Meixner H. / 1985                                                                                                   Textauszug

 

MINERALOGISCHE UNTERSUCHUNG EINES SCHLAMMES DER THERME VON BLEIBERG, 5. Lauf, bei km 6,8 

Von Heinz Meixner

Einleitung:
Berginspektor Dipl. lng. JEDLICKA entnahm im Juni 1959 aus dem Schlammabsatz der Bleiberger Therme eine Probe zur Untersuchung. Dr. KAHLER " versuchte auf diese Weise Anhaltspunkte zur Herkunft, insbesonders aber Vorstellungen vom Weg des Thermalwassers zu erhalten und bat Dr. MEIXNER um eine Untersuchung. Sein Bericht fand sich kürzlich in seinem Nachlaß und wurde von Frau Meixner und Univ. Prof. CLAR zur Verfügung gestellt.
Die getrocknet als Feinsand vorliegende Probe hat im ganzen eine hellbräunliche Farbe, sie erscheint jedoch, insbesondere unter Anwendung von, schwachen Vergrößerungen, durch einzelne braune bis schwarze Komponenten gesprenkelt, während die Mehrzahl der Körner im einzelnen farblos bis weiß sind.
Die Korngrößen liegen meist im Bereiche von 0,5 bis herab 0,01 mm; Durchmesser von rd. 1 mm werden vereinzelt nur von blättrigen Bestandteilen erreicht.
Die Form der Körner ist teils eckig, teils aber ganz ausgezeichnet gerundet, zu kugeligen bis eiförmigen oder ellipsoidischen Gebilden; einzelne härtere Anteile weisen auch nur Kantenrundung auf.
Dunkel gefärbtes Erz ließ sich mittels eines starken Magneten abtrennen und nach Einbettung in Gießharz in polierten Anschliffen bestimmten. Die durchsichtigen Komponenten wurden in Streupräparaten, unter Verwendung von wechselnden Einbettungsmitteln, polarisationsoptisch erkannt, wobei schließlich die nicht karbonatischen Minerale noch durch Weglösen des bonates mit verdünnter warmer Salzsäure angereichert werden konnten. Hauptkomponente des Schlammes mit geschätzt 60 bis 70 Vol.% bilden Karbonate, hauptsächlich Kalkspat neben wenig Dolomit. Vom Kalkspat waren sowohl gerundete Gesteinsbruchstücke, als auch scharfkantige oder kanten bis völlig ellipsoidisch gerundete Spaltrhomboederchen zu beobachten, deren Durchmesser zwischen einigen Hundertstel und einigen Zehntel Millimeter liegen.
Unter den nicht karbonatischen Komponenten überwiegen Quarz, Biotit und Limonit.
Bei der meist in gut gerundeten Bruchstücken in unserem Schlamme auftritt, ist besonders bemerkenswert, daß auch scharf begrenzte Kristalle mit vorkommen, bei deren Ausbildung die Prismenzone stark zurücktritt bis verschwindet, so daß scheinbare "Dihexaeder" beobachtet werden. Diese mehrminder isometrischen Quarz-xx enthalten, insbesondere in den Kernteilen, oft zahlreiche winzige Kalzit-Einschlüsse, sie gleichen darin und in der kristallographischen Entwicklung völlig den authigenen Quarzen, wie ich sie als nacheiszeitliche Bildung aus der Griffener Höhle beschrieben habe (Carinthia II, 1958). Auch die im Schlamm der Bleiberger Therme gefundenen Bergkristalle sind als authigene Quarze anzusprechen, wobei offen bleibt, ob sie authigene bereits im Quellsediment entstanden sind, oder ob sie authigen, z.B. im Wettersteinkalk gebildet und mit dessen karbonatischem Detritus in den Quellabsatz gebracht worden sind. Die letztere Deutung erscheint mir wahrscheinlicher, da einige der kleinen Bergkriställchen doch schon leichte Kantenrundungen beim Transport erlitten haben. Der übrige Quarz, wie auch die anderen oxydischen und silikatischen Minerale sind allothigener Herkunft.
Die Biotit- und Muskovitblättchen erreichen, wie allgemein bei Wassertransport, die größten Durchmesser, hier bis über 1 mm. Serizit-Aggregate erscheinen als völlig gerundete Klümpchen.
