Puttner M. / 1994 |
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Die
Nickel- und Chrommineralisation im Ebenwald bei Gmünd (Kärnten). Von Manfred PUTTNER Zusammenfassung: Die Nickel und Chrom führenden
Vererzungen im Ebenwald wurden untersucht. Neue Bestimmungsergebnisse:
Aragonit, Chromit, Dypingit, Goethit, Kaolinit, Nepouit, Siderit und
Smektit. Besonderen Wert als Erstnachweise erlangen für Österreich der
Nepouit und für Kärnten der Dypingit. Alsgleich wird die nahe, ähnliche
Fundstätte "Radibad" im Radigraben im Schrifttum um die
Minerale Baryt und Dickit erweitert. Summary: The nickel and chromium
containing ore mineralizations in Ebenwald were analysed. In the course of
these investigations the following new minerals were detected: aragonite,
chromite, dypingite, goethite, kaolinite, nepouite, siderite and smectite.
Nepouite is a new mineral for Austria. Dypingite, mentioned for the first
time in Carinthia, attained an exceptional value. In addition, barite and
dickite are described from the similar and nearby locality "Radlbad".
ÜBERBLICK
Den Ostrahmen des Tauernfensters bei Gmünd bildet die
Katschbergzone, eine Quetschzone, bestehend aus Penninikum, Unterostalpin
und Diaphthoritzone an der Basis der Ostalpinen Decke (siehe dazu EXNER,
1980). Dieser Bereich enthält die Gesteinsserien Fuscher Phyllit
(Schwarzschiefer und Kalkschiefer), die Tschaneckschollenzone (Quarzite
und Karbonatgesteine), den Serpentinit des Ebenwaldes, die
Katschberg-Quarzphyllit und Lisabichlschollenzone sowie den
Diaphthoritischen Quarzphyllit (mit Mylonit und Ultramylonit). Die
geologische Situation ist in Abbildung 1 übersichtlich skizziert.
Zwischen dem Maltatal und dem Einzugsgebiet des RadIgrabens liegen
serpentinisierte Ultrabrasite. Der gewaltigste Serpentinitkörper des
gesamten Tauernfenster-Rahmens ist jener des Ebenwaldes, der eine
Ausdehnung von 2,5 Quadratkilometern besitzt. Dieser Serpentinit erreicht
den Radlbach aber nicht anstehend, sondern keilt einen Kilometer nördlich
davon aus, weshalb EXNER ihn nicht nach dem Radlgraben, sondern nach dem
Ebenwald benannt hat. In der Südwestflanke des Ebenwaldes, in
unmittelbarer Nähe der Serpentinitmasse, ist in der Tschanekschollenzone
und dem Katschberg-Quarzphyllit eine zehn Meter mächtige Rauhwacke
eingeschaltet. In diese Rauhwacke aus karbonatreichem Phyllit und vielen
Kalkschollen hat man einen Probeschurf nach N 65° 0 eingetrieben. Er
liegt in 1270 Meter Seehöhe. Seine einzige Strecke ist teilweise von
Aragonitsinter überzogen und endet nach 44 Metern. Vereinzelt sind
Maschinbohrlöcher zu sehen. Auf der Halde vor dem Mundloch lagert
ockerbraunes, von grünen Lagen durchsetztes Hauwerk. DIE
NICKELUND CHROMMINERALISATION
Mineralogisch wurde dieses Vorkommen bisher nur einmal
eingehend untersucht, nämlich vor 1935 von 0. M. FRIEDRICH, der als
Mineralisation angibt: Ankerit, Calcit, Dolomit, Millerit, Pyrit und
Pyrrhotin; in Dünnschliffen: Quarz, Ni-Chlorit ("Schuchardtit"?),
Cr-Muskovit ("Fuchsit") und Ni-hältige, gymnitartige Massen.
