Meixner H. / 1967

  Die Kupfervererzung von St. Marxen bei Kühnsdorf, Kärnten im Rahmen benachbarter Vorkommen.

Von Heinz MEIXNER, Knappenberg.
(Lagerstättenuntersuchung der Oesterr.- Alpine Montanges.).

Als Malachit -Vorkommen ist die Kupfervererzung von St. Marxen bei Kühnsdorf durch R. CANAVAL (2), 1917 kurz beschrieben worden: Kupferkies, von Ankerit begleitet, in Serizitschiefer eingesprengt; Malachit, Limonit, Kalkspat als sekundäre Bildungen. Unser Mitglied P. ENGLISCH (Wien) hat im letzten Jahre den Fundort aufgesucht und mir zur näheren Untersuchung reichliches Belegmaterial und eine Kartenskizze geliefert. Der Fundort liegt demnach südlich der Drau (jetzt Stausee) bei Völkermarkt und zwar 750 m Luftlinie generell nördlich von St. Marxen, wenige Meter südlich der Kuppe 404 der Karte 1:50.000. Am Fundpunkt ist ein kleiner Einbau ("Höhle") mit den Maßen 6-7 x 2-3 x 1,5-1,8 m vorhanden. Kupferkies ist reichlich nur beim Mundloch zu sehen, wo 2 bis 8 bis höchstens 15mm starke Erzgängchen steil in die Tiefe setzen. Im übrigen Teil sind bloß Malachitanflüge auffällig. Das meist hell bräunlich gefärbte Muttergestein ist infolge des hohen Quarzgehaltes sehr hart und splitterig brechend. Nach einigen Dünnschliffen wechselt die Zusammensetzung etwas durch verschieden starke, gegenüber Quarz aber noch immer gering bleibende Beteiligung von Serizit (Phengit?) und Karbonat (Dolomit) .Die Grundmasse besteht aus feinkörnigem, verzahnt verwachsenem, stark undulösem Quarz, die Glimmer markieren eine zur stofflichen Bänderung schräg (etwa 40°) verlaufende Transversalschieferung. Lagenweise ist öfter auch auffallend reichlich Leukoxen im Grundgewebe angereichert. Ausgangsgestein dürften Feinsandsteine gewesen sein, die durch eine Metamorphose der oberen Epizone in Serizitquarzit umgewandelt worden sind. Mit der gangartigen, auch an den Belegproben sichtbar das Gestein schräg durchsetzenden Kupferkiesvererzung erfolgte auch eine Verquarzung und Karbonatabscheidung (Ankerit, Kalzit) in Form von gegenüber der Grundmasse viel gröber körnigen Gängchen, möglicherweise als Mobilisation. Der Anschliff zeigt nur Kupferkies als primäres Erz, doch ist in Gangnähe dieses Erz auch in kleinen Körperchen als Imprägnation im Quarzit enthalten. Ränder und Sprünge im Kupferkies sind durch Limonit verdrängt, bzw. ersetzt; das bei der Oxidation freigewordene Kupfer wanderte im Meterbereich und lieferte die reichlichen, kristallinen Malachitanflüge, sehr vereinzelt ist daneben auch Azurit zugegen. Klüfte bergen Drusen von Limonitpseudomorphosen nach einem rhomboedrischen Karbonat (wahrscheinlich Ankerit).
Diese nicht weit über R. CANAVAL (2) hinausführende Beschreibung wäre unterblieben, wenn das neue Material nicht noch eine, offenbar ebenfalls mit' der Vererzung zusammenhängende Bildung besonderer Art enthalten hätte: Sowohl am Rande der Kupferkiesgängchen, als auch von diesen ausgehend in quer und schräg liegenden Klüften ist im quarzigen Gestein in bis einige Millimeter Stärke eine blaugrüne bis bläulichweiße, feinschuppige ziemliche weiche Masse zugegen, die mich gleich an den sogenannten "Fahlunit“ der 17 km östlicher gelegenen Kupferlagerstätte Schwabeck erinnerte. Letzteren „Fahlunit" hat vor wenigen Jahren S. KORITNIG (7) neu untersucht und festgestellt, daß es sich dabei um Dickit handelt. Dieses Tonmineral wird vorwiegend hydrothermal gebildet und ist ein bezeichnender Begleiter für manche sulfidische Vererzungen. Für unseren alpinen Bereich war dieser Dickit eine neue Feststellung. Die optischen Eigenschaften entsprachen nun auch für das Material von st. Marxen dieser Deutung, die Sicherung dieses Befundes mittels einer Röntgenaufnahme verdanke ich Freund KORITNIG (Göttingen).
Der Nachweis von auch gleich aussehendem Dickit für Schwabeck und St. Marxen legt es nahe, diese beiden benachbarten Vorkommen als eng verwandte, genetisch zusammengehörige Lagerstätten anzusprechen.
