Strehl E. / 1979 Textauszug |
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Zur Geologie der Südwestseite des Dobratsch (Villacher Alpe), Kärnten.Von Eberhard STREHL ZUSAMMENFASSUNG
Es wird der geologische Bau der Südwestseite des Dobratsch
(Villacher Alpe) in den östlichen Gailtaler Alpen, Kärnten, anhand der
Verbreitung von Gailtaler Kristallin und Permoskyth erörtert ABSTRACT
The geological structure of
the southwestern part of the Dobratsch (Villacher Alpe) in the eastern
Gailtal Alps is discussed by means of the occurrences of Gailtal
crystalline and Permoscythian. EINFÜHRUNG . Vom Verfasser wurde kürzlich (STREHL 1978) eine bisher
nicht bekannte Abschiebung am Südhang des Dobratsch beschrieben, die als
die von HOLLER (1976) vermutete Fortsetzung des Bleiberger Bruches nach
Süden und damit als vermutliche Grenze zwischen zwei deckenähnlichen
Schollen (Dobratsch-Basisdecke und Gailtaler Kristallin) gedeutet wurde. In Verfolgung dieser Störung nach Westen wurden im Oktober
1978 und im April 1979 einige Begehungen im Gebiet zwischen dem
Tumphi-Wald und dem Nötschbachtal durchgeführt. Die hierbei gewonnenen
Kartierergebnisse sind in den Abbildungen 1 und 2 dargestellt. Sie
unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von der Darstellung in der 1977
erschienenen Geologischen Karte der Republik Osterreich 1 ;50.000, Blatt
200 Arnoldstein, die damit im Bereich des Untersuchungsgebietes einer
Revision bedarf. UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE
Im folgenden werden die Untersuchungsergebnisse anhand der
Abb. 1 diskutiert. Nachdem die Abschiebung am Südhang des Dobratsch im
Gebiet östlich des Turnphi-Waldes bereits über eine Entfernung von 2,5
km nachgewiesen werden konnte (STREHL 1978: Abb. 2), wird sie zwischen dem
Turnphi-Wald und der Rupa, einer Schuttrinne, am Fuß des Hanges unter
Quartär vermutet. Westlich der Rupa konnte die Abschiebung zunächst nördlich
von Saak in dem Graben östlich des Schlosses Wasserleonburg in etwa 640 m
Höhe wiedergefunden werden. Permoskyth-Sandstein in Form von rotern
konglorneratischern Sandstein grenzt hier mit tektonischern Kontakt
(Streichen und Einfallen der Abschiebung: 150°/45° Nordost, 10 cm mächtige
Mylonitzone) an graue Quarzphyllite des Gailtaler Kristallins. Von der Höhe des Schlosses ab nach Nordwesten wird das
Vorhandensein der Störung durch den tektonischen Ausfall des
PerrnoskythSandsteins unterstrichen, wie dieser irn Gebiet zwischen dem
Schloß und der Rupa bereits eine. reduzierte Mächtigkeit aufweist. Etwa
500 m nordwestlich des Schlosses erfolgt eine Aufgabelung der Störung in
einen westlichen und einen nördlichen Ast. Der westliche Ast ist etwa 1
km nordwestlich des Schlosses in einern schmalen Graben, der in die
pleistozäne Terrasse eingeschnitten ist, aufgeschlossen. Er verwirft mit
grauer Mylonitzone graue Tonschiefer der Werfener Schichten gegenüber
Quarzphyllit und streicht etwa Ost-West. Die Störung quert das Nötschbachtal
beim Höhenpunkt 575 (Österreichische Karte 1:25.000, Blatt 200/3 Gailitz),
verläuft etwa 150 m im westlichen Seitental, wo sie ebenfalls
Quarzphyllit gegenüber Werfener Schichten verwirft (s. auch Abb. 2), und
streicht dann den Hang in Richtung Labientschach hinauf, an dem sie
Quarzphyllit von Perrnoskyth-Sandstein trennt. Auf der von mächtigen
Schottern der Würmeiszeit bedeckten Hochfläche von Labientschach wird
ihre Fortsetzung nach Westen undeutlich. Eine Aufgabelung der Störung
nach Norden hält der Verfasser für nicht ausgeschlossen und ist in Abb.
1 angedeutet. In diesem Fall wäre die im Nötschbachtal ca. 300 m südöstlich
des Höhenpunktes 719 aufgeschlossene Nord-Süd streichende und ± seiger
stehende Abschiebung (s. Abb. 2) als Fortsetzung anzusehen. Der nördliche Ast der Abschiebung streicht parallel zum
nordöstlichen Rand der Lichtung unterhalb des Höhenpunktes 716, wo
teilweise Rutschungen mit Wasseraustritten vorkommen. Nördlich der
Lichtung verläuft die Störung im Perrnoskyth-Sandstein in Nord-Süd-Richtung
und ist im östlichen Seitental des Nötschbachtales, ca. 350 rn oberhalb
der Einmündung ins Nötschbachtal, aufgeschlossen. Die Störung streicht
und fällt mit 170°/67° Ost-Nord-Ost und weist eine 20 cm mächtige
Mylonitzone auf. Im Wald nördlich des Seitentales wird der Verlauf der Störung
durch von Quellaustritten verursachte ausgedehnte Rutschungen und durch
Mylonit markiert. Weiter nach Norden zu (außerhalb Abb. 1) läßt sich
die Störung nach der Morphologie über die von würmeiszeitlichen
Schottern bedeckte Hochfläche von Herrnsberg bis über den Lärchgraben
hinaus, wo sie das Karbon nach Osten hin begrenzt, nachweisen. Somit besteht am Westhang des Dobratschmassivs eine
Verbindung zwischen der auf der Südseite nachgewiesenen Abschiebung und
dem Bleiberger Bruch auf der Nordseite, wobei es sich um eine schüsselförmig
umbiegende steile Abschiebungsbahn einer jüngeren Gravitationstektonik im
Sinne von VAN BEMMELEN (1957) und nicht um Formen des eigentlichen alpinen
Deckenbaues handeln dürfte. In Abb. 2 wurde der geologische Bau des Westhanges des Nötschbachtales
zwischen den Höhenpunkten 575 und 719 in einem Schnitt dargestellt. Es
wurden zwei Vorkommen von Permoskyth-Transgressionskonglomerat
auskartiert. Diese enthalten viel aufgearbeiteten Quarzphyllit und sind
durch eine Grabenscholle aus Permoskyth-Sandstein voneinander getrennt.
Das südlichere Vorkommen stellt die westliche Fortsetzung der bekannten
Transgression auf der östlichen Talseite dar. LITERATUR:
V AN BEMMELEN, R. V. (1957): Beitrag zur Geologie der
westlichen Gailtaler Alpen (Kärnten, Osterreich), 1. Teil. - Jb. Geol.
Bundesanst. 100/2:170-212. EXNER, Chr., und SCHÖNLAUB, H. P. (1973): Neue
Beobachtungen an der Periadriatischen Narbe im Gailtal und im Karbon von Nötsch.
- Verh. Geol. Bundesanst., Jg. 1973:357-365. EXNER. Chr. (1976): Die geologische Position der Magmatite
des periadriatischen Lineamentes. - Verh. Geol. Bundesanst., Jg. 1976,
2:3-64. STREHL, E. (1978): Zur Geologie der Südseite des Dobratsch (Villacher Alpe) in den östlichen Gailtaler Alpen, Kärnten. - Carinthia II, 168/88:135-142.
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