Weinert H. / 1944 |
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Geologische Landesaufnahme bei Feldkirchen in Kärnten.Von Dr. Hartmut Weinert (Graz). Der im folgenden gegebene Bericht über geologische
Aufnahmsarbeiten bezieht sich auf eine Kartierung, die ich im Sommer 1943
in der Umgebung der Stadt Feldkirchen in Kärnten vornahm. Aufgenommen
wurde ein Gebiet, das sich etwa wie folgt begrenzen läßt: Von Steindorf
am Ossiacher See nach Himmelberg, von dort nach Osten bis Poitschach, dann
nach Südwesten bis zum Bahnhof von St. Martin-Sittich und von dort wieder
nach Westen in den Ostteil des Ossiacher Tauern bis etwa 2 km südlich
Steindorf. Die hier genannten Orte liegen alle innerhalb des
Aufnahmsgebietes. Stratigraphisch hat sich hier folgendes Bild ergeben: Das.
Liegende sind Glimmerschiefer, über denen dann Phyllnite im Sinne SANDERs
folgen. Darüber liegen zwei Einheiten, die ich als Serien zusammenfassen
mußte, da sie eine Vermengung verschiedener Gesteine darstellen, die
aufzulösen auf einer Karte im Maßstabe 1:25000 nicht mehr möglich war:
es sind im Liegenden die Tiffener Marmore und im Hangenden eine Gruppe
verschiedener Gesteine des Altpaläozoikums. Das oberste Glied ist eine mächtige
Masse vom Phylliten und als zeitlich jüngstes wären noch Ablagerungen
des Diluviums zu erwähnen. Außerhalb dieser Gliederung steht am Nordrand
des Blattes das Vorkommen eines Tonalits" oder besser "Tonalitmylonits".
Die Glimmerschiefer sind mir nur am Nordrand des Ossiacher
Tauern bekannt geworden, wo sie an einigen kleineren Stellen bei Prägrad
aufgeschlossen sind. Es sind recht dunkle, sehr feinschiefrige Gesteine,
die ganz überwiegend aus Quarz und Glimmer bestehen. Unter den Glimmern
ist der Biotit vorherrschend. Außerdem kommen Hornblenden, vielleicht
etwas Pyroxen und nur ganz wenige Feldspäte vor. Das Gestein macht im
ganzen einen sehr gneisähnlichen Eindruck und es war nur der Mangel an
Feldspat, der mich gehindert hat, es als Gneis zu bezeichnen. Wesentlich weiter verbreitet sind die Phyllonite, die einen
breiten Raum des Südrandes des Blattes einnehmen. Es sind hellere bräunliche
bis gelbbraune Gesteine, die eine sehr starke Durchbewegung zeigen. Diese
Durchbewegung, die schon makroskopisch deutlich ist, bestätigt sich auch
im Schliff. Ihr Mineralbestand ist überwiegend Quarz und Muskovit, wozu
recht viel Plagioklas kommt. Dazu kommen Biotit, Chlorit, Epidot, wenig
Erz und manchmal auch etwas Kalzit. Der Quarz tritt in Linsen auf und
bildet dort feine Körneraggregate. Unter dem Mikroskop bestätigt sich
der Mineralbestand und außerdem wird hier die starke Zerbrechung der
Minerate deutlich. In der Gruppe der Phyllonite treten an einigen Stellen noch
Chloritschiefer auf, die aber hier, abgesehen von ihrer etwas -höheren
Metamorphose, genau so aussehen wie die Chloritschiefer, die später bei
den Phylliten beschrieben werden sollen. Sie treten nur in den oberen
Partien der Phyllonite auf. In der Nähe von Prägrad gibt es dann noch in ihnen zwei
kleine Vorkommen von Marmoren, die ich nicht für gleich halte wie die später
zu besprechenden Tiffener Marmore. Über die Mächtigkeit sowohl der Glimmerschiefer als auch
der Phyllonite kann ich nichts Genaues aussagen, da bei den
Glimmerschiefern das Liegende unbekannt ist und bei den Phylloniten keine
ungestörte Folge von den liegenden Glimmerschiefern zu den hangenden
Tiffener Marmoren vorliegt. Die größte im Aufnahmsgebiet bekannt
gewordene Mächtigkeit der Glimmerschiefer überschreitet etwa, 300 m und
die der Phyllonite 350 m. Altersmäßig möchte ich beide Gruppen als
altkristallin ansehen. Die Phyllonite werden von den Tiffener Marmoren überlagert.
