Kandutsch G. / 2011

   Carinthia II ■ 201./121. Jahrgang ■ Seiten 187–202 ■ Klagenfurt 2011 187

 Neues aus der Dobratsch-Südwand
Von Georg KANDUTSCH

 Z u s a m m e n f a s s u n g
Die Vulkanite der Dobratsch-Südwand wurden in den letzten Jahrzehnten intensiv besammelt. Ein neues Vorkommen bei Unterfederaun wurde entdeckt. Die historische Fundstelle, die beim Bau der Südautobahn angefahren wurde, wird als Stirnmaterial der Bergsturzmasse des postglazialen Bergsturzes beschrieben. Die Mandelfüllungen im Vulkanit werden den bekannten Funden zugeordnet. Der mit den Vulkaniten im Verband stehende Ammonithorizont wird um weitere Funde ergänzt und seine Entstehung gedeutet. Neue Bohnerzfunde und Fundstellen der Meeresschnecke chemnitzia werden beschrieben.

A b s t r a c t
The vulcanites of the Dobratsch south-wall were visited intensively to collect minerals and fossils in the last years. A new point of vulcanites was discovered near Unterfederau. The historic collecting point which was scarifi ed by the south autobahn is described as the top of the rock slide which happened after the last ice age. The minerals of the geods are matched to the most famous discoveries. The “Ammonithorizont” which is connected with the vulcanites is complemented to many other discoveries and furthermore interpreted.  new iron “Bohnerz” and points of discovery of the conch chemnitzia are interpreted.

E i n l e i t u n g
Es überrascht, dass die auffälligen, grün gefärbten Tuffe und Laven an der Dobratsch- Südseite bis 1958 auf ihre Entdeckung durch PILGER & SCHÖNENBERG (1958) sowie den deutschen Geologen STREHL (1960, 1978, 1980a, 1980b) warteten. Dies ist vor allem auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Aufschlüsse nur temporär bei Muren- und starken Erosionsereignissen freigelegt werden. Oft werden bekannte Aufschlüsse wieder von Geröllmassen völlig abgedeckt. Für das erste Auffinden des mächtigsten Vulkanitvorkommens der Rupa dürfte auch ein Starkregenereignis verantwortlich gewesen sein, das die Geröllauflage von den Vulkaniten entfernt hat. Dieses Ereignis hat in der Folge zu einer Verbauung des Rupa-Grabens geführt. Die gemauerten Sperren reichen heute vom Beginn des Vulkanitvorkommens westlich der „Kanzel“ über den darunterliegenden Politza Graben bis an das Ortsende von Förk. Zeitlich werden die Vulkanite der Dobratsch-Südseite in die untere Trias (höchstes Anis bis unteres Ladin) gestellt. Die beschriebenen Vulkanite sind tektonisch durchwegs der Liegendscholle des Dobratsch zugeordnet. Die geringmächtigen Tuffe in der Hangendscholle wurden nicht untersucht. Einen geologischen Überblick geben JUNGMAIER J. & SCHNEIDERGRUBER M. (1998) in einem Naturführer zur Schütt.

1) Vulkanitvorkommen westlich und östlich der Rupa
(1.005–1.250 m Seehöhe)

