Holler H. / 1949

  5.) Molybdänglanz in der Bleiberger Lagerstätte

Von Ing. Dr. jur. Herbert Holler.

Bisher sind von den Kärntner Blei-Zinklagerstätten der Trias an Molybdänmineralien nur Wulfenit und Ilsemannit bekannt geworden.
Während ersteres Material in Bleiberg in den östlichen, von den Aufstiegskanälen entfernteren Revieren, und auch hier meist innerhalb der Oxydationszone, verhältnismässig häufig vorkommt, sodass es bergmännisch gewonnen werden kann, sind Ilsemannit bisher nur ganz vereinzelte Fund bekannt geworden.
Beim jüngsten Fund (Sommer 1848) Ing. Hoffmann) im Maschinkluftgang über den 5. Lauf der Grube Rudolf, handelte es sich um eine feuchte, blauschwarze erdige Masse, die auf dem hellen Wettersteinkalk auffallend hellblaue Flecken hinterliess und mit Recht als Ilsemannit angesprochen wurde. Der letzte mir bekannt gewordene Fund von Ilsemannit aus dem Jahre 1926 unterschied sich hievon durch einen ausgesprochen dunkelviolette Färbung auf einer lichtgelben Wulfenitkruste über Wettersteinkalk.
Um einer Bitte Dr. H. Meixners zu entsprechen und möglichst frische Proben zum Zwecke einer mineralogischen Untersuchung dieses seltenen Minerals und seiner Paragenese sicherzustellen, unterzog ich diesen jüngsten Fundort am 10.11.1948 einer genauen Untersuchung mit dem überraschenden Ergebnis, dass es sich hiebei in erster Linie um ein Vorkommen von Molybdänglanz handelte, in dessen Begleitung als Verwitterungsprodukt Ilsemannit und nur in geringen Mengen auch lichtgelber Molybdänocker auftritt. Der Molybdänglanz war infolge seines schwarzen graphitischen Aussehens bisher von den Berglauten begreiflicherweise als Kluftschiefer (Cardita-Tonschiefer angesehen worden, weshalb er keine Beachtung fand.
Der Maschinkluftgang stellt die südlichste Ganggruppe des Rudolf-Friedrich-Revieres dar und setzt in unmittelbarer Nähe des nördlichen Grabenbruchrandes im liegenden Erzkalk ca 100 – 120 m unter der Carditaschieferlage auf. Der Grabenbruch bildet hier die ungefähr Ost-West verlaufende tektonische Grenze zwischen Hauptdolomit im Süden und Wettersteinkalk im Norden und meist mit Kluftschiefer Aufgefüllt. Von der Fundstelle gegen Osten nimmt der Bruch, ebenso der Maschinkluftgang die ONO – Streichrichtung der Kadutschenbruchrichtung an. Die Änderung der Streichrichtung ist von einigen mehr oder weniger starken verwerfenden NS Klüften begleitet, welche sowohl den Bruch als auch die begleitenden Gänge deutlich abschneiden und verwerfen.
Der südlichste Erzgang westlich einer solchen Kluft wurde hier in jüngster Zeit in einer fast ausschliesslich blendigen, armen Vererzung von der Sohle des 5. Laufes entlang der Scharung mit der verwerfenden NS-Kluft nach oben verfolgt. Die Blendevererzung wird einwandfrei von der NS-Kluft abgeschnitten und verworfen, ist also älter mindestens als die jüngsten Bewegungsphasen entlang dieser NS-Kluft. Ca 7 m ober der Sohle des 5. Laufes tritt nun in dieser jungen Spalte an der Scharung mit den Blendegang und südlich davon eine zweifellos jüngere Molybdäglanzvererzung in Verbindung mit Carditakluftschiefer auf. Die Kluft ist hier zu einem Bündel sich diagonal kreuzender bezw. Paralleler Spalten aufgeblättert, welche eine Mehrere Zentimeter starke Ausfüllung erdiger, teils fester Natur aufweisen, welche äusserlich durch Einfluss der Grubenfeuchtigkeit zersetzt, eine blauschwarze Färbung annimmt (Ilsemannit), ohne welche das Vorkommen vermutlich kaum beachtet worden wäre. Ich konnte die feste Spaltenausfüllung mit Rücksicht auf die Gegenwart des Ilsemannits ohne weiteres als Molybdänglanz ansprechen, was auch eine noch am gleichen Tage veranlasste qualitative chemische Analyse einwandfrei bestätigt wurde. Vereinzelte geringfügige Ausblühungen lichtgelber Farbe dürften als Molybdänocker anzusprechen sein.
Bleiglanz und Wulfenit konnten weder mikroskopisch, noch analytisch nachgewiesen werden. Die ältere Zinkblendevererzung tritt unmittelbar an die sie abschneidende Molybdänglanz führende NS-Kluft heran.
Ein Probestück der festen Spaltenausfüllung wurde im Laboratorium des Antonischachtes quantitativ untersucht und ergab folgende Werte:
Mo      38,06%
S        29,63%
Fe       8,57%
Zn       4,24%
As       0,56%
CaO     5,14%
Pb       0,00%

Der rest auf 100%(MgCO3,SiO2Al2O3) konnte wegen Mangel an Probematerial nicht mehr Quantitativ bestimmt werden.
Für die genaue mineralogische Auswertung dieser Ergebnisse müssen die laufenden erzmikroskopischen und mineralchemischen Untersuchungen durch die Herren Prof. Dr. Ing. O. Friedrich und Dr. H. Meixner abgewartet werden.
Der Nachweis einwandfreien Molybdänglanzes als primäres Mineral auf einer die ältere Zinkblendevererzung deutlich verwerfenden jüngeren s-Kluft und der für Bleiberger Verhältnisse beachtlich hohe As-Gehalt der Probe ist für die genetische Beurteilung der Mo-Minerale auf den Kärntner hydrothermalen Pb-Zn-Lagerstätten höchst überraschend und von wesentlicher Bedeutung. Das Molybdän gehört somit, wie bereits auf Grund seiner zonalen Verteilung vermutet wurde, zweifellos den jüngsten Vererzungsphasen an. Es erscheint dadurch auch die bisher als unwahrscheinlich angesehene Umsetzung einer älteren, bereits zu Cerussit oxydierten Bleiglanzphasen mit jungen Mo-Lösungen zu Wulfenit wieder in den Bereich der Möglichkeit gerückt.
Schliesslich lässt der Nachweis eines unbestreitbar pneumatolytischen Minerals, noch dazu in den jüngsten Phasen der Bleiberger Vererzung, auch die in eine mesothermale Paragenese ohnedies nicht gut passende sehr umfangreiche Flußspatvererzung und das Auftreten von Schalenblende in den tiefen bezw. Herdnahen Lagerstättenteilen in einem neuen Licht erscheinen. Soferne, was unwahrscheinlich ist, die junge Mo-Förderung nicht einer von der Bleiberger Paragenese ganz unabhängigen jungen Lagerstättenbildung angehört, die der Bleiberger Lagerstätte ganz wesensfremd wäre, muss daher diese als pneumatolytisch-hydrothermale Übergangs-Lagerstätte, zumindest aber als Höherthermal angesehen werden, als dies bisher der Fall war.
Es darf schliesslich der Hoffnung Ausdruck verliehen werden, dass es nunmehr gelingen dürfte, Molybdänglanz noch an manchen anderen Punkten der östlichen Reviere zu finden, wo er bisher infolge seiner Ähnlichkeit mit dem überall vertretenen Carditaschiefer verkannt, bezw. nicht beachtet wurde.
Klagenfurt, 11.12.1948

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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