Kleinschmidt G. / 1973

 

EIN NEUES TERTIÄRVORKOMMEN AM FUßE DER KORALPE NÖRDLICH ETTENDORF/ LAVANTTAL.

(Vorläufige Mitteilung)
Von Georg KLEINSCHMIDT, Darmstadt

Der kürzlich begonnenen Neuaufnahme der südlichen Koralpe (Blatt 205 St. Paul i.L.) kam die Verlegung einer Erdgas-Pipeline sehr zugute. Es wurden dadurch nicht nur kurzzeitige Aufschlüsse im Kristallin, sondern auch im auflagernden und benachbarten Jungtertiär geschaffen. Darunter dürfte ein neues Vorkommen von vermutlich marinem Tertiär am interessantesten und wichtigsten sein. Die bekannten vorkommen der Umgebung, Mühldorf, NW Ettendorf (E Lubitsch-Kogel) und S Ettendorf (bei Krottendorf) (BECK-MANNAGETTA 1952), werden somit ergänzt. Das Vorkommen ist knapp 4OOm NNW vom Ortskern Ettendorf (Brücke) unmittelbar östlich der Straße Ettendorf -St. Georgen gelegen. Die bestehenden geologischen Karten zeigen dort lediglich quartäre (würmzeitliche) Schotterfächer (BECK, KIESLINGER, TELLER & WINKLER 1929, BECK-MANNAGETTA 1952 u. 1957).
Das im Pipeline-Graben anstehende Profil ist auf Abb.1 skizzenhaft wiedergegeben.
Kurz oberhalb des Waldrandes wird das Kristallin offensichtlich an der Hauptstörung der Koralpe gegen das Lavanttal talwärts von halbverfestigten Schottern abgelöst. Die Schotter sind zum Teil Grobschotter, deren gut gerundete Gerölle Koralmkristallin darstellen. Sie sind zum Teil von feinerem Material (auch rötlich) umkrustet. In die Schotter sind Sand- und Kieslagen eingeschaltet. Der Habitus dieser Schotter erinnert stark an die Granitztaler Schotter der südlichen Saualpe und der vorgelagerten Höhen. Die Mindestmächtigkeit beträgt 10m. Überlagert werden diese Schotter von einem blau-grauen z.T. Muskovitschuppen führenden Mergel. Die Basis dieser Mergel besteht aus wenigen cm tonigem Glimmer-(Muskovit-)Sand. Die Mächtigkeit des Mergels beträgt etwa 7m. Dieser Mergel wird seinerseits überlagert von einem grünlichen bis ockerfarbenen Mergel, der jedoch durch Sandanteile unreiner erscheint. Im Grenzbereich des blauen gegen den grünen Ton ist eine ca. 20cm sandige, bräunlich verfärbte Lage eingeschaltet. Der grüne Mergel ist als direktes Auflager des blauen Mergels nur als ca. 1,30m mächtiger Rest erhalten. Westlich wird dieser Verband von einer scharfen Saigerstörung abgeschnitten, an die dann weiterer grüner Mergel angrenzt. Der grüne Mergel hat eine Mindestmächtigkeit von ca. 20m. mit unscharfer Grenze "transgredieren" darüber von Westen her die Ablagerungen des würmzeitlichen Lavanttaler Stausees: Tone und Schluffe mit Sandlagen und -linsen. Sie heben sich vom Tertiär vor allem auch in ihrer Lagerung scharf ab: während die erkennbaren Schichtflächen und -grenzen des Tertiärs etwa 1500 streichen und mit 35 bis 40° gegen Westen einfallen also eine synthetische Bruchstaffel darstellen -, liegen die Stauseesande völlig horizontal. Junger Schutt bildet nur eine geringe Überstreuung.
Alle angeführten Schichtglieder des Tertiärs sind in unterschiedlichem Grade fossilführend.
Es enthalten:
Der untere Schotter (sandig-kiesige Anteile in den oberen Partien): Pflanzenreste,
der tonige Glimmersand an der Basis des blauen Mergels: Pflanzenreste
der blaue Mergel: Ostrakoden, Muschen, Schnecken,
die Sandlage im Grenzbereich grüne/blaue Mergel: verschiedene dickschalige, leicht zerfallende Muscheln,
der grünlich-ockrige Mergel: Ostrakoden, Muscheln, Pflanzenreste.
Leider ist die Erhaltung der Fossilien meistens schlecht. Die Molluskenschalen sind überwiegend zerbrochen oder verdrückt, oder zerfallen bei Berührung, so daß eine Bestimmung auf Schwierigkeiten stoßen wird. Die Ostrakoden gehören verschiedenen Formen an, sind aber durchweg glattschalig.
Das neue Vorkommen fügt sich gut in das Bild der sog.
"Ettendorfer Mulde" (BECK-MANNAGETTA 1952, 1959, u.a.). Und auch wenn die Fossilien bis jetzt noch keine genaue Einstufung zulassen, erscheint es naheliegend, die basalen Schotter den Granitztaler Schichten, die Mergel den darüberliegenden marinen Tertiärschichten (Mühldorfer Schichten) zuzuordnen.

Schriften:

BECK, H., KIESLINGER, A., TELLER, F., WINKLER, A.: Geol.Spez.Kt.d. Rep.Österr. 1:75.000, Bl.5354 Unterdrauburg. Wien (Geol.Bundesanstalt) 1929. c.,

BECK-MANNAGETTA, P.: Aufnahmen im Tertiär des unteren Lavanttales (Bericht 1950). - Verh. geol. Bundesanst. ,1950-1951 (H.2): 58-61, Wien 1951.

(m.Beitr.v.W.BERGER, W.FISCHAK, R.GRILL, W.KLAUS, A.PAPP, H.SCHWENK, K.TURNOVSKY, E.WEINFURTER & G.WOLETZ}: Zur Geologie und Paläontologie des Tertiärs des unteren Lavanttales. - Jb.geol.Bundesanst. 95: 1-102, Wien 1952.

Über die heutige Kenntnis des Tertiärs im unteren Lavanttal (Kärnten). - Verh.geol. Bundesanst.., Sonderh. c: 111-114, Wien 1952. (1952 b)

Geologische Übersichtskarte 1:100.000, Bezirk Wolfsberg. - Klagenfurt (1956).

Zum Bau des Beckens des unteren Lavanttales. - Verh.geol.Bundesanst. 1959: 225-228, Wien 1959,

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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