Matz K. & H. Weninger / 1969

  Ergänzungen zur genetischen Übersicht über die österr. Flußspatvorkommen.

von K. MATZ (1953) Von H. WENINGER (Leoben). 

K. MATZ (9) brachte 1953 erstmalig eine vollständige übersicht über die österreichischen Flußspatvorkommen, wobei er 85 Fundorte dieses Minerals beschrieb und diese 8 genetischen Vorkommenstypen zuordnete. In den seither vergangenen 16 Jahren wurde eine Reihe von Fluorit-Neufunden gemacht, sodaß ein zusammenfassender Nachtrag zu diesem Thema angebracht erschien. K. MATZ hatte noch kurz vor seinem Tod (August 1968) den Gedanken gehabt, diesen Nachtrag zu verfassen" Mit MATZ verbindet mich die gemeinsame Liebe zum Mineral Flußspat sowie die Erinnerung an viele gemeinsame Fahrten zu Fundstellen dieses Minerals in den Ostalpen. So soll dieser Nachtrag dem selbstlosen Sammler und liebenswerten Menschen MATZ in memoriam gewidmet sein.
K. MATZ (9) ordnete unsere österreichischen Flußspatvorkommen in folgende genetische Bereiche ein:

A: Flußspat als primärer Gemengeteil von Pegmatit und Aplit (2 Vorkommen)
B: Flußspatvorkommen im moldanubisch-moravischen Kristallin (5 Vorkommen)
C: Flußspat auf zentralalpinen Mineralklüften (22 Vorkommen)
D: Flußspat als Begleiter zentralalpiner Erzvorkommen (11 Vorkommen)
E: Flußspatvorkommen in der Radstädter Trias (9 Vorkommen)
F: Flußspat als Begleiter auf Erzlagerstätten der Grauwackenzone (8 Vorkommen)
G: Flußspat als Gangart auf Pb-Zn-Lagerstätten der Mitteltrias (15 Vorkommen)
H: Flußspatvorkommen der anisischen Stufe in Nachbarschaft salinarer Untertrias (13 Vorkommen)

Schon aus den beigegebenen Fundortanzahlen erkennt man, daß aus manchen Bereichen (etwa A, B) F) bis 1953 nur wenige Funde vorlagen, aus anderen dagegen Flußspat überaus kennzeichnend ist. Die Neufunde haben dieses Bild nicht wesentlich verändert und so die Gedanken von MATZ bestätigt. Durch die in den letzten 15 Jahren neu gewonnenen Erkenntnisse der geologischen und: tektonischen Verhältnisse aus unserem gesamten Bundesgebiet ist aber in einzelnen Fällen eine Modifizierung und Erweiterung des Schemas von K. MATZ angebracht, die jedoch sein Verdienst, erstmalig ein solches aufgestellt zu haben, nicht schmälern, sondern eher unterstreichen soll.
Auf das Problem einer genetischen Neuordnung soll im Anschluß an die Aufzählung der neuen Einzelvorkommen näher eingegangen werden.
Bei der vorliegenden Beschreibung folge ich jedoch noch der Einteilung von K. MATZ, 1953
Neben einer kurzen Beschreibung der Flußspat-Neufunde habe ich auch bekannte Vorkommen in diesen Nachtrag hereingenommen, sofern sie in den letzten Jahren Material geliefert haben, das durch seine Ausbildung oder seine Qualität wesentlich von den alten Funden abweicht (z.B.: Weißeck/Lungau, Wald bei Krimml u.a.). In der Darstellung folge ich dem Beispiel von MATZ, die Vorkommen mit arabischen Ziffern fortlaufend zu numerieren und die Literaturhinweise mit (L) zu kennenzeichnen.

A. Flußspat als primärer Gemengeteil von Pegmatit und Aplit
H. MEIXNER (L 2, L 12) bearbeitete 1961 den wunderschönen Fund alpiner Topas-xx von der Stocker Alm im Untersulzbachtal (1) (Material: Gend. Major FISCHER/Zell am See) und beschrieb dabei das Mitvorkommen von Flußspat. Da dieses Vorkommen an Lagerlinsen von ~feldspatführenden, pegmatitartigen Quarzgängen geknüpft ist, so ist die Zuordnung zum genannten genetischen Bereich gerechtfertigt.

