Morawetz S. / 1970 |
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Bemerkungen zu den Schotter- und Moränenanordnungen südlich vom Faaker See.Von Sieghard MORAWETZ Das Klagenfurter Becken hat seit dem Beginn seiner Bildung
und mit dem Werden der Umrahmung die Funktion eines gewaltigen Schotter-
und Schuttsammlers. Im Pleistozän erreichte die Schotter-und
Schuttanlieferung letzte Höhepunkte, ist aber an zahlreichen Stellen auch
heute noch sehr stark. Im Laufe des Jungtertiärs und Pleistozäns wurde
der Schotter jedoch nicht nur angehäuft und verfestigt, sondern auch
wieder zerschnitten und abtransportiert. Akkumulations-und Erosionsphasen
wechselten eben ab. Dadurch entstand im Bereim der Sattnitz aus den
Schotterablagerungen ein niedriges Mittelgebirge, das aus den
verschiedensten Schottern, teils Fernteils Nahschottern, besteht, deren
genaue Datierung wegen der Gleimartigkeit des Materials über weite
Strecken und seiner Fossilarmut heute noch größte Schwierigkeiten
bereitet. Wie ein roter Faden lassen sich die Datierungsbedenken von der
älteren Literatur, von V. HARTMANN, K. PROHASKA, A. PENCK, F. HERITSCH,
V. PASCHINGER bis in die jüngere Zeit zu -F. KAHLER, E. WORSCH und R.
SRBIK verfolgen. Viel erfährt man in dieser Literatur über die Lagerung
und Gliederung der Schotter von der Dobrava westlich vom Faaker See bis zu
der Rosenbacher Nagelfluh und ihrer Deltastruktur. Auffallend ist, daß in
diesem ganzen Gebiet die einwandfreien Moränenbestände nur kleine Areale
einnehmen, sieht man von einer spätglazialen überstreu, wie sie in der
östlich Dobrava besonders reichlich ist, ab. Auch auf einwandfreie ältere
Moränen, die zwischen den mächtigen Schottern lagern müßten, stößt
man selten. Bei der Größe des kaltzeitlichen Eisstromnetzes, wo sich
gerade in diesem Raum der Gail-, der Drau-und der Gegendtalast zu einem 16
bis 18 km breiten Eisstrom vereinigten, aber der Karawankenkamm, der
Dobratsch und die Görlitzen über das Eis aufragten, das im
Faaker-See-Gebiet bis etwa 1400 m Höhe reimte, darf man sowohl eine mächtige
Grundmoräne wie beachtliche Oberflächenmoränen, lag die Eisoberfläche
ja schon im Zehrgebiet, erwarten. Ein gewisses Mißverhältnis zwischen
reichlichstem Schottermaterial und geringen Moränenbeständen fällt auf.
Nur tupfenhaft bei Mallestig, bei Pogöriach, Latschach und Oberaichwald
stößt man auf sie. Vor allem SRBIK (S. 22/23, 31/35) gibt da recht
genaue Angaben. Der Schlüssel für das Mißverhältnis liegt in der großen
Aktivität der Flüsse mit ihren gewaltigen Schotterführungen und in den
beachtlichen frührezenten und rezenten überbauungen. In der Literatur,
die von Geologen stammt, findet man, sieht man von SRBIK ab, nur verhältnismäßig
wenige Hinweise auf die Bedingungen, die zu den Akkumulationen führten,
und ähnliches gilt dann auch für die Gegebenheiten, die die Umschaltung
zu einer Erosionsphase veranlaßten. Eine Folge der Verbauung im Rosental
war eine Vergrößerung der Seen. A. PENCK (S. 1105) nimmt im Mindel-Riß-Interglazial
im Rosental einen See, dessen Spiegelhöhe bei 580 m lag, an. Bei so einer
Seehöhe mußte es allerdings nördlich von Rosegg ziemlich andere
Reliefverhältnisse als heute gegeben haben. Heute trifft man zwischen
Rosegg-Selpritsch-Velden nirgends auf Höhen von 580 m. Ein See würde
dort bereits in geringer Höhe abfließen. Ein wesentlicher Beleg für den
Rosentalsee sind die Deltaschotter nordöstlich von Rosenbach bei St.