Von Schloss Wasserleonburg führt ein Forstweg unterhalb des Schlossberges in Richtung Osten. An seinem Ende finden sich im Hangschutt durch Huminsäuren herausgeätzte, triadische Korallen (Tecosmillia). Von hier führt ein Steig in den Rupa-Graben. Nach wenigen Metern Seilsicherung, die die Querung eines Felspfeilers erleichtert, fällt eine intensiv orange gefärbte Harnischfläche auf. Diese wurde in einem kleinen Bergwerk (PICHLER 2009), das etwa 20 m unterhalb des Weges liegt, beschürft (ca. 1.100 m Seehöhe). Das in einer Mulde liegende Mundloch wird relativ schnell von Buchenlaub abgedeckt. Nach mühsamer Freilegung des Stollenmundlochs konnte ein ca. 20 m langer Stollen befahren werden. Dieser endet in einem ca. 10 x 7 x 5 m großen Raum, von dem aus weitere handgeschlägelte Stollen mit einer Gesamtlänge von etwa 30 m abzweigen. Dieser Schurf diente im 19. Jahrhundert zur Gewinnung von Limonit, der in Nötsch verarbeitet wurde und als Farbstoff für Kalkfarben Verwendung fand. Folgendes historische Zitat wurde dazu gefunden (CANAVAL & HILLINGR 1888): „Erzfarbenhütte zu Nötsch an der Gail, mit drei Mahlgängen und einer Erzstämpfe, verarbeitete Galmaimott, Zinkblende und Zinkweiß mit zwei Arbeitern. Das Werk ging bei der Überschwemmung von 1885 zu Grunde und wurde nicht mehr errichtet.“
Nur wenige Zehnermeter östlich des Stollens steht das Vulkanitvorkommen im Rupa-Graben an. Hier entdeckt man bereits Chabasitkristalle bis 2 mm Größe, die in Spalten eines carbonatisch imprägnierten Vulkanits aufgewachsen sind (NIEDERMAYR et al. 1993). Folgt man der Schuttrinne und quert sie dann in Richtung Kanzel, so findet man sich in einer eigenartigen, fast wüstenartigen Landschaft. Über mehrere Zehnermeter sind die Tuffe hier aufgeschlossen. Zwischen den blockigen Kalk-und Dolomithalden sind die weichen Formen des verwitterten Tuffes leicht auszumachen (Abb. 3). Der Tuff ist von meterlangen Calcitadern durchzogen. Im Zuge von Grabungen konnten im oberen Bereich dutzende Geoden gewonnen werden, die sich wie Steineier aus dem splittrigen Tuff herauslösen lassen. Sie zeigen im Inneren oft eine flammenartige Struktur, in deren Zentrum die eigentliche, meist calcitgefüllte Geode liegt (Abb. 4). Als Kristallformen treten neben Skalenoeder, einfache Rhomboeder noch sogenannter Kanonenspat auf. Häufig gibt es weiße Adern mit bis zu 10 cm Breite, die über einen Meter verfolgbar sind. Diese bestehen aus Calcit, aber auch aus Kascholong. Randlich kann der weiße Kascholong in roten Jaspis aber auch in hellblauen Chalcedon übergehen. In Knauern, die nicht den typischen rundlichen Mandelsteinen entsprechen, wie sie in der Kranzwand auftreten, finden sich Sideritkristalle auf einem Bergkristallrasen. Selten waren bis zu 2 mm große leicht rauchige Quarzkristalle in einfachen dipyramidalen Formen zu finden. Bei der Verfolgung des Vulkanits in Richtung Kanzel konnte durch Manfred Döpper ein etwa 3 cm großer, loser Ammonit aufgefunden werden. Schale, Kammerwände und die Hohlräumfüllungen der einzelnen Kammern bestehen aus weißem Calcit. Die Matrix ist ein hellroter Kalk. Anhand herausgeätzter Conodonten konnte eine genauere zeitliche Einstufung des vulkanischen Ereignisses innerhalb der Trias erfolgen. COLINS & NACHTMANN (1974) ziehen die Anis-Ladin Grenze oberhalb des letzten Tuffhorizonts.

2) Vulkanitvorkommen unterhalb der Bösen Gräben
(1.025–1095 m)

