Puttner M. / 1990 |
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Eine
Tennantit-Vererzung mit Arsenaten im Rijavitza-Graben bei Eisenkappel, Kärnten.
Von Manfred PUTTNER GEOLOGISCHES
Die Geologie der Karawanken ist in der Schichtfolge und im Bau sehr kompliziert. Den Überblick gibt die Geologische Gebietskarte der Karawanken (Ostteil) samt Erläuterungen, herausgegeben von der Geologischen Bundesanstalt, Wien (1983). Von Norden nach Süden unterscheiden sich die Einheiten Karawankenvorland, Nordkarawanken, Eisenkappeler Aufbruch, Südkarawanken, Seeberger Aufbruch und Steiner Alpen. Die Eisenkappeler Aufbruchszone wird von N nach S in Diabaszug, Karawankengranit, Altkristallin, Tonalitgneis und Paläozoikum unterteilt. Entlang des Südrandes des Tonalitgneises oder nach dessen Auskeilen längs des Südrandes des Granites verläuft als östliche Fortsetzung der Gailtallinie die Remschenigstörung. Diese ist Teil des sogenannten Periadriatischen Lineamentes, das Südund Nordalpen voneinander trennt. Dieses bedeutende Störungssystem durchzieht den südlichen Alpenraum, wiederholt unterbrochen, annähernd 600 Kilometer lang von Norditalien bis zur Pannonischen Senke. An diese Störung grenzt im Raum Remschenig-Rijavitza nördlich der Tonalitgneis der Karawanken. Südlich davon sind Grödener Schichten; die über das Vellachtal nach Osten streichen, beim Kurat-Kogel von Werfener Schichten überlagert. An der Straße östlich des Rijavitzabaches haben sich Werfener Schichten zu einer Mulde gestaltet, südlich welcher Grödener Sandstein sattelförmig zutage tritt. MINERALOGISCHES
Am
nordöstlichen Ausläufer des Kurat-Kogels zum Rijavitza-Graben hin liegt
in 830 m SH ein kleiner Arsen-Fahlerz-Aufschluß im Grödener Sandstein.
Die durch grün imprägniertes Gestein auffallende Vererzung ist nicht
beschürft worden. Einen Hinweis auf dieses im Forstbesitz des Herrn Dr.
Ariprand THURN-VALSASSINA befindliche Vorkommen gibt nur BRUNLECHNER
(1884) insoweit, als er die basischen Kupferkarbonate Azurit und Malachit
anführt. Die eigenen Materialaufsammlungen fanden zu der Zeit statt, als
diese Stelle allgemein noch nicht bekannt war . Über Initiative und auf
Kosten des Autors konnten Tennantit, die Arsenate Pharmakosiderit, Adamin,
Olivenit, Tirolit und Chalkophyllit sowie Baryt, Quarz, Glimmer und Albit
bestimmt werden (Röntgendiffraktometrie; Analytiker: Herr
Dipl.-Mineraloge Dr. G. MÜLLER, Saarbrücken/BRD). Adamin, Olivenit und
Chalkophyllit sind für Kärnten neue Mineralnachweise! Tennantit
(Cu, Zn, Fe)12As4S13 Arsen-Fahlerz
ist in einer Matrix von vorwiegend Quarz und Albit mit Glimmer in unregelmäßigen
Kornformen und derben Massen eingesprengt. Vereinzelt ist Chalkopyrit
beigemengt. Das graue Fahlerz glänzt im muscheligen Bruch lebhaft.
Bisweilen gibt es auch eigengestaltige Tennantite mit tetraedrischem
Habitus auf Kluftflächen mit rhomboedrischen Calciten und klaren Quarzen.