Bei diesen Gesteinen war ich gezwungen, eine Gesteinszone zu bilden; denn
die Marmore sind mit Phylliten so innig verknetet, daß eine kartenmäßige
Trennung in die beiden Komponenten nicht möglich war. Diese Zone ist von
vier nicht sehr ausgedehnten Vorkommen bekannt: I. am Nordrand des
Ossiacher Tauern, 2. in der unmittelbaren Umgebung des Dorfes Tiffen, 3.
vom Westrand der Pollenitz und 4. bei Himmelberg. Es sind rein weiße,
rosa und hell- bis dunkelgrau gefärbte, Gesteine, die immer deutlich
kristallin sind. Ihre Korngröße ist gering. In den rein weißen Teilen
ist der Mineralbestand neben dem weitaus überwiegenden Kalzit Quarz und
Feldspat, wozu in den grauen Partien, die ein wesentlich kleineres Korn
besitzen, noch Apatit, Pyrit in nicht unerheblichen Mengen, Chlorit und
Muskovit kommen. Die rosa Lagen zeigen das gleiche Bild wie die weißen.
Alle Kristalle zeigen deutliche Zerbrechung. Die Mächtigkeit der Tiffner Marmore liegt ziemlich regelmäßig
bei etwa 120 m., über ihr Alter ist gestritten worden. Ich möchte sie
auf Grund ihrer Übereinstimmung mit den Pörtschacher Marmoren für Trias
halten. Das Hangende der Tiffener Marmore ist wieder eine Zone von
Gesteinen, bei denen ich aus dem gleichen Grund wie bei den Tiffener
Marmoren zur Zonenbildung gezwungen war: Die Altpaläozoikumzone. In
dieser Gruppe aber 5tecken jetzt wesentlich mehr Gesteine als in der
Marmorzone. Ihre Verbreitung ist sehr groß, so daß eine genaue Aufzählung
nicht möglich ist. Die Altpaläozoikumzone besteht aus Kalken, Dolomiten,
Quarziten und Lyditen oder Kieselschiern. Ich führe in dem letzteren Fan
die beiden Namen der einander sehr verwandten Gesteine an, da ja ihre
Definition sehr unsicher und vor allem sehr subjektiv ist. Dazu kommen
noch vereinzelt Marmore und häufig Phyllite und Chloritschiefer. Aus Raumgründen verzichte ich darauf, die einzelnen
Komponenten der Zone näher zu beschreiben. Es ist auch nicht notwendig,
da sie nichts Außergewöhnliches darstellen. Ane Teile kommen teils
dickbankig, teils schiefrig vor. Bei den Marmoren ist es sehr leicht möglich,
daß es sich um Stücke des Tiffener Marmors, der bei der intensiven
Durchbewegung des ganzen Gebietes in diese Lage gekommen ist, handelt. Ich sah mich bei der Namengebung dieser Zone dazu
gezwungen, sie nur als Altpaläozoikum zu bezeichnen und eine nähere
Zeitbegrenzung fortzulassen. Fossilfunde sind aus der Feldkirchner
Umgebung nur sehr wenig bekannt. PETRASCHEK erwähnt einen verkiesten
Orthoceras, der sehr den gleichen Formen aus dem Silur von Dienten
gleicht. Außerdem fand HERITSCH 1940 bei Tiffen einen Monograptus
gemmatus, der in das Llandovery und zwar in die Zonen 19a, 19b, 19c, 20a,
20b und 21 gehört, Ich selbst konnte nur, etwa an der gleichen Stelle wie
HERITSCH, eine starke verwischte Spur eines Graptolithen finden. Es ist aber somit immerhin erwiesen, ,daß sich in diesen
Gesteinen silurische Teile befinden, eine Tatsache, auf die auch noch der
Vergleich bestimmter Kalke hinweist. Daneben gibt es aber auch Gesteine,
die sehr Gesteinen des Grazer Paläozoikums aus dem Devon gleichen. Auf
Grund dieser Unsicherheit habe ich mich zu keiner genaueren.
Altersbestimmung als "Altpaläozoikum" entschließen können. Die Mächtigkeit der Altpaläozoikumzone ist sehr
schwankend und reicht von 120 m bis über 300 m. Es läßt sich aber ganz
allgemein feststellen, daß sie mit der Entfernung von der hangenden.
