Friedrich O. M. / 1955                                                              Textauszug

 

III. Schürfe auf Zinnober oberhalb Eisenkappel.

(von O. M. Friedrich)

Lage: Unmittelbar östlich über Eisenkappel wurde einstens auf Zinnober geschürft. Vom Ort führt ein Fahrweg auf die Hochterrasse, die zwischen Leppenbach und Loibniggraben das Vellachtal östlich begleitet. Dort, wo diese Flur an den steil aufstrebenden, waldigen Hang des Leppenberges ansetzt, liegt das Schurfgebiet in einer Serie von Grünschiefern mit Diabaslagen und Tuffiten.

Baue: Drei kleine Einbaue stehen im festen Fels noch offen, zwei weitere sind Einheimischen noch bekannt, aber verstürzt und im dichten Unterholz schwer zu finden. Der Stollen liegt am Fuße einer kleinen Felswand und ist durch sein offenes, torartiges Mundloch leicht zu finden. Man folgt dem von Eisenkappel heraufziehenden Fahrweg bis zu einem Heustadl und steigt südlich entlang eines Hages und entlang eines Wiesenweges zum Waldrand an und im steilen Hang durch Gebüsch ziemlich gerade empor. Dieser

Schurfstollen 1 steht in festem Diabas. Einige Störungszonen sind durch ihn erschlossen und verfolgt. Erze konnte ich nicht finden.

Der Schurfstollen 2 liegt ziemlich gerade über ihm und ist entlang einer ausgeprägten Störung gesenkartig (fast 300) abgesunken. Der Einbau ist unmittelbar an der Scharung zweier Störungen angesteckt und zeigt ebenfalls kein Erz.

Der Schurfstollen 3 ist ein kaum 4 m langer Einbau, etwa in gleicher Höhe von Stollen 2 gelegen und von diesem etwa 30 m nach NO entfernt. Ganz im Süden liegt jenseits der Wiese beim Stall im dichten Erlengebüsch ein weiterer Schurf, eine Art kleiner Tagbau.

Der Stollen 4, der größte dieser Einbaue, liegt am Waldrand, wenig oberhalb eines einzeln stehenden Stalles, und ist durch seine für einen Schurfstollen recht ansehnliche Halde leicht zu finden. Am ersten Streckenkreuz liegt ein Feinerzhalden (Scheiderz) aus lauter etwa nußgroßen Stückchen. Da im heute zugänglichen Stollen nur sehr spärliche Spuren von Zinnober auffindbar sind, dürfte dieses Erz aus einer reicheren Stelle in /einem Aufbruch oder Gesenk stammen, die nicht mehr fahrbar sind. Anstehenden Zinnober findet man nach längerem Suchen sehr spärlich in bis Getreidekorn großen Körnchen in Kalkspat und Dolomitklüftchen im rückwärtigen Stollenteil, insbesondere aber am Hauptstreckenkreuz, von dem ein nicht fahrbarer Aufbruch hochzieht und ein ersoffenes Gesenk abgeht.

Die weiter ganz nach Süden führende Strecke fuhr im Grünschiefer unter einer 10°/W 70° fallenden Kluft bis 30 cm mächtige Jaspisschwarten an, die teilweise reichlich Pyrit führen und wahrscheinlich durch ,ihre prächtig rote Färbung irrtümlich für Zinnober gehalten worden sind. Kluftflächen und Risse in diesem Jaspis sind mit Kalkspathäuten überzogen. Dieser Jaspis besteht aus dichtem, lebhaft rotem Quarz (Chalzedon), durchzogen von grauen Milchquarzadern und Dolomit-Ankerit-schnürchen. Im Anschliff sind alle Übergänge von feinstem rotfärbenden Pigment, das auch bei stärksten Vergrößerungen nicht mehr auflösbar ist, zu verhältnismäßig groben Gehäufen von Eisenglimmertäfelchen sichtbar. Letztere sind einzeln oder oft zu eigenartigen Gruppen oder Häufchen zusammengeballt. Dieser Jaspis stellt eine Kieselsäure-Eisenanreicherung dar im Gefolge des Diabas-Vulkanismus und hat mit der Zinnobervererzung nichts zu tun.

Der Zinnober sitzt in feinen Fünkchen in Kalkspat oder Dolomitäderchen und bildet sehr selten bis 5 mm große Nesterchen. Im Anschliff bildet der Zinnober Nester und Fünkchen, teilweise auch feinstes, rotfärbendes Pigment im Karbonat. In ein größeres Nest aus zerdrücktem Pyrit dringt der Zinnober auf Rissen ein und verkittet den Kies, ohne ihn ,aber merklich zu verdrängen. Kupferkies bildet ganz vereinzelt Lappen und kleine Tröpfchen in größeren Zinnobernestern und wird auch von einzelnen Eisenkiesen Umschlossen. Neben den Karbonaten tritt auch etwas Quarz als Gangart auf. über das gegenseitige Alter der einzelnen Minerale läßt sich nur sagen, daß Dolomit, Kalkspat, Zinnober und Kupferkies recht gleichaltrig sein und im großen einem Vererzungsvorgange angehören dürften. Der Eisenkies scheint etwas früher entstanden zu sein, denn er ist tektonisch zerdrückt und wird durch die anderen Minerale verheilt.

Nach unseren heutigen Maßstäben ist das Vorkommen als sehr arm, als völlig unschürfwürdig zu bezeichnen. Es ist ein, wenn auch sehr bescheidenes Glied der Zinnobervererzung der Südalpen.

Brunlechner führt Zinnober auch von der Wrekarza an, wo er in Tonschiefern auftritt und vom Javoriagraben, wo der Zinnober mit Eisenspat lagerförmig im roten Sandstein (Grödener?, Werfener?) gefunden wurde. Wießner nennt weiters einen Zinnoberbau auf der Wogutschitza bei Eisenkappel.

Schriftenverzeichnis:

Brunlechner, A., Die Minerale des Herzogthums Kärnten, Klagenfurt, Kleinmayr, 1884. S. 110.  

Matz, K., Grubenrisse, 1939.

Sterk, G., Geländekarte I: 1000, 1953.

Teller, F., Erläuterungen zur geolog. Spezialkarte USW., Blatt Eisenkappel Kanker. Wien, Geol. R. A., 1898, S. 20.

Wießner, H., Geschichte des Kärntner Bergbaues

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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