Niedermayr G., Scheriau-Niedermayr E. & R. Seemann / 1980 Textauszug |
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Magnesit in der Untertrias des
westlichen Drauzuges, Kärnten -Osttirol.
Von Gerhard NIEDERMAYR, Elisabeth SCHERIAU-NIEDERMAYR und Robert SEEMANN ZUSAMMENFASSUNG
Die röntgenographische Überprüfung des Gesteinsbestandes der Werfener Schichten des westlichen Drauzuges erbrachte den petrogenetisch sehr interessanten Nachweis von Magnesit. Magnesit tritt in zum Teil bedeutenden Gehalten auf und ist in manchen Fällen auch einziges Karbonat. Auf Grund der bisherigen Untersuchungen wird der Magnesit als diagenetische Bildung im hypersalinaren Milieu angesehen. Wichtig ist auch der Nachweis von kryptokristallinem Magnesit in oberskythischen Rauhwacken. Die entsprechenden Rauhwacken werden als Kollapsbrekzien ehemaliger Evaporithorizonte gedeutet. Das resistente Gerippe dieser Rauhwacken, das deren typisch zellige Struktur verursacht, wird auf die Magnesitisierung eines Karbonat-Altbestandes und die damit verbundene Abfuhr von Calcium aus dem primären Sedimentmaterial zurückgeführt. Eine Entstehung dieser Rauhwacken auf Grund tektonischer Vorgänge ist sehr unwahrscheinlich SUMMARY In the course of a sedimentological investigationof
the Werfener Schichten of the Drauzug an ubiquitous presence of magnesite
has been found. This magnesite may have formed during diagenesis in a
hypersaline environment. Additionally, cryptocristalline magnesite turned
out to be an important constituent of rauhwackes of the same series. The
rauhwackes may be interpreted as collaps-breccias of formerly existing
evaporite horizons. The magnesitization of the primary carbonate material
of these rauhwackes probably is the result of the hypersaline environment.
The expulsion of calcium from the primary carbonate rock apparently
contributed to the calciteor dolomitespar fillings of shrinkage cracks and
clefts and caused in that way the typical boxwork texture of these rocks.
A tectonic origin of these rauhwackes appears to be unlikely. EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
Im Zuge einer sedimentpetrologischen Untersuchung der Grödener
Schichten des westlichen Drauzuges wurde im Bereich der Drobratsch-Südseite
Magnesit als Zement und in Lagen, teils allein, teils in
Vergesellschaftung mit anderen Karbonaten, festgestellt und auf dessen
petrogenetische Aussagefähigkeit hingewiesen (NIEDERMAYR et al. 1979). In
der Zwischenzeit wurde Magnesit auch in anderen Bereichen des westlichen
Drauzuges in den G r öde ne r Schichten in teils größerer Menge
beobachtet. Sein Nachweis wird für die als rein terrestrisch angesehenen
Sedimente eine gewisse Modifizierung der bisherigen paläogeographischen
Vorstellungen notwendig machen. Eine entsprechende Publikation darüber
ist in Vorbereitung. Neu und überraschend ist aber auch der Nachweis von
Magnesit in Gesteinen der Werfener Schichten . Über diese Magnesitführung
in untertriadischen Ablagerungen des westlichen Drauzuges soll hier in der
Folge berichtet werden (Tab. 1). Tab. 1: Magnesitvorkommen im Perm und im Skyth des
Drauzuges
OBER-PERM
UNTER-ROTLIEGEND In Abb. 1 sind jene Profile, in welchen bisher Magnesit in
der Unter-Trias des Drauzuges festgestellt werden konnte, eingetragen 1)
.Auf Grund des Fehlens von Fossilresten ist eine genauere stratigraphische
Einordnung mancher magnesitführender Schichten nicht eindeutig möglich.
