Schroll E. / 1984 Textauszug |
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Mineralisation
der Blei-Zink-Lagerstätte Bleiberg-Kreuth (Kärnten) Von Erich SCHROLL Zusammenfassung
Die Pb-Zn-Lagerstätte von Bleiberg-Kreuth besteht aus
einer Abfolge von fünf schichtgebundenen Vererzungen im Ladin/Karn (Jul/Cordevol).
Die intensivste und am längsten bergwirtschaftlich genutzte Vererzung im
oberen Wettersteinkalk ("Erzkalk") findet, verbunden mit einem
Fazieswechsel, ihre Fortsetzung im Westen in einem neuen Vererzungstyp. Die primäre Vererzung ist arm an Mineralarten, nicht
einmal zwanzig in der Zahl. Das Auftreten von Hohlräumen, in denen
Kristallstufen mit Bleiglanz, Zinkblende, Markasit, Kalkspat, Schwerspat
oder Flußspat gefunden worden sind, ist auf die oberen Teufen bis etwa
300 munter der Talsohle beschränkt gewesen. Die Oxidationszone ist im Ostteil der Lagerstätte am stärksten
entwickelt und reicht als Auswirkung tiefgreifender Karsterscheinungen bis
in Teufen von 600 m. Wulfenit und die viel selteneren Vanadiumminerale
Descloizit und Vanadinit sind die gesuchten Minerale dieses Fundorts. Einleitung
Der Bergbau von Bleiberg im österreichischen Bundesland Kärnten,
bekannt unter dem Fundortnamen Bleiberg-Kreuth, nach der Erschließung
einer Thermalquelle durch die Bergbautätigkeit neuerdings auch Bad
Bleiberg, ist einer der bekannten, alten Mineralfundorte, die schon in der
Frühzeit der mineralogischen Wissenschaft interessantes Arbeitsmaterial
und schöne Sammlungsstufen geliefert haben. Dem repräsentativsten Mineral der Lagerstätte hat im
Jahre 1785 der Kärntner Naturforscher Fr. X.WULFEN, die großartige
Monographie "Abhandlung vom kärntnerischen Bleyspat" gewidmet.
Dieses molybdänhaltige Mineral ist später ihm zu Ehren Wulfenit benannt
worden. Ein weiteres Molybdänmineral, Ilsemannit, ist erstmals 1871 in
Kreuth von H. HÖFER gefunden worden. Eine erste zusammenfassende Beschreibung der
Mineralparagenese stammt von BRUNLECHNER (1899). Neuere Darstellung zur
Mineralogie von Bleiberg haben SCHROLL (1953a, 1953b), MEIXNER (1957),
SCHULZ (1968) und KANAKI (1972) gegeben. An weiteren neueren Veröffentlichungen
über die Lagerstätte ist anzuführen: SCHROLL U. SCHULZ (1977), BRIGO et
al (1977), HAGENGUTH (1984) und CERNY (ibid.). Mineralparagenese: Die Mineralparagenese der Lagerstätte ist durch eine
geringe Anzahl an Mineralarten ausgezeichnet, keine 50, von denen überdies
zwei Drittel als sekundäre Bildungen zu bezeichnen sind. Wenn man die
Tonminerale und andere Minerale des Nebengesteins hinzunehmen wollte, erhöhte
sich die Mineralzahl um etwa weitere 20. Die Durchforschung der Mineralparagenese, vor allem unter
Einbeziehung elektronenoptischer Methoden, ist sicherlich noch nicht
abgeschlossen. So konnten in der Mineralparagenese der Oxidationszone noch
unbekannte Mikrominerale aufgefunden werden. Eine Übersicht über den Stand der Kenntnis des
Mineralinhaltes der Lagerstätte gibt Tab.1. Primäre Blei-Zink-Mineralisation: Die bergwirtschaftlich genutzten Minerale sind Zinkblende
und Bleiglanz. Das Metallverhältnis Zn/Pb beträgt 5 bis 6, so daß man