Schwabeck, in dem immerhin einige hundert Meter Auffahrungen gemacht worden sind, lieferte außer Kupferkies noch Fahlerze, Pyrit, Zinnober, Korynit, Ankerit und Baryt, vgl. (8, S. 198 und 5, S. 98/102). Der gleichen Lagerstättengruppe wurde von H. MEIXNER (8, S. 199/200) und O. M. FRIEDRICH (5, S. 94/98) bereits das 5,2 km westlich von Schwabeck gelegene Berbaugebiet von Ruden zugeordnet, aus dem Kupferkies, Fahlerz, Pyrit, Zinnober, Pyrargyrit, Ankerit und wiederum "Fahlunit“ (vorher „chromhaltiger Talk"), also auch Dickit bekannt geworden sind (8 S. 198). Zwischen Ruden und Schwabeck lagen die Schurfbaue Gorentschach und Eis (am nördlichen Drauufer gegenüber Schwabeck) (5, S. 95).
Einen 1/4 bis 1/2 m mächtigen, in Graphitphyllit aufsetzenden Kupferkiesgang nannte F. CZERMAK (4, S. 18) vom Fundamentaushub für das Turbinenhaus des Völkermarkter E-Werkes. 10km NW von Völkermarkt liegt nächst dem Kolonistenheim östlich Gänsdorf ein weiterer Kupferkies -Quarzgang dieser Art (1, S. 24, 27; 5, S. 102; 10, S. 43), ähnlich wahrscheinlich auch Teufelsleiten bei Klein St. Veit (10, S. 43).
Wie die bisherigen Saualpen -Neukartierungen ergeben haben (vgl. 3, S. 40/41), befinden sich verwandte junge, alpidische Erzlagerstätten mit jedoch unterschiedlicher Metallvormacht im ganzen Bereich verteilt, unabhängig vom Metamorphosegrad des Muttergesteins (kata-, meso-, epi- und anchimetamorph) in engem Zusammenhang mit der alpidischen Bruchtektonik des Görtschitztaler (und Lavanttaler) Störungssystems.
Die Kupfervererzungen von Schwabeck, Eis?, St. Marxen und Gänsdorf bei Trixen liegen in der Bischofbergserie (obere Epizone), jene von Ruden, Gorentschach ? und Völkermarkt ? in der Magdalensbergserie (Anchizone). Der tieferen Epizone gehören die Haimburger Marmore und die Wandelitzenserie an (vgl. 10, Abb.10), aus letzterer sind Pb-Zn-Lagerstätten (5, S. 87/91/93; 10, S. 44) zu erwähnen. Die Trennung in Bischofberg- und Magdalensbergserie ist in der "Geologisch -tektonischen Übersichtskarte der südlichen Saualpe" von F. THIEDIG (10, Abb. 2) nicht zum Ausdruck gebracht. Außer den genannten Vorkommen enthält der Bereich dieser Karte wichtige, erst in letzter Zeit entdeckte Zwischenglieder  - wie Realgar und ged. Arsen vom Dragonerfels, ged. Arsen vom Kasolnig bei Brückl, Antimonit vom Hapatnik bei Brückl, Ankerit im Amphibolit von Terpetzen bei Obertrixen, vgl. dazu (10, S. 43/44; 3, S. 40/41) - zu den bekannten jungen Erzlagerstätten des Saualpengebietes (Kliening, Stelzing, Hüttenberg, Friesach, Waitschach u. dgl.). Man kann die in dieser Studie behandelten "Völkermarkter" Kupfererzvorkommen somit auch der Saualpenvererzung einordnen, zumal vor kurzem in Olsa bei Friesach (9, S. 10/11) auch Zinnober nachgewiesen wurde, welches Erz den Lagerstätten des Hüttenberger Typus bislang gefehlt hatte. Für das Auftreten von Zinnober muß einesteils Hg in den Hydrothermen zugegen gewesen sein, andererseits eine niedrige Bildungstemperatur von ungefähr 100°C geherrscht haben. Zinnober zeigt also entweder den Ausklang im Temperaturgefälle einer Vererzung oder überhaupt eine recht oberflächennahe (subvulkanische) Bildung an. Im Rahmen einer monographischen Untersuchung der Kärntner Quecksilberlagerstätten verband O.M. FRIEDRICH (6, S. 120/121) unsere Vorkommen von Schwabeck und Ruden mit dem subvulkanischen, an die Periadriatica gebundenen Vererzungstyp von Glatschach bei Dellach, der wiederum nahe Verwandschaft mit derartigen Sb-As- Vererzungen in Kreuzeck- und Schobergruppe, Iseltal sowie den Villgratener Bergen gezeigt hatte. Andererseits erkennt O.M. FRIEDRICH (5, S. 104) auch gewisse verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Völkermarkter Vorkommen und der Saualpenvererzung und -tektonik an!
Herrn P. ENGLISCH (Wien) danke ich für das Untersuchungsmaterial, Kollegen Dr. W. FRITSCH (Knappenberg) insbes. für Diskussionen über Erkennung und Verteilung von epi- und anchimetamorphen Gesteinsserien, meinem Freund Prof. Dr. S. KORITNIG (Göttingen) für die röntgenographische Sicherung des neuen Dickitfundes.