Phyllitmasse wächst, eine Tatsache, auf die ich später noch zu sprechen
kommen werde. Das weitaus häufigste Gestein der Feldkirchner Umgebung
ist der Phyllit. Es handelt sich hier um Gesteine, die zur großen Masse,
der Gurktater Phyllite gehören. Es sind verschieden dichte, verschieden
stark graue, manchmal grünliche Gesteine, die fast immer sehr schön den
typischen Linsenbau zeigen. Ihr Mineralbestand ist vorwiegend Muskovit,
und zwar in der Form, die einmal von HERITSCH und ANGEL. als "Schüppchenmuskovit"
bezeichnet wurde, und immer Quarz. Dazu kommen Biotit, Chlorit,
Chloritoid, Hornblende, Magnetit und Pyrit und an manchen Stellen nicht
unbeträchtliche Mengen von Kalzit. Die Form der Kalkphyllite tritt aber
nur dort auf, wo die Phyllite in der Nähe von karbonatischen Gesteinen
liegen und dürfte sich aus der starken Durchbewegung des Gebietes erklären
lassen. Neben .den eigentlichen Phylliten kommen hier an
verschiedenen Stellen noch Chloritschiefer vor. Es sind auffällig grüne,
verschieden stark schiefrige Gesteine; die im Wesentlichen aus Chlorit und
Quarz bestehen, wozu fast immer Kalzit kommt, Akzessorisch erscheinen
Pyrit und Magnetit, etwas Muskovit und Chloritoid. Offen bleiben muß die Altersfrage. Es gibt unter ihnen
Partien, die sehr an die karbonischen Phyllite des Paalgrabens erinnern,
aber ob das gleiche Alter für die Phyllite bei Feldkirchen gilt, muß
doch unklar bleiben. PETRASCHEK spricht sich dagegen aus, da in diesen
Phylliten ein zu großer Mangel an graphitischen Einlagen herrsche und
auch Konglomerate ganz fehlen. Ihre Mächtigkeit beträgt im
Aufnahmsgebiet bis zu 700 m, geht aber art anderen Stellen noch wesentlich
darüber hinaus und erreicht bis zu 1200 m. Als zeitlich jüngstes wäre noch das Quartär zu erwähnen,
das hier vor allem in diluvialen Formen ausgebildet ist. Es lassen sich in
den verschiedenen Kiesgruben der Umgebung Formen von Grundmoränen und
auch fluviatilen und limnischen Ablagerungen unterscheiden. Die Umgebung
von Feldkirchen bildet morphologisch ein Becken, bei dem der nordwestliche
Teil etwa 150 m höher liegt als der südöstliche. Über die Mächtigkeit
der Diluviums kann ich nichts Sicheres aussagen, da Profile von
Brunnenbohrungen fehlen. Ich nehme aber an, daß sie im tieferen Teil des
Beckens etwa 30 bis 50 m und im höheren nur etwas über 10 m und weniger
betragen wird. Alluvium ist nur an wenigen Stellen ausgebildet und tritt
nur im Mündungsgebiet der Tiebel in den Ossiacher See verbreiteter auf. Außerhalb dieser stratigraphischen Gliederung, steht nun
noch der Fund eines Tonalits, den ich nordwestlich Feldkirchen bei der
Oftschaft Kraß machen konnte. Es ist mir hier nicht der Raumgegeben, mich
näher darüber zu äußern. Ich verweise deshalb hier auf eine Arbeit über
dieses Gestein, die in der Sitzung am 18. November 1943 der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Wiener Akademie der
Wissenschaften vorgelegt wurde und dann in den entsprechenden
Sitzungsberichten erschienen ist. Es handelt sich hier um ein Gestein, das durch tektonische
Vorgänge sehr stark mylopitisiert wurde, so daß es, was seine Korngröße
angeht, anders ausschaut als die anderen bekannten Tonalite Kärntens und
Südtirols. Ich habe auf Grund dieser Kataklase das Gestein nach seinem
ersten Fundpunkt als Tonalitmylonit von Kraß bezeichnet. Das Gestein hat eine hellgraue Farbe und besitzt eine
starke Regelung seiner Kristalle, die besonders durch die Parallellagerung
der Hornblendekristalle unterstrichen wird. Es ist, feingranoblastisch..