besser von einer Zn-Pb-Lagerstätte sprechen sollte. Der Metallinhalt überschreitet
3 Millionen t Pb+Zn. Die Erkundung und Tabelle I: Minerale der Lagerstätte Bleiberg Pb-Minerale Zn-Minerale
Mo-Minerale Fe-Minerale Gangart Nebengestein
Primäre Mineralisation Galenit
Sphalerit Molybdänit
Markasit
Calcit
Calcit Tl-Jordanit(?) Wurtzit
(Jordisit) Melnikowit
Dolomit Dolomit
Pyrit
Protodolomit
Fluorit
Baryt
Anhydrit
Anhydrit
Gips
Gips
Coelestin Quarz
Calciostrontianit
Illit-Glimmer
Strontianit Chlorit
Kaolinit
Quarz
Smektit
ß-Paligorskit Phosphorit
Bitumen
Feldspäte Sekundäre Mineralisation (Oxidationsminerale)
Schwerminerale
Cerussit
Hydrozinkit Wulfenit
Goethit
Calcit Plumbocalcit
Hemimorphit Ilsemannit
Lepidokrokit Gips Anglesit
Smithsonit Ferromolybdit Melanterit Anhydrit
Apatit Barytoanglesit Goslarit
Rozenit
Baryt
Turmalin
Loseyit
Bianchit
Epsomit
Zirkon
Schwefel
Granit
Titanit Cadmium-Minerale Vanadium-Minerale Mangan-Minerale
Rutil Greenockit
Descloizit
Pyrolusit
Opake Erz mit
Leukoxen
Psilomelan
(Ilmenit?)
Vanadinit
Manganomelan
Woodruffit
Groutit
Erschließung der Erzvorräte ist vor allem im Westteil der
Lagerstätte noch nicht abgeschlossen. Diese bedeutende
Metallkonzentration im alpin-mediterranen Raum ist auf eine Abfolge von fünf
schichtgebundenen Vererzungen zurückzuführen: -Maxerbank-Vererzung im mittleren Wettersteinkalk -Erzkalkvererzung im oberen 120 mächtigen Wettersteinkalk,
angelegt als zyklische Abfolge von 9 Vererzungen, die an Mergelbänke
("Edle Flächen") gebunden sind -Erste Carditavererzung im Zwischendolomit zwischen 1. und
2. Schiefer -Zweite Carditavererzung im Zwischendolomit zwischen 2. und
3. Schiefer . -Dritte Carditavererzung im Plattenkalk über dem 3.
Schiefer Mit dem Fazieswechsel von der Lagune zur Schwelle im Westen
der Lagerstätte geht die Erzkalkvererzung in die zinkreiche, durch
intensive Dolomitisierung gekennzeichnete Kalkschollenvererzung über. Als Gangart wechseln Baryt und Fluorit ab. Die an eine
NO-streichende Tektonik gebundene Erzkalkvererzung ist Baryt-und bleireich
(Zn/Pb ~2). Mit Wechsel in ein NW-streichendes tektonisches System nimmt
Flußspat und Zinkblende zu, während Baryt vollkommen verschwindet. Die
Konzentration im Haufwerk an Baryt und Fluorit hat einige Zehnerprozente
erreicht. Baryt wird sonst noch in der Zweiten und Dritten
Carditavererzung angetroffen, während er in den übrigen Vererzungen nur
lokal auftritt, oder nur eine Seltenheit ist. Abgesehen von Änderungen in der Mineralphasenverteilung
ist der Chemismus aller Vererzungen sehr ähnlich. Während der Ablagerung
von 500 m vorwiegend karbonatischen Sediments sind im Zeitraum von etwa 12
Millionen Jahren 14 relativ kurzzeitige Ereignisse von je 10000 bis 50000
Jahren zu verzeichnen, die die Hauptelemente der Erzmineralisation Zn, P,
Ba und F gebracht und konzentriert haben. Die Abfolge der Vererzung reicht von frühdiagenetischen
Bildungen -wie Framboiden und Erzschlämmen -bis zu spätdiagenetischen
Ausscheidungen in Brekzien und Gängen. Für die Erzkalkvererzung läßt
sich mit Hilfe von Farbe und Textur der Zinkblende eine Sukzessionsfolge