Das bereits bei FRITSCH & SREHL (1961) beschriebene Vorkommen liegt an drei Punkten vor. Steigt man durch die Schlucht, die von Süden unmittelbar zum Gipfel hinaufführt, öffnet sich der Talkessel. Hier gabelt sich der Hauptgraben. Eine Rinne führt westlich weiter, die Hauptrinne endet in einer geraden Steilwand, in der mehrere Höhlen zu erkennen sind. Das erste Vulkanitvorkommen zeigt sich an der Gabelung der Gräben (Abb. 5). Hier steht ein meterhohes Tuffband an. Nennenswerte Geoden oder Fossilien wurden nicht entdeckt. Nach etwa 50 m steigen die Vulkanite wieder aus dem Geröll hervor und sind hier auch weit nach Nordwesten als metergroße, gerundete Blöcke im Gelände auszumachen. Im Tuffband sind zwei auffällig hellgrüne Lavabänder zu erkennen. Im Hangenden schließt ein roter Knollenkalk die vulkanische Einschaltung ab. Die relativ kleinen Blasenhohlräume im Tuff und in der Lava sind mit einem feinen Rasen von skalenoedrischen Calciten bedeckt, die oft limonitisch rot gefärbt sind (Abb. 6). Darauf sitzen doppelendige Quarzkristalle, die man eher Eisenkiesel nennen sollte. In einzelnen Geoden wurden Barytkristalle von einer Größe bis zu 9 mm auf Calcit aufgewachsen angetroffen. Bereits in der Halde unter dem Vorkommen finden sich häufig Teile von Ammoniten (meist proarcestes sp.) in einem rötlichen Knollenkalk, der von grünem Tuff begrenzt oder durchsetzt ist (Abb. 7). Im Band selbst wurde ein Ammonitenhorizont im Liegenden und Hangendem ausgemacht. Viele Schalen sind durch tektonische Bewegungen bei der Sedimentation zerbrochen worden (Abb. 8). Durch die thermische Beeinflussung ist der rötliche Knollenkalk extrem hart und splittrig. Die verletzten Ammonitengehäuse sind von einem feinen, rötlichgrauen Sediment gefüllt, in dem immer wieder grünlicher Tuff beigemengt ist. Einzelne unverletzte Kammern sind von weiß bis rosa gefärbtem Calcit gefüllt. Selten sind Ammoniten mit vollständig erhaltenen Kammern, in die idiomorphe Calcite hineinwachsen (Abb. 9). Kurzzeitig konnte etwa 150 m oberhalb des ersten Tuffbandes im Hauptgraben noch ein weiteres, etwa 2 m mächtiges Vulkanitvorkommen festgestellt werden. Es verliert sich in allen Richtungen unter der großen Blockhalde.

3) Vulkanitvorkommen oberhalb und westlich der Buchriegelhütte
(830–890 m)

Das im Mai 1960 durch Strehl entdeckte Tuffvorkommen am Ende einer Erosionsrinne nördlich der Buchriegelhütte hat sich durch starke Wasseraustritte nach intensiven Regenperioden immens erweitert. Es lässt sich bis unmittelbar zur Felswand verfolgen. Hier steht grüner Tuff im Bereich einer nach Norden einfallenden Verwerfung an. Darüber beginnt direkt der Wandaufbau der Südwand. Am Beginn des Vorkommens finden sich in der rötlich-grauen Kalkbank, die beidseitig von Tuffen umgeben ist, bis zu 2 cm starke Pyritadern neben wenigen Calcitgängen. Hier gibt es bis 1,2 cm große Pyritwürfel. Ebenso glänzt in der obersten Tufflage reichlich Pyrit, der aber selten idiomorph ausgebildet ist. Mandelsteine bis zu 3 cm mit Calcitfüllung wurden geborgen. Oberhalb dieses Hauptvorkommens konnte ein Ammonit mit etwa 4 cm Durchmesser im Hangenden der Tuffe neu entdeckt werden. Geht man von hier wenige Minuten durch die Schutthalden nach Westen in Richtung der Bösen Gräben, gelangt man zu einem weiteren Vulkanitaufschluss, der in einer steilen Schuttrinne ausbeißt. Auch hier konnten wenige bis zu 3 cm große Geoden mit Calcitfüllungen geborgen werden.

4) Neue Vulkanitvorkommen auf Höhe des „Almgasthauses“ nordwestlich des Kraftwerkes Schütt
(1.050–1.080 m)

Um zu diesem Aufschluss zu gelangen, folgt man wenige hundert Meter westlich des Almgasthauses einem nach Nordwesten abzweigenden Forstweg, der zu einer neuen Rodung führt. Hier endet eine markante Schuttrinne. In dieser Rinne steigt man bis zum Wandfuß auf. Scharfe Augen finden hier im intensiv roten Triaskalk die spiraligen Gehäuse verschiedener Ammonitenarten. Diese sind oft schon bei der Sedimentation zerbrochen und angelöst worden. Die Rinne führte immer wieder Vulkanitgerölle, deren Herkunft aber jahrelang ein Rätsel blieb. Die Spuren enden an einer Klamm, in der ein riesiger Klemmblock drohend einen weiteren Aufstieg behinderte (Abb. 10). Im Februar 2008 (die Schütt war schnee- und eisfrei) konnte durch eine weitläufige Umgehung von der Westseite her die Rinne erstmals von oben begangen werden. Der steile Einstieg von oben zeigte bereits einen mächtigen Vulkanithorizont von über 20 m Höhe (Abb. 11).
Erst kurz vor dieser Erstbegehung war am orografisch rechten Hang der Rinne ein Felspfeiler in den oberhalb des Klemmblocks liegenden Teil gestürzt. Diese neue Erosion war auch noch in den nächsten Jahren noch permanent in Bewegung und hat leider die Vulkanitgerölle in der Rinne total abgedeckt. Lediglich am Rand der Rinne konnten noch schlecht erhaltene Ammoniten in einem hellroten Kalk entdeckt werden, die den Lesefunden in der Schuttrinne entsprechen. Wendet man sich vom Tal kommend unter dem beschriebenen Klemmbock nach Osten, sind im nächstfolgenden Graben ebenfalls Vulkanite am oberen Ende einer Schuttrinne aufgeschlossen.

