Koritnig S. / 1983

 

Wulfenit Pb [MoO4]  
Zum Titelbild

Von Sigmund KORITNIG

Besonders die schönen rotorange gefärbten Kristalle des Wulfenit sind bei Sammlern sehr begehrt. Bleiberg in Kärnten, wo die Wulfenit-Kristalle unseres Titelbildes herstammen, ist ein klassischer Fundpunkt. Vor 200 Jahren hat der berühmte Kärntner Naturforscher, Jesuitenpater Franz Xavier Freiherr von WULFEN dem Wulfenit -er nannte ihn damals "kärthnerischer Bleyspat" -eine eigene Monographie gewidmet (WULFEN 1785). Auch der Name Gelbbleierz, der noch heute im deutschen Sprachgebiet als Synonym verwendet wird, stammt etwa aus dieser Zeit. Der international anerkannte Name Wulfenit wurde ihm erst 60 Jahre später (1845) vom Wiener Mineralogen HAIDINGER gegeben.

Der Wulfenit ist ein Bleimolybdat und sollte seiner chemischen Zusammensetzung nach farblos sein. Sehr geringe Gehalte an Chrom, Spuren von Bleichromat im Wulfenit bildend, das als eigenes Mineral als kräftig gelblichroter Krokoit vorkommt, gibt dem Wulfenit, je nach Gehalt, die in den verschiedensten Tönen von Gelb bis Orangerot reichenden schönen Farben, wie SCHROLL (1950, 1953) zeigen konnte.

Der Wulfenit kristallisiert tetragonal-pyramidal. Das heißt, er besitzt als Symmetrieelement nur eine vierzählige polare Achse (4). Seine Hemimorphie (= Halbgestaltigkeit durch polare Achse) macht sich auch bei den pyramidalen Formen oft sehr deutlich bemerkbar. Bei dünntafeligen Trachten, wie im Titelbild, ist sie gar nicht auffällig.

Lange hat man über das Zusammenvorkommen niedertemperierter Pb-Zn-Erze mit normalerweise hochtemperierten Molybdän gerätselt. Der Streit um die hydrothermale oder sedimentäre Entstehung der kalkalpinen Pb-Zn-Lagerstätten, der dabei eine Rolle spielt, hatte fast die Form des Streites zwischen Plutonisten und Neptunisten angenommen. Heute weiß man, daß sie sedimentärer Entstehung sind und das Molybdän aus überlagernden Sedimentschichten stammt, in denen es als Spurenelement vorkommt.

Der Wulfenit gehört der Oxidationszone an, die in Bleiberg, besonders im Ostteil, gelegentlich bis 300 m unter die Landoberfläche reicht. Der Stephanie-Stollen, etwa 920 m über NN gelegen, von dem einst besonders schöne Stufen kamen, liegt etwa 1,5 km östlich der Straßengabelung mit der alten Straße entlang des Weißenbaches, am Hang zum Schwandnock (1516 m) hinauf. Auf den neu ausgeschobenen Forststraßen dieses Hanges kann man auch heute noch immer wieder kleine MM-Stücke von Wulfenit finden. Die so ins Auge fallenden großen weißen Taubhalden bringen, wie schon BEYER (1960) enttäuscht angibt, in dieser Beziehung nichts.

Literatur:

BEYER, H. (1960): Mineralfunde auf alten Halden in Bleiberg (Kärnten). - Aufschluss 11,212 -214

SCHROLL, E. (1950): Beiträge zur Geochemie und Genesis der Blei-Zink-Lagerstätte Bleiberg-Kreuth (Kärnten). - Diss. Univ. Wien

SCHROLL, E. (1953): Mineralparagenese und Mineralisation der Bleiberg-Kreuther Blei-Zink-Lagerstätte. - Carinthia II, 63,47-55.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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