konstruieren: kristalline helle bis bräunliche Blende gelbe bis orange
schalenblendeartige Blende -dunkelbraune Schalenblende. Eisensulfidanreicherungen (Melnikowit, Pyrit, Marksait) in
intensiver und extensiver Verbreitung findet man in der "Oolithbank"
(besser Onkolithbank) im Liegenden des 1. Schiefers. Diese
Eisensulfidmineralisation steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit
der Vererzung (SCHULZ 1984). Intensivere Markasitführung der Erzkalkvererzung ist an spätdiagenetische
Blei-Zink-Mineralisationen gebunden. Man darf annehmen, daß das Eisen aus
der Oolithbank oder den Raibler Schichten mobilisiert worden ist. Die
Carditavererzungen führen häufig frühdiagenetische Eisensulfide. Allein im oberen Wettersteinkalk bis in Tiefen von etwa 300
m unter der Talsohle sind Hohlräume (Krake) angefahren worden, in denen
die bekannten Kristallstufen mit Erzund Gangmineralen gefunden worden
sind. Eine Erklärung hierfür ist in der lagunaren Fazies der
Erzkalkvererzungen zu suchen, die zu evaporitischen Sedimenten, zeitweisen
Verlandungen und Paläokarstbildungen geführt hat (BECHSTÄDT 1975). Es können
aber auch salinare Lösungen an den Hohlraumbildungen beteiligt gewesen
sein. Die evaporitischen Abscheidungen sind durch dolomitisierte
Stromatolithe ("Milche Flächen"), durch häufiges Vorkommen von
blauem Anhydrit und gelegentlich auch von Coelestin belegt. Hohe
Strontiumgehalte in Baryten sind auf spätdiagenetische Strontianitbildung
zurückzuführen. Aus den oben erwähnten Hohlräumen in der heute bereits
weitgehend abgebauten Reicherzzone der Lagerstätte stammen die bekannten
Sammlungsstufen mit großen Bleiglanzkristallen, in oktaedrischer Tracht
-Kombinationen mit dem Würfel sind seltener (Abb. 1) -mit weißen
halbkugeligen Barytaggregaten, mit großen weißen, seltener
gelblich-durchscheinenden Calciten in skalenoedrischer Tracht, manchmal überwachsen
mit einer jüngeren säuligen Calcitgeneration mit Prisma und
Grundrhomboeder ("Kanonenspat"). Zinkblende, Markasit und Flußspat
neigen nicht zur Ausbildung größerer Kristalle. Quarzkristalle auf
Kristallstufen sind eine Besonderheit, obwohl im Nebengestein säulige bis
dihexaedrische Quarzkriställchen reichlich vorkommen können. Das Bleiberger Blei zeichnet sich durch extreme Reinheit
(Gehalte unter 1 ppm) an Begleitmetallen, wie Silber, Kupfer, Zinn oder
Wismut, aus. Es eignet sich daher ausgezeichnet für die Herstellung von
Bleiweiß. Die Zinkblende ist gleichfalls arm an diesen Spurenelementen,
auch wenn die Gehalte an Kupfer und Silber etwas höher sind. Der Gehalt
an Gallium ist niedrig und überschreitet selten 100 ppm. Die
charakteristischen Spurenelemente des Zinksulfides sind bei einem
Eisengehalt unter 1% Cadmium (0,2% ), Germanium (0,02-0,04% ), Thallium
(0,01% ) und Arsen (bis zu 0,5% ). Bei der Zinkverhüttung werden Cadmium
und Germanium als Nebenprodukte verwertet. Die Multielementanalyse von Durchschnittsproben und
In-situ-Messungen mittels Sekundärionenmassenspektrometrie (PIMMINGER
1984) lassen eine, hohe positive Korrelation der
Spurenelementvergesellschaftung As-Tl-Sb-Fe-Pb-Ge erkennen.
