Cerny I. / 1991 Textauszug |
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Lagerstättenforschung in Kärnten Neuergebnisse und Aspekte für die Zukunft.Von Immo CERNY EINLEITUNG
Der vielzitierte Ausspruch "Österreich ist reich an
armen Lagerstätten" gilt für das Bundesland Kärnten nur bedingt.
Die Lagerstätteninhalte bzw. die Rohstoffqualitäten unserer in Betrieb
befindlichen Lagerstätten sind, gemessen am internationalen Standard, als
Großlagerstätten mit qualitativ hohen Endprodukten einzustufen. Der
Bergbau Bleiberg Kreuth weist einen Lagerstätteninhalt von rund 50
Millionen Tonnen Pb + Zn- Erzen auf, der Eisenglimmerbergbau Waldenstein
hat bislang zwei Millionen Tonnen hochwertigstes Hämatiterz gefördert,
der Magnesitbergbau Millstätter Alpe weist ein Lagerstättenpotential von
rund 50 Millionen Tonnen auf, Hüttenberg hat über viele Jahrhunderte
Sideriterze gefördert, die eine begehrte Stahlqualität gewährleisteten.
Die Lithium-Pegmatit-Lagerstätte auf der Weinebene ist mit 18 Millionen
Tonnen explorierter Pegmatitmasse mit rund 3,5 Millionen Tonnen , Spodumen
als Li-Träger das derzeit größte Li-Vorkommen Europas. Die Kärntner
Bergbauindustrie war immer bestrebt, ihre Rohstoffbasis zu sichern. Die
Unregelmäßigkeit der Erzführungen im alpinen Raum und die großen
Schwankungen im Metallgehalt waren über Jahrhunderte Sorge von Gewerken
und Bergleuten. Andererseits verdanken diese Lagerstättentypen gerade der
Unregelmäßigkeit und der Vielfalt und Vielzahl der Erzkörper ihre überaus
lange Nutzungsdauer. Die Bergbaue, insbesondere der Pb-Zn-Bergbau
Bleiberg-Kreuth, verla!1gt heute noch eine kontinuierliche Explorationstätigkeit,
um die Rohstoffbasis für einen geordneten Abbau sicherzustellen. So wurde
in bestehenden Lagerstätten und in Hoffnungsgebieten eine Vielzahl von
Rohstoffprojekten durchgeführt. Hiebei wurden neben den gängigen
geologischen Arbeitsweisen integrierte geowissenschaftliche Methoden
angewandt (z. B. Hubschraubergeophysik, Bachsedimentgeochemie,
Isotopengeochemie, Erzgeochemie, Sedimentologie usw.), die gerade im
abgelaufenen Jahrzehnt zu Neufunden wie z. B. im Pb-Zn-Bergbau Bleiberg/
Kreuth und des Li-Pegmatites auf der Weinebene führten. Die nachfolgenden
Ausführungen befassen sich mit den Erzen Blei/ Zink, Antimon, Lithium und
Gold. In unserem Bundesland sind nicht weniger als 300 mineralische
Vorkommen bekannt. Wirft man einen Blick auf die Erzlagerstättenkarte der
Ostalpen von Prof. FRIEDRICH, so wird man im Kärntner Raum an die 105 Blei-Zink-Vorkommen, 70 Eisen-, vornehmlich Eisenspat-, aber auch Hämatit- und
Magnesitvorkommen, 40 Vorkommen "Alpiner Kieslager" mit
unterschiedlichen Wertmineralinhalten, 15 Antimonvorkommen, 15 Goldvorkommen sowie 13 Zinnobervorkommen finden. Viele dieser Vorkommen wurden bereits in keltischer
und früher römischer Zeit beschürft. Im Mittelalter hatte Kärnten auf
dem Sektor Silber, Gold, Eisen und Blei eine tragende Rolle. Sideritisches
Eisenerz aus Hüttenberg bis in den Raum von Eisentratten, Blei aus
Bleiberg, der Jauken, Windisch-Bleiberg und des Hochobir Silber aus
Meiselding und Ruden und schließlich Gold aus den Quarzgängen der Hohen
