Schroll E. / 1984                                                                                                     Textauszug

 

Mineralisation der Blei-Zink-Lagerstätte Bleiberg-Kreuth (Kärnten)

Von Erich SCHROLL

Zusammenfassung

Die Pb-Zn-Lagerstätte von Bleiberg-Kreuth besteht aus einer Abfolge von fünf schichtgebundenen Vererzungen im Ladin/Karn (Jul/Cordevol). Die intensivste und am längsten bergwirtschaftlich genutzte Vererzung im oberen Wettersteinkalk ("Erzkalk") findet, verbunden mit einem Fazieswechsel, ihre Fortsetzung im Westen in einem neuen Vererzungstyp.

Die primäre Vererzung ist arm an Mineralarten, nicht einmal zwanzig in der Zahl. Das Auftreten von Hohlräumen, in denen Kristallstufen mit Bleiglanz, Zinkblende, Markasit, Kalkspat, Schwerspat oder Flußspat gefunden worden sind, ist auf die oberen Teufen bis etwa 300 munter der Talsohle beschränkt gewesen.

Die Oxidationszone ist im Ostteil der Lagerstätte am stärksten entwickelt und reicht als Auswirkung tiefgreifender Karsterscheinungen bis in Teufen von 600 m. Wulfenit und die viel selteneren Vanadiumminerale Descloizit und Vanadinit sind die gesuchten Minerale dieses Fundorts.

Einleitung

Der Bergbau von Bleiberg im österreichischen Bundesland Kärnten, bekannt unter dem Fundortnamen Bleiberg-Kreuth, nach der Erschließung einer Thermalquelle durch die Bergbautätigkeit neuerdings auch Bad Bleiberg, ist einer der bekannten, alten Mineralfundorte, die schon in der Frühzeit der mineralogischen Wissenschaft interessantes Arbeitsmaterial und schöne Sammlungsstufen geliefert haben.

Dem repräsentativsten Mineral der Lagerstätte hat im Jahre 1785 der Kärntner Naturforscher Fr. X.WULFEN, die großartige Monographie "Abhandlung vom kärntnerischen Bleyspat" gewidmet. Dieses molybdänhaltige Mineral ist später ihm zu Ehren Wulfenit benannt worden. Ein weiteres Molybdänmineral, Ilsemannit, ist erstmals 1871 in Kreuth von H. HÖFER gefunden worden.

Eine erste zusammenfassende Beschreibung der Mineralparagenese stammt von BRUNLECHNER (1899). Neuere Darstellung zur Mineralogie von Bleiberg haben SCHROLL (1953a, 1953b), MEIXNER (1957), SCHULZ (1968) und KANAKI (1972) gegeben. An weiteren neueren Veröffentlichungen über die Lagerstätte ist anzuführen: SCHROLL U. SCHULZ (1977), BRIGO et al (1977), HAGENGUTH (1984) und CERNY (ibid.).

Mineralparagenese:

Die Mineralparagenese der Lagerstätte ist durch eine geringe Anzahl an Mineralarten ausgezeichnet, keine 50, von denen überdies zwei Drittel als sekundäre Bildungen zu bezeichnen sind. Wenn man die Tonminerale und andere Minerale des Nebengesteins hinzunehmen wollte, erhöhte sich die Mineralzahl um etwa weitere 20.

Die Durchforschung der Mineralparagenese, vor allem unter Einbeziehung elektronenoptischer Methoden, ist sicherlich noch nicht abgeschlossen. So konnten in der Mineralparagenese der Oxidationszone noch unbekannte Mikrominerale aufgefunden werden.

Eine Übersicht über den Stand der Kenntnis des Mineralinhaltes der Lagerstätte gibt Tab.1.