Erzmikroskopisch ist bestenfalls Markasit oder Bleiglanz nachweisbar.
Allerdings konnte bei Durchmusterung mit dem Rasterelektronenmikroskop in
Schalenblenden mit höheren As-und TI-Konzentrationen ein thalliumhaltiges
Bleiarsensulfosalz, vermutlich Jordanit, gefunden werden (SCHROLL 1981),
siehe dazu Abb. 2. Die ausgezeichnete Korrelierbarkeit der drei Elemente
PbTl-As auch bei niedrigen Spurenkonzentrationen weist auf Fremdphasen in
Domänen des Wirtgitters. Dasselbe dürfte auch für das Spurenelement
Germanium Geltung haben. Sekundäre Mineralisation (Oxidationszone): Die Oxidationszone ist aufgrund der tektonischen und
morphologischen Verhältnisse im Ostteil der Lagerstätte am stärksten
entwickelt. Sie reicht von den bis über 500 m über dem Talboden
aufsteigenden Hängen des Bleiberger Erzberges, die mit Schremmstollen und
alten Halden die Spuren früher Bergbautätigkeit aufweisen, in heutigen
Aufschlüssen stellenweise sogar bis 600 m unter Tag. Zinkblende wird vorzugsweise oxidiert. Abgesehen von der
Erstausscheidung Hydrozinkit dominiert das Kieselzinkerz vor dem Zinkspat.
Hemimorphit ist bisweilen auch in größeren Kristallaggregaten gefunden
worden. Der Bleiglanz wird in das Carbonat übergeführt. Anglesit und
andere Oxidationsminerale des Bleis sind Seltenheiten, wenn man vom
Wulfenit absieht. Oxidationsminerale der Eisensulfide, und noch viel mehr
seltenen spärlichen Ausscheidungen von Manganmineralen sind kaum erwähnenswert.
Als Gangartminerale der Oxidationszone ist nur Calcit in verschiedenen
rhomboedrischen Trachten und eher als Seltenheit Baryt, meist glasklare Täfelchen,
hervorzuheben. Was die Oxidationszone aber auszeichnet, sind Molybdän-
und
Vanadiumminerale. Molybdänmineralisation: Der Wulfenit, auch Gelbbleierz genannt, ist das spektakulärste
und begehrteste Mineral von Bleiberg. Zu Anfang unseres Jahrhunderts, vor
allem in Kriegszeiten, war der Wulfenit auch ein wichtiges Molybdänerz.
Die Halden auf der Bleiberger Sonnenseite des Erzberges wurden bis in die
fünfziger Jahre mit Durchschnittsgehalten von rund 0,15% Mo abgebaut und
zu einem Wulfenitkonzentrat verarbeitet. Die Genese der Molybdänmineralisation war lange
umstritten. Da in den obersten Gruben der Sonnenseite Kluftfüllungen mit
Wulfenit angetroffen worden sind, dachte man sogar an hydrothermale
Zufuhr. Die ersten geochemischen Untersuchungen brachten das Ergebnis, daß
vor allem bituminöse Karbonatgesteine merkbare Spuren dieses Metalles
(1-10 ppm) enthalten (SIEGL 1947, HEGEMANN 1949, SCHROLL 1949). Etwas später
wurden Neufunde von Jordisit und Ilsernannit in der Grube Rudolfschacht
(6. Lauf Maschinkluftgang) gemacht. (SCHROLL 1950, KOSTELKA 1956).