Schrifttum:

(1) P. BECK-MANNAGETTA: Geologische Aufnahme in den Bezirken Wolfsberg, Völkermarkt und St. Veit für die Kärntner Landesplanung (1953). - Verh. Geol. B.A., Wien 1954, 21-27.
(2) R. CANAVAL: Malachit von St. Marxen bei Kühnsdorf. - Carinthia II, Mitt. Naturwiss. Ver. f. Ktn., 106/107, Klagenfurt 1917, 32.
(3) E. CLAR, w. FRITSCH, H. MEIXNER, A. PILGER & R. SCHÖNENBERG: Die geologische Neuaufnahme des Saualpen-Kristallins (Kärnten) VI. - Carinthia II, 153, 1963,23-51.
(4) F. CZERMAK: Einige bemerkenswerte Mineralvorkommen in Kärnten. - Der Karinthin, 2, 1948, 17-19.
(5) O.M. FRIEDRICH: Alte Bergbaue auf Silbererze im Bereich Völkermarkt. - Carinthia II, 150, 1960,85-104.
(6) O. M. FRIEDRICH: Monographien Kärntner Lagerstätten. II. Die Quecksilberlagerstätten Kärntens. 3. Teilbericht und Schluß. - Arch. f. Lagerstättenforschung in den Ostalpen, 3, 1965, 71-124, insbes. 117-122.
(7) S. KORITNIG: Der "Fahlunit" von Schwabegg (Kärnten). - Carinthia II, 150, 1960, 105-107.
(8) H. MEIXNER: Neue Mineralvorkommen in den Ostalpen. - Heidelberger Beiträge z. Min. u. Petr., 2, 1950, 195-209.
(9) H. MEIXNER: Neue Mineralfunde in den österr.
Ostalpen XIX. - Carinthia II, 154, 1964, 7-21.
(10) F. THIEDIG: Der südliche Rahmen des Saualpen-Kristallins in Kärnten (Saualpe VII). - Mitt. Ges. Geologie- u. Bergbaustud., 16, Wien 1966, 5-70.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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