Primäre Blei-Zink-Mineralisation:

Die bergwirtschaftlich genutzten Minerale sind Zinkblende und Bleiglanz. Das Metallverhältnis Zn/Pb beträgt 5 bis 6, so daß man besser von einer Zn-Pb-Lagerstätte sprechen sollte. Der Metallinhalt überschreitet 3 Millionen t Pb+Zn. Die Erkundung und

Tabelle I:

Minerale der Lagerstätte Bleiberg

Pb-Minerale  Zn-Minerale  Mo-Minerale   Fe-Minerale   Gangart   Nebengestein

Primäre Mineralisation

Galenit         Sphalerit      Molybdänit     Markasit         Calcit        Calcit

Tl-Jordanit(?) Wurtzit       (Jordisit)        Melnikowit      Dolomit      Dolomit

                                                       Pyrit                              Protodolomit

                                                                           Fluorit

                                                                           Baryt         Anhydrit 

                                                                           Anhydrit      Gips

                                                                           Gips

                                                                           Coelestin     Quarz

                                                                           Calciostrontianit Illit-Glimmer

                                                                           Strontianit    Chlorit

                                                                                              Kaolinit

                                                                            Quarz          Smektit

                                                                            ß-Paligorskit  Phosphorit

                                                                            Bitumen        Feldspäte

Sekundäre Mineralisation (Oxidationsminerale)

                                                                                              Schwerminerale Cerussit         Hydrozinkit      Wulfenit        Goethit          Calcit

Plumbocalcit   Hemimorphit     Ilsemannit     Lepidokrokit    Gips

Anglesit         Smithsonit       Ferromolybdit Melanterit      Anhydrit      Apatit

Barytoanglesit Goslarit                              Rozenit         Baryt          Turmalin

                     Loseyit                              Bianchit        Epsomit       Zirkon

                                                                               Schwefel     Granit

                                                                                                Titanit

Cadmium-Minerale Vanadium-Minerale Mangan-Minerale                       Rutil

Greenockit              Descloizit               Pyrolusit                             Opake Erz mit

                                                                                                Leukoxen

                                                        Psilomelan                           (Ilmenit?)

                             Vanadinit               Manganomelan

                                                        Woodruffit

                                                        Groutit

Erschließung der Erzvorräte ist vor allem im Westteil der Lagerstätte noch nicht abgeschlossen. Diese bedeutende Metallkonzentration im alpin-mediterranen Raum ist auf eine Abfolge von fünf schichtgebundenen Vererzungen zurückzuführen:

-Maxerbank-Vererzung im mittleren Wettersteinkalk

-Erzkalkvererzung im oberen 120 mächtigen Wettersteinkalk, angelegt als zyklische Abfolge von 9 Vererzungen, die an Mergelbänke ("Edle Flächen") gebunden sind

-Erste Carditavererzung im Zwischendolomit zwischen 1. und 2. Schiefer

-Zweite Carditavererzung im Zwischendolomit zwischen 2. und 3. Schiefer .

-Dritte Carditavererzung im Plattenkalk über dem 3. Schiefer

Mit dem Fazieswechsel von der Lagune zur Schwelle im Westen der Lagerstätte geht die Erzkalkvererzung in die zinkreiche, durch intensive Dolomitisierung gekennzeichnete Kalkschollenvererzung über.

Als Gangart wechseln Baryt und Fluorit ab. Die an eine NO-streichende Tektonik gebundene Erzkalkvererzung ist Baryt-und bleireich (Zn/Pb ~2). Mit Wechsel in ein NW-streichendes tektonisches System nimmt Flußspat und Zinkblende zu, während Baryt vollkommen verschwindet. Die Konzentration im Haufwerk an Baryt und Fluorit hat einige Zehnerprozente erreicht. Baryt wird sonst noch in der Zweiten und Dritten Carditavererzung angetroffen, während er in den übrigen Vererzungen nur lokal auftritt, oder nur eine Seltenheit ist.

Abgesehen von Änderungen in der Mineralphasenverteilung ist der Chemismus aller Vererzungen sehr ähnlich. Während der Ablagerung von 500 m vorwiegend karbonatischen Sediments sind im Zeitraum von etwa 12 Millionen Jahren 14 relativ kurzzeitige Ereignisse von je 10000 bis 50000 Jahren zu verzeichnen, die die Hauptelemente der Erzmineralisation Zn, P, Ba und F gebracht und konzentriert haben.

Die Abfolge der Vererzung reicht von frühdiagenetischen Bildungen -wie Framboiden und Erzschlämmen -bis zu spätdiagenetischen Ausscheidungen in Brekzien und Gängen. Für die Erzkalkvererzung läßt sich mit Hilfe von Farbe und Textur der Zinkblende eine Sukzessionsfolge konstruieren: kristalline helle bis bräunliche Blende gelbe bis orange schalenblendeartige Blende -dunkelbraune Schalenblende.