.1ordisit ist die Bezeichnung für röntgenamorphen Molybdänglanz und
Ilsemannit ist ein schlecht kristallisiertes Verwitterungsprodukt (Mo3O8
.H2O), das sich in Wasser mit tiefblauer Farbe löst. Oft, aber
nicht immer, ist Molybdänglanz im "Jordisit" röntgenographisch
nachzuweisen. Abb. 3 zeigt erstmalig eine rasterelektronenmikroskopische
Aufnahme des Fundes von 1949. Neben den Molybdänverbindungen ist Anhydrit
in Kristalliten verschiedenster Tracht und Habitus das dominierende
Mineral. Eine unscheinbare Molybdänsulfidmineralisation, die sich in
Ilsemannit und Molybdat umsetzt, scheint -wie die Puppe für den
Schmetterling -die maßgebliche Vorstufe für die Wulfenitbildung zu sein.
Neuere Untersuchungen mit empfindlicheren Analysenmethoden
haben ergeben, daß die sulfidischen Blei- und Zinkerze stets geringe
Spuren an Molybdän (maximal 17 ppm) enthalten. Der Wulfenit ist jedenfalls ein sekundäres Mineral. Die
Herkunft des Molybdäns kann aus dem Gestein, dem Erz oder insbesondere
aus der spätdiagenetisch erfolgten Anreicherung in Form von Molybdänsulfid
abgeleitet werden. Die Schwefelisotopenanalyse bestätigt die genetische
Sonderstellung des Molybdänglanzes, der durch einen sehr leichten
Schwefel ausgezeichnet erscheint. Bei weiterer Nachsuche wurde Molybdänglanz auch in anderen
Lagerstättenbereichen, vor allem in bituminösen Karbonatgesteinen der
Carditaschichten, stets als selbständige Mineralisation und jünger als
die Blei-Zink-Vererzung gefunden. Das Molybdänsulfid ist vorwiegend an Klüfte
gebunden. Über Tag ist ein Molybdänglanzvorkommen im Schneidergraben am
Fuß einer Seilbahnstütze aufgeschlossen. Die Wulfenitmineralisation folgt Ruschelzonen und
Karsterscheinungen, jungen Kraks, die auch in große Tiefen setzten. Der
Wulfenit von Bleiberg kommt nicht nur als tafelig ausgebildetes
Gelbbleierz vor (Abb. 4). Es gibt auch als Seltenheit säulig ausgebildete
Kriställchen, die farblos bis grau gefärbt sein können, hell-bis
dunkelgrünliche, blättrige Aggregate aus alten Funden oder auch seltener
als in Mezica pyramidal ausgebildete Kristalle von gelber, gelb-brauner,
bis rötlich gelber Farbe (SCHROLL 1950). Die Färbung wird aufwechselnde
Spurengehalte an Chrom, z. T. auch Vanadium zurückgeführt. Die reichsten Wulfenitfunde wurden in den alten Einbauen im
östlichen Bleiberger Erzberg gemacht. In den fünfziger Jahren wurden in
der Grube Stefanie 300 m unter Tag Wulfenitkristalle-führend Klüfte
aufgeschlossen. Auch heute noch sind Funde dieser Minerale im Tiefbau
dieser Grube zu verzeichnen. Vanadiummineralisation: Im Vergleich zu Wulfenit sind Vanadiumminerale viel
seltener, obwohl im Nebengestein der Spurengehalt an Vanadium mindestens
um eine, wenn nicht zwei Zehnerpotenzen höher ist. Descloicit kommt nur als Seltenheit in der Oxidationszone
vor, vom Vanadinit ist überhaupt nur ein Fundpunkt -heute wohl erschöpft
-auf einer alten Halde bei Kadutschen im Osten des Bleiberger Tales
bekannt geworden. Über Tag ist Descloicit auf Halden unterhalb der Legaten-