B. Flußspatvorkommen im moldanubisch-moravischen Kristallin
Keine neuen Funde.

C. Flußspat auf zentralalpinen Mineralklüften
Die intensive Suchtätigkeit unserer Sammler hat gerade im Bereich der zentralalpinen Mineralklüfte zu schönen und oft äußerst bemerkenswerten :Funden geführt, die das Bild dieser Paragenesen abrunden helfen. Unter diesen Neufunden gibt es auch eine ganze Reihe von Flußspatfunden, die erkennen lassen, wie überaus häufig dieses Mineral in unseren alpinen Kluftparagenesen ist.
In den Sommern 1966 und 67 wurden in der SW-Wand des Hocharn(2) im Absturz gegen das Gr. Fleißkees, in Klüften eines Aplitgneises auf Albiten rosa Fluorit-xx gefunden, die in ihrer Schönheit den berühmten Schweizer Funden kaum nachstehen. Die Kristalle erreichen bis 4 cm Kantenlänge, sind z.T. schön klar und haben glatte Kristallflächen. Bei einem Teil des nicht sehr umfangreichen Fundes sind die Kristalle allerdings trübe und von Rissen durchsetzt, dadurch äußerst zerbrechlich. Auf einer Stufe war zu erkennen, daß diese Risse durch weggelöste papierdünne Kalzit-xx erklärbar sind. Aus demselben Kluftbereich stammen kleinere, max. 1,5 cm erreichende dunkelviolette Flußspatoktaeder. Oktaedrische Tracht haben auch die rosa gefärbten Kristalle.
Im Herbst 1968 bekam ich bei einem im Schlegeisstollen (3) der Zemmgrunder Kraftwerksanlagen (Zillertal) beschäftigten Arbeiter einen prachtvollen aus einer Kluft dieses Stollens stammenden Fluorit-x zu Gesicht: Ein Oktaeder mit 4 cm Kantenlänge, eine Hälfte d.es Kristalles blaßgrün gefärbt, die andere Hälfte rosarot, aufsitzend auf glasklaren Albit-xx und Bergkristallen. Dieser Fund zeigt, wie notwendig eine laufende mineralogische Bearbeitung unserer in Bau befindlichen Kraftwerksstollen wäre, da gerade vom Schlegeisstollen in den letzten Jahren von den Arbeitern eine große Zahl herrlicher Stufen aus den dort angefahrenen Klüften geborgen wurde: Albit-xx in verschiedenen Trachten, Quarz-xx, Kalzit in vielfältiger Ausbildung, Skolezit-xx, Apophyllit-xx (die schönsten der Alpen!), Desmin-xx, Prehnit-xx, Apatit-xx, Muskowit-xx u.a.m.! Durch den raschen Baufortschritt im Vortrieb und die unmittelbar nachfolgende Betonierung der Strecken läßt sich, wenn keine permanente mineralogische Bearbeitung stattfindet, kaum mehr etwas über die Paragenese der einzelnen Klüfte aussagen.
H. MEIXNER (L 10) beschreibt aus dem Zillertal, das bislang kaum nennenswerte Flußspatfunde geliefert hat, ein weiteres Vorkommen von F'lußspat aus dem Zamsergrund (4), einen von S. STROBL 1953 gemachten Fund von kleinen oktaedrischen (untergeordnet nach (100)) wasserklaren Fluoritkriställchen, die von einer etwa 0,5 mm dicken Hülle nicht ,näher bestimmter Kriställchen umgeben sind. S. STROBL (L 27) verdanken wir die Kenntnis von Flußspatfunden vom Olperer Kamm der Zillertaler Alpen (5). Ohne die genaue Lage anzugeben, erwähnt S. STROBL 5 Fundstellen von farblosen Kristallen sowie solchen mit rosa oder violetten Farbtönen. Der gleiche Autor erwähnt auch aus dem Untersulzbachtal (6) rosa Fluorit. Dieses Vorkommen ist sicher nicht ident mit dem von MATZ (L 9, Nr.11) angegebenen von der inneren Hochalpe im Untersulzbachtal, wo violette Fluorit-xx auf Klüften eines Amphibolits vorkamen.
A. STRASSER (L 26) beschreibt vom Naßfeld (7) aus einer Kluft neben Bergkristall, Pyrit, Magnetkies, Antimonit und Kalzit hellgrünen Flußspat. Vom gleichen Autor (L 26) wird vom Imhof-Unterbaustollen violetter Flußspat (100), von Pyrit umhüllt, beschrieben.
A. BAN (L 1) berichtet von Flußspatfunden auf der Blockhalde unterhalb der Weißen Wand bei Mallnitz (8) aus Klüften im sysnitischen Gestein vom Typ "Radhausberg", u. zw. handelt es sich um grünen und violetten Fluorit.
Einer freundlichen Mitteilung von Prof. MEIXNER (Material Dr.H. PFLEGERL/Mühldorf) verdanke ich die Kenntnis vom Vorkommen der Konradhöhe im Dössener Tal (9). Die dort gefundenen Flußspatkristalle sind violett, außen durch Chloritüberzug grün gefärbt. Der Bereich um Bad Gastein-Böckstein ist bekannt für das Auftreten schöner, meist grün gefärbter Fluorit-Oktaeder. Obwohl dieses Gebiet durch Sammler sehr abgesucht ist, sind doch immer wieder Neufunde möglich. Dies zeigt die Nachricht von K.KONTRUS (1 8), der vom Fuß des Stubnerkogels (10) oberhalb der Bahnstation Bad Gastein aus einem Kluftsystem im Gneis grüne Flußspatoktaeder (Kristalle bis 5 cm Kantenlänge) beschreibt, sowie Kombinationen Oktaeder-Rhombendodekaeder.
H. MEIXNER ( L 11, L 13) beschrieb aus dem Granitsteinbruch Pflüglhof bei Gmünd in Kärnten (11) neben einer Reihe anderer Kluftmineralien auch Flußspat. Es handelt sich um einen Fund aus dem Jahr 1959 (r,1aterial Dipl. Ing. F. BENESCHI Wien), ein Fluoritoktaeder von 18 rom Durchmesser, farblos mit violettem Kern. (Nach einer mündlichen Mitteilung von Prof. MIEIXNER sind in den letzten Jahren mehrmals noch Flußspatfunde im Pflüglhof gemacht worden.)

