Friedrich O. M. / 1955                                                                Textauszug

 

V. Quecksilberfundstellen bei Feistritz an der Drau.

(von O. M. Friedrich)

Im Frühjahr 1938 traf man beim Ausheben einer Sickergrube im Hofe des Schusters Ronacher in Feistritz an der Drau ganz nahe der Mündung des Weißenbach in die Drau in den grobsandigen Drauschottern auf erhebliche Quecksilbermengen. Bis 2,5 m Tiefe hatte man aus den Schottern durch einfaches Auswaschen mit einer Waschschüssel bereits 3 kg gewonnen und später (Juni 1938) aus etwa 3 cbm Aushub etwa 12 kg Quecksilber erhalten.

Die Baugrube durchfuhr zunächst 30 cm Humus, gelangte darunter in sehr grobsandige, rösche Drauschotter, mit bis zu kopfgroßen Geröllen, unter die 1,80 m von Tag aus eine feinsandiglehmige Schichte folgte, über der das flüsssige Metall so stak angereichert war, daß in einer mit einem Schöpflöffel hergestellten Grube innerhalb weniger Minuten ein Fingerhut voll Quecksilber zusammenlief.

Das ,so verhältnismäßig reichlich in diesen Schottern auftretende Quecksilber kann auf eine der folgenden Arten dorthin gelangt sein: 1. Es kann das Quecksilber auf einem ehemaligen Stapelplatz, einer, Verarbeitungsstätte (etwa Anquicken von Goldschlichen aus den nahen Seifen von Tragin) oder einem Gewinnungsort verschüttet oder sonstwie verloren gegangen, in die Schotter eingedrungen und bis zur undurchlässigen' Lehmlage abgesickert sein. Diese Möglichkeit ist sehr naheliegend, da sich ja im selben Tal der alte Quecksilberbergbau Stockenboi befindet. Ebenso ist ein Stapelplatz am Ausgange dieses Tales nahe der alten Hauptstraße zu den Verbrauchern Goldbergbaue wahrscheinlich. 2. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, daß sich Quecksilber auf natürliche Art und Weise hier angereichert hat, etwa dadurch, daß sich aus der Zinnoberlagerstätte Stockenboi eine Zinnoberseife bildete, die durch Grundwasser zum freien Metall reduziert worden sein kann.

Um diese Frage zu klären, wollte ich durch die von mir damals geleitete Lagerstättenforschungsstelle das Vorkommen durch kleine Schürfe untersuchen, zumal der Grundbesitzer nicht über die hierfür nötigen Mittel verfügte. Es wäre richtig gewesen, von der Fundgrube ,auszugehen und das Metall an der undurchlässigen Schichte mit Röschen zu verfolgen. Die Bergbehörde wünschte aber einen Schacht außerhalb des Hofes und jenseits des Weges, von dem aus ein etwa 25 m langer Stollen zur Fundstelle hätte getrieben werden sollen. Wie vorauszusehen war, erreichte man mit dem so weit entfernten Schacht die stauende Lehmschichte nicht mehr, obwohl man mehr als 5 m abteufte. Als man dann noch verlangte, daß der Untersuchungsstollen von diesem Schacht aus nicht zur Fundstelle hin, sondern in die entgegengesetzte Richtung getrieben werde und das man dieses nur für kurze Schurfzeit gedachte Schächtchen nicht mit Schwartlingen, sondern mit starken Bohlen verziehe, stellte ich im Oktober 1938 die weiteren Untersuchungsarbeiten ein, hielt zunächst das Schächtchen noch einige Zeit offen, ließ es aber später (April 1941) verfüllen, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen.

Dieser Ablauf der Schürfungen hatte leider die Frage der Entstehung dieser Quecksilberanreicherung nicht klären lassen. Wohl aber ergab sich dabei, daß auch an anderen benachbarten Orten Quecksilber gefunden worden war. So wurde nach Angabe des Herrn Peter Holzmann, Besitzers der Feldspatmühle in Feistritz an der Drau, talaufwärts beim ehemaligen Betrieb des Goldseifenbergbaues Tragin in den 80iger Jahren des vorigen Jahrhunderts im Hochterrassenschotter stets auch etwas Quecksilber gefunden. Der Hutmann Johann Fischer in Feffernitz, welcher hier die Schurfarbeiten leitete", teilte mit, daß auch talab nahe dem Ort Feffernitz vom Wagnermeister Ebner in Mühlboden ebenfalls Quecksilber angetroffen worden war, als etwa um 1920 der Kreuzenbach Hochwasser führte und die Uferterrassen anriß. Berücksichtigt man auch diese Funde, so scheint es mir wahrscheinlicher, daß diese Quecksilbervorkommen durch Reduktion von Zinnoberseifen entstanden.. Im Buchholzgraben (Stockenboi) sind So große, wahrscheinlich vorhandene Lagerstättenteile abgetragen, daß deren Metallgehalte voll ausreichen würden, diese Streufunde zu liefern. Es wäre aber -wünschenswert, die Hochterrassensande der Drau nahe der Weißenbachmündung auf ihre Zinnobergehalte hin zu untersuchen.

Schriftenverzeichnis:

Wenhart. Revierbergamt Klagenfurt. Amtsbericht, ZI. 1581/38, über die am 7. Juni 1938 vorgenommene Besichtigung des Quecksilbervorkommens bei Feistritz a. d. Drau.

Grazer Tagespost, vom 15. Juni 1918. Notiz: Quecksilbervorkommen in Kärnten.

Kallab, Revierbergamt Klagenfurt,ZI. 1820 von 1938. Werksnachschau bei dem Schurfbau auf Quecksilber des Hans Ronacher in Feistritz a; d. Drau:

Wenhart, Revierbergamt Klagenfurt, ZI. 2914/38. Bericht über die am 9. September 1938 vorgenommene Nachschau beim Quecksilberschurfbau Feistritz a. d. Drau.

Revierbergamt Klagenfurt. Bescheid vom 14. Oktober 1938, ZI. 3264/38.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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