Der Lagerstättenexperte vertrat die Ansicht, daß die zum Aufbau dieser
Nickel-und Chromminerale erforderlichen Elemente Ni, Cr, Mg, Fe und S aus
dem nahen Serpentinit stammten, im Zuge einer Mobilisation zuwanderten und
sich zunächst in kolloidaler Form niederschlugen. Er resümiert: "Außer
Eisenkiesspuren und auffallend giftgrünen Flecken und Zügen im Karbonat
sind keine Erze sichtbar" (FRIEDRICH, 1935). Nach meinen Beprobungen
am Haldenmaterial und an den Aufschlüssen im Rauhwackestollen konnten mit
Röntgenbeugung folgende Mineralphasen identifiziert werden: Aragonit,
(Baryt), Calcit, Chlorit, Chromit, Dolomit, Dypingit, Glimmer, Goethit,
Kaolinit, Nepouit, Quarz, Siderit, Smektit (und Zinkit). Baryt und Zinkit,
als grünblaue Beläge im Stollen, sind Kunstprodukte. Nepouit Ni3Si205(OH)4
Ganz dichte, optisch nicht mehr auflösbare, grüne Züge
vom Bergbau Ebenwald, die ihre Entstehung aus einem Gel erkennen lassen,
aber stets Aggregatpolarisation zeigen, sind meist sehr weich. Es handelt
sich dabei, da darin Nickelleicht nachweisbar ist, wahrscheinlich um Ni-führende,
gymnitartige Massen, wie solche aus Serpentingebieten auch bei uns
mehrfach bekannt geworden sind (FRIEDRICH, 1935). Diese Massen sind unter
der Bezeichnung "Nickelgymnit" in die Kärntner
Landesmineralogie aufgenommen worden (MEIXNER, 1957). Diese im feuchten
Zustand dunkleren, sonst see-oder lauchgrünen, millimeterdicken
talkartigen Lagen in der Gangart Dolomit/Ankerit/Siderit/Quarz vom
Ebenwald dominieren als Mineralphase. Sie lassen sich mit dem Fingernagel
leicht ritzen, sind ein wenig elastisch und verfügen über einen wachsähnlichen
Glanz. Analyseergebnis: Die Daten des Röntgendiffraktionsdiagramms passen
sehr gut zu den Werten des Serpentin-Minerals Nepouit. Damit ist dieser im
Schrifttum aufscheinende "Nickelgymnit" als Nepouit gesichert
und nomenklatorisch richtig bezeichnet. Paragenetisch sind Smektit und
Quarz vertreten, die im Diagramm ebenfalls zum Ausdruck kommen. Millerit
NiS
Ein anderer, statt dessen sulfidischer Ni-Träger innerhalb
der Vererzung ist der Millerit, den seinerzeit schon FRIEDRICH auf einigen
Stücken diagnostiziert hat. Der im Rauhwackestollen an einer Stelle
relativ reichlich aufgeschlossene Millerit ist stets in bläulichgrüne
Schichten gebettet, die ihrerseits in der Gangart Dolomit/ Ankerit/Quarz
eingeschlossen sind. Er offenbart sich wohl auch in langgestreckten, sehr
dünnen Einzelkristallen bis zwei Millimeter, bevorzugt jedoch in gefächerten
Kristallaggregaten. Die an sich messinggelben, winzigen Nadeln büßen
ihre typische Farbe infolge Oxidation ein und laufen schwarz an. Sie
liegen im Schlußstadium als gelbgrüne, seidig glänzende Pseudomorphosen
nach Millerit und als pulverige Relikte vor. Die Außenseite der
Millerit-Gangproben ist mit farblosen Aragonit-Kriställchen besetzt. Kaolinit Al2Si2O5(OH)4
Innerhalb der Nickelvererzung sind auf flachen Klüften mit
Siderit-Kristallen weiße und grünstichige, feinschuppige Einlagerungen
von Kaolinit entstanden, die samtig glänzen. Dypingit Mg5(CO3)4(OH)2·5H2O
Auf den mit Nepouit durchsetzten Gangproben treten als
rezente Bildung schneeweiße Aggregate flächendeckend auf. Ein
feinkristalliner Aufbau und ein Perlmutterschimmer sowohl auf der
traubigen Oberfläche als auch im Innenbereich sind ihnen eigen. Sie
fluoreszieren unter dem Ultraviolettlicht schwach weißblau. Das exakte röntgenographische
Ergebnis ist Dypingit: ein basisches Magnesiumcarbonat der
Artinit-Hydromagnesit-Gruppe. Weiters liegen blaß milchfarbige, pustelige
Ausscheidungen vor, auch aus farblosen Kristallen aufgebaute Anhäufungen,
die silbrig und glasig glänzen. Beim Säuretest waren auch diese
Substanzen in verdünnter Salzsäure unter starker Kohlensäureentwicklung
löslich. Die Röntgendiffraktometeraufnahme zeigt wiederum die auf
Dypingit zutreffenden Linien. Mitunter sind alle drei Erscheinungsformen,
die der Dypingit angenommen hat, miteinander verwachsen. " Die
wenigen Fundorte dafür sind: die Typuslokalität Dypingdal bei Snarum
(Norwegen), der Serpentinitkörper von Kraubath in der Steiermark, wo
Dypingit an der Brucitparagenese beteiligt ist (POSTL, 1975), die
Schlackenhalden von Braubach bei Koblenz (SCHNORRER-KÖHLER, 1991) und nun
auch der Ebenwald in Kärnten. Chromit Fe+2Cr2O4 In der eingangs zitierten Arbeit erwähnt FRIEDRICH in
Anschliffen des Muskovits auch das Element Chrom. Seine Angaben über den
Erzinhalt dieser Lagerstätte können nun insoweit vervollständigt
werden, als Chrom auch in Form des Primärerzes Chromit anwesend ist.
