Holler H. / 1938 |
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Tektonische
Bemerkungen zu Friedrichs "Mikroskopische Untersuchung des Funkerzes
von Bleiberg". Von Dr.-Ing. Herbert Holler. Von der Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Kärntner
Blei-Zinklagerstätten. Das untersuchte Handstück stammt vom äußersten
Westen des 9. Antonilaufes in Kreuth. In einem unregelmäßig nach NW
aufsteigenden Erzzug in unmittelbarer Nachbarschaft der "Maxer
Widersinnigen Kluft" fand sich ein durch seine Struktur auffallendes
Vererzungsbild, welches von den Bergleuten des Glanzes der
fein eingesprengten Bleiglanzkörner wegen als Funkerz bezeichnet wurde. Der liegende Wettersteinkalk tritt hier unmittelbar an die
als Erzbringer fungierende Widersinnige heran, längs welcher die südwestlich
vorgel1lgerte Scholle unter Druck nach NW vorbeibewegt wurde und so zu
vielfachen Aufblätterungen des liegenden Wettersteinkalkes mit folgender
Vererzung führte. Die Untersuchung des Funkerzes durch O. Friedrich zeitigte
einige bemerkenswerte Schlußfolgerungen, auf welche im Zusammenhang mit
meinen Ergebnissen ("Die Tektonik der Bleiberger Lagerstätte",
"Carinthia II"- Sonderheft 1936) mit Rücksicht auf die gute Übereinstimmung
in wesentlichen Punkten hinzuweisen mir von Wichtigkeit erscheint. Nach Auffassung Friedrichs handelt es sich bei dem
untersuchten Stück um einen tektonisch zertrümmerten Kalkstein, dessen
größere oder kleinere, noch unzerstört erhaltene Bruchstücke in einer
feinen Grundmasse feinsten Kalkzerreibsels eingebettet erscheinen. Nach
diesem Zertrümmerungsvorgang, also posttektonisch, setzte die Vererzung
der Trümmerzonen ein, und zwar in der Weise, daß eine vor wiegend
mechanische und nur in geringem Maße auch chemische Verdrängung (Metasomatose)
des vor dem Eindringen der Vererzung offenbar locker, das heißt unter
Offenlassung zahlreicher Lufträume (Vergleich mit einem Schwamm) zwischen
den kompakt gebliebenen Bruchstücken des Kalksteins angeordneten
Kalkzerreibsels durch die Erzintrusion stattfand. Weiters stellt Friedrich fest, daß nach der Vererzung wohl
noch eine weitere tektonische Beanspruchung der Vererzung zu beobachten
sei, daß dieselbe jedoch in ihren Ausmaßen besonders im Vergleich zu der
der Vererzung vorausgegangenen Tektonik als ganz gering zu bezeichnen ist.
Bezüglich der Reihenfolge der Ausscheidung bildet die
Beobachtung des Auftretens von jüngerem Bleiglanz auf Rissen der
Zinkblende sowie die direkte Umkrustung der Kalkbruchstücke teilweise mit
Zinkblende, teilweise mit Flußspat eine gute Bestätigung der von mir
vertretenen Folge Blende-Flußspat-Bleiglanz. Wie auch von Friedrich schon
an diesem verhältnismäßig einfachen Handstück beobachtet wurde, muß
jedoch zweifellos mit einem mehrmaligen rhythmischen Wechsel dieser
Anlagerungsfolge gerechnet werden, ohne dessen Annahme besonders an Hand
der Deutung komplizierterer Gangstücke keinesfalls das Auslangen gefunden
werden kann. Somit bildet die vorliegende mikroskopische Untersuchung in
folgenden Punkten eine angenehme Bestätigung der von mir vertretenen
Ansichten : 1. Die Vererzung erfolgte posttektonisch. 2. Die Tektonik dauert nach der Vererzung, aber weitaus
schwächer, fort. 3. Die Vererzung ist vorwiegend eine mechanische
Hohlraumausfüllung, wobei Metasomatose eine untergeordnete Rolle
einnimmt.
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