Jakob. Steil fallen diese Schotter, deren Bänke auffallende verfestigte
Rippen bilden, nach Norden ein und werden durch den Rosenbach (Feistritz)
bei der Eisenbahnbrücke gut aufgeschlossen. Das Einfallen nach Norden ist
allerdings nicht so steil, wie es bei reinen Schüttungen in stehende Gewässer
sein müßte. So haben heute die Abfälle der Deltavorbauten des
Rohica-und Worounzbaches in den Faaker See Neigungen von 40 Grad und mehr.
Das oberflächlich sichtbare Delta ist allerdings nur 1 bis 2 Grad
geneigt. Die geringe Neigung der Schotter bei St. Jakob von 15 bis 30 Grad
deutet vielleicht darauf hin, daß es sich da um einen sich schnell verändernden
Seespiegel gehandelt haben dürfte und es zu einer Kombination von steilen
Schüttungsböschungen und flacheren Oberflächenvorbauten gekommen sein könnte.
Heute findet man auf den Resten des 800 bis 1000 m Niveaus,
die sich vom Krainberg (1067 m) über Platzer, Oitz (994 m) Truppe (1001
m) -Zwanzger -Trattnig (880 bis 980 m) -Wukounig (Baumgartner) -Samonig
-Kopein (828 m) von W nach O verfolgen lassen, die meisten Glazialspuren
teils als Schliffe (Illitsch), teils als glaziale überstreu (Findlinge),
teils als Moränenmaterial (Samonig, Untergreuth, Ischnig, Aschim), teils
als Gletscherranderscheinungen von Schmelzwässern der spätglazialen
Abschmelzphase (Samonig-Untergreuth, Kanin-Schlatten). Zur Zeit des
Einsinkens des Ferneises und der Ausbildung einer Schmelzwasserrinne
zwischen dem Gail-Drau-Eis und dem Karawankenhangeis kam es zur
Ausarbeitung der W-O-und der O-W-Furchen auf den Leisten. Die
Altfinkenstein-, die Samonig-und die Greuthgrabenfurche gehören hierher.
Tiefer gelegene Furchen ähnlicher Art sind die Ulbing-Wucherer-und die
Linaritsch-Aichwaldseetalung einer lokalen spätglazialen W-O-Entwässerung.
Alle diese Furchen liegen in toten Abschnitten der direkten S-N-Hangentwässerung,
zwischen Rauscher, Rohioa-und Worounzgraben. Diese drei Gräben von 7 bis
13 km2 Einzugsgebiet und 5 bis 8 km Länge bauen heute in das
Karawankenvorland nach dem Faaker See und in das Seebachtal beachtliche
Schwemm-und Schuttfächer vor, in die die Wasserläufe sich nirgends
einschneiden. Der Wasserlauf des Rauscher Baches versiegt auf dem 25 bis
900f0o geneigten zwei Kilometer langen und am Ende auch zwei Kilometer
breiten Schwemmfächer überhaupt. Auf dem letzten Kilometer tritt das
Wasser als Grundwasser an zahlreichen Stellen hervor, und es gibt die
siedlungsleeren Moos-und Schilfwesen. Die Rohica ergießt sich in einem künstlichen
Gerinne von 24 bis 30%0 Gefälle in NO-Richtung in den Faaker See und baut
dort ihr Delta aus, floß aber früher in Richtung der Ortschaft Faak. Der
Worounzbach verlandet von Osten den See, und sein Gefälle, nach Austritt
auf das Vorland bei Unteraichwa.1d (Hotel Mittagskogel), beträgt. um 20
bis 25%0, steigt dann schnell auf 900f0o, eine Größenordnung, die der
Rohicabach südwestlich von Latschach ebenfalls erreicht. Von den
genannten drei Bächen hat der Rauscher Bach die größte Geröllführung
und Aktivität. Sein Einzugsgebiet unter dem Mallestiger Mittagskogel ist
von zahlreichen Runsen zerfurcht, überall liegt frischer Schutt; 1937
erfolgte ein Abbruch, und die nackten frischen Halden fallen noch sehr
stark auf. Diese spätglazialen, frührezenten und rezenten Gerölle
verbauten und verbauen die glazialen Ablagerungen. Es ist
charakteristisch, daß die Moränen bei Pogöriach und Latschach sich
abseits der Bäche in einem toten Winkel befinden. Und dies gilt nicht nur
für dort, sondern den ganzen Abschnitt Arnoldstein bis weit in das
Rosental. Zwischen Mallestig und Untertechanting ragen eigenartige
elliptische Formen aus dem Mantel des Goritschacher Schwemmkegels heraus.