und Rauchfangwand gefunden worden. Wie Molybdän ist Vanadium ein
Spurenelement bituminöser Gesteine. Vanadium ist jedoch stets in der
Tonfraktion sedimentärer Gesteine, im Carditaschiefer 90 ppm,
angereichert. Auch die sulfidischen Blei-Zink-Erze von Bleiberg enthalten
Spuren an Vanadium (maximal 15 ppm), wobei das Mo/V stets kleiner als Eins
ist. Es ist von Interesse zu vermerken, daß die Blei-Zink-Erze der
Vererzungen des Obirgebietes in den Karawanken Mo/V-Verhältnisse
aufweisen, die größer als Eins sind. In der Oxidationszone dieser
Vererzungen wurden seinerzeit auch die bedeutendsten Vandinitfunde der
Ostalpen gemacht. Stand der Diskussion der Genesis: Für den Kenner der Lagerstätten sind folgende Fakten als
gegeben zu betrachten: -Existenz externer Erzsedimente -Bildung erzhaltiger Sedimente in Flachwasserfazies,
verbunden mit Transgressionen in einer Lagunenfazies -Vererzungen, verbunden mit Dolomitisierungsprozessen -Resedimentation und Umlagerungen auf geochemischem Wege -Laugung der Metalle aus der Stoffquelle bei relativ
niedrigen Temperaturen -Abtrennung von Eisen und chalkophilen Begleitelementen,
vermutlich durch sedimentäre Prozesse -Beschränkte Stoffzufuhr, im wesentlichen die Hauptmetalle
Pb und Zn, Ba, Fund Spurenelemente -wie As, Ge und Tl -Zyklische Stoffzufuhr, kurzzeitig (maximal 50.0000 Jahre)
in Perioden mit Zeitabständen bis zu 3 Millionen Jahren -Fehlender Nachweis von Zufuhrspalten aus dem tieferen
Untergrund -Spätdiagenetische Mineralisationen bei maximal 100°
C -Vulkanismus ist bis Unterladin nachweisbar, die
Beziehungen zur Vererzung als Erzbringer sind aber unabgeklärt. Die meisten Aussagen werden durch geochemische und
isotopengeochemische Daten (Kohlenstoff, Sauerstoff und Schwefel) gestützt
(siehe u. a. SCHROLL 1983). Wesentliche zusätzliche Informationen haben
Bleiisotopenuntersuchungen zur Frage der Herkunft des Bleis gebracht
(siehe u. a. KOPPEL 1983). Die Bleiisotopenzusammensetzung des Erzes der
Lagerstätte und anderer Vererzungen ist im Ladin -Karn uniform, vor allem
auch für die Großlagerstätte Mezica mit Ausnahmen, die auch durch
geochemische Unterschiede charakterisiert sind. Das Erzblei des Anis kann
erhebliche Unterschiede aufweisen. Das Erzblei des Ladin-Karn ist weder
mit dem Blei des Nebengesteins noch mit dem Gesteinsblei der bisher
untersuchten Triasvulkanite ident. Damit kommen der Vulkanismus als
Metallspender ebensowenig in Frage wie Verwitterungsprozesse. Das
Bleiberger Erzblei stimmt nur mit dem Gesteinsund Erzblei altpaläozoischer
Sedimente, bzw. Lagerstätten überein. Alle diese Daten müssen bei der
Erstellung eines genetischen Modells Berücksichtigung finden. Für eine
endgültige Klärung der Genese reicht das gegenwärtige Datenmaterial
noch nicht aus. Das Modell einer geothermischen Zelle könnte das
zyklische Auftreten vielleicht noch am besten erklären. Wo aber sind die
Austrittsstellen solcher tiefthermalen Lösungen? Sind die ähnlichen,
aber doch nicht völlig identen Anisvererzungen eine Art von Protore? Zu
viele Fragen sind noch ungeklärt. Literatur: BECHSTÄDT, Th. (1975):
