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Wulfenit
Pb [MoO4]
Zum Titelbild
Von Sigmund KORITNIG
Besonders die schönen rotorange gefärbten Kristalle des
Wulfenit sind bei Sammlern sehr begehrt. Bleiberg in Kärnten, wo die
Wulfenit-Kristalle unseres Titelbildes herstammen, ist ein klassischer
Fundpunkt. Vor 200 Jahren hat der berühmte Kärntner Naturforscher,
Jesuitenpater Franz Xavier Freiherr von WULFEN dem Wulfenit -er nannte ihn
damals "kärthnerischer Bleyspat" -eine eigene Monographie
gewidmet (WULFEN 1785). Auch der Name Gelbbleierz, der noch heute im
deutschen Sprachgebiet als Synonym verwendet wird, stammt etwa aus dieser
Zeit. Der international anerkannte Name Wulfenit wurde ihm erst 60 Jahre
später (1845) vom Wiener Mineralogen HAIDINGER gegeben.
Der Wulfenit ist ein Bleimolybdat und sollte seiner
chemischen Zusammensetzung nach farblos sein. Sehr geringe Gehalte an
Chrom, Spuren von Bleichromat im Wulfenit bildend, das als eigenes Mineral
als kräftig gelblichroter Krokoit vorkommt, gibt dem Wulfenit, je nach
Gehalt, die in den verschiedensten Tönen von Gelb bis Orangerot
reichenden schönen Farben, wie SCHROLL (1950, 1953) zeigen konnte.
Der Wulfenit kristallisiert tetragonal-pyramidal. Das heißt,
er besitzt als Symmetrieelement nur eine vierzählige polare Achse (4).
Seine Hemimorphie (= Halbgestaltigkeit durch polare Achse) macht sich
auch bei den pyramidalen Formen oft sehr deutlich bemerkbar. Bei dünntafeligen
Trachten, wie im Titelbild, ist sie gar nicht auffällig.
Lange hat man über das Zusammenvorkommen
niedertemperierter Pb-Zn-Erze mit normalerweise hochtemperierten Molybdän
gerätselt. Der Streit um die hydrothermale oder sedimentäre Entstehung
der kalkalpinen Pb-Zn-Lagerstätten, der dabei eine Rolle spielt, hatte
fast die Form des Streites zwischen Plutonisten und Neptunisten
angenommen. Heute weiß man, daß sie sedimentärer Entstehung sind und
das Molybdän aus überlagernden Sedimentschichten stammt, in denen es als
Spurenelement vorkommt.
Der Wulfenit gehört der Oxidationszone an, die in
Bleiberg, besonders im Ostteil, gelegentlich bis 300 m unter die
Landoberfläche reicht. Der Stephanie-Stollen, etwa 920 m über NN
gelegen, von dem einst besonders schöne Stufen kamen, liegt etwa 1,5 km
östlich der Straßengabelung mit der alten Straße entlang des Weißenbaches,
am Hang zum Schwandnock (1516 m) hinauf. Auf den neu ausgeschobenen
Forststraßen dieses Hanges kann man auch heute noch immer wieder kleine
MM-Stücke von Wulfenit finden. Die so ins Auge fallenden großen weißen
Taubhalden bringen, wie schon BEYER (1960) enttäuscht angibt, in dieser
Beziehung nichts.
Literatur:
BEYER, H. (1960): Mineralfunde auf alten Halden in Bleiberg
(Kärnten). - Aufschluss 11,212 -214
SCHROLL, E. (1950): Beiträge zur Geochemie und Genesis der
Blei-Zink-Lagerstätte Bleiberg-Kreuth (Kärnten). - Diss. Univ. Wien
SCHROLL,
E. (1953): Mineralparagenese und Mineralisation der Bleiberg-Kreuther
Blei-Zink-Lagerstätte. - Carinthia II, 63,47-55.
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