5) Vulkanite unterhalb des Wabenriegels
(1.030–1.095 m)

Folgt man dem abgeschrankten Weg der Bundesforste in Richtung Roter Wand bzw. kommt man über den Gipsbach auf diesen Weg, so findet man am östlichen Ende dieser Forststraße das direkt unterhalb der markanten Dreieckswand der Kranzwand liegende Vulkanitvorkommen (Abb. 12). Wenige Meter vor Ende des Weges liegen bereits grüne Vulkanitgerölle aus dem extrem steilen Wandstück, das etwa 100 m höher im Wald ansteht. Hier konnten vor Jahren noch bis zu 5 cm große Geoden mit gelblichen Calcitfüllungen entdeckt werden (Abb. 13). Der zweite Aufschluss findet sich in der Schuttrinne, die zum Kranzwandfuß hinaufführt. Auf über 20 Meter sind hier Tuffe und Laven aufgeschlossen (Abb. 14) Unterhalb einer markanten Störung am orografisch rechten Hang konnten im frischen splittrigem Vulkanit hunderte Geoden bis zu 10 cm Größe herausgearbeitet werden (Abb. 15). Im Liegenden wurden silikatreichere Geodenfüllungen angetroffen. Hier ist eine von fünfzig Geoden mit Achat gefüllt. Manchmal bleibt dabei ein Hohlraum frei, der mit Amethystkristallen ausgekleidet ist (Abb. 16). Viele Achate sind bereits während der Bildung tektonisch zerbrochen und liegen als Trümmerachate vor. Oft sind leistenförmige Silikatstrukturen in den gefüllten Geoden zu erkennen (Abb. 17). Ein Großteil der Geoden ist mit einer Kruste oxydiertem Siderit gefüllt, auf dem weißklare Calcitkristalle aufgewachsen sind. Meist bilden diese eine erste Generation von Skalenoedern, auf die orientiert Rhomboeder aufwachsen. Bei stärkerer Durchdringung der einzelnen Rhomboeder entstehen dabei dem Kanonenspat entsprechende Ausbildungen (Abb. 18). Im wenigen Schutt, der aus der Umgebung des Vulkanits stammt, konnte ein kleiner Ammonit im rötlichen Kalk entdeckt werden. Die Rinne selbst ist stark steinschlaggefährdet. Immer wieder ist sie von mannshohen Blöcken und Steinschlagschutt aus der darüber liegenden Kranzwand neu gefüllt. Durch Zufall konnte an der erstgenannten Fundstelle, die oberhalb der Rinne vor dem Straßenende liegt, eine neue Fossilfundstelle entdeckt werden. In den extrem ausgesetzten Felswänden wurden am hangenden Kontakt des Vulkanits zum Triaskalk hin verschiedene Ammonitenarten im grünlich gelblichen Tuff geborgen. Unmittelbar zwischen liegendem Vulkanit und hangendem Kalk fand sich eine kleine höhlenartige Kaverne (Abb. 19). Dieser Kontakt zum Vulkanit zeichnet sich durch feuchte Klüfte aus, die eine Wasserzufuhr erlauben. Dadurch konnte Frostsprengung und chemische Verwitterung Ammoniten herauslösen. Die Fossilien selbst sind entweder direkt im hellgrünen Tuff oder in einem ockerfarbenen Lehm eingelagert. Das unverwitterte Gestein zeigt wohl noch Querschnitte von bis zu 20 cm großen, diskusförmigen Ammonitengehäusen. Im Gegensatz zu den losen Ammoniten in der Kaverne, die leicht aufgelesen werden konnten, war die Bergung dieser Exemplare leider nur mehr in Form von Fragmenten oder lediglich als Querschnitte möglich. Durch die ceratitische Lobenlinie und die gedrungene Form lassen sich einige Exemplare als die, bei PILGER & SCHÖNENBERG (1958) beschriebenen Ceratites cf. Lennanus v. Mojs. bestimmen. Arpatites cf. Telleri v. Mojs. sowie zwei weitere unbestimmte Arten sind ebenfalls vertreten (Abb. 20). Die skulpturierten Ammoniten (Eo-/Protrachyceras oder Falsanolcites) dieser neuen Stelle werden von Dr. Peter Brack (ETH Zürich) als „ladinisch“ eingestuft. Seine Bemerkungen „Weitere Forschungen sollen diese noch klarer zuordnen lassen. Wenn diese Fossilien in etwa aus der von PILGER und SCHÖNENBERG (1958) und COLINS und NACHTMANN (1974) erwähnten ,Fossillage‘ in der Liegendscholle am Dobratsch stammen, bedeutet das, daß die Lage deutlich jünger ist, als bei Letzteren angegeben. Dazu passen würde der bei Ersteren erwähnte Arpadites; in den Buchensteinern tritt diese Gattung jeweils erst in deren Profilmitte auf. Weniger dazu passen die von Pilger und Schönberg erwähnten Ceratitiden. Erst vor Ort wird man wohl beurteilen können, ob alle Fossilien aus demselben Abschnitt stammen und ob dieser u. U. kondensiert ist ...“ lassen neue Ergebnisse zur Anis–Ladingrenze bzw. der zeitlichen Einschätzung des Vulkanitereignisses erwarten.