Tauern, der Kreuzeck- und Goldeckgruppe und der Kliening trugen dazu bei,
daß über Jahrhunderte der Bergbau und der Handel mit Metallen ein
zumindest periodisch florierender Wirtschaftsfaktor war. Später erst
konnten die Metalle Zink und Antimon industriell verwertet werden. Die
Gewinnung von Rohstoffen aus Kleinlagerstätten ist in vielen Ländern der
Welt, wie z. B. in Südamerika und im Nahen und Fernen Osten, noch heute
aktuell. In industrialisierten Ländern wie Österreich ist es heute
schwierig, wenn nicht unmöglich, kleine Lagerstätten wirtschaftlich zu
nutzen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Personalkosten und
die zu erwartenden Umweltschutzauflagen. BLEI
- ZINK
Bergbau
Bleiberg
Der Bergbau Bleiberg-Kreuth beschränkte sich über
Jahrhunderte auf die klassischen Vererzungen im Wettersteinkalk. Für die
Ergiebigkeit dieser erzführenden Gesteinsabfolge sprechen 1200 km
Strecken und rund drei Millionen Tonnen gewonnenes Pb-Zn-Metall. Die
Forschungstätigkeit der letzten Jahrzehnte und insbesondere der letzten
Jahre hat jedoch ergeben, daß in der mittleren Trias der Draukalkalpen
sechs eigenständig vererzte Horizonte vorkommen können, die vom
Liegenden ins Hangende in folgenden Schichtgliedern auftreten: in
dolmitischen Anteilen des "Alpinen Muschelkalkes" in Dolomiten
der so genannten "Maxerbänke" im Liegenden des Bleiberger
"Erzkalkes" in Dolomiten der zyklisch auftretenden "Edlen
Flächen" des Wettersteinkalkes und ihrer kalkigen Umgebung in
Dolomiten aller drei Raibler Karbonatabfolgen Die Ausbildung der genannten
Vererzungen ist überwiegend: -schichtgebunden -gebunden an quergreifende
Störungen, die, sofern es die Tektonik erlaubt, mit dem schichtgebundenen
Typus in Verbindung stehen -Resedimenterze (Erzsande und Erzbreccien), die
als Umlagerungsprodukte, als Karsterze angesprochen werden können -Erze,
die zufolge diagenetischer Prozesse großräumige, stockförmige Erzkörper
bilden Der Bergbau wird seit rund 700 Jahren betrieben, dennoch gelang es
erst in den Jahren ab 1951, im Westen der Lagerstätte einen bis dato
unbekannten Vererzungstypus aufzufinden und zu erschließen. Es war dies
die "Kalkscholle", ein stockförmiger Erzkörper mit einer
Kubatur von rund zwei Millionen Kubikmetern, der von Dolomitgesteinen
aufgebaut wird. Zinkbetonte Erze treten als Netzwerk und Breccien,
bereichsweise als derbe Zinkblendefelsen auf. Neu in der damaligen Zeit
waren auch schichtige Erze des Carditaniveaus. Die reichen Erze im Westen
der Lagerstätte waren die Grundlage für eine Produktionssteigerung und
boten die Möglichkeit, einen hochtechnisierten Bergbau einzurichten. Die
Neuergebnisse gaben zwangsläufig Anlaß für umfangreiche Studien in den
vergangenen zwei bis drei Dezennien. Über diese Zeit blieb die
Kalkscholle Studienobjekt intensiver Forschungstätigkeit. Mögliche
tektonische Fortsetzungen einer Kalkschollenvererzung, die man zu finden
hoffte, blieben versagt. Durch integrierte geologische Studien gelang es
uns in den letzten Jahren, eine völlig neue paläogeographische Struktur
am Südrand der bestehenden Lagerstätte ausfindig zu machen.