Die Kristalle sind oft korrodiert. Bei der Verwitterung des Tennantits
wurde für die Oxidationsmineralbildung As freigesetzt. Tennantit wurde
mit Röntgendiffraktometrie nachgewiesen. Bei Analysen des Erzes mit
Emission-Spectrometer, Plasma 40 (PERKIN-ELMER), wurde folgendes
Mengenverhältnis festgestellt: Cu
As Zn
Fe 3,81
1,00
0,28 0,24 Auf
S wurde nicht untersucht. Darüber hinaus ist das Spurenelement
Verteilungsbild Sb>Cd>Ag>Ni>Co>Pb>Hg>Mn>Bi. Der
Autor ist den Chemikern Frau Ing. Eva-Maria WAGNER und Herrn Dr. Josef
GRUBER (Abteilung 15 -Umweltschutz des Amtes der Kärntner
Landesregierung; Klagenfurt) zu Dank verpflichtet. Dem Vorstand dieser
Abteilung, Herrn Univ.-Prof. Doz. Dr. Hans SAMPL, sei in diesem
Zusammenhang gleichermaßen gedankt. Pharmakasiderit
KFe4+3(AsO4)3(OH)4·6-7H2O
Ganz
selten sind Gruppen kleinster gelber und blaßgrüner, pseudowürfeliger
Pharmakosiderite auf Quarz oder braunem, gallertartigem Untergrund. Auch
Tennantit ist anwesend. Meist sind die hochglänzenden, winzigen Würfel
aber mit anderen Mineralphasen zu dünnen gelben oder bräunlichen Krusten
verwachsen. Adamin
Zn2(AsO4)(OH) Bei
idealem chemischem Aufbau ist das Zinkarsenat Adamin farblos oder
gelblich. Wird aber im Kristallgitter Zink teilweise durch Kupfer, Kobalt,
Nickel oder Aluminium ersetzt, bewirkt das grasgrüne, rosaviolette,
apfelgrüne oder hellblaue Farbt5ne. Der hier vorgestellte Adamin ist die
kupferhaltige Varietät, Cupro-Adamin. Die Bestimmung erfolgte röntgenographisch
und mit chemischem Cu-Nachweis. Die kugeligen, traubigen und nierigen
Formen in den Lösungshohlräumen und auf den Klüften zeigen bei höherem
Cu-Anteil eine sehr dunkle, bei geringerem eine helle Grünfärbung. Zum
Erscheinungsbild gehören noch der lebhafte Glasglanz und der muschelige
Bruch. Glatte Überzüge bedecken Tennantit. Sind im Adamin kleine Drusen
vorhanden, kann man darin winzige Kriställchen erkennen. Er ist wohl aus
Tennantit, der einen ansehnlichen Zn-Gehalt besitzt, sekundär entstanden;
sofern nicht doch, geringfügig konzentriert, Sphalerit zugegen ist. Während
manche Adamine, zum Beispiel jene von Mapimi, Durango in Mexiko, im
Ultraviolettlicht beider Wellenlängen (im langw. Bereich schwächer) gelb
leuchten, fehlt bei diesem Adamin die Fluoreszenz. Olivenit
Cu2AsO4(OH) Der
in Osterreich als selten geltende Olivenit konnte auch vor Ort nur auf
wenigen Stücken beobachtet werden (Untersuchungsmethode:
Diffraktometeraufnahme). Ungefähr 2 Millimeter große Hohlräume des mit
einer erdigen Limonitschichte überzogenen silikatischen Gesteins sind mit
seidig schimmernden Rasen von Olivenit ausgefüllt. Die langtafeligen,
olivgrünen Kristalle sind radialstrahlig aufgebaut und fasern an den
Enden aus. Tennantit und Chalkopyrit sind die sulfidischen, Adamin und
Pharmakosiderit die arsenatischen Begleiter. Tirolit
CaCu5(AsO4)2(CO3)(OH)4.
6H2O Als erster Fundort für dieses Mineral in Kärnten wurde Pöllan bei Paternion genannt (MEIXNER, 1963). Einen weiteren Tirolit-Fund haben NIEDERMAYR et al. (1989) von einem Stollen bei Tratten im Gailtal beschrieben und festgestellt, daß Tirolit meist Anzeiger für die Gegenwart von Tennantit sein kann. In der Rijavitza treten -in der Regel mit Baryt, Azurit, Tennantit, "Kupferpecherz" und Limonit fächerförmig angeordnete, blättrige Kristalle und auch radialstrahlige Einheiten sowie feinschuppige Beläge von Tirolit auf. Die Aggregate erreichen eine Größe von 5 Millimetern. Die grünblaue bis türkise Färbung und der starke seidige Glanz sind charakteristisch für Tirolit. Lösungsvorgänge in verdünnter Salzsäure bescheinigen den beträchtlichen Karbonatgehalt. Chalkophyllit
Cu 18Al2(AsO4)3(SO4)3(OH)27·33H2O
Freistehende, sechsseitige tafelige {0001} Kristalle mit
rhomboedrischem Aussehen und schmalen Seitenflächen {0112} erwiesen sich
röntgenographisch als Chalkophyllit. Die smaragdgrünen, glasigen Tafeln,
im Durchmesser bis 2 Millimeter, sind als Einzelkristalle,
Parallelverwachsungen und rosettenähnliche Gruppen wahrnehmbar. In der
Nachbarschaft von Chalkophyllit können außer Tennantit noch Adamin,
Tirolit, Baryt und Azurit vorkommen. Baryt BaSO4 Die dünnen,
rhomboedrischen Schwerspate mit vier- oder sechsseitigem Umriß sind
tafelig nach {001} entwickelt. Vorwiegend regellos miteinander verwachsen,
im Ausmaß bis zu 3 Millimetern und glänzend, weilen sie neben Tirolit,
Malachit und nahezu allen anderen vor Ort möglichen Mineralien. Röntgenamorphe,
schwarze, vielfach glasige Massen von "Kupferpecherz“, auf Quarz
sind Zersetzungsprodukte von Chalkopyrit. LITERATUR: BRUNLECHNER, A. (1884): Die Minerale des Herzogthums Kärnten.
- Klagenfurt (F. v. KLEINMAYR):12; 65. MEIXNER, H. (1963): Neue Mineralfunde in den österreichischen
Ostalpen XVIII. - Carinthia II, Klagenfurt, 153./73:124-135.
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