Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1990

 

785. Galenit, Sphalerit, Citrin, Cerussit, Cotunnit, Mimetesit, Smithsonit und Wulfenit vom Kleinen Fleißtal, Kärnten.

  Bereits vor etwa zehn Jahren hat STROH (1979) u. a. über Funde von ungewöhnlich großen Galenitkristallen in Paragenese mit Sphalerit, Citrin und verschiedenen Oxydationsmineralien vom Roten Mann im Kleinen Fleißtal berichtet. Mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem gleichen Bereich stammt ein Fund, den Herr Dr. Helmut PFLEGERL, Mühldorf/ Mölltal, schon 1986 tätigte und dessen Material im Rahmen der Klagenfurter Herbstfachtagung 1988 angeboten wurde (frdl. Mitt. Dr. G. H. LEUTE, Klagenfurt). Da dieser Fund eine sehr interessante und für alpine Verhältnisse ungewöhnliche Mineralvergesellschaftung umfaßt, sei er hier ergänzend zu den Angaben von STROH (1979) mitgeteilt. In einer stark von Limonit durchsetzten Kluftlette fanden sich bis zwei Kilogramm schwere Galenitkristalle mit den Formen {100} und {111} sowie reichlich unregelmäßige bis mehrere Zentimeter große Spaltstücke von dunkelbraunem, harzglänzendem Sphalerit. Aufgrund des röntgenographischen Befundes wurde die Gitterkonstante ao der Zinkblende mit 5,413 Å bestimmt; dies macht nach SKINNER et al. (1959) einen mittleren

Tab. 4: EMS-Analyse des Sphalerirs aus der Zirknitz (in Gew .-%, Durchschnitt von drei Messungen)

ZnS                                        59,5

Fe                                            6,0

Cu                                             -

Cd                                           n. b.     n. b. nicht bestimmt

S                                             33,6

Summe                                     99,1

FeS-Gehalt des Sphalerits von etWa 8,80 Mol.-% FeS wahrscheinlich. Die Überprüfung mittels EMS-Analyse ergab 6,0 Gew.-% Fe (Tab. 4). Der Galenit weist einen Ag-Gehalt von etwa 0,1 Gew.-% auf.

An Sekundärprodukte waren Cerussit, in winzigen, trübweißen, fettigglänzenden Kriställchen, limonitisierter Siderit und orangebrauner bis graugelber, teils würfeliger, teils dicktafelig entwickelter, bis maximal 1 mm großer Wulfenit zu beobachten. Kleine spindelförmige, gelbgrüne Kriställchen erwiesen sich aufgrund des röntgenographischen Befundes als Mimetesit. Mimetesit ist als Oxydationsbildung in alpinen Klüften äußerst ungewöhnlich und verdient hier besonders hervorgehoben zu werden. Es ist in diesem Zusammenhang allerdings sehr bemerkenswert, daß bereits WULFEN (1785) Mimetesit von der Goldzeche erwähnt. Die Richtigkeit dieser Angabe bezweifelt MEIXNER (1957) sehr der Neufund durch Herrn Dr. PFLEGERL scheint die schon lange zurückliegende Beobachtung WULFENS nun zu bestätigen. Zusätzlich dazu wurde auch Smithsonit in trübweißen Kristallrasen festgestellt. Das wohl ungewöhnlichste Mineral dieser Paragenese stellt aber das an sich sehr seltene Blei-Chlorid Cotunnit -PbCl2 dar, das in einem blaugrauen, bis 1 mm dicken Belag auf Galenit aufgewachsen im mir vorliegenden Fundmaterial zu beobachten ist. Die dicktafeligen, bis fast 2 mm großen Kristalle zeigen stark gerundete ("geflossene") Kanten, wie dies für diese Mineralart typisch ist. Der Cotunnit wurde röntgenographisch eindeutig identifiziert und ist damit auch als Erstnachweis für Kärnten und Österreich anzusehen. Cotunnit ist als Fumarolenprodukt, u. a. vom Vesuv , bekannt und in größerer Menge auch von der Grube Christian Levin bei Essen-Borbeck, wo er sich durch Einwirkung saurer NaCl-reicher Lösungen auf Galenit gebildet hat, nachgewiesen. Auch in unserem Fall muß es sich um eine Reaktion NaCl-reicher Kluftlösungen mit Galenit handeln. Dies ist gar nicht so ungewöhnlich, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, da wir aus Fluid-Einschlußstudien alpiner Mineralparagenesen wissen, daß vor allem im frühen Stadium der alpinen Kluftmineralbildung der NaCl-Gehalt der in den Klüften zirkulierenden Lösungen recht beträchtlich war (vgl. LUKSCHEITER und MORTEANI, 1980). Es ist daher gar nicht notwendig, für den Chlor-Gehalt alpiner Mineralparagenesen außeralpine Herkunft zu postulieren, wie dies kürzlich BRANDMAIER (1989), zit. in STRASSER (1989), für den Mimetesit des Kloben angenommen hat. Begleitet werden die Sulfide und deren Oxidationsprodukte von schwach gelblich gefärbtem Citrin, dessen Individuen bis 15 cm Größe erreichen. Der Citrin zeigt normal-rhomboedrischen Habitus, mit Übergang zum "Übergangshabitus" (RYKART 1989), und weist charakteristischen Makromosaikbau auf. Herrn Dr. PFLEGERL möchte ich an dieser Stelle für die Zurverfügungstellung des interessanten Untersuchungsmaterials besonderen Dank sagen. NIEDERMAYR/BRANDSTÄTTER 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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