Eisensulfidanreicherungen (Melnikowit, Pyrit, Marksait) in intensiver und extensiver Verbreitung findet man in der "Oolithbank" (besser Onkolithbank) im Liegenden des 1. Schiefers. Diese Eisensulfidmineralisation steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Vererzung (SCHULZ 1984).

Intensivere Markasitführung der Erzkalkvererzung ist an spätdiagenetische Blei-Zink-Mineralisationen gebunden. Man darf annehmen, daß das Eisen aus der Oolithbank oder den Raibler Schichten mobilisiert worden ist. Die Carditavererzungen führen häufig frühdiagenetische Eisensulfide.

Allein im oberen Wettersteinkalk bis in Tiefen von etwa 300 m unter der Talsohle sind Hohlräume (Krake) angefahren worden, in denen die bekannten Kristallstufen mit Erzund Gangmineralen gefunden worden sind. Eine Erklärung hierfür ist in der lagunaren Fazies der Erzkalkvererzungen zu suchen, die zu evaporitischen Sedimenten, zeitweisen Verlandungen und Paläokarstbildungen geführt hat (BECHSTÄDT 1975). Es können aber auch salinare Lösungen an den Hohlraumbildungen beteiligt gewesen sein.

Die evaporitischen Abscheidungen sind durch dolomitisierte Stromatolithe ("Milche Flächen"), durch häufiges Vorkommen von blauem Anhydrit und gelegentlich auch von Coelestin belegt. Hohe Strontiumgehalte in Baryten sind auf spätdiagenetische Strontianitbildung zurückzuführen.

Aus den oben erwähnten Hohlräumen in der heute bereits weitgehend abgebauten Reicherzzone der Lagerstätte stammen die bekannten Sammlungsstufen mit großen Bleiglanzkristallen, in oktaedrischer Tracht -Kombinationen mit dem Würfel sind seltener (Abb. 1) -mit weißen halbkugeligen Barytaggregaten, mit großen weißen, seltener gelblich-durchscheinenden Calciten in skalenoedrischer Tracht, manchmal überwachsen mit einer jüngeren säuligen Calcitgeneration mit Prisma und Grundrhomboeder ("Kanonenspat"). Zinkblende, Markasit und Flußspat neigen nicht zur Ausbildung größerer Kristalle. Quarzkristalle auf Kristallstufen sind eine Besonderheit, obwohl im Nebengestein säulige bis dihexaedrische Quarzkriställchen reichlich vorkommen können.

Das Bleiberger Blei zeichnet sich durch extreme Reinheit (Gehalte unter 1 ppm) an Begleitmetallen, wie Silber, Kupfer, Zinn oder Wismut, aus. Es eignet sich daher ausgezeichnet für die Herstellung von Bleiweiß. Die Zinkblende ist gleichfalls arm an diesen Spurenelementen, auch wenn die Gehalte an Kupfer und Silber etwas höher sind. Der Gehalt an Gallium ist niedrig und überschreitet selten 100 ppm. Die charakteristischen Spurenelemente des Zinksulfides sind bei einem Eisengehalt unter 1% Cadmium (0,2% ), Germanium (0,02-0,04% ), Thallium (0,01% ) und Arsen (bis zu 0,5% ). Bei der Zinkverhüttung werden Cadmium und Germanium als Nebenprodukte verwertet.

Die Multielementanalyse von Durchschnittsproben und In-situ-Messungen mittels Sekundärionenmassenspektrometrie (PIMMINGER 1984) lassen eine, hohe positive Korrelation der Spurenelementvergesellschaftung As-Tl-Sb-Fe-Pb-Ge erkennen. Erzmikroskopisch ist bestenfalls Markasit oder Bleiglanz nachweisbar. Allerdings konnte bei Durchmusterung mit dem Rasterelektronenmikroskop in Schalenblenden mit höheren As-und TI-Konzentrationen ein thalliumhaltiges Bleiarsensulfosalz, vermutlich Jordanit, gefunden werden (SCHROLL 1981), siehe dazu Abb. 2. Die ausgezeichnete Korrelierbarkeit der drei Elemente PbTl-As auch bei niedrigen Spurenkonzentrationen weist auf Fremdphasen in Domänen des Wirtgitters. Dasselbe dürfte auch für das Spurenelement Germanium Geltung haben.

