Walter F. / 2005

  1407) Bertrandit vom Roten Mann, Kleines Fleißtal, Kärnten

Bei der systematischen Beprobung Alpiner Klüfte in Kärnten im Rahmen des Projektes "Mineraldokumentation im Bundesland Kärnten" wird besonderes Augenmerk auf kleine Mineralbildungen gelegt. Und gerade diese erweitern den Kenntnisstand zur Mineraltopographie der Kluftmineralien Kärntens entscheidend:
Aus einer nur wenige cm breiten Kluftspalte im Fels des steilen Nordabhanges am Roten Mann (Kleines Fleißtal, Kärnten) in rd. 2900 m SH wurden vom Projektmitarbeiter Egon Wendlinger, Amlach bei Lienz, Kristallgruppen nadeliger Quarze geborgen.
Die Kluft erstreckte sich über ca. 2 m in den durch hydrothermale Auslaugung porösen Granitgneis des Sonnblickkernes (Kluftgröße circa 8 x 100 x 200 cm). Als Paragenese ist neben bis 5 cm langen Nadelquarzen nahezu vollständig limonitisiertes Fe-Karbonat (ehemals Siderit oder Ankerit) in cm-dicken dicht verwachsenen Rhomboedern direkt an den Kluftwänden kristallisiert. Darüber wurde Calcit in wenigen mm kleinen Rhomboedern' stellenweise Krusten bildend, ausgefällt. Erst mit der Lupe erkennbar, sind auf den Quarzkristallen zahlreiche, wasserklare, stark glänzende, pseudohexagonale Täfelchen zu erkennen, die vorerst Apatit vermuten ließen. Unter dem Rasterelektronenmikroskop sind bis 0,5 mm große dicktafelige Kristalle zu erkennen (Abb. 15), die bei der energiedispersiven Elementanalyse nur Silizium und Sauerstoff zeigten. Die Röntgendiffraktometeraufnahme ergab schließlich Bertrandit, Be4SiO7(OH)2. Der Bertrandit vom Roten Mann ist überwiegend dicktafelig parallel (100) entwickelt und zeigt die charakteristische Hemimorphie (polare 2-zählige Achse parallel [0 0 1]). Die sonst für Bertrandit charakteristische V- oder herzförmige Verzwillingung konnte nicht beobachtet werden.
Neben den Fundorten Gjaidtroghöhe (Großes Fleißtal), Rommate und Jamnig Alm bei Mallnitz und Steinbrüchen (Pflüglhof und Koschach) im Maltatal (vgl. NIEDERMAYR und PRAETZEL 1995) ist die alpine Kluft am Roten Mann ein weiteres Vorkommen für das eher seltene Berylliumsilikat Bertrandit.
(Walter)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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