In den Lienzer Dolomiten wurde aber Magnesit praktisch in der gesamten,
die Werfener Schichten umfassenden Folge festgestellt. SCHLAGER ( 1963)
stellt auf Grund von Fossilfunden die Werfener Schichten in diesem Bereich
in das Campil. Eine ähnliche Einstufung ergibt sich nach COLINS und
NACHTMANN (1974) auch für die Werfener Schichten des Dobratsch. Ein
skythisches Alter der magnesitführenden Schichten ist damit sicher.
Fraglich ist aber, ob die Magnesitführung nicht bis in die untere
Mitteltrias hinaufreicht. Gerade für den Bereich des Dobratsch ist ein
unteranisisches Alter der gips-und teilweise auch magnesitführenden
Schichten sehr wahrscheinlich (STREHL et al. 1980, Beitrag in diesem
Heft). Dies ergibt sich auch auf Grund der 034SDaten mit Werten zwischen +
24,7 bis + 29,0 :t 0,20/00' die für die Gipse des Drauzuges ermittelt
werden konnten. Ähnliche Werte zeigen auch ins Unter-Anis eingestufte
Gipse und Anhydrite der Reichenhaller Schichten der Nördlichen Kalkalpen
(PAK 1974). LITHOLOGISCHE ENTWICKLUNG DER WERFENER SCHICHTEN DES
WESTLICHEN DRAUZUGES Von allen bisherigen Bearbeitern wird auf die große Ähnlichkeit
in Aufbau und Abfolge der Werfner Schichten des Drauzuges hingewiesen
(SCHLAGER 1963, WARCH 1973, 1979, COLINS und NACHTMANN 1974, TOLLMANN
1977). Die bis zu etwa 200 Meter mächtige und bunt gefärbte
Sandstein-Tonschiefer-Folge ist in ihren tieferen Anteilen vorwiegend
sandig entwickelt. Die höheren Anteile der Folge sind hingegen stärker
siltig bis tonig ausgebildet und führen reichlich Karbonat und
bereichsweise auch Gipse. Im Liegenden der Werfener Schichten findet sich im
westlichen Drauzug eine sandig bis konglomeratisch entwickelte Serie, die
NIEDERMAYR et al. (1978) als Buntsandstein bezeichnen und in das tiefe
Skyth stellen. Im Hangenden der Werfener Schichten folgen die
Karbonatserien der Mitteltrias (bezüglich Nomenklatur und fazieller
Entwicklung dieser Sedimente sei hier nur auf die zusammenfassende
Darstellung von BECHSTÄDT, 1978, verwiesen). Generell ist somit im
Verlauf der Unter-Trias eine Abnahme der Reliefenergie festzustellen. Eine
Faziesanalyse der Werfener Schichten des Drauzuges zeigt, daß es sich bei
diesen Sedimenten um typische Ablagerungen eines litoralen bis
sublitoralen Sedimentationsraumes handelt, wobei der terrestrische Einfluß
vom Liegenden ins Hangende der Folge im großen und ganzen gesehen
abnimmt. Rekurrenzen werden teils auf lateral variierende
Sedimentationsbereiche, teils auch auf Meeresspiegelschwankungen zurückzuführen
sein. Bemerkenswert ist jedenfalls, daß auf einer Breite von etwa 150
Kilometern, trotz großer Variation im einzelnen, ein sehr ähnlicher
Gesteinsbestand festzustellen ist. Es ist nicht Ziel des votliegenden
Berichtes, eine detaillierte Beschreibung der lithologischen Entwicklung
der Werfener Schichten des Drauzuges zu geben; diesbezüglich sei hier nur
auf entsprechende Profilaufnahmen von W ARCH (1973, 1979) und COLINS und
NACHTMANN (1974) u. a. hingewiesen. Im allgemeinen handelt es sich
jedenfalls um eine variabel zusammengesetzte Folge hellrot bis violett,
aber auch grau und graugrün bis schwarz gefärbter Sandund Siltsteine
sowie Tonschiefer. Ein Teil dieser Sedimente ist mehr oder weniger
intensiv karbonatisch zementiert, in den höheren Anteilen sind auch