D. Flußspat auf zentralalpinen Erzvorkommen
Bei der Aufstellung des Ordnungsbegriffes D war sich MATZ bewußt, sehr unterschiedliche Typen in ein Schema hineinzustellen. Es soll einer weiteren Arbeit vorbehalten sein, hier die Begriffe klarer zu fassen. Vorerst sollen zwei neue Funde hier eingeordnet werden:
Schwader Eisenstein (12), 4 km E Schwaz in Tirol, kommt nach K. VOHRYZKA (L 30) Flußspat als seltene Gangart neben Fahlerz-Bleiglanz-Cu-Kies, Baryt in phyllonitischem Augengneis vor.
Rauchtalbachl (13) K. VOHRYZKA (L 30) beschreibt Flußspat neben Quarz als Gangart neben Bleiglanz, Zinkblende, Pyrit, Magnetkies und Arsenkies in mylonitischem Paragneis im mesozonalen Kristallin der mittelostalpinen Ötztaldecke und aus dem Gamortal (14) in der gleichen Paragenese aus mylonitisiertem Granitgneis der Ötztaldecke.

E. Flußspatvorkommen in der Radstädter Trias
Von der altbekannten Fundstelle am Weißeck im Lungau konnte ich (1 31) über einige paragenetische Details berichten. Inzwischen sind die Fundmöglichkeiten im Bereich des Weißeckgipfels sehr schlecht geworden, dafür hat ein Vorkommen oberhalb des Riedingsees (15) in den letzten Jahren eine Unzahl von Stücken geliefert: meist blaßgrüne bis gelbgrüne Würfel von max. 3 cm Kantenlänge und glatter Kristalloberfläche, sowie bis 6 cm große Kristalle, die aus einer Vielzahl würfeliger Subindividuen aufgebaut sind. Das Flußspatvorkommen von Wald bei Krimml wird tektonisch der Radstädter Decke zugeordnet. Die schönen dort vorkommenden blaugrünen Flußspat-xx sind seit langem bekannt. Durch intensive Sammeltätigkeit in den letzten Jahren durch Pinzgauer Sammler ist Material zutage gekommen, welches die alten Funde an Schönheit weit übertrifft: Würfel bis 4 cm Kantenlänge, mit hellblauer Außenzone und dunkelblauem Kern.
Auch das Vorkommen von Flußspat in den Gutensteinerkalken bei der Gnadenbrücke am Radstädter Tauernpaß ist in der Literatur schon beschrieben (L 9, siehe dort). Beachtlich für diesen Fundort sind jedoch neue Funde (Material F. GRÖBLACHER/Viktring, Herbst -1968) die blaßvioletten Flußspat in mehrere cm mächtigen Gangfüllungen neben grobepätigem Kalzit in den hell- bis dunkelgrauen Kalken zeigen.