B e m e r k u n g e n z u m A m m o n i t e n h o r i z o n t i m B e r e i c h d e r H a n g e n d g r e n z e d e s V u l k a n i t h o r i z o n t s

Ammoniten wurden an folgenden Aufschlüssen des Vulkanits angetroffen: Oberste Rupa in Richtung Kanzel, Böse Gräben, Aufschluss westlich der Buchriegelhütte, Aufschluss nördlich der Buchriegelhütte, neuer Aufschluss oberhalb der Almwirtschaft, Rinne östlich des neuen Aufschlusses, Kranzwandgraben. Auf grund der Beobachtung in den Bösen Gräben und am neuen Aufschluss westlich der Kranzwand muss das Absterben der Ammoniten mit den vulkanischen Ereignissen in Zusammenhang gebracht werden. Die Ammoniten sind dabei z. T. tektonisch zerbrochen worden. Der Tuff umfließt die Ammoniten. Teilweise muß auch Lava über die Ammonitengehäuse geflossen sein und hat diese thermisch zerstört. In diesem Kontakt ist der Kalk kontaktmetamorph umkristallisiert und so zu einem extrem harten Fels verändert worden. Man kann annehmen, dass schwefelige Säure im Zuge des Vulkanismusereignisses das Meerwasser bis zur Lebensfeindlichkeit verändert hat. Die verendeten Ammoniten bildeten einen Horizont am Meeresboden, der von Laven und Tuffen überdeckt wurde.

6) Oberhalb der Weinitzen (910–940 m)

Im Bereich der vom Bergsturz von 1348 verschonten Weinitzen bei Oberschütt konnten durch Martina Rudackij in den letzten Jahren immer wieder Vulkanitbruchstücke aufgelesen werden. Im Zuge einer gemeinsamen Begehung im März 2011 wurde ein neuer, frischer Aufschluss von etwa 5 m Höhe mit mandelsteinreichen Laven (Mandelgröße bis 3 cm) entdeckt. Der Gang fällt mittelsteil nach Nordosten ein und ist über 100 m bis unter den markanten Felsblock zu verfolgen. Gelbliche Lehme und intensiv rote gefärbte Bereiche sind im Hangenden der Tuffe und Laven zu beobachten.