ziemlich reine Karbonatlagen und Rauhwackenhorizonte typisch; Gips tritt
nur an einigen Stellen im westlichen Drauzug auf ( z. B. Ochsengarten in
den Lienzer Dolomiten, im Lammer Graben bei Laas, Monsell bei St. Daniel,
Reißkofel-Südseite und Dobratsch-Südseite ). Nach TOLLMANN (1977) ist für
die Werfener Schichten des Drauzuges eine sehr geringe Bildungstiefe in
hypersalinarem Milieu abzuleiten (I. c. S. 602). MAGNESITFÜHRUNG UND GENESE DES MAGNESITS
In den karbonatführenden Gesteinen der Werfener Schichten
konnte nun häufig Magnesit in teils beträchtlichen Anteilen festgestellt
werden. Der Magnesit tritt auf a) als detritär angelieferte Karbonatkriställchen
und als sammelkristallisierte Matrix dieser Sandund Siltsteine b) als kryptokristalline
Karbonatlagen in Siltsteinen und Tonschiefern c) als kryptokristalline
Komponenten in Rauhwacken. Außer Magnesit wurden als weitere Karbonate Calcit,
Dolomit und Aragonit festgestellt. Aragonit tritt allerdings in spießigen
Kristallbüscheln nur in spätdiagenetischen Lösungshohlräumen und Klüftchen
auf. Er kommt bevorzugt dann vor, wenn sich Magnesit im Nebengestein
nachweisen läßt. Calcit tritt sowohl gesteinsbildend als auch als spätdiagenetischer
Zement auf. Ahnliches gilt auch für Dolomit. Neben den Karbonaten wurden
in den bisher untersuchten Gesteinen noch Quarz, Alkalifeldspat, Glimmer
(hauptsächlich Muskovit) und Chlorit festgestellt (Tab. 2). Versucht man eine Interpretation der Genese des Magnesits,
so sind drei unterschiedliche Ausbildungsarten des Magnesits in den
untersuchten Sedimenten zu unterscheiden. Zunächst treten in geflaserten
Siltsteinen zusammen mit Muskovit, Chlorit und Quarz Lagen und linsige
Einschaltungen von bis 0,1 mm großen, gelängten Magnesitrhomboederchen
auf (Tafel 1, Bild 1). Die Einregelung der dicht gepackten Kriställchen
in ss und deren relative Gleichkörnigkeit macht wahrscheinlich, daß es
sich dabei um aus einer Lösung ausgefälltes und als Detritus
angeliefertes Karbonat handelt. Derzeit nicht zu entscheidenist
allerdings, ob es sich dabei um Magnesitkriställchen handelt, die aus
einer hochkonzentrierten Lösung ausgefällt wurden, oder ob eine andere
Karbonatphase, etwa Aragonit, erst im Zuge diagenetischer Prozesse in
Magnesit umgewandelt worden ist. Andererseits ist bekannt, daß sich primäre
oder auch frühdiagenetisch gebildete Magnesite als Einschlüsse in
Evaporiten finden. Bei Auflösung dieser Evaporite durch Oberflächenwässer
könnte der an sich schwerer lösliche Magnesit als Detritus im gleichen
Sedimentationsraum verfrachtet und an anderer Stelle angereichert worden
sein. Eine Auslaugung ursprünglich gebildeter Evaporite ist aber für
bestimmte Bereiche der Werfener Schichten des Drauzuges durchaus
anzunehmen, wie noch ausgeführt werden wird. Magnesit als
Festlandsdetritus, wie es etwa SCHRAMM (1973) aus dem Permo-Skyth der Nördlichen
Kalkalpen beschreibt, ist in diesem Fall sicher auszuschließen. Sind die
Magnesitrhomboeder in den feinkörnigen Anteilen dieser Siltsteine relativ
gut erhalten geblieben, so fand in den grobkörnigeren Lagen des gleichen
Sediments eine Umkristallisation des ursprünglichen Magnesits statt. In
diesen grobkörnigeren Partien der Siltsteine liegt Magnesit nunmehr in
Form eines relativ groben, isometrischen Pflasters vor (Tafel1, Bild 2).
