dank dem freundlichen Entgegenkommen von Herrn Dr. H.
HOLZER, Geol. Bundesanstalt in Wien, konnte ich in letzter Zeit auch noch
die von ihm aufgefundenen Tuffe im Gebiet des Obir sehen. Die Untersuchung
dieses Materials führte Herr Univ.-Prof. Dr. W. SIEGl vom Institut für
Geologie und Lagerstättenkunde der Montanistischen Hochschule in Leoben
durch. Für mich war es wichtig festzustellen, daß die Tuffe in der
nordalpinen Trias des Bereiches vom Obir und die meisten Tuffe oder
Tuffite der gleichen geologischen Formation in den zentralen Gailtaler
Alpen sowohl in der Mächtigkeit wie auch im sonstigen.Aussehen vollkommen
übereinstimmen. Auch die Tuffe am Obir bilden nur cm-lagen von überwiegend
hellbraunen Schiefern, die im verwitterten Zustand erdigmürbe oder von
Wasser aufgeweicht lettenartig werden. Am vulkanischen Ursprung der
zahlreichen Vorkommen im nördlichen Zug der zentralen Gailtaler Alpen,
die im schon dort als Tuffe oder tuffverdächtig bezeichnet habe, ist
somit auf Grund der oben angeführten mikroskopischen
Untersuchungsergebnisse einiger Proben, aber besonders auch durch
Vergleiche mit den entsprechenden Fundstellen im Rublandstollen und am
Obir, nicht zu zweifeln. Die Tuffe in den zentralen Gailtaler Alpen sind im
Gegensatz zu den Tuffen im Rublandstollen und am Obir, für deren Alter
zunächst unteres ladin angegeben wird, nach meinen bisherigen
stratigraphischen Erfahrungen über alle karbonatischen Triasstufen
verstreut. Um aber die zeitliche Einordnung der Tuffe am Spitznock, dem
Hauptvorkommen innerhalb der zentralen Gailtaler Alpen, eben so sicher wie
ihre Herkunft vorliegen zu haben, wären mikrofossile, bei den Schiefern
auch noch sporenanalytische Untersuchungen in diesem Bereich der oben
geschilderten stark veränderten Sedimentationsverhältnissen sehr wünschenswert.
Literaturhinweis:
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Goldeckgruppe, Sonderausgabe aus - Carinthia II, 129. Jahrgang, Klagenfurt. BEMMELEN, R. W. v. 1961: Beitrag zur Geologie der Gailtaler
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Bleiberger Fazies. - Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud., 14.-15. Bd., 1963-1964,
Wien. GEYER, G. 1898: Ein Beitrag zur Stratigraphie und Tektonik
der Gailtaler Alpen. - Jb. geol. Reichsanst., 47, Wien. GEYER, G. 1901 a: Geologische Aufnahmen im Weißenbachtale,
Kreuzengraben und in der Spitzegelkette (Oberkärnten). - Verh. geol,
Reichsanst. "1901" Wien. HOLLER, H. 1951: Die Stratigraphie der karnischen und
norischen Stufe in den östlichen Gailtaler Alpen, - Berg-Hüttenmänn.
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Drauzug und in den Nordkarawanken. - Carinthia II, 70/2, Klagenfurt. KOSTELKA, L. 1965: Eine genetische Gliederung der
Blei-Zinkvererzung südlich der Drau. - Carinthia II, 75, Klagenfurt. MARKOVIC, B. 1965: Die Entwicklung der
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Ges. Wien, 57. Bd., Heft 2. SCHLAGER, W. 1963: Zur Geologie der östlichen Lienzer
Dolomiten. - Mitt. Ges. Geol. Bergb. Stud., 13. Bd., Wien. SCHULZ, O. 1960: Die Pb-Zn-Vererzung der Raibler Schichten
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Klagenfurt. SCHULZ, O. 1960: Beispiele für synsedimentäre Vererzungen
und paradiagenetische Formungen im älteren Wettersteindolomit von
Bleiberg-Kreuth. - Berg-Hüttenmänn. Abh. 105, Heft 1, Wien. SCHRIEL, W. 1942': Die Tektonik des Rubländer Erzgebietes
in Kärnten. - Nachr. d. Akad. d. Wissensch., Göttingen 1942. SCHRIEL, W. 1951: Der tektonische Rahmen der Bleiberger
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