7) Autobahnparkplatz (515 m)

Im Zuge des Baus der Südautobahn von Villach nach Italien wurden sowohl die prähistorischen Bergstürze als auch Teile des Absturzes von 1348 angefahren. Bei mineralogischen Untersuchungen wurden im Bereich des Parkplatzes westlich von Unterschütt, bevor die Autobahn die Bundesstraße und die Gail quert, ein reichliches Vulkanitvorkommen entdeckt. Dieses ist geologisch dem prähistorischen Bergsturz zuzuordnen. Wenige Zehnermeter südlich davon hat auch dieser Bergsturz sein Ende gefunden. Es muss demnach angenommen werden, dass es zu keiner Überkippung der Gesteinsmasse im Zuge des Bergsturzes gekommen war. Vielmehr dürfte der Vulkanithorizont bzw. die mehrere hundert Meter tiefer liegenden Werfener Schichten als Schwächezone bzw. Gleithorizont gedient haben. Nur dadurch ist das Auftreten dieses Vulkanits an der Stirn des Bergsturzes zu deuten (Abb. 21).
Mit Sammlerkollegen konnten hier verschiedene Mandelsteine aufgesammelt werden. Gefunden wurden bis zu 10 cm große Geoden mit Calcit in Kanonenspattracht. In einigen Geoden fanden sich bis 4 mm lange Drähte aus gediegenem Kupfer, die z. T. in hellgrünen Malachit umgewandelt sind. Andere führten Pyritkristalle bis zu 6 mm Größe und auch Palygorskit. Nicht unmittelbar zuzuordnen sind bis zu 7,5 cm messende Gipskristalle (z. T. in Schwalbenschwanzzwillingen), die hier aus dem Lehm geborgen werden konnten. Heute ist das gesamte Areal großflächig begrünt und bepflanzt. Aufsammlungen sind nicht mehr möglich.

8) Vulkanit von Federaun
(520 m)

Völlig neu ist das Vorkommen, das sich direkt an der Bundesstraße zwischen der Ortschaft Unterfederaun und der Ortschaft Unterschütt als Straßenaufschluss findet (Abb. 21). Dieses beginnt an einem steilen Hohlweg, der die Fortsetzung der Römerstraße sein dürfte und endet vor der oberhalb der Straße gefassten Quelle, die durch einen Holztrog an der Straße leicht aufzufinden ist. Möglicherweise dürfte der Vulkanithorizont als Wasserstauer der Quelle fungieren. Hier ist auf über 50 m der Vulkanithorizont anstehend aufgeschlossen. Darin finden sich wieder unzählige Mandelsteine, die bis 5 cm Größe erreichen und durchwegs Karbonatfüllungen zeigen.
Dieser neue Fund fällt durch seine geringe Höhenlage (bei 520 m) fast schon am Beginn der alluvialen Aufschüttungen aus dem Rahmen. Die westlich davon liegenden Fundstellen zeigen folgende Höhenlagen: Rupa (1.005–1.250 m), Böse Gräben (1.010–1.180 m), Buchriegel (830–895 m), neuer Aufschluss oberhalb Almgastwirtschaft (1.050–1.080 m), Wabenriegel (1.030–1.095 m).
Man kann im Bereich der Rupa und dem Vorkommen am Wabenriegel fast von einem annähernd söhligen ungestörten Vulkanithorizont sprechen. In Richtung Federaun müsste sich aber das Einfallen des Vulkanits nach Osten hin verändert haben. Eine durchgreifende Störung, die zum Absacken des östlichen Teils führte, ist bislang noch nicht beschrieben worden.

B o h n e r z e
Die Lokalisierung des alten Bohnerzvorkommens

Die erste Erwähnung des Bohnerzvorkommens am Dobratsch (hier noch Dobrac) findet sich im Jahrbuch der Geologischen Reichsanstalt von 1856. Hier wird bereits ein Vorkommen unterhalb des Gipfels erwähnt. In der gleichen Publikationsreihe wird 1888 anhand der Funde auf der Villacher Alpe ihre Entstehung als glaziale Seifenablagerungen gedeutet. Das Vorkommen am „Zwölfern“ wird dabei angeführt, die Größe der Bohnerze wird aber mit max. 2 cm Länge unzutreffend geschildert. Heute werden Bohnerze als umgelagerte tertiäre Ablagerungen gedeutet.
Anlässlich einer Exkursion des Naturhistorischen Museums in Wien im Jahr 1970 konnte ein fast 2 kg schweres Bohnerzstück (13 x 11,5 x 7,5 cm) aufgefunden werden (NIEDERMAYR et al. 1991). Werner Vilgut aus Villach ist es zu verdanken, dass er nach gründlicher Textrecherche das Vorkommen im Bereich der Lawinenverbauungen zum Lahner in ca. 1960 m Seehöhe lokalisieren konnte. Nach einer kurzen Senke führt hier der Weg nahe der Abbruchkante zum Bleibergertal entlang. Hier dürfte im Zuge des Wegebaues der Bohnerzhorizont angefahren worden sein. Heute finden sich noch reichlich mehrere zentimetergroße Bohnerzstücke südlich des Weges.