Der Magnesitanteil kann in diesen Bänken der Werfener Schichten bis über
60 Gew.-% betragen. Bei der dritten und an sich häufigsten Ausbildungsart des
Magnesits in den gegenständlichen Sedimenten liegt dieser in Form
mikritischer Lagen, Knötchen und Brekzienkomponenten vor. In der Regel
ist das kryptokristalline Magnesitgewebe völlig strukturlos und somit ein
Hinweis auf die Natur des Ausgangsgesteins nicht zu erhalten. In einigen Fällen
war aber im Schliff zu erkennen, daß es sich bei den ursprünglichen
Ablagerungen um mehr oder weniger matrixreiche, und teils auch Biogene führende
Pillenkalke gehandelt haben muß. Damit ist aber anzunehmen, daß die
Magnesitbildung in diesen Fällen erst im Verlauf der Diagenese erfolgt
ist. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Nachweis des
gemeinsamen Vorkommens von Magnesit und Gips in einem Aufschluß im
Bereich des Dobratsch (STREHL et al. 1980). Es kann dies als Beweis
gelten, daß entsprechend hochkonzentrierte Mg-reiche Porenlösungen im
hypersalinaren Milieu die Magnesitbildung im ursprünglichen
Karbonatschlamm verursachten. Wie schon erwähnt, tritt dieser
kryptokristalline Magnesit in der Regel nur bis in etwa zentimeterdicken
Lagen in den Siltsteinen der Werfener Schichten auf, teils ist er fleckig
in den Sandund Siltsteinen der gleichen Serie eingeschaltet. Möglicherweise
handelt es sich dabei um konkretionäre Bildungen. Interessant ist, daß
vor allem die mächtigeren Magnesitlagen bisweilen Boudinierung und
Brekziierung zeigen. Damit leiten sie aber zu den kryptokristallinen
Komponenten der oberskythischen Rauhwackenbänke des Drauzuges über. Es
soll hier nicht behauptet werden, daß alle skythischen Rauhwacken des
Drauzuges Magnesit führen, in den bisher untersuchten Rauhwacken wurde
aber immer Magnesit in größeren Mengen festgestellt (Tab. 3). In
Rauhwacken stratigraphisch jüngerer Position waren im gleichen Bereich
dagegen nur Dolomit als "Dolomitasche" und Calcit im resistenten
Gerippe zu beobachten. Der Nachweis von Magnesit in Rauhwacken der
Ostalpen ist für eine genetische Interpretation derartiger Gesteine
unserer Meinung nach von großer Bedeutung. Die von uns näher untersuchten Rauhwacken des westlichen
Drauzuges stammen aus dem Grenzbereich Skyth-Anis und sind nach LEINE
(1971) als polymikte Rauhwacken zu bezeichnen. In den meisten Proben
konnte dementsprechend detritärer Quarz, Feldspat und Muskovit
festgestellt werden; in manchen Proben sind auch Siltsteinbrocken und
Pflanzenhäcksel nicht selten. LEINE (1971) hat für die grusig
zerfallenden Partien der Rauhwacken den Begriff "Dolomitasche"
verwendet und auf die gegenüber dem resistenten Calcitgerippe raschere
Verwitterung dieser nicht calcitisierten ursprünglichen Gesteinsfragmente
hingewiesen. Die röntgenographische Überprüfung des resistenten
Gerippes einerseits und des von diesem umschlossenen, grusig zerfallenden
Materials andererseits erbrachte nun sehr signifikante Unterschiede in der
Zusammensetzung dieser beiden Rauhwackenkomponenten (Tab. 3). So besteht das resistente Gerippe der untersuchten