Lead-zinc ores dependent on cyclic sedimentation (wetterstein Limestone of
Bleiberg-Kreuth, Carinthia, Austria). - Mineral. Deposita 10, 234-248. BRIGO, L., KOSTELKA, L.,
OMENETTO, P., SCHNEIDER, H. I., SCHROLL, E., BRUNLECHNER, A. (1899): Die Entstehung und Bildungsfolge
der Bleiberger Erze. - Jb. d. Naturhist. Landesmuseums v. Kärnten, 25,
61-96. CERNY, I. (1984): Die Blei-Zink-Lagerstätte
Bleiberg-Kreuth im geologischen Überblick, ibid. HAGENGUTH, G. (1984): Geochemische und fazielle Untersuchungen an den Maxerbänken im Pb-Zn-Bergbau von Bleiberg Kreuth. - Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. Österreichs (Wien), Sdh. 1: 1-110, Wien. HEGEMANN, F. (1929): Die Herkunft des Mo, V, As und Cr. in
Wulfeniten. - Heidelberger Beitr. z. Min. u. Petr. 1, 690-715. KANAKI, F. (1972): Die Minerale Bleibergs (Kärnten). - Carinthia II (Klagenfurt) 82/162, 7-84. MEIXNER, H. (1957): Die Minerale Kärntens, Teil. 21. Sdh. - Carinthia II (Klagenfurt) 1-147. KÖPPEL, V. (1983): Summary
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geotectonic implications. In: SCHNEIDER, H. I. (ed) Mineral Deposits of
the Alps, Proceed. 9th
ISMIDA, Berlin (Springer) 162-168. KOSTELKA, L. (1956): Neue Molybdänsulfidvorkommen in
Bleiberg-Kreuth. - Karinthin, 31-32. PIMMINGER, M. (1983): In-situ Spuren- und Isotopenanalysen
mit Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS). - Diss. Techn. Univ. Wien,
1-137. SIEGL, W. (1947): Zur Wulfenitbildung in manchen
Blei-Zink-Lagerstätten. - Berg. u. Hüttenm. Monatsh. 92, H 1/3, 49-52. SCHROLL, E. (1949): Über die Anreicherung von Mo und V in
der Hutzone der Pb-Zn-Lagerstätte Bleiberg-Kreuth in Kärnten. - Verh. Geol.
B. A. (Wien) 138-157. SCHROLL, E. (1950): Wulfenite von Nassereith/Dirstentritt
(Tirol) und Bleiberg (Kärnten). - Tschermaks Min. u. Petr. Mitt. (Wien),
3. Folge. 1, 325-341. SCHROLL, E. (1953a): Mineralparagenese und Mineralisation
der Bleiberg-Kreuther Blei-Zink-Lagerstätte. - Carinthia II (Klagenfurt)
47-53. SCHROLL, E. (1953b): Über Minerale und Spurenelemente,
Vererzung und Entstehung der Blei-Zink-Lagerstätte Bleiberg-Kreuth/Kärnten
in Osterreich. - Mitt. Öst. Mineral. Ges., Sdh. 2: 1-60 SCHROLL, E. (1981): REM-Untersuchungen an Schalenblenden:
Ein Beitrag zur As-und TI-Führung von Sphaleriten. -
Fortsch. Miner. (Stuttgart) 59, H. 1, 178-179,
Stuttgart. SCHROLL, E. (1983):
Geochemical characterizations of the Bleiberg type and other carbonate
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oberen Wettersteinkalk der Pb-Zn-Lagerstätte Bleiberg-Kreuth (Kärnten).
- Tschermaks Min. Petr. Mitt. 12: 230-289. SCHULZ, O., SCHROLL, E. (1977): Die Pb-Zn-Lagerstätte
Bleiberg Kreuth (Stand der geowissenschaftlichen Forschung 1976, Projekt
2437,2776 S). - Verh. geol. B.-A., H. 3, 375-386. SCHULZ, 0. (1983): Pb-Zn-Erz in der Kiesonkolithbank
(Grenze Wettersteinkalk, Raibler Schichten) der Lagerstätte
Bleiberg-Kreuth. - Tschermaks Min. Petr. Mitt. 32, 135-152.
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