Sedimentologische, geochemische und isotopische Studien trugen wesentlich
zum Erkennen dieser neuen Struktur bei. Dieser Struktur sind der Neufund
der sogenannten "Josefischolle", ferner die neu erschlossenen
Teile der "Riedhartscholle" sowie die seit zwei Jahrzehnten in
Abbau befindliche "Kalkscholle" zuzuordnen. Nach heutigem
Kenntnisstand beinhaltet diese geologische Struktur acht Millionen Tonnen
Erz, wobei die noch nahezu unverritzte "Josefischolle" drei
Millionen Tonnen beinhalten dürfte. Der Metallgehalt schwankt zwischen
drei Prozent Zn + Pb (derzeit Bauwürdigkeitsgrenze) und über 40 Prozent
Zn (+Pb). Ein EDV -gestütztes Lagerstättenmodell erlaubt einen
qualitativ gleichmäßigen Erzabbau mit Gehalten von sechs Prozent Zn und
einem Prozent Pb. lnipaläogeographischen Sinn handelt es sich hier um
eine Schwellenfazies, die südlich der Bleiberger Lagunenentwicklung
auftritt. Gegenüber der zyklisch aufgebauten Sedimentabfolge der
Bleiberger Lagunarfazies mit ihren isoliert auftretenden metallreichen
Schichtvererzungen ist die vorgelagerte Schwellenfazies durch
diagenetische Dolomite geprägt. Die Schwellenfazies gehorcht nicht den
Gesetzmäßigkeiten der zyklisch aufgebauten lagunaren Abfolge. Die
Rekonstruktion des Ablagerungsraumes war erst nach Rückformung der recht
komplizierten alpinen Tektonik möglich. Die Metallverteilung in der
lagunaren Bleiberger Fazies hat ein Pb:ZnVerhältnis von rund 1:1, während
die südlich vorgelagerten Großraumvererzungen generell zinkbetont sind
und annähernd ein Pb:Zn- Verhältnis von 1:6 aufweisen. Die Verlagerung
der Metallverhältnisse wird durch diagenetische Mobilisationsprozesse,
insbesondere durch die Dolomitisierung, erklärt. Diese diagenetischen
Prozesse bewirken eine Mangananreicherung in der Schwellenfazies. Die
Strontiumgehalte hingegen nehmen von der Lagune gegen die Schwelle ab. Ein
sehr wesentliches Kennzeichen der Mobilisation ist, daß die sehr hohen
Germaniumgehalte von Zinkblenden in der Lagunarfazies gegen die
Schwellenfazies beträchtlich abnehmen. Die Überlagerung des
"Bleiberger Erzkalkes" mit seiner N-S gerichteten faziellen
Differenzierung bilden die Raibler oder Carditaschichten. Von
wirtschaftlicher Bedeutung ist die liegendste Raibler Karbonatabfolge. In
der "Carditascholle", im Westen der Lagerstätte gelegen, treten
massive schichtgebundene Vererzungen auf, die einen Lagerstätteninhalt
von > 2 Millionen Tonnen aufweisen und seit über 20 Jahren gebaut
werden. Faziesstudien haben ergeben, daß die Erzführung im
Carditadolomit von der Paläomorphologie der unterlagernden
"Bleiberger Fazies" abhängig ist. Carditadolomite, die über
der Schwellenfazies lagern, sind in der Mächtigkeit stark reduziert und
Träger massiver Schichtvererzungen. Carditadolomite, die hingegen über
der Lagunarfazies des Wettersteinkalkes lagern, sind nur gelegentlich
mineralisiert bzw. vererzt. Der Nachweis, daß sich auch über die
Schwellenfazies der "Josefischolle" Carditaerze befinden, gelang
erst unlängst mit einer Reihe von Kernbohrungen. Ein völlig neuer
Erztyp, der im Zuge der forcierten Suchtätigkeit der letzten Jahre
aufgefunden wurde, sind Resedimentbreccien. Aufgrund des Paläoreliefs südlich
der Schwelle, bedingt durch intratriadische Tektonik, kam es zu
ausgedehnten Gleitungen im Sedimentationsraum. Diese Gleitmassen, die
mehrere hundert Millionen Tonnen Brecciengestein umfassen, sind erzführend.