Rauhwacken meist aus sparitischem Calcit, seltener aus Dolomit (Tafel 2,
Bild 6). Die in der Regel grusig zerfallende und meist gelblich gefärbte
"Asche« besteht in der Hauptsache aus kryptokristallinem Magnesit
(bis 90 Gew.-%) neben untergeordnet Quarz, Calcit, Feldspat und Muskovit
(Tafel1, Bild 4, und Tafel 2, Bild 5 und 6). In Rauhwacken aus den Lienzer
Dolomiten waren Relikte von Ooiden und Pellets und teils auch
mikritisierte Biogene zu erkennen (Tafel1, Bild 3). Die Magnesitbildung in
den Kompqnenten der Rauhwacken erfolgte somit sicher erst nach der
Sedimentation des ursprünglichen Karbonatschlammes. Diese Rauhwacken -in
der Regel schichtparallel auftretend und geringmächtig entwickelt -werden
als "Kollapsbrekzien" ehemaliger Evaporithorizonte gedeutet. Die
mit den Karbonaten und dem übrigen Detritus abgelagerten Evapqrite wurden
offensichtlich frühdiagenetisch wieder aufgelöst. Im Sinne von
FAIRBRIDGE (1967) wäre von einer syndiagenetischen bis anadiagenetischen
Lösungsphase zu sprechen. Die Abfuhr der dabei gelösten Substanzen durch
Oberflächenwässer und den Grundwasserstrom ist dabei offenbar relativ
rasch erfolgt. Dadurch ist eine Redolomitisierung des frühdiagenetisch
gebildeten Magnesits im allgemeinen wohl unterblieben. Dementsprechend
konnte Dolomit in den mit Calcit zementierten Rauhwacken nicht oder nur in
geringsten Spuren festgestellt werden (Tab. 3). Das Restsediment
kollabierte und bildete die heute vorliegenden Brekzien. Eine tektonische
Überprägung dieser Brekzien ist in einigen Fällen sicher anzunehmen,
aber nicht ausschließlich Ursache für die Rauhwackenentstehung selbst,
wie dies LEINE (1971) vermutet hat. Die Evapqrite selbst sind daher zum
größten Teil entweder im Anschluß an ihre Ablagerung oder im Verlauf
der Diagenese wieder gelöst worden. Nur lokal sind mächtigere
Gipsschiefer erhalten geblieben (z. B. Gipse vom Ochsengarten, Lammer
Graben, Reißkofel etc.). Das für die Calcitbildung des resistenten Gerippes
notwendige Calcium ist vermutlich bei der Magnesitisierung der ursprünglichen
Karbonatphasen freigesetzt worden. Zum Teil erfolgte die Gerüstbildung
noch bei relativ hohem Mg/Ca-Verhältnis der Porenlösung und verursachte
in diesem Fall ein Dolomitgerüst der Rauhwacke. Im allgemeinen ist die
Zementation der Rauhwackenkompqnenten aber erst späterdiagenetisch
("anadiagenetisch" im Sinne von FAIRBRIDGE 1967) unter Bildung
von Calcitsparit erfolgt. Unter Berücksichtigung der beschriebenen texturellen
Eigenschaften der magnesitführenden Sedimente läßt sich die
Magnesitbildung in den Werfener Schichten des westlichen Drauzuges
folgendermaßen erklären: Nach JOHANNES (1970) ist eine hohes Mg/Ca-Verhältnis der
Porenlösung Voraussetzung für eine sedimentäre Magnesitbildung.
Letzteres ist besonders dann gegeben, wenn es im Sedimentationsraum im
Verlauf der Eindunstung zur Abscheidung von Gips kommt, wodurch der
Mg-Anteil der Restlösung stark erhöht wird (BATHURST 1975). Magnesit ist
daher in Sedimenten nur im hypersalinaren Ablagerungsmilieu zu erwarten.