F.Flußspat als Begleiter auf Erzlagerstätten der Grauwackenzone und des Muralpenkristallins
Nachdem die Fundortangabe für Flußspat vom Gaisberg bei Friesach und das Auftreten von Fluorit im Hüttenberger Eisenspatzug lange als fraglich angesehen wurde, berichtet H. MEIXNER (L 14, L 15) über den Fund von violettem Flußspat (Material Dir. Prof. A. BAN, Gend.Insp. BEGUTTER u. H. FEICHTINGER) eingewachsen in spätigem Kalzit, sowie von grünem, in kalziterfüllten ac-Klüften eingewachsenem Fluorit (Fund: Dr. N. WEISSENBACH); beide Funde aus dem Steinbruch Olsa bei Friesach (16). Wenn damit das Vorkommen vom Gaisberg auch nicht gerade bewiesen ist, so erhält diese Nachricht durch die Neufunde in Olsa doch eine Stütze, und, nachdem das Vorhandensein von Flußspat im Hüttenberger Eisenspatzug einmal nachgewiesen ist, sind wohl weitere Funde in diesem Gebiet durchaus in den Bereich der Möglichkeit gerückt.

G. Flußspat als Gangart auf Pb-Zn-Lagerstätten der Mittel
"MATZ bringt in seiner Zusammenstellung unter der Einstufung: "Flußspat als Gangart auf Pb-Zn-Lagerstätten der Mitteltrias eine Reihe Vorkommen aus den Nordtiroler Pb-Zn-Lagerstätten der Bereiche um Imst-Nassereith: Wanneck, Feigenstein, Geierkopf, Tschirgant, dazu Lafatsch.-Vomp; überall vorwiegend weißen bis grauen Flußspat, der mitunter mit Zinkblende eine Art "Bändererz" gibt, wie wir es von Radnig kennen (L 4). VOHRYZKA, der in den letzten Jahren die Nordtiroler Pb-Zn-Lagerstätten bearbeitet hat (L 30) , weist nun auch von etlichen anderen Vorkommen Flußspat nach: Haverstock (17) und Hohe Warte (18), wo körniger Flußspat als Gangart mit Kalkspat neben brekziöser Zinkblende im Wettersteinkalk auftritt, dann in gleicher Paragenese Dirstentritt bei Nassereith (19), und im anisischen Muschelkalk von St. Veit bei Nassereith (20).
K. TAUPITZ (L 28) wies auf etlichen weiteren Pb-Zn-Lagerstätten der Nordtiroler Trias Flußspat nach und befaßte sich auch ausführlich mit der Genese dieses Miner8.ls in diesen Vorkommen. In einer späteren Arbeit wird gerade auf diese Frage näher eingegangen werden. TAUFITZ beschreibt Drusen, in denen der Flußspat in würfeligen Kristallen, häufig stark korrodiert, mitunter mit Zonenbau durch Einbau karbonatischer Verunreinigungen, auftritt, selten kann (111) beobachtet werden, meist sind es nur grobe, hohlraumfüllende Aggregate von weißer, grauer Farbe, auch mitunter blaßgrün oder blaßviolett. Stets tritt der Flußspat im Wettersteinkalk auf, nie im Unterladin. Verwachsungen mit Bleiglanz sind häufig, wobei der Flußspat 15-30 Volums-% einnehmen kann. H.J. SCHNEIDER führt in seinen Arbeiten ebenfalls eine Reihe von Flußspat-Vorkommen in den Pb-Zn-Lagerstätten der Nordtiroler Trias an (L 17, L 18), sodaß nun von folgenden Vorkommen dj.eses Bereiches Flußspat nachgewiesen ist: Bereich von Hochmaldon (21), Kratzerjoch (22), Tarrenzscharte (23), Pleisen (24), Gaflein (25), Tiefthal-Mathias bei Nassereith (26), Fexenpaß-Ochsenbogen (27), St.Anton-Krozos (28), Paß Gacht, -Untergacht (29), Roßkopf (30), Alpeil (31), Heiterwand (32), Reißenschuh (33), Laurenzi-Zeche (34), Wassergrube (35), Biberwier (36), viele Einzelvorkommen bei Imst (37), Knappenbäden bei Lech (38), Hammersbacher Alm (39), Gassenalpe (40), Ferchenseewand (41), Gute Hoffnungszeche (42),Arnspitze S-Seite(43), Kl. Lafatscher N-Fuß (44), Wendelstein-Arzmoosalm (45), dazu noch Marienberg bei Nassereith (46) MUTSCHLECHNER, (L 16).
Bei der Aufzählung all dieser Vorkommen ist noch zu bemerken, daß unter einer Ortsangabe meist eine Reihe von Abbauorten, Schurfstellen usw. zusammengefaßt sind. Das heißt also, daß Flußspat in den Pb-Zn-Erzlagerstätten im Bereich der nordalpinen Trias so Überaus weit verbreitet ist, daß ihm eine eminente genetische Bedeutung zukommt.