Die Erze, die als Erzbreccien vorliegen, stammen aus der Schwellenfazies
und dem überlagernden Carditaniveau. Es beschäftigt uns sehr, die
Geometrie der erzführenden Schuttströme zu erforschen. Paläogeographische
Überlegungen bilden heute die Grundlage der Suchstrategie in Bleiberg.
Aufgrund der neuen strukturellen Erkenntnisse, die einen gesicherten
geologischen Raum von rund zwei Kilometer im Streichen umfassen, arbeiten
,wir daran, den gesamten Südrand der Lagerstätte systematisch zu
erforschen. Wir können heute mit Sicherheit behaupten, daß sich die erzhöffigen
Strukturen nach Westen fortsetzen. Die Erschließungsarbeiten im westlich
gelegenen "Revier Erlach" am 14. Lauf haben jüngst gezeigt, daß
massive Erzbreccien auftreten. Der Erz- und Gesteinstypus dieser
umgelagerten Breccien entspricht der Schwellenfazies am Südrand. Es
gilt, die primären Lagerstättenteile zu finden. Einziges, aber sehr
wesentliches Problem ist, daß die klassische Gesteinsabfolge des
Bleiberger Raumes im Westen der Lagerstätte nicht mehr zutrifft. Wir sind
jedoch sicher, daß es bei Weiterführung der integrierten Suchmethodik
gelingen wird, jene hochprozentigen Erze aufzuspüren, die der Bergbau
braucht, um auch über die Jahrtausendwende produzieren zu können. Die
Suchtätigkeit im Bergbau umfaßt jährlich rund drei Kilometer
Streckenauffahrungen und rund 35.000 Meter Suchbohrungen, die geologisch
betreut werden. Draukalkalpen
Fußend auf den lagerstättenkundlichen Neuergebnissen im
Bergbau Bleiberg-Kreuth, wurden die erzhöffigen Gesteinsserien in den
Karawanken und den Gailtaler Alpen durchforstet. Schwerpunkte bildete
neben bekannten Pb-Zn-Vorkommen (wie z. B. Petzen, Hochobir,
Windisch-Bleiberg, Umgebung von Bleiberg-Kreuth, Mitterberg, Radnig, Förolach,
Jauken, Hochstadel bei Oberdrauburg) die Überprüfung, ob die
Gesteinsserien außerhalb bzw. zwischen bekannten Vorkommen erzhöffig
sind. Es konnte gezeigt werden, daß dem Alpinen Muschelkalk (anisische
Stufe) eine untergeordnete Rolle als Erzträger zukommt. Die bekannten
Vorkommen, wie z. B. Kellerberg, Aichach, Bleiriesen, Spitznöckel, Bleiwände
bei Steinfeld, Kolm bei Dellach, treten am Nordrand der Gailtaler Alpen im
"anisischen" Zwischendolomit auf. Sedimentologische,
geochemische und isotopische Untersuchungen sprechen dafür, daß diese
stratiformen, meist bleireichen Erzführungen ein Umlagerungsprodukt aus
dem metamorphen Altpaläozoikum sind. Die Lösungszufuhr an Pb-Zn hat in
keinen der genannten Vorkommen ausgereicht, um eine für heutige
Erfordernisse wirtschaftlich nutzbare Lagerstätte entstehen zu lassen.