Ein neues Bohnerzvorkommen

Bei systematischen Erkundigungen der Wandbereiche nordöstlich und nördlich der Aloisihütte (1650 m) konnten unterhalb des aktiven Felssturzbereiches ein neues reichliches Bohnerzvorkommen angetroffen werden (Abb. 22). Der genannte Bereich ist vom Talboden aus auf Höhe der Bärenbrücke an seinem orangeroten Abbruch mit der darunterliegenden ebenfalls rötlich gefärbten Schuttrinne leicht zu erkennen. Hier liegen große orangeweiß gebänderte Calcitadern, die über einen Meter Dicke erreichen. Am Geolehrpfad an der Rosstratten ist ein etwa 100 kg schwerer, polierter Block von hier zu sehen (Abb. 23). In Spalten der Calcitadern finden sich Calcitkristalle in einfachem, steilrhomboedrischen Habitus.
Im anstehenden Gestein, das durch ein Abrutschen des Gerölls freigelegt wurde, konnten metertiefe Karsthöhlen angetroffen werden, deren Seitenwände stark versintert sind. Bis zu 30 cm lange Stalaktiten brachen bereits am Ende der Bildung von der Höhlendecke ab und versinterten am Höhlenboden. In den Tonzwischenlagen sind die Bohnerze reichlich eingestreut. Neue Sinterbildungen können dabei Bohnerze mit diesen Sinterbildungen verbinden. Im Lehm finden sich ganze Taschen von bis zu 5 cm großen Bohnerzen, die hellrot bis fast schwarz gefärbt sein können (Abb. 24).
Der Fund von bis zu 2 cm großen Bohnerzen in Matrix gelang Dipl.- Ing. Siegfried Albel aus Arriach. Dieser Lesefund stammt vom westlichsten Teil der Roten Wand, unterhalb der auffälligen meist von einem Wasserrinnsal überflossenen steilen Rinne. Bohnerze finden sich am gesamten Gipfelplateau der Villacher Alpe immer wieder. So beidseitig an den Wegen im Bereich der Rosstratten und sogar unmittelbar am Weg vor dem Ludwig-Walterhaus unterhalb des Gipfels.


M a s s e n v o r k o m m e n d e r M e e r e s s c h n e c k e
c h e m n i t z i a

Bereits in den 1970er-Jahren wurde beim Bau eines Schleppliftes, der nordwestlich der Hütte von der Viehtränke auf den dahinterliegenden Hügel führt, eine Fossilbank mit einem reichlichen Vorkommen von Meeressschnecken (chemnitzia) angetroffen. Die Bank streicht dabei etwa West–Ost, fällt nach Norden ein und liegt auf 1.745 m Seehöhe. Beim Bau der Schlepplifttrasse wurden die Fossilien als Schüttung verwendet und konnten noch Jahrzehnte später reichlich aufgelesen werden. Im Villacher Stadtmuseum lagert noch reichlich Material des Vorkommens. Heute kann nur mehr die anstehende Fossilbank am Ende der Rampe beobachtet werden. Ein geschnittener und polierter Block befindet sich nur wenige Zehnermeter dahinter am Geolehrweg (Abb. 26). Ein weiteres Vorkommen findet sich etwa auf Höhe der Lawinenverbauungen des Lahners am Weg zum Dobratschgipfel. Noch vor der Mulde mit den markanten Lawinenverbauungen wurden zur Bauzeit mehrere Stichwege zur Materiallieferung angelegt. Am vorletzten Weg vor der Verebnung wurde ebenfalls eine Schneckenbank in 1.830 m angetroffen, die dem Vorkommen auf der Rosstratten sehr ähnlich ist (Abb. 25). Es sind hier auch verschiedene andere Turmschneckenarten zu finden (Omphaloptycha rosthorni, zygopleura).
Ein weiteres völlig unbekanntes Vorkommen wurde von Naturparkführerin Martina Rudackij im Wald oberhalb der Ortschaft Pogöriach entdeckt. Im Zuge eines Forstwegebaus wurden mehrere Blöcke mit Turmschnecken freigelegt. Auch im oberen Teil der ehemaligen Schi abfahrt gibt es ein weiteres kleines Vorkommen.