Chromit bildet in der Gangart eisenschwarze Schnüre und Einsprengungen.
Im Oxidationsbereich füllt teilweise zersetzter Chromit Hohlräume im
Durchmesser von bis zu einem Zentimeter aus. Dieser braunschwarzen
Substanz sind Chlorit, Calcit und Dolomit beigemengt. Nach MEIXNER (1957)
ist Chromit ein "seltener, in Kärnten fast nur mikroskopisch
beobachteter Übergemengteil in Antigoritserpentinen und deren
Ursprungsgesteinen". "Im umfangreichen Schliffmaterial vom
Serpentinbruch Grießerhof bei Hirt z. B. war weder Chromit noch ein
anderer Chromträger zu finden; jedoch hat FRIEDRICH als Seltenheit von
Magnetit ummantelte Chromitkörner gesichtet" (MEIXNER, 1956).
Demzufolge verdient der Chromit vom Ebenwald, hervorgehoben, zu werden.
Gelbbraune, Fe-hältige Krusten mit durchsichtigen Nädelchen auf chromitführendem
Dolomit erwiesen sich als Goethit, mit Aragonit, Calcit und Glimmer. ZUR
MINERALISATION BEIM RADLBAD
Der Vollständigkeit halber muß bei der Beschäftigung mit
dem Rauhwackestollen der Bezug zu dem vom Ebenwald nicht weit entfernten,
mineralogisch an sich ähnlichen Fundbereich im Radlgraben hergestellt
werden. Während im Ebenwald der Nepouit das auffälligste Mineral ist,
ist es im Dolomit des Radlbades, wie wir wissen, sicher der gleichfärbige
grüne Glimmer. Über die von diesem Aufschluß geläufige Mineralisation
hinaus wurden pastellblauemillimeterdicke Schichten aus kleinsten,
schimmernden Blättchen mit einer Röntgenpulveraufnahme als Dickit
eingeordnet. Interessant ist auch, daß dem Dickit gelegentlich Gruppen
wasserklarer tafeliger Baryt-Kristalle aufgewachsen sind. DANK
Ich danke Herrn Diplom-Mineralogen Dr. Gerhard MÜLLER,
Saarbrücken-Scheidt, für mehr als ein Dutzend Röntgendiffraktometeraufnahmen.
LITERATUR:
EXNER, Ch. (1980): Geologie der Hohen Tauern bei Gmünd in
Kärnten. - Jb. Geol. B.-A. Wien, Bd. 123, H. 2.:343-410. FRIEDRICH, 0. M. (1935): Mineralogische Bemerkungen über
kleine Erzvorkommen am Rande der Reißeckgruppe. - Carinthia II,
CANAVAL-Festschrift, Sh. 3.:75-80. MEIXNER, H. (1956): Nickelmineralisation und
Stoffwechselbeziehungen zwischen Serpentingestein und Eisenspatlagerstätten
am Beispiel des Antigoritits vom Grießerhof bei Hirt, Kärnten. - Carinthia
11, ANGEL-Festschrift, Sh. 20.:95-106. -(1957): Die MineraleKärntens. I. Teil, Systematische Übersicht
und Fundorte. - Catinthia 11, Sh. 21.:1-147. POSTL, W. (1975): Dypingit und Protohydromagnesit von
Kraubath/Steiermark. - Der Aufschluss, 26.:419, Heidelberg. SCHNORRER-KÖHLER, G., und W. DAVID (1991): Die Blei- und
Silberhütte Braubach und ihre Haldenminerale. - LAPIS, 16., H. 1.:38-49.
Chr. WEISE Verl., München.
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