H. Flußspatvorkommen der anisischen Stufe in Nachbarsca salinarer
Untertrias Auch dieser genetische Bereich ist durch Neufunde in den letzten Jahren gekennzeichnet: Im Sommer 1967 erhielt ich ein Stück mit hellvioletten, durchsichtigen Flußspat-xx, Würfelkanten etwa 1/2 cm lang, eingewachsen in einem gelblichweißen grobspätigen Kalzit, sichtlich eine Kluftausfüllung in nicht näher bestimmten Triaskalken. Als Fundort war Voglau bei Abtenau (47) angegeben. Da dort benachbart verbreitet Gips auftritt, erscheint mir die vorgenommene Einordnung gerechtfertigt. A.STRASSER (L 26) beschreibt vom Rigausberg NW Abtenau (48) ein ganz ähnliches Vorkommen: einzelne in weißem Gips eingewachsene violette Flußspatwürfel. 1956 beschrieb A. BAN (L 1) einen Fund von dunkelviolettem Flußspat aus der Gips-Anhydrit-Lagerstätte Wienern am Grundlsee (49). Es handelt sich um tiefviolette, kristallografisch sehr schlecht begrenzte, max. 2 cm große Einsprenglinge sowohl im Gips als auch im Dolomit.
Manche der Neufunde ließen sich nicht in das Schema/K. MATZ einordnen. Eines davon ist das Flußspatvorkommen von Obermicheldorf in Oberösterreich, das HADITSCH (L 5) kürzlich beschrieb. Dieses Vorkommen möchte ich vorerst unter der Bezeichnung