Seih Mineralbestand, der sich makroskopisch und mikroskopisth bestätigt,
ist überwiegend Plagioklas und Hornblende, wozu dann noch untergeodnet
Orthoklas, Quarz, Epidot, Chlorit und Pyrit kommen. In den Hornblenden läßt
sich oft eine Umsetzung in Chlorit erkennen, die an manchen Stellen so
weit gehen kann, daß die Homb1endekristalle ganz vom Chlorit aufgezehrt
wurden. Daraus geht eine diaphthoritische Veränderung des Gesteines
hervor. Im Dünnschliff erschien der Quarzanteil größer als er in
Wirklichkeit ist, was sich wohl damit erklären läßt,. daß die härteren
Quarzkristalle der Kataklase besser Widerstand leisten konnten als die übrigen
Minerale. Im Dünnschliff wird die starke Zerbrechung des Gesteins
besonders deutlich. Man sieht nur ein Haufwerk feinst zerbrochener
Kristalle, bei denen man kaum einmal deutliche Begrenzungen erkennen kann.
Die aus den anderen Tonalitgebieten bekannten Nebengesteine
fehlen dem Tonalitmylonit von Kraß ganz. An besonderen Nebengesteinen
gibt es lediglich an seinem Westrand einen anscheinend kontaktmetamorph
veränderten Sandstein, in dem die vielen rostroten Pyrite auffallen. Außerdem
fand ich in seiner Nähe noch einen kleinen Aufschluß eines
Quarz-Orthoklas-Pegmatits, dessen eindeutigen Zusammenhang mit dem
Tonalitmylonit ich aber nicht nachweisen konnte, Sonst ist das
Nebengestein des Tonalitmylonits hier nur ,das sonst aus dem
Aufnahmsgebiet bekannte Gestein, das schon weiter oben beschrieben wurde.
Eine Veränderung zeigen diese Gesteine hier nicht oder kaum. Das ganze bearbeitete Gebiet zeigt eine starke tektonische
Beanspruchung aller, seiner Glieder. Besonders hervorzuheben sind zwei
Bruchsysteme: Das eine von ihnen streicht von West nach Ost; in ihm ist
der Ossiacher See angelegt. Aus unmittelbaren Beobachtungen läßt es sich
nicht nachweisen, abgesehen vielleicht von einer Kleinen Stelle bei Prägrad,
aber der Vergleich der Schichtfolgen auf der Nord- und Südseite des Sees
und auch in seiner östlichen Fortsetzung im Tiebeltal zwingt doch zu
dieser Annahme. Hier liegen auf beiden Seiten die gleichen Schichten im
gleichen Verband nur um etwa einen Kilometer gegeneinander versetzt: Bei
Prägrad kann man in einem kleinen Aufschluß im Marmor des Phyllonits
eine west-ost-streichende Verwerfung beobachten. Das andere
hervorstechende Bruchsystem streicht Nord-Süd und entspricht der
Fladnitzstörung SCHWINNERs. Hier kann man an den verschiedensten Stellen
die Brüche unmittelbar beobachten. Zwischen Tiffen und Prägrad kreuzen
sich beide Verwerfungszonen. Aber auch außer diesen beiden großen Brüchen zeigt das
Gelände allenthalben Sprünge verschiedenster Größe. Außerdem hat eine
weitgehende Verfaltung des ganzen Gebietes stattgefunden, die bis zur Überkippung
der falten gehen kann. Dabei ist zu beachten; daß die Überkippung immer
etwa von Nordwesten nach Südosten zeigt. Im allgemeinen gilt: Streichen N 45° 0 und fallen 35° bis
-45° NW. Dabei sind die beiden hier angegebenen Werte, nur als Näherungswerte
zu betrachten. Abgesehen von einer ganzen Reihe kleinerer Abweichungen,
vor allem in den Ossiacher Tauern, sei nur auf die größte unter ihnen
hingewiesen. Geht man von Steindorf quer über die Manessen nach
Himmelberg, so läßt sich folgende gleichsinnige Änderung des Streichens
und Fallens feststellen: Bei Steindorf herrscht Streichen N 45° 0 und
Fallen 45° NW. Etwa in der Mitte der genannten Strecke hat sich die Lage
der Schichten langsam geändert, so daß , jetzt ein Streichen von NO° 0,
also Nord-Süd-Streichen, und -ein fallen von 45° W vorliegt. Blei
Himmelberg hat sich diese Änderung gleichsinnig weiter fortgesetzt, so daß
wir jetzt haben Streichen N 45° W und fallen 45° SW. Im ganzen zeigt es
sich also, daß wir hier am Ostrand des ganzen Görlitzenmassives -auch am
Ostrand einer großen Mulde stehen, eine Beobachtung, die bereits von
PETRASCHEK weiter westlich festgestellt wurde. Hier sei noch einmal darauf
hingewiesen, daß über den -vermutlich triassischen Tiffener Marmoren das
eindeutig nachweisbare Altpaläozoikum liegt. Ich möchte nun aus allem für
die Tektonik der Feldkirchner Umgebung folgenden Schluß ziehen: Auf einen Sockel altkristalliner Gesteine, der
Glimmerschiefer und Phyllonite, schoben sich die Phyllite als Decke auf.
