Niedermayr G. & F. Brandstätter / 2002

 

1245. Annabergit, Ag-haltiger Tetraedrit, Siderit und andere Mineralien aus dem Josefi-Stollen Minachberg bei Friesach, Kärnten.

Nach UCIK (1989) war der Bereich Minachberg Gaisberg bei Friesach ehemals das wichtigste Eisenerzbergbau Revier westlich von Hüttenberg. Die im ostalpinen Altkristallin eingelagerten Kalkmarmore erreichen hier wieder bis zu 400 m Mächtigkeit; sie werden durch verschieden mächtige Einlagerungen von Granatglimmerschiefer in mehrere Horizonte untergliedert. Die Hauptvererzung besteht hier, wie im Raum Hüttenberg, aus Siderit, mit tagnahen Umsetzungen zu Limonit. Zum Teil sind die Siderite mit sulfidischen Erzen (Pyrit, Chalkopyrit und Fahlerz) vergesellschaftet. Das erklärt, warum der Bergbau hier als Edelmetallbergbau begonnen hat und sich erst später zu einem Eisenerzbergbau wandelte. Insbesondere gilt dies für die zahlreichen Gruben im Minachberg bei Friesach. Über die Mineralführung dieser Vererzung ist bisher nur sehr wenig bekannt. So erwähnt lediglich GEHRMANN (1976) vom Minachberg "Eisenerz", Quarz und Granat, die hier auf den "Halden und im Stollenbereich" gesammelt werden können. Im Zuge der Vorbereitungsarbeiten für die diesjährige Kärntner Landesausstellung in Friesach "Die Stadt im Mittelalter" wurde von Mitarbeitern des Montanhistorischen Vereines für Kärnten unter der Leitung von Herrn Klaus Herzog der Josefi-Stollen im Minachberg wieder zugänglich gemacht (Abb. 1). Bei diesen Arbeiten wurden auch verschiedene vererzte Bereiche, die Grundlage des seinerzeitigen Bergbaus waren, angetroffen (Abb. 2) sowie diverse Mineralproben gesammelt und zur Untersuchung vorgelegt. Das Haupterz der Gänge ist ein ziemlich Mn-reicher, grobkörniger Siderit, mit nach EDS-Analysen*) bis zu fast 7 Gew .-% MnO. Siderit bildet auch typische Kristallrasen in Kavernen des Erzes, auf den häufig rhomboedrisch-linsenförrnige Calcite als jüngere Bildung aufsitzen. Die Calcit-Kristalle sind dabei bis etwa 2 cm groß und sind gelegentlich in bis 3 cm messenden Aggregaten stockwerkartig übereinander gestapelt. In den Siderit-Derberzmassen sind Pyrit und Chalkopyrit, seltener auch Tetraedrit, in körnigen Partien eingewachsen. In Kavernen bilden diese Sulfide auch mehr oder weniger deutlich entwickelte Kristalle. Interessant ist insbesondere das Fahlerz, das als As-armer, aber Ag-führender Tetraedrit bestimmt werden konnte. Der Ag-Gehalt des Fahlerzes beträgt immerhin bis zu fast 3 Gew.-% (!). Bis zu 5 mm große Tetraedrit-Kristalle konnten in den uns vorliegenden Proben beobachtet werden (Abb. 3). In Spuren konnte auch Galenit festgestellt werden. Auf den Sideritrasen sind gelegentlich kleine normal-rhomboedrisch entwickelte Bergkristalle aufgewachsen. Quarz, in idiomorphen Kriställchen, findet sich aber auch zusammen mit grauem, feinschuppigem Muskovit in hellgrauen, in grobkristallinern Siderit-Derberz eingelagerten, Platschen. Bereichsweise ist der Siderit auch in der Grube bereits stärker angewittert und wird von Goethit-Imprägnationen durchsetzt. Auf Kluftflächen dieses Materials sind nicht selten sternförmige Aggregate von Gips und feinpulvrige gelbliche Massen und Knöllchen von Jarosit zu beobachten.*) Die in weiterer Folge gebrauchten Abkürzungen EDS und EMS stehen für energiedispersive und wellenlängendispersive (Mikrosonde) Röntgenmikroanalyse. Röntgenographische Phasenanalyse mittels Pulverdiffraktometrie wird mit XRD abgekürzt. Hellgrüne krustige Beläge auf stark angewitterter karbonatischer Gangart stellten sich als Annabergit heraus. Das dafür verantwortliche primäre Ni-Mineral konnte bisher nicht verifiziert werden. Insgesamt gesehen handelt es sich hier um keine spektakulären Mineralbildungen, doch dürfte die vorliegende Mitteilung unseres Wissens der erste genauere Bericht über die Mineralführung des ausgedehnten Stollensystems im Minachberg sein. Von den bereits stark verwachsenen Halden dieses Bereiches wären sicher weitere interessante Mineralnachweise zu erwarten. (Niedermayr/Brandstätter)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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