I. Syngenetische Flußspatvorkommen des Karn in den nördlichen Kalkalpen
einordnen. J.G. HADITSCH (L 5) beschrieb in einer ausführlichen Arbeit ein Vorkommen von winzigen Flußspatkristallen neben Coelestin in kleinen Hohlräumen des Opponitzer Kalkes bei Obermicheldorf/ OÖ (50) und bezieht den Fluorgehalt nicht aus einer ascendenten Zufuhr, sondern deutet ihn aus den marinen Sedimenten kommend. Zwar deuten SCHNEIDER und TAUFITZ (L 17, L 18, L 28) den gesamten Flußspat aus d.em Ladin der Nordtiroler Kalkalpen als sedimentär (wenn es auch unserer Auffassung entspricht, daß es sich um eine synsedimentäre Bildung bei ascendenter Lösungszufuhr handelt) -aber mit dem Vorkommen von Obermicheldorf ist erstmals Flußspat eindeutig aus den marinen Sedimenten des Karn belegt, und ich bin überzeugt, daß bei weiterer Nachsuche auch in diesem genetischen Bereich weitere Funde belegt werden können.
Zwei weitere Vorkommen sind in ihrer Einstufung äußerst problematisch:
Bregenzer Wald, (51). S. STROBL (L 27) beschreibt aus einem örtlich nicht näher angegebenen Fundort einen wasserklaren Fluoritkristall in Paragenese mit tIMarmaroser Diamanten": Es ist schade, daß dieses Vorkommen örtlich nicht näher bezeichnet ist, da der Bregenzer Wald aus jurassischen und kretazischen (bzw. noch jüngeren) Sedimenten besteht und wir hier somit erstmals ein sedimentäres Vorkommen (um ein solches handelt es sich wohl, wenn man den Begriff "Marmaroser Diamanten" mit authigen gebildeten, kleinen, wasserklaren Quarz-xx versteht) außerhalb der Trias.
Sattental/Sölk (52) A. HAUSER (L 6) berichtet von einem ausgedehnten Vorkommen derben Flußspates im Dolomit bzw. dolomitischen Kalk im Raum Sattental-Pleschnitzzinken in den Niederen Tauern. W. FRITSCH u. W. SKALA haben 1962 nach eingehender Nachsuche an diesem Vorkommen anstehenden Triaskalk mit Flußspat nicht bestätigen können und vermuten, daß der Flußspat hier sekundär im Moränenmaterial vorliegt und wahrscheinlich aus den Radstädter Tauern hierher verfrachtet worden sein könnte.
Bei der Bearbeitung des vielfältigen Materials für diesen Nachtrag und auch bei der Durcharbeitung von Material aus den bereits bei MATZ (L 9) angeführten Vorkommen hat es sich gezeigt, daß in manchen Fällen eine Erweiterung bzw. Modifizierung des Schemas von MATZ angebracht erscheint, um erstens fragliche Typen sicherer einstufen zu können, zweitens geologische und geographische Begriffe nicht zu verquicken und vor allem drittens, den neuen Erkenntnissen, gewonnen aus den Kartierungen der letzten 15 Jahre, gerecht zu werden. Speziell bei der Betrachtung unserer ostalpinen Lagerstätten sind wir durch die Arbeiten von O.M. FRIFDRICH, beispielsweise (L 4a), ein gutes Stück weitergekommen. Um nun den Rahmen dieses Nachtrages nicht zu sprengen, soll in einer weiteren, bereits in Angriff genommenen Arbeit versucht werden, für unsere gesamten Flußspatvorkommen ein Schema zu finden, welches der genetischen wie auch der tektonischen Stellung der einzelnen Vorkommen gerecht wird und Vergleiche mit den ostalpinen Vererzungsvorgängen ermöglicht.

Schrifttum:

(1) BAN A.: Minerale aus dem Gips-Anhydrit-Bergbau Wienern am Grundlsee. - Karinthin, F. 33, 1956: 151-153.
(2) -: Vortrags-Referat über: H. MEIXNER: Alte und neue alpine Topasvorkommen. - Karinthin, F. 41, 1961: S. 123.
(3) - Neue Mineralfunde in den Mallnitzer Tauern. - Karinthin, F. 57, 1967: 306-309.
(4) FRIEDRICH O. M.: Radnig, eine sedimentäre Blei-Zinklagerstätte in den südlichen Kalkalpen. - Archiv f. Lageretättenforschung i.d. Ostalpen, 2, 1964: S. 121.
(4a) -: Die Vererzung der Ostalpen, gesehen als Glied des Gebirgsbaues. - Archiv f. Lagerstättenforschung i.d. Ostalpen, 8, 1968: 136 S.
(5) HADITSCH J.G.: Coelestin und Flußspat aus den Opponitzer Kalken von Obermicheldorf/Oberösterreich. - Jb. OÖ Musealver.
I, Abh., 112,Linz 1967.
(6) HAUSER A.: Ein neues steirisches Flußspatvorkommen. - Mitt. Nat. Ver. f. Stmk., 85, 1955: 106-107.
(6a) BRANDL W.: Das Alter des Sölker Marmors. - Mitt. Nat. Ver. f. Stmk., 86, 1956: 68-71.
(7) KONTRUS K.: Sammelergebnisse aus den Alpen vom Sommer 1951. - Mitt.d.Österr.Min.Ges. -TMPM .3, 1953g 392.
(8) -: Bericht über neue Mineralfunde, mit besonderer Berücksichtigung der Hohen Tauern. - Mitt. Ö.M.G., TMPM, 3 .F., 11, 1966: S .1 79.
(9) MATZ K.: Genetische Übersicht über die österreichischen Flußspatvorkommen (mit Karten). - Karinthin, F. 21, 1953: 199-217.
(10) MEIXNER H.: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen XIV. - Car. II 1955, Nr. 141.
(11) -: Neue Beobachtungen durch Sammlerhilfe bei mineral-paragenetischen Forschungen. - Karinthin, F. 39, 19591 46-51.
(12) -: Das Vorkommen schöner Topas-Kristalle in den Hohen Tauern Salzburgs. - Fortschr. d. Min., 39, 1961 : 82-83.
(13) -: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen.
XXI. - Car. II, 156(76), 1966, 229: S. 103-104.
(14) -: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen. XXII. - Car. II,157, 1967, 239:S. 92.
(15) -: Neue Mineralfunde in den österr. Ostalpen. XXIII. - Car. II, 158, 1968, 253: S. 101; 264:S. 110.
(16) MUTSOHLECHNER G.: Der Erzbergbau in der Umgebung von Imst. - Schlern-Schr., 110:S. 29-59.
(17) SCHNEIDER H. J. : Neue Ergebnisse zur Stoffkonzentration und Stoffwanderung in Blei-Zink-Lagerstätten der Nördlichen Kalkalpen. - Fortschr. Min., 32, 1953:S.26-30.
(18) -: Die sedimentäre Bildung von Flußspat im oberen Wettersteinkalk der nördlichen Kalkalpen.  - Abh. Bayer.Akad.Wiss.Math.Natw.Kl.,NF H.66,1954: 1-37.
(19) SCHULZ O.: Die Pb-Zn-Vererzung der Raibler Schichten im Bergbau Bleiberg-Kreuth (Grube Max), als Beispiel submariner Lagerstättenbildung. - Karinthin, F. 37, 1958: 277-278.
(20) SCHULZ O.: Beispiele für synsedimentäre Vererzungen und paradiagenetische Formungen im älteren Wettersteindolomit von Bleiberg-Kreuth. - BHM, Jg. 105, 1960, H. 1: S.1-11.
(21) -: Pseudomorphe Verdrängungen von Baryt durch Calcit .und Fluorit. - N.Jb.Min.Mh., 11, 1966: 342-345.
(22) -: Neue Ergebnisse an synsedimentären Mineralen der Lagerstätte Bleiberg-Kreuth. - Anz.Ö.Akad.Wiss. Math.nat.Kl., 1966, Nr. 10: S.215-219.
(23) -: Die diskordanten Erzgänge vom „Typus Bleiberg" syndiagenetische Bildungen. - Symp.Intern.Sui Giacimenti Miner.
Delle Alpi, Trento, 1966:149-161.
(24) -: Die synsedimentäre Mineralparagenese im oberen Wettersteinkalk der Pb-Zn-Lagerstätte BleibergKreuth (Kärnten). - TMPM, 3.F., 12, 1967:230-289.
(25) SKALA W. D.: Typen, Facies und tektonische Position der Karbonatgesteine der östlichen Wölzer Tauern. (Beitrag 4 zu: Beiträge zur Geologie der Rottenmanner und östlichen Wölzer Tauern, herausgeg. von K. METZ). - Verh.
Geol.B.A., 1964: 108-123.
(26) STRASSER A.: Mineralogische Neuigkeiten aus Salzburg. - Karinthin, F. 41, 1960: 108-111.
(27) STROBL S.: Mineraliensuche in den Ostalpen. - Karinthin, F. 40, 1960: 91-93.
(28) TAUPLTZ K.: Die Blei-Zink- und Schwefelerzlagerstätten der nördlichen Kalkalpen westlich der Loisach. - Dies. Clausthal, 1964, 120 Seiten.
(29) THALMANN F.: Geologische Neuaufnahme der Riedingspitze und des Weißecks. - Verh.Geol.BA., 1962: 340-346.
(30) VOHRYZKA K.: Die Erzlagerstätten von Nordtirol und ihr Verhältnis zur alpinen Tektonik. - Jb.Geol.B.A., 111, 1968:8.3-88.
(31) WENINGER H.: Neue Beobachtungen an der Fluorit-Fundstätte vom Weißeck/Lungau. - Karinthin, F.47, 1962:268-269.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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