Der Wettersteinkalk ist dominantes Trägergestein in den Draukalkalpen. In
den umfassenden Forschungsarbeiten konnte gezeigt werden, daß Pb-Zn-(F,
Ba) Erzanreicherungen nur in Faziesräumen auftreten, die im paläomorphologischen
Sinn eine Sonderstellung ("Bleiberger Sonderfazies") aufweisen.
Die jeweils auf wenige Kilometer engbegrenzten Faziesräume treten in den
Draukalkalpen in Abständen von rund 40 km auf und sind durch flachmarine,
hypersalinare Bedingungen gekennzeichnet. Diagenetische Prozesse, wie z.
B. Dolomitisierung und tektonische Vorgänge zur Zeit der Sedimentation,
sind für die Konzentration von Pb-Zn-Erzen in den vorgegebenen Faziesräumen
maßgebend. Die sedimentologisch-geochemischen Arbeiten zeigen, daß es
unwahrscheinlich ist, außerhalb der heute bekannten Pb-Zn-Vorkommen
weitere ökonomische Erzkörper im Wettersteinkalk aufzufinden. Dies gilt
auch für die überlagernden Raibler Schichten. Anhand zahlreicher
Profilserien in den Draukalkalpen konnte gezeigt werden, daß den
Karbonatgesteinen (Zwischenschichten) der Raibler Abfolge aus faziellen Gründen
als Trägergesteine wirtschaftlicher Pb-Zn-Vererzungen eine nur
untergeordnete Rolle zukommt (z. B. Förolach, Mitterberg,
Pirkach-Hochstadel). Ausnahme bildet, wie im vorhergehenden Kapitel"
ausgeführt, der Westteil der Bleiberger Lagerstätte. Die Chance, Erzkörper
vom Typus "Kalkscholle" bzw. "Josefischolle" in
Gebieten außerhalb Bleibergs aufzufinden, ist gegeben. Aufgrund der
tektonischen Gegebenheiten und der faziellen Voraussetzungen würde sich
der S-Rand der Jauken und allenfalls der S-Rand des Hochobirs anbieten.
Eine kostenintensive Exploration mit Tiefbohrungen ist dazu Voraussetzung.
Gurktaler
Alpen
In den Gurktaler Alpen sind die Pb-Zn-Vorkommen Vellach bei
Metnitz und Meiselding-Kraigerberg bekannt. Beide waren bis in das vorige
Jahrhundert in Betrieb. Das Interesse der Alten galt vor allem den
silberreichen Bleierzen von Meiselding. Aufgrund der Ähnlichkeit mit den
stratiformen Erzen im Grazer Paläozoikum wurden die altpaläozoischen
Gesteinsabfolgen am Südrand der Gurktaler Alpen prospektiert. Mit
geochemischen und geophysikalischen Methoden gelang es, klare Indikationen
zu finden, daß sich die struktur - schichtgebundene Vererzung von
Meiselding gegen Westen fortsetzen könnte. Eigene Exploration mit
Bohrungen ist in Vorbereitung. Kreuzeckgruppe
In den altpaläozoischen, metamorphen Gesteinen der
Kreuzeckgruppe tritt eine Vielzahl von komplex-sulfidischen Erzen
("Alpine Kieslager") auf. Eine Häufung ist am Südrand zwischen
Oberdrauburg und Greifenburg zu beobachten (Strieden, Knappenstube, "Kaser-Wieserl",
Politzberg usw.). Die Erzführungen, meist mit vulkanischen und
graphitischen Gesteinen vergesellschaftet, konnten mit geophysikalischen
und geochemischen Prospektionsmethoden z. T. über Kilometer verfolgt
werden. Die Kieserze (Pyrit, Magnetkies) sind arm an Wertmineralen. Die
Gehalte an Zinkblende, Bleiglanz, Kupferkies, gelegentlich
vergesellschaftet mit Gold, reichen für eine wirtschaftliche Gewinnung
nicht aus. Nachteilig ist auch der hohe Verwachsungsgrad. Eine aufwendige
Aufbereitung wäre notwendig. ANTIMON
Antimonvorkommen in Kärnten sind an die metamorphen
Gesteine der Kreuzeckgruppe und westlichen Goldeckgruppe gebunden. Am
Rabant bei Oberdrauburg in Leßnig sowie am Guginock bei Lind wurde
Antimonit über lange Zeit geschürft, am Rabant bis Mitte der fünfziger