Sekundäre Mineralisation (Oxidationszone):

Die Oxidationszone ist aufgrund der tektonischen und morphologischen Verhältnisse im Ostteil der Lagerstätte am stärksten entwickelt. Sie reicht von den bis über 500 m über dem Talboden aufsteigenden Hängen des Bleiberger Erzberges, die mit Schremmstollen und alten Halden die Spuren früher Bergbautätigkeit aufweisen, in heutigen Aufschlüssen stellenweise sogar bis 600 m unter Tag.

Zinkblende wird vorzugsweise oxidiert. Abgesehen von der Erstausscheidung Hydrozinkit dominiert das Kieselzinkerz vor dem Zinkspat. Hemimorphit ist bisweilen auch in größeren Kristallaggregaten gefunden worden. Der Bleiglanz wird in das Carbonat übergeführt. Anglesit und andere Oxidationsminerale des Bleis sind Seltenheiten, wenn man vom Wulfenit absieht. Oxidationsminerale der Eisensulfide, und noch viel mehr seltenen spärlichen Ausscheidungen von Manganmineralen sind kaum erwähnenswert. Als Gangartminerale der Oxidationszone ist nur Calcit in verschiedenen rhomboedrischen Trachten und eher als Seltenheit Baryt, meist glasklare Täfelchen, hervorzuheben.

Was die Oxidationszone aber auszeichnet, sind Molybdän- und Vanadiumminerale.

Molybdänmineralisation:

Der Wulfenit, auch Gelbbleierz genannt, ist das spektakulärste und begehrteste Mineral von Bleiberg. Zu Anfang unseres Jahrhunderts, vor allem in Kriegszeiten, war der Wulfenit auch ein wichtiges Molybdänerz. Die Halden auf der Bleiberger Sonnenseite des Erzberges wurden bis in die fünfziger Jahre mit Durchschnittsgehalten von rund 0,15% Mo abgebaut und zu einem Wulfenitkonzentrat verarbeitet.

Die Genese der Molybdänmineralisation war lange umstritten. Da in den obersten Gruben der Sonnenseite Kluftfüllungen mit Wulfenit angetroffen worden sind, dachte man sogar an hydrothermale Zufuhr. Die ersten geochemischen Untersuchungen brachten das Ergebnis, daß vor allem bituminöse Karbonatgesteine merkbare Spuren dieses Metalles (1-10 ppm) enthalten (SIEGL 1947, HEGEMANN 1949, SCHROLL 1949). Etwas später wurden Neufunde von Jordisit und Ilsernannit in der Grube Rudolfschacht (6. Lauf Maschinkluftgang) gemacht. (SCHROLL 1950, KOSTELKA 1956). .1ordisit ist die Bezeichnung für röntgenamorphen Molybdänglanz und Ilsemannit ist ein schlecht kristallisiertes Verwitterungsprodukt (Mo3O8 .H2O), das sich in Wasser mit tiefblauer Farbe löst. Oft, aber nicht immer, ist Molybdänglanz im "Jordisit" röntgenographisch nachzuweisen. Abb. 3 zeigt erstmalig eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Fundes von 1949. Neben den Molybdänverbindungen ist Anhydrit in Kristalliten verschiedenster Tracht und Habitus das dominierende Mineral. Eine unscheinbare Molybdänsulfidmineralisation, die sich in Ilsemannit und Molybdat umsetzt, scheint -wie die Puppe für den Schmetterling -die maßgebliche Vorstufe für die Wulfenitbildung zu sein.

Neuere Untersuchungen mit empfindlicheren Analysenmethoden haben ergeben, daß die sulfidischen Blei- und Zinkerze stets geringe Spuren an Molybdän (maximal 17 ppm) enthalten.

Der Wulfenit ist jedenfalls ein sekundäres Mineral. Die Herkunft des Molybdäns kann aus dem Gestein, dem Erz oder insbesondere aus der spätdiagenetisch erfolgten Anreicherung in Form von Molybdänsulfid abgeleitet werden. Die Schwefelisotopenanalyse bestätigt die genetische Sonderstellung des Molybdänglanzes, der durch einen sehr leichten Schwefel ausgezeichnet erscheint.