Von besonderer Bedeutung für die Bildung von Magnesit aus präexistenten
Karbonatphasen ist die Anwesenheit von Erdalkalichloriden. DementSprechend
wird Magnesit auch als häufigstes authigenes Karbonat chloridischer
Salzgesteine angesehen (BRAITSCH 1962). MÜLLER et al. (1972) haben auf die Tatsache hingewiesen,
cJaß sich Magnesit sowohl im marinen als auch im nicht-marinen
AblagerWlgsraum im Zuge diagenetischer Veränderungen entsprechender
karbonatische1" Sedimente findet. Ausschlaggebend dafür ist das
Mg/Ca-Verhältnis des Oberflächenbzw. Porenwassers. Für die Magnesite in
den Werfener Schichten des Drauzuges ist allerdings eine Bildung im
nicht-marinen Milieu auf Grund mehrerer Faktoren, vor allem aber auf Grund
faunistischer Hinweise, sicher auszuschließen. In den meisten Fällen ist in den bisher untersuchten
magnesitführenden Proben der Werfener Schichten des Drauzuges Magnesit
die dominierende Karbonatphase. Eine Redolomitisierung des Magnesits in größerem
Umfang konnte bisher nicht festgestellt werden. Im Gegensatz dazu zeigen
etwa die Magnesite in den Grödener Schichten des Drauzuges oft
Redolomitisierungsphänomene (NIEDERMAYR et al. 1979). Hier wird dem
Redoxpotential und dem pH-Wert der diagenetisch wirksamen Porenlösungen
große Bedeutung zukommen. So ist für die Werfener Schichten während
deren Ablagerung und während des früh- bis spätdiagenetischen Lösungsumsatzes
im allgemeinen ein reduzierendes Milieu anzunehmen. Dies ist nicht nur
durch die verbreitete Graufärbung dieser Sedimente sondern auch durch die
Anwesenheit von Pyrit, Chlorit und Pflanzenreste nachweisbar. Für die
meist intensiv rot gefärbten, magnesitführenden Grödener Schichten des
Drauzuges muß aber zumindest im weiteren Verlauf der Diagenese ein
oxydierendes Milieu angenommen werden (Bildung von Hämatit). In jedem Fall gibt der Nachweis von Magnesit in den
Werfener Schichten des westlichen Drauzuges wertvolle Informationen in
Hinblick auf das Ablagerungsmilieu und die diagenetischen Veränderungen
dieser Sedimente. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt scheint uns mit der
Tatsache gegeben, daß das hypersalinare Milieu der Werfener Schichten,
das zu der in Sedimenten im allgemeinen ungewöhnlichen Bildung von
Magnesit sehr wesentlich beigetragen hat, auch bei paläogeographischen
Rekonstruktionen in Hinkunft berücksichtigt werden sollte. Es ist unsere Oberzeugung, daß Magnesit in
untertriadischen Gesteinen des Oberostalpins weiter verbreitet ist und
insbesondere in stratigraphisch äquivalenten Gesteinen der Nördlichen
Kalkalpen zu erwarten wäre. Es muß in diesem Zusammenhang darauf
hingewiesen werden, daß aus den Nördlichen Kalkalpen Magnesit in
stratigraphisch ähnlichen Gesteinen bekannt ist. Zu erwähnen wäre hier
das Vorkommen von Magnesit aus der Salzlagerstätte von Hall in Tirol
(HIMMELBAUER 1931, KLEBELSBERG 1935) und jenes aus dem Kaswassergraben von
Großreifling (MACHATSCHKI 1922) .Die genaue stratigraphische Position der
genannten Vorkommen ist allerdings noch etwas unklar, doch scheint sicher
zu sein, daß es sich dabei um Vorkommen in der Trias handelt. Es ist
nicht ausgeschlossen, daß ein genetischer Zusammenhang zwischen den
Magnesiten in der Trias der Nördlichen Kalkalpen und jenen der Werfener
Schichten des westlichen Drauzuges besteht. Eine Klärung der hier
angeschnittenen Fragenkomplexe soll aber der weiteren Untersuchung
vorbehalten bleiben. LITERATUR:
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