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EIN NEUES TERTIÄRVORKOMMEN
AM FUßE DER KORALPE NÖRDLICH ETTENDORF/ LAVANTTAL.
(Vorläufige Mitteilung)
Von Georg KLEINSCHMIDT, Darmstadt
Der kürzlich begonnenen Neuaufnahme der südlichen Koralpe (Blatt 205 St.
Paul i.L.) kam die Verlegung einer Erdgas-Pipeline sehr zugute. Es wurden
dadurch nicht nur kurzzeitige Aufschlüsse im Kristallin, sondern auch im
auflagernden und benachbarten Jungtertiär geschaffen. Darunter dürfte
ein neues Vorkommen von vermutlich marinem Tertiär am interessantesten
und wichtigsten sein. Die bekannten vorkommen der Umgebung, Mühldorf, NW
Ettendorf (E Lubitsch-Kogel) und S Ettendorf (bei Krottendorf) (BECK-MANNAGETTA
1952), werden somit ergänzt. Das Vorkommen ist knapp 4OOm NNW vom
Ortskern Ettendorf (Brücke) unmittelbar östlich der Straße Ettendorf
-St. Georgen gelegen. Die bestehenden geologischen Karten zeigen dort
lediglich quartäre (würmzeitliche) Schotterfächer (BECK, KIESLINGER,
TELLER & WINKLER 1929, BECK-MANNAGETTA 1952 u. 1957).
Das im Pipeline-Graben anstehende Profil ist auf Abb.1 skizzenhaft
wiedergegeben.
Kurz oberhalb des Waldrandes wird das Kristallin offensichtlich an der
Hauptstörung der Koralpe gegen das Lavanttal talwärts von
halbverfestigten Schottern abgelöst. Die Schotter sind zum Teil
Grobschotter, deren gut gerundete Gerölle Koralmkristallin darstellen.
Sie sind zum Teil von feinerem Material (auch rötlich) umkrustet. In die
Schotter sind Sand- und Kieslagen eingeschaltet. Der Habitus dieser
Schotter erinnert stark an die Granitztaler Schotter der südlichen
Saualpe und der vorgelagerten Höhen. Die Mindestmächtigkeit beträgt
10m. Überlagert werden diese Schotter von einem blau-grauen z.T.
Muskovitschuppen führenden Mergel. Die Basis dieser Mergel besteht aus
wenigen cm tonigem Glimmer-(Muskovit-)Sand. Die Mächtigkeit des Mergels
beträgt etwa 7m. Dieser Mergel wird seinerseits überlagert von einem grünlichen
bis ockerfarbenen Mergel, der jedoch durch Sandanteile unreiner erscheint.
Im Grenzbereich des blauen gegen den grünen Ton ist eine ca. 20cm
sandige, bräunlich verfärbte Lage eingeschaltet. Der grüne Mergel ist
als direktes Auflager des blauen Mergels nur als ca. 1,30m mächtiger Rest
erhalten. Westlich wird dieser Verband von einer scharfen Saigerstörung
abgeschnitten, an die dann weiterer grüner Mergel angrenzt. Der grüne
Mergel hat eine Mindestmächtigkeit von ca. 20m. mit unscharfer Grenze
"transgredieren" darüber von Westen her die Ablagerungen des würmzeitlichen
Lavanttaler Stausees: Tone und Schluffe mit Sandlagen und -linsen. Sie
heben sich vom Tertiär vor allem auch in ihrer Lagerung scharf ab: während
die erkennbaren Schichtflächen und -grenzen des Tertiärs etwa 1500
streichen und mit 35 bis 40° gegen Westen einfallen also eine
synthetische Bruchstaffel darstellen -, liegen die Stauseesande völlig
horizontal. Junger Schutt bildet nur eine geringe Überstreuung.
Alle angeführten Schichtglieder des Tertiärs sind in unterschiedlichem
Grade fossilführend.
Es enthalten:
Der untere Schotter (sandig-kiesige Anteile in den oberen Partien):
Pflanzenreste,
der tonige Glimmersand an der Basis des blauen Mergels: Pflanzenreste
der blaue Mergel: Ostrakoden, Muschen, Schnecken,
die Sandlage im Grenzbereich grüne/blaue Mergel: verschiedene
dickschalige, leicht zerfallende Muscheln,
der grünlich-ockrige Mergel: Ostrakoden, Muscheln, Pflanzenreste.
Leider ist die Erhaltung der Fossilien meistens schlecht. Die
Molluskenschalen sind überwiegend zerbrochen oder verdrückt, oder
zerfallen bei Berührung, so daß eine Bestimmung auf Schwierigkeiten stoßen
wird. Die Ostrakoden gehören verschiedenen Formen an, sind aber durchweg
glattschalig.
Das neue Vorkommen fügt sich gut in das Bild der sog. "Ettendorfer Mulde" (BECK-MANNAGETTA 1952,
1959, u.a.). Und auch wenn die Fossilien bis jetzt noch keine genaue
Einstufung zulassen, erscheint es naheliegend, die basalen Schotter den
Granitztaler Schichten, die Mergel den darüberliegenden marinen Tertiärschichten
(Mühldorfer Schichten) zuzuordnen.
Schriften:
BECK, H., KIESLINGER, A., TELLER, F., WINKLER, A.: Geol.Spez.Kt.d. Rep.Österr.
1:75.000, Bl.5354 Unterdrauburg. Wien (Geol.Bundesanstalt) 1929. c.,
BECK-MANNAGETTA, P.: Aufnahmen im Tertiär des unteren Lavanttales (Bericht
1950). - Verh. geol. Bundesanst. ,1950-1951 (H.2): 58-61, Wien
1951.
(m.Beitr.v.W.BERGER, W.FISCHAK, R.GRILL, W.KLAUS, A.PAPP, H.SCHWENK,
K.TURNOVSKY, E.WEINFURTER & G.WOLETZ}: Zur Geologie und Paläontologie
des Tertiärs des unteren Lavanttales. - Jb.geol.Bundesanst. 95: 1-102,
Wien 1952.
Über die heutige Kenntnis des Tertiärs im unteren Lavanttal (Kärnten).
- Verh.geol. Bundesanst.., Sonderh. c: 111-114, Wien 1952. (1952 b)
Geologische Übersichtskarte 1:100.000, Bezirk Wolfsberg. - Klagenfurt
(1956).
Zum Bau des Beckens des unteren Lavanttales. - Verh.geol.Bundesanst. 1959:
225-228, Wien 1959,
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