Jahre von der BBU abgebaut und aufbereitet. Alle Vorkommen sind
strukturgebunden, werden jedoch weitgehend von der Fazies kontrolliert. In
der Kreuzeckgruppe sind es graphitische Schiefer, in der Goldeckgruppe
Marmore, die als Trägergesteine von Antimonerzen auftreten. Ständiges
Begleitmineral der Erze ist Arsenkies, der die Aufbereitung ungemein
erschwert. Minerogenetisch interessant ist, daß der Antimonit der
Kreuzeckgruppe frei von Spurenelementen bzw. Mikroparagenesen ist, die an
Marmore gebundenen Antimonite der Goldeckgruppe Pb-Sb-Sulfosalze von z. T.
beträchtlicher Menge beinhalten. Pb-Gehalte bis zwölf Prozent konnten
wir feststellen. Im Rahmen des Forschungsvorhabens "Integrierte
Rohstofforschung in der Kreuzeckgruppe" haben wir in den Jahren 1980
bis 1982 einen Antimonschwerpunkt gesetzt. Ziel dieses Schwerpunktes war,
mit integrierten Methoden von bestehenden Vorkommen aus das mögliche
Lagerstättenpotential zu ergründen. Im Bereich der Radlbergalm konnten
wir mit rund 2000 Bodenproben den Nachweis erbringen, daß
strukturgebundene Sb-Anomalien auf 400 Höhenmeter bzw. zwei Kilometer im
Streichen vorliegen. Ein Schurf und Bohrprogramm blieb aus finanziellen Gründen
versagt. Am Rabant wurde mit derselben Methodik aufgezeigt, daß ein
prinzipieller Zusammenhang mit dem 2,5 km entfernten Sb-As-Au-Bergbau
Fundkofel bestehen könnte. Goldhaltige Arsenkiese ließen Jahre später
die Forschungstätigkeit wieder aufleben. Der Weltmarktpreis bei Antimon
und die zu erwartenden Aufbereitungsschwierigkeiten lassen derzeit eine
Exploration der Sb-Vorkommen nicht zu. GOLD
Die Ergebnisse des Forschungsschwerpunktes
"Integrierte Rohstofforschung in der Kreuzeckgruppe und angrenzenden
Gebieten" der Jahre 1979 bis 1982, die in enger Zusammenarbeit
Montanuniversität Leoben -BBU durchgeführt wurden, ergaben vielerorts
neue Indikationen goldführender Gesteine und Erze. Hohe Goldpreise führten
ab Mitte der achtziger Jahre dazu, daß ausländische Konzerne und Firmen
ein reges Interesse zeigten, Goldvorkommen in Kärnten zu untersuchen. So
z. B. die Firma Lundin, die im Bereich der Kliening (Saualpe)
Explorationsarbeiten durchführte. Im Nachbarland Salzburg war die Firma
St. Joe Mining Corporation tätig. Firma Minerex war österreichweit auf
Suche nach Gold. Vorgenannte Indikationen veranlaßten uns, zusammen mit
zwei ausländischen Partnern zu prüfen, ob in ausgewählten Gebieten ein
wirtschaftlich vertretbares Potential vorhanden ist. In die engere Wahl
gelangten die alten Goldbergbaue in der Siflitz (westliche Goldeckgruppe),
die Gangvorkommen im Gitschtal sowie die arsenkiesreichen Ausläufer des
Antimonbergbaues Rabant. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für einen
Goldbergbau im alpinen Raum liegen bei einer Mindestvorratsmenge von einer
Million Tonnen mit einem Goldgehalt von rund 10 g/t Roherz. Die
Forschungs- und Prospektionsergebnisse lassen erwarten, daß diese Prämissen
sehr schwer erfüllbar sein werden. LITHIUM
Zu Beginn der achtziger Jahre gelang es der Firma Minerex,
auf der Weinebene ein Spodumen-führendes Pegmatitvorkommen zu entdecken,
das in den Folgejahren auf 1,5 km im Streichen und 450 m Verflächen sehr
gründlich exploriert wurde. Mit 18 Millionen Tonnen Vorräten ist das
Vorkommen zweifellos das größte Spodumenvorkommen Europas. Mit 35
Schurfgräben, 64 Kernbohrungen mit 12 km Gesamtlänge und letztlich 1389
m Streckenauffahrungen wurde das vorgenannte Ziel erreicht.