Sie erfaßten dabei als erstes eine Masse altpaläozoischer Gesteine und
schoben diese unter und vor sich her. Am Ende der Überschiebungsbewegung
wurden dann auch noch Kalke der Trias erfaßt. Das Ganze wurde durch diese
Schubbewegung zu dem Durcheinander verarbeitet, als das es sich heute als
Zone des Altpaläozoikums und der Tiffener Marmore darbietet. Daraus erklärt
sich auch die innige Verknetung der Gesteine einmal untereinander und dann
auch mit den Phylliten. In dem hier beschriebenen Aufnahmsgebiet kam dann
der Schub zum Stillstand und das Altpaläozoikum und die Marmore blieben
als eine tektonische Moräne im Sinne AMPFERERs und HAMMERs liegen, so daß
man heute vor allem bei der Altpaläozoikumzone die wachsende Mächtigkeit
mit der wachsenden Entfernung von der Phyllitmasse beobachten kann. Durch diese Überschiebung muß auch der Tonalitmylonit von
Kraß zu dem Mylonit umgearbeitet worden sein. Ob er dabei nun von Anfang
an dort lag, wo er heute liegt, oder ob auch er mit der Decke geschoben
wurde; kann ich nicht entscheiden. Das Fehlen der bekannten Nebengesteine
läßt sich mit beiden Hypothesen gleich gut oder schlecht begründen. Über das Alter der Überschiebung kann ich nichts
aussagen, da die jüngsten von ihr erfaßten Schichten der Trias angehören.
Und aus diesem Grund kann ich auch nur sagen, daß der Tonalit wohl in das
Mesozoikum gehört, ohne aber eine ,genauere Angabe machen zu können. Da
die Begründung hiezu zu weit führen würde, verweise ich wieder auf die
schon früher erwähnte Arbeit über den Tonalitmylonit. Auf Grund der allgemein zu beobachtenden Überkippungsrichtung
der hier vorkommenden Falten nehme ich an, daß der Schub von Nordwesten
nach Südosten erfolgte. Ich weiß, daß ich hiemit der Schubrichtung der
"klassischen" Deckentheorie widerspreche, aber ich stütze mich
damit auf das, was ich beobachtet habe. Zum Schluß möchte ich noch eine Beobachtung erwähnen. In
einigen Aufschlüssen glazialer Ablagerungen an der Straße von
Feldkirchen nach Himmelberg konnte ich zweierlei bemerken: In dem einen Fall ist ein ganzer Komplex schön paraller
gelagerter Schichten, die eine deutlich unterscheidbare Wechselfolge von
Sanden und verschiedenen grobkörnigen Kiesen zeigen, um etwa 35° bis 45°
nach Nordwesten geneigt worden. Oben sind dann diese Schichten horizontal
abgeschnitten und' jetzt von einer Gruppe horizontalliegender Sedimente überlagert,
die auch wieder das gleiche Aussehen haben wie die schief gestellten. Wenn hier auch noch vermutet werden könne, daß es sich um
verrutschtes Material handelt, obgleich mir das bei der Parallelität und
der gleichförmigen Durchführung dieser Veränderung bereits etwas
zweifelhaft erscheint, so ist doch damit in dem zweiten Fall nicht mehr zu
rechnen. Hier wurde einganzes Schichtpaket zu einer Mulde verbogen. Das
wird vor allem durch die Einschaltung eines Tonbandes sehr deutlich. Nach
oben hin wird dann diese Mulde mit zu ihrem Rand hin dünnerwerdenden
Sedimenten so ausgefüllt, daß nach einiger Zeit wieder eine horizontale
Lagerung erreicht wird. Die Länge dieses Aufschlusses beträgt etwa 30 m,
die von der Muldenbildung ganz ausgefüllt werden, was also doch einem
Eisstau widersprechen würde, und seine Höhe etwa 10 m.
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