Bei weiterer Nachsuche wurde Molybdänglanz auch in anderen Lagerstättenbereichen, vor allem in bituminösen Karbonatgesteinen der Carditaschichten, stets als selbständige Mineralisation und jünger als die Blei-Zink-Vererzung gefunden. Das Molybdänsulfid ist vorwiegend an Klüfte gebunden. Über Tag ist ein Molybdänglanzvorkommen im Schneidergraben am Fuß einer Seilbahnstütze aufgeschlossen.

Die Wulfenitmineralisation folgt Ruschelzonen und Karsterscheinungen, jungen Kraks, die auch in große Tiefen setzten. Der Wulfenit von Bleiberg kommt nicht nur als tafelig ausgebildetes Gelbbleierz vor (Abb. 4). Es gibt auch als Seltenheit säulig ausgebildete Kriställchen, die farblos bis grau gefärbt sein können, hell-bis dunkelgrünliche, blättrige Aggregate aus alten Funden oder auch seltener als in Mezica pyramidal ausgebildete Kristalle von gelber, gelb-brauner, bis rötlich gelber Farbe (SCHROLL 1950). Die Färbung wird aufwechselnde Spurengehalte an Chrom, z. T. auch Vanadium zurückgeführt.

Die reichsten Wulfenitfunde wurden in den alten Einbauen im östlichen Bleiberger Erzberg gemacht. In den fünfziger Jahren wurden in der Grube Stefanie 300 m unter Tag Wulfenitkristalle-führend Klüfte aufgeschlossen. Auch heute noch sind Funde dieser Minerale im Tiefbau dieser Grube zu verzeichnen.

Vanadiummineralisation:

Im Vergleich zu Wulfenit sind Vanadiumminerale viel seltener, obwohl im Nebengestein der Spurengehalt an Vanadium mindestens um eine, wenn nicht zwei Zehnerpotenzen höher ist.

Descloicit kommt nur als Seltenheit in der Oxidationszone vor, vom Vanadinit ist überhaupt nur ein Fundpunkt -heute wohl erschöpft -auf einer alten Halde bei Kadutschen im Osten des Bleiberger Tales bekannt geworden.

Über Tag ist Descloicit auf Halden unterhalb der Legaten- und Rauchfangwand gefunden worden. Wie Molybdän ist Vanadium ein Spurenelement bituminöser Gesteine. Vanadium ist jedoch stets in der Tonfraktion sedimentärer Gesteine, im Carditaschiefer 90 ppm, angereichert. Auch die sulfidischen Blei-Zink-Erze von Bleiberg enthalten Spuren an Vanadium (maximal 15 ppm), wobei das Mo/V stets kleiner als Eins ist. Es ist von Interesse zu vermerken, daß die Blei-Zink-Erze der Vererzungen des Obirgebietes in den Karawanken Mo/V-Verhältnisse aufweisen, die größer als Eins sind. In der Oxidationszone dieser Vererzungen wurden seinerzeit auch die bedeutendsten Vandinitfunde der Ostalpen gemacht.

Stand der Diskussion der Genesis:

Für den Kenner der Lagerstätten sind folgende Fakten als gegeben zu betrachten:

-Existenz externer Erzsedimente

-Bildung erzhaltiger Sedimente in Flachwasserfazies, verbunden mit Transgressionen in einer Lagunenfazies

-Vererzungen, verbunden mit Dolomitisierungsprozessen

-Resedimentation und Umlagerungen auf geochemischem Wege

-Laugung der Metalle aus der Stoffquelle bei relativ niedrigen Temperaturen

-Abtrennung von Eisen und chalkophilen Begleitelementen, vermutlich durch sedimentäre Prozesse

-Beschränkte Stoffzufuhr, im wesentlichen die Hauptmetalle Pb und Zn, Ba, Fund Spurenelemente -wie As, Ge und Tl

-Zyklische Stoffzufuhr, kurzzeitig (maximal 50.0000 Jahre) in Perioden mit Zeitabständen bis zu 3 Millionen Jahren

-Fehlender Nachweis von Zufuhrspalten aus dem tieferen Untergrund

-Spätdiagenetische Mineralisationen bei maximal 100° C

-Vulkanismus ist bis Unterladin nachweisbar, die Beziehungen zur Vererzung als Erzbringer sind aber unabgeklärt.