Wirtschaftliches Ziel seit Projektbeginn war die Erzeugung von
Lithium-Karbonat, bzw. aus Spodumenkonzentrat Lithium-Metall zu erzeugen.
Für die Versorgung des europäischen Marktes war an eine Betriebsgröße
von 150.000 t Pegmatitmasse gedacht, um daraus rund 25.000 t
Spodumenkonzentrat mit rund sechs Prozent Li2O-Gehalt zu
produzieren. Weltmarktpreise bei Lithium und der seit Projektbeginn ständig
gefallene Dollar-Wechselkurs machten es unmöglich, den Bergbau in Betrieb
zu nehmen. Im April 1988 wurde der Schurfbetrieb der BBU übertragen. Als
Erben dieses Projektes haben wir uns zum Ziel gesetzt, alle verwertbaren
Komponenten der Pegmatitmasse -Feldspat, Quarz, Glimmer und Spodumen als
ein Industriemineralpaket zu vermarkten. Angesprochen ist die Glas- und
Keramikindustrie. Bei einer Betriebsgröße von 100.000 t jährlich könnte
der mitteleuropäische Markt mit vorgenannten Produkten zum Großteil
abgedeckt werden. Die unsicheren Faktoren für die Realisierung liegen bei
Produktqualitäten, Preisen und Konkurrenz. REGIONALE
UND ÜBERREGIONALE PROJEKTE
Der Mineralreichtum der geologischen Einheiten Kärntens
veranlaBte die Geologische Bundesanstalt, eine Vielzahl von
Rohstoffprojekten in unserem Bundesland durchzuführen. Vielfach war die
heimische Bergbauindustrie Anreger für Projekte, die für die Zukunft maßgebend
sind. Die österreichweit durchgeführte Bachsedimentgeochemie erbrachte
keine Kenntniserweiterung, daß in Kärnten unverhofft neue Lagerstätten
auftreten könnten. Hubschraubergeophysik, schwerpunktmäßig im Westen
der Bleiberger Lagerstätte und im Gailtalkristallin eingesetzt bestätigten
geologische Kartierungen und tektonische Strukturen Aussagen über
mineralisierte Zonen, speziell auf Buntmetalle, konnten aus der Luft nicht
getroffen werden. Die in den Jahren 1977/78 ins Leben gerufene
"Bund-Bundesländer Kooperation" half sehr tätig mit,
Geldmittel für die Lagerstättenforschung in Kärnten zu aktivieren.