C a l c i t a b b a u a u f d e r R o s s t r a t t e n

In den 1960er-Jahren sind in Kärnten große, durch Ton bzw. Limonit rötlich gefärbte Calcitkristalle bis zu 20 cm Länge bekannt geworden. Eine ca. 50 x 30 cm messende Stufe wurde seinerzeit nach Vorarlberg verkauft. Als Fundort wurde immer „Rote Wand am Dobratsch“ angegeben. Nachdem diese Örtlichkeit genauest durchforscht wurde, muss der Fundort angezweifelt werden. Nach eingehenden Recherchen prospektierte aber die BBU am Weg von der Rosstratte zum Einstieg des „Jagasteigs“, der über den oberen Rand der Südwand zum Gipfel führt, einen über mehrere hundert Meter verfolgbaren etwa West–Ost streichenden Calcitgang. Nachdem die Calcitfunde mit dem angeblichen Fundort „Rote Wand“ etwa zeitgleich erfolgten, könnte bei der Beschürfung des Ganges oberhalb der Rosstratten eine Calcitkluft angefahren worden sein, aus der die Calcite stammen.


Bildnachweise:
Archiv Kandutsch, Arriach; Archiv Fatzi, Nötsch (fatzi.at)

L I T E R AT U R
CANAVAL, J. L. & K. HILLINGER (1888): Statistischer Bericht über die volkswirthschaftlichen Zustände Kärntens in den Jahren 1879 bis 1887: 107, Klagenfurt.

COLINS, E. & W. NACHTMANN (1974): Die permotriadische Schichtfolge der Villacher Alpe (Dobratsch), Kärnten. – Geol. Paläont. Mitt., Bd. 4/2: 1–43, Innsbruck.

 FRITSCH, W. & E. STREHL (1961): Amethyst aus den Vulkaniten der Villacher Alpe (Dobratsch). – Carinthia II, 151./71.: 67–69, Klagenfurt.

 JUNGMAIER, J. & M. SCHNEIDERGRUBER (1998): Bergsturz Landschaft Schütt: Dokumentation und Naturführer. – Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten, 271 S., Klagenfurt.

NIEDERMAYR, G., F. BRANDSTÄTTER, B. MOSER, W. POSTL & J. TAUCHER (1991): Neue Mineralfunde aus Österreich XL. – Carinthia II, 181./101.: 147–179, Klagenfurt.

NIEDERMAYR, G., F. BRANDSTÄTTER, B. MOSER, H. W. PAAR, W. POSTL, J. TAUCHER, H. P. BOJAR (1993): Neue Mineralfunde aus Österreich XIIL. – Carinthia II, 183./103.: 265–290, Klagenfurt.

PICHLER, A. (2009): Bergbau in Westkärnten. Eine Bestandsaufnahme der noch sichtbaren Merkmale der historischen Bergbaue in Westkärnten. – Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten, Sh. 63, 416 S., Klagenfurt.

PILGER, A. & R. SCHÖNENBERG (1958): Der erste Fund mitteltriadischer Tuffe in den Gailtaler Alpen (Kärnten). – Zs. Dt. Geol. Ges., Bd. 110/1: 205–215.

STREHL, E. (1960): Neue Funde mitteltriadischer Tuffe in den Gailtaler Alpen (Kärnten). – Carinthia II, 150./70.: 28–35, Klagenfurt.

STREHL, E. (1978): Zur Geologie der Südseite des Dobratsch (Villacher Alpe) in den östlichen Gailtaler Alpen, Kärnten. – Carinthia II, 168./88.: 135–142, Klagenfurt.

STREHL, E. (1980a): Ein bemerkenswerter Lavafund in der Mitteltrias des Dobratsch (Villacher Alpe), Kärnten. – Der Karinthin, 83: 201–204, Klagenfurt.

STREHL, E. (1980b): Ein Idealprofi l durch das Unteranis des Dobratsch (Villacher Alpe), Kärnten. – Der Karinthin, 83: 205–213, Klagenfurt.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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