Die meisten Aussagen werden durch geochemische und isotopengeochemische Daten (Kohlenstoff, Sauerstoff und Schwefel) gestützt (siehe u. a. SCHROLL 1983). Wesentliche zusätzliche Informationen haben Bleiisotopenuntersuchungen zur Frage der Herkunft des Bleis gebracht (siehe u. a. KOPPEL 1983). Die Bleiisotopenzusammensetzung des Erzes der Lagerstätte und anderer Vererzungen ist im Ladin -Karn uniform, vor allem auch für die Großlagerstätte Mezica mit Ausnahmen, die auch durch geochemische Unterschiede charakterisiert sind. Das Erzblei des Anis kann erhebliche Unterschiede aufweisen. Das Erzblei des Ladin-Karn ist weder mit dem Blei des Nebengesteins noch mit dem Gesteinsblei der bisher untersuchten Triasvulkanite ident. Damit kommen der Vulkanismus als Metallspender ebensowenig in Frage wie Verwitterungsprozesse. Das Bleiberger Erzblei stimmt nur mit dem Gesteinsund Erzblei altpaläozoischer Sedimente, bzw. Lagerstätten überein. Alle diese Daten müssen bei der Erstellung eines genetischen Modells Berücksichtigung finden. Für eine endgültige Klärung der Genese reicht das gegenwärtige Datenmaterial noch nicht aus. Das Modell einer geothermischen Zelle könnte das zyklische Auftreten vielleicht noch am besten erklären. Wo aber sind die Austrittsstellen solcher tiefthermalen Lösungen? Sind die ähnlichen, aber doch nicht völlig identen Anisvererzungen eine Art von Protore? Zu viele Fragen sind noch ungeklärt.

Literatur:

BECHSTÄDT, Th. (1975): Lead-zinc ores dependent on cyclic sedimentation (wetterstein Limestone of Bleiberg-Kreuth, Carinthia, Austria). - Mineral. Deposita 10, 234-248.

BRIGO, L., KOSTELKA, L., OMENETTO, P., SCHNEIDER, H. I., SCHROLL, E., SCHULZ, O., STRUCL, I. (1977): Comparative reflections on four alpine Pb-Zn deposits. In: KLEMM, D. D./SCHNEIDER, H. I. (ed). Time and Strata Bound Ore Deposits. Berlin - Heidelberg - New York (Springer) 273-293.

BRUNLECHNER, A. (1899): Die Entstehung und Bildungsfolge der Bleiberger Erze. - Jb. d. Naturhist. Landesmuseums v. Kärnten, 25, 61-96.

CERNY, I. (1984): Die Blei-Zink-Lagerstätte Bleiberg-Kreuth im geologischen Überblick, ibid.

HAGENGUTH, G. (1984): Geochemische und fazielle Untersuchungen an den Maxerbänken im Pb-Zn-Bergbau von Bleiberg Kreuth. - Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. Österreichs (Wien), Sdh. 1: 1-110, Wien.

HEGEMANN, F. (1929): Die Herkunft des Mo, V, As und Cr. in Wulfeniten. - Heidelberger Beitr. z. Min. u. Petr. 1, 690-715.

KANAKI, F. (1972): Die Minerale Bleibergs (Kärnten). - Carinthia II (Klagenfurt) 82/162, 7-84.

MEIXNER, H. (1957): Die Minerale Kärntens, Teil. 21. Sdh. - Carinthia II (Klagenfurt) 1-147.

KÖPPEL, V. (1983): Summary of lead isotope data from ore deposits: Some metallogenetic and geotectonic implications. In: SCHNEIDER, H. I. (ed) Mineral Deposits of the Alps, Proceed. 9th ISMIDA, Berlin (Springer) 162-168.

KOSTELKA, L. (1956): Neue Molybdänsulfidvorkommen in Bleiberg-Kreuth. - Karinthin, 31-32.

PIMMINGER, M. (1983): In-situ Spuren- und Isotopenanalysen mit Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS). - Diss. Techn. Univ. Wien, 1-137.

SIEGL, W. (1947): Zur Wulfenitbildung in manchen Blei-Zink-Lagerstätten. - Berg. u. Hüttenm. Monatsh. 92, H 1/3, 49-52.

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