Viele Projekte wurden teilweise oder zur Gänze finanziert. Großer Wert
wurde auf die Aufklärung des Rohstoffpotentials wie z. B. in der
Kreuzeckgruppe, dem Gailtalkristallin, den Karawanken, den Randbereichen
der Lagerstätte Bleiberg -gelegt. Spezialprojekte wie
Bergschlagforschung, Flußspatforschung, Erfassung des Rohstoffpotentials
an Spezialmetallen an sulfidischen Erzen wurden aus diesem
Finanzierungstopf gefördert bzw. überhaupt erst ermöglicht. ASPEKTE
FÜR DIE ZUKUNFT
Im abgelaufenen Jahrzehnt wurden für die Lagerstättenforschung,
Exploration und Aufschließung in Kärnten rund 700 Millionen Schilling
aufgewendet. Was konnte man mit diesen Aufwendungen innerhalb eines
Jahrzehntes erreichen? Wir konnten durch das Auffinden neuer Großraumerzkörper
den Weiter bestand des Pb-Zn-Bergbaues Bleiberg-Kreuth sichern dazu waren
zusätzlich 200 Millionen Schilling für Umweltschutzmaßnahmen in
Aufbereitung und Hütte notwendig. Firma Minerex gelang es, Europas größte
Lithium-Lagerstätte aufzufinden und zu erschließen. Die Vielzahl der
Lagerstättenforschungsergebnisse der letzten zehn Jahre hat zwar noch zu
keiner Bergbauinbetriebnahme außerhalb bestehender Betriebsstätten geführt,
sie bilden jedoch die Voraussetzung, um zum gegebenen Zeitpunkt eine
sinnvolle Exploration durchführen zu können. LITERATUR:
CERNY, I., SCHERER, E. SCHROLL:
Blei-Zink-Verteilungsmodell in stilliegenden Blei-Zink-Revieren der
Karawanken. - Arch. f. Lagerst.-Forsch. Geol. B.-A., Bd. 2, 12-22,5 Abb., 2
Tab., Wien 1982. CERNY, I.: Ausgewählte Ergebnisse der BBU-Lagerstättenforschung.
- BHM, 128, 6, 194-197, Wien (Springer) 1983. CERNY, I., & L.
KOSTELKA: The developement of the geological groundwork as basis for ore
prospecting at Bleiberg-Kreuth, Austria. -In: JANCOVIC, S. (Ed.) -Mineral
Deposits of the tethian eurasian metallogenetic belt between the Alps and
the Pamirs (Selected Examples), UNESCO/IGCP Proj. 169 "Geotectonic
Evolution and Metallogeny of Mediterranean and SW Asia". 62-68,2
Fig., Belgrade 1987. CERNY, I., P. MOSER & P. NEDEFF: Das Projekt
"Lithium Koralpe". - BHM, 134, 6, 151-165,15 Abb., 8 Tab., Wien
(Springer) 1989. CERNY, I.: Die karbonatgebundenen Blei-Zink-Lagerstätten
des alpinen und außeralpinen Mesozoikums. Die Bedeutung ihrer Geologie,
Stratigraphie und Faziesgebundenheit für Prospektion und Bewertung. -
Arch. f. Lagerst.-Forsch. Geol. B.-A., 11, 5-125, Wien 1989. FRIEDRICH, O. M.: Zur Erzlagerstättenkarte der Ostalpen. - Radex Rundschau, 7/8, 371-407,1 Beil., Radenthein 1953. GÖTZINGER, M.: Mineralisationen in den Gutensteiner
Schichten (Anis) in Österreich. - Arch. f. Lagerst.-forsch. Geol. B.-A.,
6,183-192,6 Abb., 3 Tab., Wien 1985. HAGEMEISTER, A.: Zyklische Sedimentatiom auf einer stabilen
Karbonatplattform: Die Raibler Schichten (Karn) des Drauzuges (Österreich).
- Unveröff. Dissertation Albert Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., 125
S., 39 Abb., 12 Taf., Freiburg 1986. SCHULZ, O.: 30 Jahre Pb-Zn-Forschung in den triadischen Karbonatgesteinen der Ostalpen. - Sitzber. Österr. Akad. Wiss., math.-naturw. KI., Abt. I, 192. Bd., 5. bis 10. Heft, 239-266, Wien 1983.
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