Es handelt sich um fast ganz verhüllte glaziale Formen. Zum Unterschied
vom Rauscher-Bach-Kegel gehen Mallestigbach und Feistritz bei
Untertechanting auf ihren Schwemmfächern bereits zur Erosion über, und
zwar der Mallestigbach mit dem ganz kleinen Einzugsgebiet stärker als die
Feistritz. Die Rosenbach-Feistritz, der größte Bach zwischen Arnoldstein
und Maria Elend, mit über 30 km2 Einzugsgebiet, schneidet überall in
ihren alten Kegel ein. Rund zehn Meter im Mündungsbereich und 30 bis 40 m
östlich der Bahnbrücke, wodurch die Deltastruktur gut erschlossen wird.
Ist die Deltabildung im Sinne PENCKS Mindel-Riß-Interglazial, so kann der
Deltaschotter die Riß-, und Würmmoränen allerdings nicht verhüllen.
Aber auch im Riß-Würm-Interglazial und im Würm-Spätglazial kam es zu
großen Schwemmfächerbildungen, die vieles verhüllten. Der heutige
Feistritzeinriß ist sicher recht jung, aber die rezente Aue schwillt doch
schon bis über 500 m Breite an. Auf dem Hauptkegel lassen sich bis in
eine Höhe von 520 bis 530 m, also 70 bis 80 m über der heutigen Drau,
sechs Absätze verfolgen, die einen phasenhaften Aufbau des Kegels belegen
links der Feistritz und nördlich von Rosenbad!, bis wohin die
Deltaschotter nicht mehr reichen, findet man von Schlatten bis
Tschemernitzen wieder Eisrandablagerungen und Moränenmaterial, wie
deutliche W-O-Rinnen, die teils ganz spätglaziale Schmelzwasserbette sind
und teils auch die Wasser, die von der Gratschützen abströmen, sammeln.
Zwei große Entwicklungstendenzen liegen am Nordfuß der Karawanken im
Widerstreit: einmal die direkte S-N-Hangentwässerung und dann die
W-a-Entwässerung, deren Spuren man im 800bis-1000-m-Niveau über wenige
Kilometer mit Moränenmaterial und Eisrandablagerungen etwas verklebt, und
dann noch tiefer in 700 bis 630 m Höhe zwischen den Gräben mit ihren
hochaktiven Schwemmkegelvorbauten verfolgen kann. LITERATUR: HARTMANN, V. (1886): Das Kärntner Faakerseetal der
Gegenwart und Vorzeit. R- ealschulprogramm Klagenfurt 1886. HERITSCH, F. (1936): Diluvium und Jungtertiär im Gebiete
des Faaker Sees in Kärnten. - Anz. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Kl. HERITSCH F., u. KAHLER, F. (1938): Die Gliederung der
jungen Geröllablagerungen am Nordrand der Karawanken. - Anz. Akad. Wiss.
Wien., math.-nat. Kl. KAHLER F. (1929): Karawankenstudien II. Die Herkunft des
Sediments der Tertiärablagerungen am Karawanken-Nordrand. - Zbl. f.
Mineralogie, Abt. B. -(1933): Karawankenstudien III. über die Verteilung der
Tertiärablagerungen im Gebiet der Karawanken. - Zbl. f. Mineralogie, Abt.
B. -(1935): Der Nordrand der Karawanken zwischen Rosenbach und
Ferlach. - Carinthia II. PASCHINGER, V. (1930): Die glaziale Verbauung der
Sattnitzsenke in Kärnten. - Zeitschr. f. Gletsd1erkunde, Bd. 18. PENCK, A. (1909): Die Alpen im Eiszeitalter, Bd. 3. PROHASKA, K. (1895): Spuren der Eiszeit in Kärnten. - Mitt.
D. u. ÖAV. SRBIK, R. (1933): Ein gefährdetes Naturdenkmal. - Mitt. D.
u. ÖAV. -(1934): Gletscherschliffe in den Karawanken. - Mitt. D. u.
ÖAV. -(1941): Glazialgeologie der Kärntner Karawanken. - Neues
Jahrbuch f. Mineralogie, Sonderband III (1941): 382 S. WORSCH, E. (1936): Geologisd1e Kartierung östlich des
Faaker Sees. - Anz. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Kl. –
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