In mittlerer Häufigkeit wurden gefunden: Granat (Almandin), Klinozoisit, Epidot, grüne Hornblende, Chlorit, Chloritoid und Feldspat (wahrscheinlich Kalifeldspat), selten, jedoch trotzdem eindeutig erkennbar, Zirkon, Titanit und Rutil.
Als mehr oder weniger opake Komponenten wurden Magnetit, Hämatit und viel Limonit, Spuren von Pyrit und nicht bestimmbarem sulfidischem Erz (Bleiglanz?) festgestellt.
Der Magnetit zeigt ab und zu noch oktaedrische Umgrenzung; frische, im Anschliff charakteristisch braunstichige Körner wechseln ab mit solchen, die bereits mehr oder weniger in Hämatit umgewandelt erscheinen (Martitisierung).
Der Limonit kann im Anschliff bei den vorliegenden Proben meist nicht näher definiert werden. Oft handelt es sich um weiche, porige Gerölle, manchmal auch um kompaktere Knöllchen. Sicheres Nadeleisen (Goethit) wurde nicht beobachtet. Rubinglimmer (Lepidokrokit) scheint Pseudomorphosen nach würfeligen Pyrit-xx aufzubauen.
Bemerkenswert sind in diesem Schlamm aber auch Brauneisen-Gerölle, die ein ausgezeichnet entwickeltes oolithisches Gefüge zeigen, es könnte sich um Material aus den Oolithbänken des Karn handeln. Die petrographische Untersuchung des Schlammes ergibt also neben Limonit unbekannter Herkunft zwei Mineralgesellschaften:
a) Kalzit, Dolomit und Bergkristalle und vielleicht Brauneisenstein aus triadischen Sedimenten des unmittelbaren Bereiches und
b) Muskovit, Biotit, Granat, Hornblende, Epidot, Klinozoisit, Feldspat, Zirkon, Rutil, Titanit und zum Teil wiederum Quarz (nun aber als Gerölle).
die nur auf ein Altkristallingebiet bezogen werden können. Als Ursprungsgesteine kann etwa an Granatglimmerschiefer und Amphibolit gedacht werden.
Bemerkung: (F. Kahler).
Es ist auffällig, daß das Quellsediment der Bleiberger Therme in der gewonnenen Probe nicht die Hochglanzgeröllchen enthält, wie wir sie aus der kalten Wasserfallquelle (Studenca) und aus der Thermalwasser-Bohrung 1/81 von Warmbad Villach kennen, in letzterer aus einer sanderfüllten Kluft. Die Therme von Bad Bleiberg wurde 1951 beim Vortrieb eines Stollens in einer Seehöhe von 293 m (644 m unter Tage) erbohrt, in geringer westlicher Entfernung vom Markus-Vierer, einer sehr starken, auch obertags erkennbaren Querstörung. Diese streicht gegen Nordost und fällt gegen Nordwest ein, quert den Erzbergkamm und führt damit in das Drautal. Es liegt die Vermutung nahe, daß sie indirekt mit der großen Mölltalstörung in Zusammenhang steht, die die Gailtaler Alpen schräg abschneidend an das Altkristallin der Sonnseite des Drautales zwischen Spittal/Drau und Villach anstoßen läßt. Die Beimengung der Minerale aus Granatglimmerschiefer und Amphibolit, die MEIXNER zur zweiten Mineralgesellschaft zusammenstellte, spricht für diese Hypothese. Dafür sprechen auch die Thermalwasserspuren im Drautal zwischen Weißenstein und Obere Fellach bei Villach.
Dennoch ist Vorsicht am Platze. Es könnte sich ja um eiszeitlich verschlepptes Material handeln, das im verkarsteten Bereich tief abgesunken wäre. Allerdings zeigen die gröberen Anteile von Grundmoränen im Drautalabschnitt eher die Herkunft aus dem Nordostrand der Gailtaler Alpen an, die durch Geschiebe aus den Grödener Schichten deutlich wird, die aber im untersuchten Schlammanteil der Bleiberger Therme sichtlich fehlen. Schließlich sind solche mineralogisch-geologischen Untersuchungen, wie sie MEIXNER unternahm, in Kärnten noch so selten, daß uns die Veröffentlichung seiner Ergebnisse wünschenswert erschien, auch wenn die geologische Auswertung nur zu Hypothesen führt.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....